Es zeigt sich, dass "White Saviorism" als postkoloniale Praxis vielerorts eine Debatte auslöst und sich dennoch eher im Bereich eines "Urban Dictionaries" verzeichnet. Vor diesem Hintergrund drängt sich die Frage auf, inwiefern sich die initiierten Begegnungen durch die Influencer:innen tatsächlich als Narrative von "White Saviorism" lesen lassen. Ausgehend von dem vorwissenschaftlichen Diskurs will diese Arbeit die polarisierenden an die Influencer:innen gerichtete Anschuldigungen mit akademischem Anspruch verhandeln – Wie verhält sich die These unter der Betrachtung wissenschaftlicher Maßstäbe?
In Anlehnung an Sand (2019) befindet sich im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit somit eine umfangreiche, jedoch qualitative Auswahl multimodaler Medientexte von Instagram-Auftritten der deutschen, weiß sozialisierten Influencer:innen Carmushka, Haticeschmidt und Fimbim. Hierbei eröffnen sich unterschiedliche Forschungsperspektiven: Da sich diese Arbeit im medienwissenschaftlichen Feld visueller Kultur verortet, liegt der Fokus der Betrachtung an der Grenze von "gut gemeinter" Sichtbarkeit und der Reproduktion kolonialer Bilder. Die Instagram-Performances werden als spezifische Fälle potenzieller Erscheinungsformen eines allgemeinen "White Saviorism"-Narrativs interpretiert und diskutiert. Als interdisziplinärer Gegenstand stellen die Medientexte die methodische Herangehensweise dieser Arbeit vor einige Herausforderungen: Das Thema erfordert einen dekonstruktiven Blick, so wie er in repräsentationskritischen Ansätzen zur Agenda gehört. Anstatt also eine einzige schematische Methodik abzuwickeln, verpflichtet sich die vorliegende Arbeit pluralistischen Untersuchungsmodi.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- 1. KONZEPT STATT METHODE...
- 2. THEORETISCHE RAHMUNG
- 2.1. Denkweisen und Akteur:innen im post_kolonialen Diskurs
- 2.1.1. Kolonialismus und neuere Anwendungsformen.
- 2.1.2. Rassismus als Maskierung und Weißsein als Demaskierung
- 2.2. >>White Saviorism« – Eine Haltung weiß Sozialisierter*?
- 2.3. Instagram und seine Influencer:innen
- 2.3.1. Zum medialen Dispositiv.
- 2.3.2. Influencer:innen, Medienschaffende, Content Creators?
- 3. MEDIENWISSENSCHAFTLICHE BETRACHTUNG
- 3.1. Post koloniale Medientheorie..
- 3.2. White Saviorism als Narrativ
- 3.3. Instagram-Accounts als transmediale Erzählungen....
- 4. DREI INSTAGRAM-ERZÄHLUNGEN ÜBER DAS, ANDERE – Eine Analyse.
- 4.1. @carmushka - content creator & entrepreneur & mum
- 4.1.1. Wie unglaublich perfekt kann ein Mensch sein?
- 4.1.2. Das White Savior-Potenzial der Erzählung.
- 4.2. @haticeschmidt - Ihr Leben ist kein Zufall
- 4.2.1. Wir waren die Gäste
- 4.2.2. Das White Savior-Potenzial der Erzählung.
- 4.3. @fimbim „Zwischen Öko-Vorbild und enervierendem Neoliberalismus“.
- 4.3.1. Beton mischen syrienstyle.......
- 4.3.2. Das White Savior-Potenzial der Erzählung.
- 5. DISKUSSION
- 5.1. Ein eindrucksvoller weißer Individualismus.
- 5.2. Follower:innen als Mitgestalter:innen – Die Zustimmung des Publikums….......
- 5.3. Vorgefundene Asymmetrien - Das, Andere' im Gegensatz zum‚Eigenen‘.......
- 5.4. Der Einfluss des Dispositivs
- 5.5. Die Merkmale von Narzissmus und Männlichkeit.
- 5.6. Sichtbare Unsichtbarkeiten? Zum White Saviorism-Repräsentationsmodus...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, wie Instagram-Influencer:innen aus dem "Globalen Norden" sich im Kontext von post_kolonialen Machtstrukturen in Ländern des "Globalen Südens" positionieren und ihre Rolle im >>White Saviorism<< untersuchen. Die Arbeit analysiert anhand von drei ausgewählten Instagram-Accounts, wie die Influencer:innen ihre "Hilfsbereitschaft" inszenieren, und welche Folgen diese für das Bild von "anderen" Kulturen haben können.
- Die Rolle von Instagram als Plattform für >>White Saviorism<<.
- Die Inszenierung von "Heldenhaftigkeit" durch Influencer:innen.
- Die Kritik am >>White Saviorism<< und seine Folgen für das Bild von "anderen" Kulturen.
- Die Relevanz von post_kolonialen Theorien für die Medienanalyse.
- Der Zusammenhang zwischen medialen Dispositiven und "White Saviorism" - Narrativen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik von "White Saviorism" auf Instagram vor und führt in die Analyse der drei Instagram-Accounts ein.
Kapitel 2 beleuchtet die theoretischen Grundlagen der Arbeit. Es werden post_koloniale Theorien zur Erklärung der Konstruktion von "anderen" Kulturen vorgestellt und der Begriff "White Saviorism" im Kontext von Instagram analysiert.
Kapitel 3 widmet sich der medienwissenschaftlichen Betrachtung von Instagram und erklärt die Relevanz der "White Saviorism" -Narrative in diesem Kontext.
Kapitel 4 analysiert die Instagram-Accounts von @carmushka, @haticeschmidt und @fimbim, um die "White Saviorism" -Narrative zu identifizieren und zu untersuchen.
Kapitel 5 diskutiert die Ergebnisse der Analyse und reflektiert die Auswirkungen von "White Saviorism" auf Instagram. Es wird beleuchtet, wie Influencer:innen ihre Reichweite nutzen, um sich selbst zu positionieren und dabei gleichzeitig post_koloniale Machtstrukturen zu reproduzieren.
Schlüsselwörter
White Saviorism, Instagram, Influencer:innen, Postkolonialismus, Medienanalyse, "Globaler Süden", "Globaler Norden", transmediale Erzählungen, Rassismus, Repräsentationsmodus.
- Arbeit zitieren
- Frederike Gadeberg (Autor:in), 2021, Das postkoloniale Narrativ des "White Savorism". Deutsche Influencer:innen zwischen "gut gemeinter" Sichtbarkeit und der Reproduktion kolonialer Bilder, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1290552