In dieser Hausarbeit werde ich mich mit der Fragestellung auseinandersetzen, inwiefern der Kindeswille im Zusammenhang mit dem Kindeswohl während eines hochstrittigen Scheidungsprozesses, im Kontext von Streit um das Sorge- oder Umgangsrecht, Beachtung findet. Weiterhin soll analysiert werden, mit welchen Herausforderungen die Beteiligten in familienrechtlichen Verfahren konfrontiert werden.
Das Ziel meiner Arbeit ist es, einen Überblick über den Begriff des Kindeswohls zu verschaffen, zu prüfen, inwiefern der Kindeswille in Zusammenhang mit dem Wohl des Kindes steht und wie diese Konstellation Beachtung findet, wenn es um hochstrittige Verfahren vor dem Familiengericht geht. Aufgrund der Fülle des Materials und den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen, in denen Aussagen über das Kindeswohl getroffen werden, ist es weder beabsichtigt, noch wäre es auch nur annähernd möglich einen vollständigen Überblick in dieser kurzen Arbeit zu verschaffen.
Betrachtet man die veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamt 2016 für das Jahr 2015, so wird die Dringlichkeit einer Auseinandersetzung mit der Thematik des Kindeswohls bei hochstrittigen Elternkonflikten deutlich. Im Jahr 2015 waren bundesweit 131.749 minderjährige Kinder von der Scheidung ihrer Eltern betroffen. Diese Zahl lässt Kinder aus Trennungsfamilien unberücksichtigt, in denen die versorgenden Elternteile nicht verheiratet waren. Vergleicht man die veröffentlichten Zahlen aus den Vorjahren, so erkennt man einen stetigen Anstieg von Ehescheidungen und den somit betroffenen minderjährigen Kindern. Eine Vielzahl von Paaren übernehmen nach ihrer Trennung die elterliche Verantwortung gemeinsam und organisieren sich mehr oder weniger einvernehmlich und autonom. Können die Eltern keinerlei Einvernehmen bezüglich des Sorge- und des Umgangsrechts mit ihren Kindern erzielen, besteht die Möglichkeit eines Antrages auf Regelung durch das Familiengericht. Von dieser Möglichkeit machen etwa 8 bis 10 Prozent der geschiedenen oder getrennten Eltern Gebrauch, die dann als hochstrittige oder hocheskalierte Fälle aktenkundig geführt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Kindeswohl
- Geschichtlicher Rückblick
- Kindeswohl heute
- Das Gericht als Vermittler und letzte Instanz
- Streit um das Sorge- oder Umgangsrecht im Kontext Kindeswohl
- Das Wächteramt „agieren“ oder „reagieren“ bei Kindeswohlgefährdung?
- Der Wille des Kindes
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Frage, wie der Kindeswille im Kontext eines hochstrittigen Scheidungsprozesses, insbesondere im Streit um das Sorge- oder Umgangsrecht, im Zusammenhang mit dem Kindeswohl Berücksichtigung findet. Darüber hinaus analysiert sie die Herausforderungen, denen die Beteiligten in familienrechtlichen Verfahren begegnen. Ziel der Arbeit ist es, einen Überblick über den Begriff des Kindeswohls zu geben, zu untersuchen, inwieweit der Kindeswille mit dem Kindeswohl zusammenhängt, und zu beleuchten, wie diese Konstellation in hochstrittigen Verfahren vor dem Familiengericht Berücksichtigung findet.
- Definition und Entwicklung des Kindeswohlbegriffs
- Rechtliche Rahmenbedingungen für das Kindeswohl im Scheidungsprozess
- Rolle des Familiengerichts bei der Wahrung des Kindeswohls
- Bedeutung des Kindeswillens im Kontext des Kindeswohls
- Herausforderungen in hochstrittigen Scheidungsprozessen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Hausarbeit vor und erläutert die Zielsetzung. Es werden die Relevanz der Thematik sowie die Bedeutung des Kindeswohls im Kontext von Scheidungsprozessen hervorgehoben. Zudem werden die Grenzen der Arbeit und die verwendeten Quellen genannt.
Das Kindeswohl
Dieses Kapitel bietet eine umfassende Einführung in den Begriff des Kindeswohls. Es wird die Bedeutung des Kindeswohlbegriffs im Sozialgesetzbuch (SGB VIII) und im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) erläutert. Darüber hinaus werden die verschiedenen Funktionen des Kindeswohlbegriffs, die Unterscheidung zwischen Entscheidungsmaßstab und Eingriffslegitimation sowie das Recht auf Umgang mit jedem Elternteil im Detail beleuchtet.
Das Gericht als Vermittler und letzte Instanz
Das dritte Kapitel behandelt die Rolle des Familiengerichts in hochstrittigen Scheidungsprozessen. Es werden die differentiellen Merkmale von hochstrittigen Scheidungsprozessen im Vergleich zu einvernehmlichen Trennungen beleuchtet und die Herausforderungen der Konfliktlösung im Fokus des Kindeswohls beleuchtet.
Der Wille des Kindes
Dieses Kapitel befasst sich mit der rechtlichen Bedeutung des Kindeswillens in Sorgerechtsentscheidungen. Es wird betont, dass das Kind nicht als Objekt in Sorgerechtsentscheidungen betrachtet werden darf, sondern eine Subjektstellung einnimmt, die die Anerkennung der Persönlichkeit und der Würde des Kindes erfordert.
Schlüsselwörter
Kindeswohl, Scheidungsprozess, Familiengericht, Sorgerecht, Umgangsrecht, Kindeswille, hochstrittig, Kindeswohlgefährdung, Wächteramt, Familienrecht, EU-Grundrechte, Eingriffslegitimation, Entscheidungsmaßstab.
- Citation du texte
- Manuel Bober (Auteur), 2018, Kindeswohl in Scheidungsprozessen. Das Gericht als Vermittler und der Wille des Kindes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1290340