Goethes „Iphigenie auf Tauris“: Wunder der Humanität durch Leistung der Weiblichkeit?


Trabajo Escrito, 2008

20 Páginas, Calificación: 1,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Die Ursprünge der Goetheschen „Iphigenie“
1.1 Der Tantalidenmythos
1.2 Goethes Vorlagen: Übereinstimmungen und Unterschiede

2. Die Rolle der Weiblichkeit
2.1 Iphigenie: kein geschlechtliches Neutrum
2.2 Iphigenies Weiblichkeit als wirkender Faktor

3. Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Goethes Drama „Iphigenie auf Tauris“ war schon zu seiner Zeit kein einfaches Stück. Nicht nur das Publikum, sondern im Laufe der Zeit auch der Dichter selbst, hatten mit dem Drama ihre Schwierigkeiten. Dafür ist, neben einem von Goethe zu hohen vorausgesetzten Bildungsstandard, auch die starke Idealisierung der Hauptfigur verantwortlich, die eine gefühlsbetonte Identifikation kaum zulässt. So schrieb Goethe selbst knapp 20 Jahre nach der ersten Niederschrift in einem Brief an Schiller mit Bezug auf die bevorstehende Weimarer Inszenierung den in der Forschung viel zitierten Satz: „Ich habe hie und da hineingesehen, es ist ganz verteufelt human…“ (19. Januar 1802).

Ein Grund dafür könnten seine stark veränderten Lebensumstände sein, die möglicherweise dazu führten, dass er sein Werk nun wesentlich distanzierter wahrnahm. So schrieb er das Stück im Zuge der Rekrutenaushebung für den Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach, in dessen Dienst er am 7. November 1775 eingetreten war. Zu Hofe lernte er dabei die hochgebildete Hofdame Charlotte von Stein kennen und entwickelte eine Liebe, die von ihr nie erwidert wurde. Die Unerfüllbarkeit dieser Liebe nicht mehr ertragend, verließ Goethe Weimar und begab sich auf seine Italienreise, wo er von September 1786 bis Juni 1788 lebte. Die Reise schlug sich auch in der Umschreibung seiner „Iphigenie auf Tauris“ nieder.[1] Er entfernte sich von der prosaischen Form und dadurch auch vom Realitätsbezug des Stücks zum Erreichen einer stärkeren Idealisierung und wollte damit zeigen, dass das Ideal allein in der Kunst seinen Platz hat.[2]

Neben den Unternehmungen, das Drama ausschließlich vor diesen historischen Hintergründen zu untersuchen, existieren in der nunmehr über 200 jährigen Geschichte des Stücks sehr unterschiedliche Ansätze zur Interpretation. Sie reichen von den Gewaltverhältnissen in Familie und Gesellschaft über ein neues Herrscherbild bis zur neuen Darstellung der Rolle der Frau und der stark idealisierten Erscheinung der Protagonistin.

In dieser Arbeit soll in erster Linie auf die Bedeutung der Weiblichkeit für den Verlauf der Handlung eingegangen werden. Teilweise darin einfließende Bereiche, die normalerweise eingängiger hätten behandelt werden können, sind aufgrund des beschränkten Umfangs ausgeklammert oder nur in nötigster Kürze beschrieben. Während der erste Teil der Arbeit die Hintergründe und literarischen Ursprünge von Goethes Iphigenie näher bringen soll, beschäftigt sich der zweite Teil mit der Untersuchung, inwiefern die Protagonistin die Rolle einer Frau erfüllt und wie sie dadurch auf das Geschehen des Dramas Einfluss nimmt.

1. Die Ursprünge der Goetheschen „Iphigenie“

Die in Goethes „Iphigenie auf Tauris“ behandelte Thematik entspringt der griechischen Mythologie. Er schrieb die erste Version des Stücks, eine Prosafassung, zwischen 1778 und 1779, die 1802, mit Goethe selbst in der Rolle des Orest, in Weimar uraufgeführt wurde.

Als wichtigste Vorlage gilt Euripides antikes Drama „Iphigenie im Taurerlande“, welches um 412 vor Christus in Athen uraufgeführt wurde. Zwar ist die Problematik des Stückes bei Goethe anders akzentuiert[3], jedoch spielt auch bei ihm das tragische Schicksal des Atridengeschlechts eine entscheidende Rolle. Zum besseren Verständnis der Hintergründe des Stücks soll deshalb die sogenannte Tantalidensage kurz erläutert werden.

1.1 Der Tantalidenmythos

Nach einer der überlieferten Versionen war Tantalus, Ahne von Iphigenie und Orest, ein Sohn des Tmelos und der Pluto. Eine weitere, und an diese lehnt Goethe sich an, erwähnt Zeus als den Vater des Tantalus. Ebenso existieren verschiedene Varianten bezüglich des Vergehens, dessen er sich vor den Göttern schuldig macht. So soll er die Götter zu seiner Tafel geladen haben, um ihnen als Test ihrer Allwissenheit seinen eigenen Sohn als Speise vorzusetzen. Goethe aber bezieht sich in seinem Drama auf die Ausführung, in der Tantalus mit den Göttern speist und anschließend die Pläne, die Zeus ihm dabei anvertraut, an die Menschen verrät.[4] Daraufhin wird er von Zeus bestraft: bei ewigem Hunger und Durst wird er in die Unterwelt verbannt, über ihm ein bedrohlicher Felsbrocken hängend. Zusätzlich, und das ist für das Stück von besonderer Bedeutung, verflucht Zeus alle Nachkommen des Tantalus. Dazu gehören auch Atreus mit seinen Söhnen Agamemnon und Menelaos. Iphigenie und ihre Geschwister, Elektra und Orest, sind wiederum die Kinder dieses Agamemnon und seiner Frau Klytaimnestra. Helena, die Frau von Menelaos, Agamemnons Bruder, wird von Paris, dem Sohn des trojanischen Königs Priamos, entführt. Die Griechen wollen dies mit einem Angriff auf Troja rächen und formieren ihre Flotte, jedoch hindert sie eine Flaute am Aufbruch. Die Göttin der Jagd, Artemis (lateinisch Diana), verspricht günstigen Wind, sollte Agamemnon ihr seine schönste Tochter opfern. Agamemnon greift zu einer List: Zur Heirat mit Achilleus soll Iphigeneia von Mykene nach Aulis gelockt werden, um sich dann durch ihren Vater opfern zu lassen. Die Göttin aber verschont Iphigeneia, hüllt sie auf dem Opferaltar in eine Wolke, die sie nach Tauris trägt, und tauscht das Opfer unbemerkt gegen eine tote Hirschkuh aus.

Währenddessen muss Iphigeneia auf Tauris der Göttin als Priesterin dienen und dem Brauch der barbarischen Skythen folgen, der es vorsieht, alle Fremden, die an der Küste der Halbinsel stranden, zu opfern.

Klytaimnestra ist über die Opferung ihrer Tochter erbost und lässt sich durch ihren Liebhaber Aigisthos rächen, der Agamemnon nach seiner Rückkehr aus Troja tötet.

Orest indes ist bei seinem Onkel Strophios und dessen Sohn Pylades aufgewachsen und wird vom delphischen Apollon zur Rache an Aigisthos und Klytaimnestra aufgerufen. Als Folge des Muttermordes wird er von nun an durch die Erinnyen, den Rachegöttinnen, verfolgt.

Erlösung soll ihm nur wiederfahren, so verheißt ihm das Orakel in Delphi, wenn er die hölzerne Kultfigur der Artemis aus dem Tempel in Tauris nach Griechenland bringt. Also begeben sich Orest und Pylades nach Tauris, wo die „taurische Episode“ einsetzt.[5]

[...]


[1] Vergl. Eberhard Hermes: „Interpretationshilfen Ideal und Wirklichkeit – Lessing ‚Nathan’ / Goethe ‚Iphigenie’ / Brecht ‚Der gute Mensch von Sezuan’“. 1. Auflage, Stuttgart, 1999, S. 65/66

[2] Vergl. Peter Matussek: Goethe zur Einführung. Hamburg 2002, S. 117

[3] Zu Goethes Rezeption früherer „Iphigenie“-Versionen wird an anderer Stelle noch eingegangen.

[4] Vergl. Achim Geisenhanslüke: „Johann Wolfgang Goethe: Iphigenie auf Tauris“. München, 1997, S. 7

[5] Vergl. Hermes, S. 73, 74

Final del extracto de 20 páginas

Detalles

Título
Goethes „Iphigenie auf Tauris“: Wunder der Humanität durch Leistung der Weiblichkeit?
Universidad
University of Dusseldorf "Heinrich Heine"
Calificación
1,3
Autor
Año
2008
Páginas
20
No. de catálogo
V129288
ISBN (Ebook)
9783640380404
ISBN (Libro)
9783640380190
Tamaño de fichero
482 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Goethes, Tauris“, Wunder, Humanität, Leistung, Weiblichkeit, Iphigenie auf Tauris
Citar trabajo
Daniel Bittmann (Autor), 2008, Goethes „Iphigenie auf Tauris“: Wunder der Humanität durch Leistung der Weiblichkeit?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129288

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