In seinem Entwurf zur Kritik der historischen Vernunft behandelt Wilhelm Dilthey die Frage, wie in den Geisteswissenschaften, obwohl sie prinzipiell das subjektive Erleben als Gegenstand haben, trotzdem objektives Wissen möglich ist. Er stellt sich die Aufgabe die Beschaffenheit der Geisteswissenschaften zu erkennen, um sie durch eine genaue Terminologie von den Naturwissenschaften, insbesondere was ihre Methode betrifft. Der Gegenstand der Geisteswissenschaften ist die geistige Wirklichkeit des Subjekts. Dies steht im Gegensatz zum Gegenstand der Naturwissenschaften, die sich ausschließlich mit den physischen Phänomenen, die rein objektiv und unabhängig vom Menschen sind, auseinandersetzen. Deshalb ist eine Erkenntnistheorie der Geschichte mit den Kategorien von Kant nicht möglich, die als Maßstäbe Mathematik und formale Logik für die Denkformen und Denkgesetze im Subjekt verwenden. Dilthey erschafft neue Kategorien, die helfen sollen die Objektivität der im Subjekt geschaffenen geistigen Welt zu erkennen und die Frage zu klären, inwiefern dies zur Lösung des Erkenntnisproblems beitragen kann.
Inhaltsverzeichnis
- Darstellung und Diskussion des Projekts einer ,,Kritik der historischen Vernunft" bei Dilthey
- Das Erleben
- Die Zeitlichkeit
- Zusammenhang
- Das Wissen von der geistigen Welt
- Die Kategorien von Wert, Zweck und Bedeutung
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay befasst sich mit Wilhelm Diltheys Entwurf zur Kritik der historischen Vernunft und untersucht, wie in den Geisteswissenschaften objektives Wissen trotz des subjektiven Erlebens möglich ist. Dilthey entwickelt neue Kategorien, um die Objektivität der geistigen Welt zu erfassen und das Erkenntnisproblem zu lösen.
- Die Beschaffenheit der Geisteswissenschaften und ihre Abgrenzung von den Naturwissenschaften
- Die Rolle des Erlebens, Ausdrucks und Verstehens in der geistigen Welt
- Die Bedeutung der Zeitlichkeit und ihre Kategorien für die historische Vernunft
- Die Entstehung von Wissen über die geistige Welt durch Erleben, Verstehen und historische Auffassung
- Die Kategorien von Wert, Zweck und Bedeutung als Grundlage für das Verstehen des Lebensverlaufs
Zusammenfassung der Kapitel
Der Essay beginnt mit einer Einführung in Diltheys Kritik der historischen Vernunft und stellt die Frage nach der Möglichkeit objektiven Wissens in den Geisteswissenschaften. Dilthey argumentiert, dass die Kategorien der Naturwissenschaften nicht auf die Geisteswissenschaften anwendbar sind, da diese sich mit dem subjektiven Erleben befassen. Er entwickelt daher neue Kategorien, die die Objektivität der geistigen Welt erfassen sollen.
Im nächsten Kapitel wird der Begriff des Erlebens behandelt. Dilthey stellt fest, dass das Erlebte ausgedrückt und der Ausdruck verstanden wird. Er unterscheidet zwischen formalen und realen Kategorien, wobei die realen Kategorien ihren Ursprung in der geistigen Welt haben. Die wichtigste kategoriale Bestimmung des Lebens ist für Dilthey die Zeitlichkeit, die er als „rastloses Vorrücken der Gegenwart“ beschreibt. Aus diesem Zeitbegriff leitet er die Kategorien der Wirklichkeit und der Möglichkeit ab.
Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Zusammenhang von Erlebnissen. Dilthey argumentiert, dass der Lebensverlauf aus zusammenhängenden Erlebnissen besteht und dass die Kategorie des Zusammenhangs ihren Ursprung im Leben hat. Er stellt fest, dass das Erleben die Welt des Materiellen verlässt und sich in der geistigen Wirklichkeit befindet, die einen von ihren physischen Bedingungen unabhängigen Wert hat.
Im vierten Kapitel wird die Entstehung von Wissen über die geistige Welt behandelt. Dilthey argumentiert, dass das Wissen durch das „Zusammenwirken von Erleben, Verstehen anderer Personen, historischer Auffassung von Gemeinsamkeiten als Subjekten geschichtlichen Wirkens, schließlich des objektiven Geistes“ entsteht. Er betont die Bedeutung des Erlebens für die Erkenntnis von geistigen Sachverhalten.
Das fünfte Kapitel behandelt die Kategorien von Wert, Zweck und Bedeutung. Dilthey argumentiert, dass diese Kategorien das Ganze des Lebens in verschiedener Weise dem Verstehen zugänglich machen. Die Kategorie der Bedeutung ist die eigenste Kategorie geschichtlichen Denkens und kann die anderen Kategorien überwinden.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Kritik der historischen Vernunft, die Geisteswissenschaften, das Erleben, die Zeitlichkeit, die Kategorien, die Objektivität der geistigen Welt, das Verstehen, Wert, Zweck und Bedeutung. Diltheys Entwurf zur Kritik der historischen Vernunft stellt eine wichtige Grundlage für die Erforschung der Geisteswissenschaften dar und bietet wertvolle Einblicke in die Frage, wie objektives Wissen in diesen Disziplinen möglich ist.
- Arbeit zitieren
- Deniz Tavli (Autor:in), 2007, Darstellung und Diskussion des Projekts einer "Kritik der historischen Vernunft" bei Dilthey, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129415