Die Bildungspolitik in der BRD in den 60er und 70er Jahren

Entwicklungen und Probleme


Trabajo de Seminario, 2007

15 Páginas, Calificación: 1,7


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Ursachen und Voraussetzungen für Bildungsplanung

3. Bildungskonzepte

4. Bildungspolitik vor 1964

5. Institutionelle Maßnahmen
5.1. Der Deutsche Bildungsrat
5.2. Die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung

6. Inhaltliche Maßnahmen
6.1. Der Strukturplan und der Bildungsbericht ’70
6.2. Der Bildungsgesamtplan

7. Weitere Probleme und das Ende der Bildungsreform

8. Fazit

9. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Bundesrepublik war in den 60er Jahren einem tief greifenden Wandel unterzogen. 1966 wurde die erste Große Koalition auf Bundesebene gebildet und die SPD – bis dahin Dauer-Oppositionspartei – war dadurch zum ersten Mal an einer Bundesregierung beteiligt. 1969 errangen die Sozialdemokraten unter Willy Brandt sogar die Kanzlerschaft und lösten CDU/CSU erstmals seit der Gründung der BRD von der Regierungsspitze ab.

Die 60er und frühen 70er Jahre waren auch die Zeit planungspolitischer Konzeptionen. Bereiche wie die Wirtschaftspolitik, Regierung oder Parlament unterlagen dem Glauben, mit entsprechenden Instrumenten „geplant“ und dementsprechend verbessert werden zu können. Ein besonderer Bereich, der dabei ebenfalls mit einbezogen wurde, war die Bildungspolitik, wo in jenem Jahrzehnt nie da gewesene Anstrengungen unternommen wurden, um die Schulen und Universitäten so umzugestalten, dass sie den damaligen Anforderungen nach gerecht werden konnten. Die Rede ist auch von Bildungsplanung.

Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit bildungspolitischen Entwicklungen in den 60er und 70er Jahren, wobei vor allem institutionelle und inhaltliche Maßnahmen untersucht werden sollen. Der Schwerpunkt der Inhalte liegt dabei auf dem Sekundarbereich (Schulen ab der 5. Klasse) und dem Tertiärbereich (Hochschulen). Daneben werden auch die bildungskonzeptionellen Ansätze kurz beleuchtet, die in der damaligen Zeit diskutiert wurden.

Hauptsächlich soll vor allem die Frage beantwortet werden, warum die Bildungspolitik bzw. Bildungsplanung letztendlich gescheitert ist und ob die Bildungsplanung letztendlich völlig nutzlos war. Daher wird in besonderem auf Probleme eingegangen, die durch die institutionellen und inhaltlichen Maßnahmen entstanden sind.

Über die Bildungspolitik in den 60er und 70er Jahren existiert umfangreiche, aber auch kontroverse Literatur. Die Streitfragen beziehen sich hauptsächlich auf die Nützlichkeit der Bildungsplanung. Bei den moderneren Beiträgen ist der von Wilfried Rudloff[1] besonders erwähnenswert. Dagegen sind unter den älteren Werken über den Zustand des Bildungswesens die von Georg Picht[2], Ralf Dahrendorf[3] und Friedrich Edding[4] hervorzuheben. Und bei Interesse an inhaltlichen Maßnahmen wird der Überblick von Hans-Georg Roth[5] über den Bildungsgesamtplan wichtig sein, der zudem noch eine prägnante Übersicht über andere Bereiche und Akteure gibt.

2. Ursachen und Voraussetzungen für Bildungsplanung

Zuallererst soll die Frage geklärt werden, warum es in den 60er Jahren überhaupt zur Entstehung einer gesamtstaatlichen Bildungsplanung kam. Einen sehr guten Überblick darüber gibt Heinrich Mäding, der folgende Punkte anführt: Erstens, entstanden ab ca. 1960 Denkansätze in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, die in das Bildungswesen implementiert wurden. Zweitens, wurden Forderungen nach einer Bildungsexpansion laut, um die gesellschaftliche Bildungsnachfrage zu befriedigen. Damit einher ging die Forderung nach Chancengleichheit im Bildungswesen, weil durch empirische Forschung soziale und regionale Unterschiede im Bildungssystem der BRD aufgedeckt wurden. Diese Unterschiede wiederum wurden erst von einzelnen Personen, die aufgrund der erwähnten Missstände eine Neuausrichtung der Bildungspolitik forderten, publik gemacht. Erst durch diese Punkte wurde Bildung letztendlich ein gefragtes politisches Thema, dem sich die Politiker von da an intensiver widmeten.[6]

Auf den ersten und den zweiten Punkt soll hier noch einmal kurz eingegangen werden: Schon 1963 veröffentlichte die Kultusministerkonferenz die so genannte „Bedarfsfeststellung“, in der die Schülerzahlen, der Bedarf an Lehrern sowie die dafür anfallenden Kosten kalkuliert wurden. Diese Probleme, die sich daraus für das Bildungswesen ergaben, wurden jedoch erst durch eine Artikelserie in „Christ und Welt“ von Georg Picht öffentlich gemacht. Er orientierte sich an der Bedarfsfeststellung und rechnete vor, dass der Schüleranstieg so dramatisch ausfallen würde, dass „sämtliche Hochschulabsolventen Lehrer werden [müssten], wenn unsere Schulen ausreichend mit Lehrern versorgt sein sollen.“[7]

Dies soll nur ein Bespiel sein. Des Weiteren zeigte er auch auf, dass die BRD im Vergleich zu anderen Ländern eine viel zu niedrige Abiturientenquote hatte.[8] Pichts Veröffentlichung darf nicht als Ursache für die damalige Bildungspolitik angesehen werden, weil es Diskussionen in jener Hinsicht schon in den 50er Jahren gab. Dennoch wurde durch ihn die damals vorherrschende internationale Rückständigkeit der BRD im Bildungssektor offen gelegt und damit die spezifische bildungspolitische Debatte ausgelöst, die bis in die 70er Jahre andauern sollte.[9]

3. Bildungskonzepte

In den 60er und 70er Jahren konkurrierten zwei verschiedene bildungspolitische Ansätze in der BRD. Zum einen das Konzept des so genannten social-demand-approach (Bildung als Bürgerrecht), welches von Ralf Dahrendorf geprägt wurde und die Leitlinie verfolgt, dass Bildung Menschenrecht ist und jedem zur Verfügung stehen sollte. Der Ansatz richtete sich nach der Nachfrage nach Bildung.[10]

Auf der anderen Seite stand das Konzept des manpower-recquirement-approach (Bildung als Wachstumsfaktor), was sich am Bedarf des Arbeitsmarktes orientiert.[11] In den USA entwickelt, wurde es in der BRD von Friedrich Edding propagiert. Verfechter dieser Bildungsökonomik erkannten, dass ein erheblicher Teil des wirtschaftlichen Wachstums auf den Faktor Bildung zurückging.[12]

In der Bildungsdebatte der 60er Jahre konnte sich letztendlich das Konzept des social-demand-approach durchsetzen. Grund dafür war, dass die Konzeption des manpower-requirement-approach dem Geist der damaligen Zeit widersprach und nicht zur damaligen Linie der Bildungsexpansion passte.[13] „Quantität und nicht Qualität stand im Vordergrund der bildungspolitischen Debatte.“[14]

4. Bildungspolitik vor 1964

Wie schon erwähnt, begann die bildungspolitische Debatte nicht erst um das Jahr 1964. Schon vorher wurden Anstrengungen in der Bildungspolitik unternommen, wenn auch nicht in einem so intensiven Maße wie von 1964 bis 1975.

In den 50er Jahren gab es erstmals Ansätze einer Bildungsreform. 1953 wurde der Deutsche Ausschuss für das Erziehung- und Bildungswesen ins Leben gerufen, eine Art Vorgänger des Deutschen Bildungsrates, der einen „Rahmenplan zur Umgestaltung und Vereinheitlichung des allgemeinen öffentlichen Schulwesens“ erarbeitete. Vier Jahre später vereinbarten Bund und Länder die Gründung des Deutschen Wissenschaftsrates, der noch heute existiert und sich damals vorrangig mit strukturellen Fragen der Hochschulpolitik beschäftigen sollte.[15] Der Wissenschaftsrat stellte damals eine eindeutige Überfüllung der Hochschulen fest. Angesichts dieses Mangels an Studienplätzen war es kein Wunder, dass es dann ab Mitte der 60er Jahre mehrere Universitätsneugründungen gab.[16]

Ein weiteres Beispiel für frühe Reformbemühungen war das Düsseldorfer Abkommen zur Vereinheitlichung auf dem Gebiet des Schulwesens im Jahre 1955.

5. Institutionelle Maßnahmen

5.1. Der Deutsche Bildungsrat

In der BRD wurde immer deutlicher, dass ein zentrales Beratungsorgan nötig wurde, was die Zusammenarbeit zwischen Politik und Wissenschaft verbessern sollte. Aus diesem Grunde wurde 1966 der Deutsche Bildungsrat als Nachfolgeorganisation für den Deutschen Ausschuss gegründet, von dem man sich auch eine verbesserte Kooperation zwischen Bund und Ländern erhoffte.[17] Seine Aufgabe war es, „Bedarfs- und Entwicklungspläne für das deutsche Bildungswesen [zu] entwerfen, Strukturpläne für das Bildungswesen [zu] erarbeiten und den Finanzbedarf [zu] berechnen (...) sowie Empfehlungen für eine langfristige Planung auf den verschiedenen Stufen des Bildungswesens auszusprechen.“[18] Der Bildungsrat war also eine auf die nationale Bildungspolitik ausgerichtete Institution. Ungewöhnlich war, dass bis dahin ein Ministerium fehlte, welches die Vorschläge des Rates verwerten konnte. Aus diesem Grund wurde das Bundesforschungsministerium in Bundesministerium für Erziehung und Wissenschaft umbenannt und seine Kompetenzen erweitert.[19]

[...]


[1] Rudloff, Wilfried: Bildungsplanung in den Jahren des Bildungsbooms, in: Frese, Matthias/ Paulus, Julia (Hrsg.): Demokratisierung und gesellschaftlicher Aufbruch. Die sechziger Jahre als Wendezeit der Bundesrepublik (= Forschungen zur Regionalgeschichte, Bd. 44), Paderborn 2005, S. 259-282.

[2] Picht, Georg: Die deutsche Bildungskatastrophe, München 1965.

[3] Dahrendorf, Ralf: Bildung ist Bürgerrecht. Plädoyer für eine aktive Bildungspolitik, Hamburg 1965.

[4] Edding, Friedrich: Ökonomie des Bildungswesens. Lehren und Lernen als Haushalt und als Investition. Freiburg 1963.

[5] Roth, Hans-Georg: Bildung und Ausbildung. Zum Bildungsgesamtplan, München 1975.

[6] Mäding, Heinrich: Infrastrukturplanung im Verkehrs- und Bildungssektor. Eine vergleichende Untersuchung zum gesamtstaatlichen Planungsprozess in der Bundesrepublik Deutschland (= Schriften zur öffentlichen Verwaltung und öffentlichen Wirtschaft, Bd. 41), Baden-Baden 1978, S. 218f.

[7] Picht: Bildungskatastrophe (wie Anm. 2), S. 13f.

[8] Vgl. Picht: Bildungskatastrophe (wie Anm. 2), S. 16f.

[9] Vgl. Kenkmann, Alfons: Von der bundesdeutschen „Bildungsmisere“ zur Bildungsreform in den 60er Jahren, in: Schildt, Axel/ Siegfried, Detlef/ Lammers, Karl Christian (Hrsg.): Dynamische Zeiten. Die 60er Jahre in den beiden deutschen Gesellschaften (= Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte, Bd. 37), Hamburg 2000, S. 402-423, hier S. 403.

[10] Vgl. Rudloff: Bildungsplanung (wie Anm. 1), hier S. 270.

[11] Vgl. ebd., hier S. 271.

[12] Vgl. Maier, Hans: Entwicklung und Zukunftsperspektiven heutiger Bildungspolitik, in: Raith, Werner (Hrsg.): Wohin steuert die Bildungspolitik?, Frankfurt am Main/ New York 1979, S. 26-42, hier S. 26.

[13] Vgl. Rudloff: Bildungsplanung (wie Anm. 1), hier S. 272.

[14] Kenkmann: Bildungsreform (wie Anm. 9), hier S. 408.

[15] Vgl. Arnold, Rolf/ Marz, Fritz: Einführung in die Bildungspolitik. Grundlagen, Entwicklungen, Probleme, Stuttgart u.a. 1979, S. 19.

[16] Vgl. Kenkmann: Bildungsreform (wie Anm. 9), hier S. 415ff.

[17] Vgl. Arnold/ Marz: Bildungspolitik (wie Anm. 15), S. 20.

[18] Becker, Hellmut: Bildungsforschung, Bildungsplanung, Bildungspolitik, in: Schorb, Alfons Otto (Hrsg.): Bildungsplanung und Bildungspolitik (= Erziehungswissenschaftliche Reihe, Bd. 9), Frankfurt am Main 1972, S. 158-166, hier S. 165.

[19] Vgl. Hearnden, Arthur: Bildungspolitik in der BRD und DDR, Düsseldorf 1973, S. 192f.

Final del extracto de 15 páginas

Detalles

Título
Die Bildungspolitik in der BRD in den 60er und 70er Jahren
Subtítulo
Entwicklungen und Probleme
Universidad
http://www.uni-jena.de/  (Historisches Institut)
Curso
Verwissenschaftlichung der Politik? Wandel politischer Konzeptionen in der BRD
Calificación
1,7
Autor
Año
2007
Páginas
15
No. de catálogo
V129055
ISBN (Ebook)
9783640354023
ISBN (Libro)
9783640353651
Tamaño de fichero
470 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Bildungspolitik, Bildungspolitik BRD, Bildungsplanung, BRD 60er, BRD 70er, Bildungsreform
Citar trabajo
Felix Reibestein (Autor), 2007, Die Bildungspolitik in der BRD in den 60er und 70er Jahren, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129055

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