Die Covid-19-Pandemie und die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Auswirkungen, Auffälligkeiten und Handlungsmöglichkeiten


Bachelorarbeit, 2022

55 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe

I Inhaltsverzeichnis

II Abbildungsverzeichnis

III Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Definition
2.1 Covid-19
2.2 Infektionsschutzmaßnahmen

3 Kinder und Jugendliche vor der Covid-19-Pandemie
3.1 Familiäre Voraussetzungen
3.2 Freizeitverhalten
3.3 Psychische Gesundheit

4 Methodik

5 Kinder und Jugendliche in der Covid-19-Pandemie
5.1 Freizeitverhalten
5.2 Schule und Lernen

6 Gesundheit und Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen in der Covid-19-Pandemie
6.1 Psychische Gesundheit und Wohlbefinden
6.2 Covid-19 Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen

7 Handlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten
7.1 Äußere Umstände und politische Maßnahmen
7.2 Interventions- und Präventionsprogramme

8 Diskussion und Fazit
8.1 Diskussion der Ergebnisse
8.2 Fazit

9 Literaturverzeichnis

Zusammenfassung

Das Ziel dieser Arbeit ist es die psychosozialen sowie gesundheitlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf Kinder und Jugendliche zu beschreiben und mögliche Ursachen zu benennen. Weiterhin wird die Frage geklärt, welche Folgen diese Krisenzeit für vorbelastete Kinder und Jugendliche bisher hatte. Um diese Fragen zu beantworten, werden Quer- und Längsschnittstudien aus der Zeit vor und während der Covid-19-Pandemie analysiert und verglichen. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass psychische Auffälligkeiten sowie psychosomatische Symptome in den ersten 28 Monaten der Covid-19-Pandemie zugenommen haben und die psychische Belastung besonders hoch war zu den Zeitpunkten der Lockdowns und den damit verbundenen Schulschließungen. Dabei zeigten Vorbelastete Kinder und Jugendliche ein drei- bis fünffach erhöhtes Risiko für psychische Auffälligkeiten. Gründe für diese Verschlechterungen sind unter anderem die Belastungen durch das SARS-CoV-2-Virus, die Einschränkungen aufgrund der Infektionsschutzmaßnahmen und die Überlastung von pädagogischen, sowie therapeutischen Fachkräften.

Kinder und Jugendliche müssen zukünftig besser unterstützt werden und sollten vor einer Infektion mit dem SARS-CoV-2 Virus sowie psychischen Belastungen geschützt werden.

Abstract

The aim of this paper is to describe the psychosocial and health effects of the Covid 19 pandemic on children and adolescents and to identify possible causes. Furthermore, the question is clarified, which consequences this crisis period has had so far for pre-stressed children and adolescents. To answer these questions, cross-sectional and longitudinal studies from before and during the Covid-19 pandemic will be analyzed and compared. Results have shown that mental health problems as well as psychosomatic symptoms increased during the first 28 months of the Covid 19 pandemic, and mental health distress was particularly high at the times of the lockdowns and associated school closures. In this context, pre-stressed children and adolescents showed a three- to fivefold increased risk for mental health problems. Reasons for these deteriorations include the stress caused by the SARS-CoV-2 virus, the restrictions due to infection control measures and the overload of educational and therapeutic staff.

Children and adolescents must be better supported in the future and should be protected from infection with the SARS-CoV-2 virus as well as psychological stress.

II Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Familien mit einem oder mehr Kind(ern) unter 18 Jahren in Deutschland, nach Familienform, in Prozent, 2019

Abbildung 2: Familien mit einem oder mehr Kind(ern) unter 18 Jahren nach monatlichen Nettoeinkommen und Familienformen, in Prozent, 2019

Abbildung 3: Tätigkeiten während der Schulschließung im ersten Lockdown 2020 von Kindern und Jugendlichen, nach Geschlecht, in Prozent

Abbildung 4: Anzahl der teilgenommenen Kinder, Jugendliche und Eltern in der COPSY Welle 1,2 und 3

Abbildung 5: Gesundheitsbezogene Lebensqualität anhand des HRQoL Fragebogens in der COPSY Studie

Abbildung 6: Psychische Auffälligkeiten von Kindern und Jugendlichen anhand COPSY WELLE 1 – 3, in Prozent

III Abkürzungsverzeichnis

BELLA Befragung zum seelischen Wohlbefinden und Verhalten

COPSY Corona und Psyche

Covid-19 Coronavirus Disease 2019

JuCo Jugend und Corona

KiGGS Kinder und Jugendgesundheitssurvey

KJP Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

PIMS Pediatric Inflamatory Multisystem Syndrom

RKI Robert Koch-Institut

SARS-CoV-2 Schwere-Akute-Respiratorische-Syndrom-Virus-Typ-2

SDQ Stärken und Schwächen Fragebogen

WHO World Health Organization

1 Einleitung

Die städtische Gesundheitsbehörde von Wuhan der Provinz Hubei in China meldete am 31. Dezember 2019 eine Häufung von Lungenentzündungen. Schnell stellte sich heraus, dass es sich dabei um das, zu der Zeit noch neuartige, SARS-CoV-2 Virus handelte. Der erste Fall erreichte Deutschland am 27. Januar 2020. Der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn zeigte sich zuversichtlich und vorbereitet. Diese Zuversicht konnte sich in den kommenden Monaten nicht bewahrheiten. Am 11. März 2020 erklärt die World Health Organization (WHO) Covid-19 zu einer Pandemie. Die Infektionszahlen stiegen an und das Virus verbreitete sich langsam, aber stetig in ganz Deutschland. Die ersten Großveranstaltungen wurden verboten, Einreisebeschränkungen verhängt, Schulen und Kitas geschlossen. Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von einer Herausforderung mit historischem Ausmaß. Am 22. März 2020 wurden die ersten bundesweiten Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen beschlossen. Folgend mussten Gastronomie- und Kulturbetriebe, Hotels und ebenso bestimmte Dienstleistungsbetriebe und Geschäfte schließen. Im öffentlichen Raum war der Abstand von 1,50m zu anderen Personen vorgegeben. Zudem wurde begrenzt wie viel Personen sich im öffentlichen Raum treffen durften. Das war der Anfang des Lockdowns im Jahr 2020. In den folgenden 28 Monaten wurden Maßnahmen wieder gelockert und auch wieder verstärkt oder neu verhängt, abhängig von den Covid-19 Infektionszahlen und, später in der Covid-19-Pandemie, der Belastung in den Krankenhäusern durch Covid-19 Erkrankte. Die Covid-19-Pandemie war folgend von Unsicherheiten geprägt. Die Maßnahmen und das Virus belasteten viele Teile der Bevölkerung (Bundesgesundheitsministerium, 2022; World Health Organization, 2022; MDR, 2020). Gerade Kinder und Jugendliche haben in dieser Zeit einen hohen Grad an Belastung erlebt. Ravens-Sieberer, die Forschungsleiterin einer repräsentativen Studie, die sich mit den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf Kinder und Jugendliche beschäftigt hat, beschreibt den Beginn der Covid-19-Pandemie als Moment, in dem sich das Leben von Millionen Kindern und Jugendlichen schlagartig änderte. Ab diesem Zeitpunkt war das bisherige Leben von Kindern und Jugendlichen maßgeblich eingeschränkt. So waren nicht nur die Schulen und Kitas geschlossen, sondern teilweise auch Spielplätze, Freizeit- und Sporteinrichtungen, die Kinder und Jugendliche sonst besuchten. Ein Kontakt zu Freunden war nur noch über digitale Medien oder Telefone möglich (Hennig, Ravens-Sieberer, Vilser, 2022). Diese Bachelorarbeit beschäftigt sich mit den Auswirkungen dieser Krisenzeit auf das Leben, die Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen. Dabei wird die Frage beantwortet, welche Bereiche des Lebens von Kindern und Jugendlichen negativ beeinflusst wurden und welche Auswirkungen dieser Einfluss hatte. Daten und Studien von vor der Pandemie sollen dabei helfen, interpretieren zu können, wie stark die individuellen Veränderungen und Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche bisher waren. Wie Risikogruppen, die schon vor der Covid-19-Pandemie belastet waren, auf die Belastungen reagiert haben, wird folgend untersucht. Schlussendlich werden die Informationen genutzt, um Handlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten für den zukünftigen Verlauf der Covid-19-Pandemie zu benennen.

2 Definition

2.1 Covid-19

Coronavirus Disease 2019 oder kurz Covid-19 ist eine Erkrankung die von dem SARS-CoV-2 Virus ausgelöst wird. SARS-CoV-2 steht für Schwere-Akute-Respiratorische-Syndrom-Virus-Typ-2. Das Virus wird hauptsächlich über die Einatmung von Partikeln mit Viruslast übertragen. Diese werden Aerosole genannt und können über einen gewissen Zeitraum in der Luft schweben. Ebenso ist eine Übertragung mithilfe von direkter oder indirekter Schmierinfektion möglich. Das Virus hat eine hohe Übertragungsrate, die durch eine Infektiosität vor möglichen Symptombeginn begünstigt wird. Durchschnittlich beträgt die Inkubationszeit fünf Tage. Nach diesen fünf Tagen ist eine Person rund 7 Tage hoch ansteckend und weitere 14 Tage leicht ansteckend. Nach einer Infektion sind bei symptomatischen Patienten primär die oberen und unteren Atemwege betroffen. Weiterhin können auch andere Organe betroffen sein die eine hohe Anzahl an ACE-2 Rezeptoren aufweisen. ACE-2 ist der Rezeptor den das SARS-CoV-2 Virus nutzt, um in den Körper einzudringen. Neben der Lunge können also auch Organe wie, Darm, Niere, Leber, Gefäße, Nervensysteme und Herz betroffen sein. Typische Krankheitssymptome sind dabei Husten, Schnupfen, Fieber und auch die Störung des Geruchs- und Geschmackssinns. Außerdem können als Begleiterscheinungen Kopf-, Gliederschmerzen, Appetitlosigkeit, Halsschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen, Schwindel und Verwirrtheit auftreten. Im Verlauf der Pandemie konnten Menschen über 60 Jahren und Menschen mit relevanten Vorerkrankungen (u.a. Herzerkrankungen, Diabetes, Krebs, Übergewicht, Immunsupprimierte und Raucher) als Personen mit einen erhöhtem Risiko auf einen schweren, und damit eventuellen tödlichen, Verlauf identifiziert werden. Aufgrund der Eigenschaft von Viren zu mutieren hat sich dieses Risiko und damit auch die Übertragbarkeit, sowie die Schwere der Erkrankung im Verlauf der Pandemie mehrfach verändert. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass ein Anteil von etwa 2 % aller Covid-19-Erkrankungen schwer verläuft (Schnitzler, S. 751-759).

2.2 Infektionsschutzmaßnahmen

Als Infektionsschutzmaßnahmen werden Maßnahmen verstanden die „…auf die Verhütung des Entstehens oder die Verhinderung der Weiterverbreitung einer Infektionskrankheit gerichtet sind“ (Robert Koch-Institut, 2015, S. 116).

Im Kontext dieses Infektionsschutzes können Quarantänemaßnahmen zur zeitweiligen „…Absonderung gesunder Personen, die verdächtig sind, von einer kontagiösen Krankheit angesteckt zu sein …“ verhängt werden (Robert Koch-Institut, 2015, S. 107). Ebenso können Sperrmaßnahmen angeordnet werden deren Ziel es ist „… durch Verbote, Abgrenzung und Absperrung … die Weiterverbreitung der Infektion zu unterbinden. … Die Maßnahmen reichen von der zeitweiligen Aufnahmesperre in Gemeinschaftseinrichtungen bis zur Einschränkung der Bewegungsfreiheit von Teilen der Bevölkerung …“ (Robert Koch-Institut, 2015, S. 120). So wurden auch zur Eindämmung des SARS-CoV-2 Virus in Deutschland Maßnahmen verhängt. Diese Maßnahmen wurden anhand der Infektionszahlen beschlossen und auch wieder gelockert. Aufgrund des föderalen Systems waren diese Maßnahmen oftmals unterschiedlich zwischen den 16 Bundesländern. Zu den Maßnahmen gehörten, in den ersten 28 Monaten der Covid-19-Pandemie, unter anderem Einreisebeschränkungen, Maskenpflicht, Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen im privaten und öffentlichen Raum, Schul- und Kitaschließungen, Schließung von Gastronomie- und Kulturbetrieben, Schließung von Geschäften des nicht täglichen Bedarf, Schließung von körpernahen Dienstleistungsgeschäften, Schließung von Parks, Spiel- und Sportplätzen, Schließung von Schwimmbädern, Schließung von offenen Kinder- und Jugendeinrichtungen, Testpflicht in Schulen und das Verbot, beziehungsweise die Einschränkung der Teilnehmerzahl, von Großveranstaltungen. Durch diese Maßnahmen fielen auch Klassenfahrten, Abschlussfahrten, Abschlussveranstaltungen, Ferienfreizeiten, Urlaubsreisen, Konzerte und Festivals aus (Bundesministerium des Innern und für Heimat, 2020; Bundesregierung, 2020a; Bundesregierung, 2020b; Bujard, von den Driesch, Ruckdeschel, Laß, Thönnissen, Schumann, Schneider, 2021, S. 7-10; Jungblut, 2020; Schlott, 2020; Riemer, MDR Sachsen-Anhalt, 2021).

3 Kinder und Jugendliche vor der Covid-19-Pandemie

3.1 Familiäre Voraussetzungen

In Deutschland lebten 2019 etwa 19,1 Millionen Kinder und Jugendliche, davon sind etwa 71 % unter 18 Jahren, das sind rund 13,5 Millionen Kinder und Jugendliche (Hochgürtel, Sommer, 2021, S.60). Diese Kinder und Jugendlichen wachsen unter verschiedenen Voraussetzungen auf und haben folgend auch unterschiedliche Vorbelastungen. Nach Hochgürtel und Sommer (2021, S. 58 ff.) bestehen die meisten Familien in Deutschland aus Ehepaaren oder Lebensgemeinschaften, mit einem oder mehreren Kindern. Diese Familienform trifft in Deutschland auf etwa 82 % aller Familien zu. Neben Familien mit mehreren Erziehungsberichtigten, die im selben Haushalt leben, gibt es noch alleinerziehende Mütter und Väter. Diese machen einen Anteil aller Familien von rund 19 % aus (Abbildung 1).

Abbildung 1: Familien mit einem oder mehr Kind(ern) unter 18 Jahren in Deutschland, nach Familienform, in Prozent, 2019

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Abbildung nach Hochgürtel, Sommer, 2021, S. 58

Wichtig in der Betrachtung der Familienformen in Deutschland, und der damit unterschiedlichen Grundvoraussetzungen für eine Belastungszeit wie die Covid-19-Pandemie, ist auch der Migrationshintergrund. Bei etwa 39 % aller Familien in Deutschland hat mindestens ein Elternteil einen Migrationshintergrund. Auch die Kinderanzahl in den Familien ist in Deutschland divers. So haben etwas mehr als die Hälfte aller Familien in Deutschland, unabhängig von der Familienform, im Jahr 2019 genau ein Kind betreut. Anders sieht die prozentuale Verteilung unter Familien mit mehr als einem Kind aus. So haben 2019 in 37 % aller Familien genau zwei Kinder gelebt. Die restlichen 12 % der Familien in Deutschland drei oder mehr Kinder (Hochgürtel, Sommer, 2021, S. 58 ff.). Auch finanzielle Ressourcen sind in die Betrachtung mit einzubeziehen. So lässt sich betrachten, dass Familien mit einem höheren Nettoeinkommen eher der Familienform zuzuordnen sind, in der zwei Elternteile in die Betreuung des Kindes oder der Kinder eingebunden sind. Folgend haben alleinerziehende Mütter und auch Väter statistisch eher weniger Einkommen als Familien mit zwei Elternteile. Ebenso haben Familien mit Migrationshintergrund in Deutschland durchschnittlich weniger Einkommen als Familien ohne Migrationshintergrund (siehe Abbildung 2; Hochgürtel, Sommer, 2021, S. 60).

Abbildung 2: Familien mit einem oder mehr Kind(ern) unter 18 Jahren nach monatlichen Nettoeinkommen und Familienformen, in Prozent, 2019

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Abbildung nach Hochgürtel, Sommer, 2021, S. 60

Nach der Bertelsmann Stiftung (2020, S. 2-3), sind im Jahr 2018 etwa 2,8 Millionen Kinder unter Armut aufgewachsen. Ein Kind lebt in Deutschland unter Armut, wenn es entweder in einem Haushalt lebt, welcher weniger als 60 % des mittleren Einkommens aller Haushalte zur Verfügung hat, oder dieser Haushalt auf Grundsicherungsleistungen nach dem zweiten Sozialgesetzbuch angewiesen ist (Bertelsmann Stiftung, 2020, S. 2-3). Die Armutsgefährdungsquote bietet eine Möglichkeit den Anteil der Personen, die von Armut betroffen sind, statistisch einzuordnen. Die Armutsgefährdungsquote deutet darauf hin, dass alleinerziehende Familien, Erwerbslose und auch Familien mit Migrationshintergrund ein erhöhtes Risiko haben in Armut zu fallen (Bundeszentrale für politische Bildung, 2022). Dabei hat Armut multifaktorielle Auswirkungen auch bei Kindern und Jugendlichen. So bedeutet Armut für Kinder und Jugendliche, dass sie seltener einen Rückzugsort oder einen geeigneten Platz zum Lernen im eigenen Haushalt haben. Des Weiteren sind sie auch in der Mobilität eingeschränkt, haben seltener einen Computer oder Zugang zum Internet. Auch ihre Freizeitaktivitäten sind eingeschränkt. Kulturelle Angebote, Vereinsmitgliedschaften und damit zusammenhängende Sportaktivitäten sind schwer zugänglich. Kinder und Jugendliche aus Armutsfamilien fahren seltener in den Urlaub oder auf Klassenfahrten beziehungsweise Schulaustausche. Durch die finanziellen Einschränkungen in der Familie können Kinder und Jugendliche aus Armutsfamilien seltener Freunde zu sich nach Hause einladen. Sie stehen unter individuellem psychosozialem Stress durch Ausgrenzungen, Zukunftsängsten und auch Mobbing (Bertelsmann Stiftung, 2020, S. 5-7). Nachfolgend lässt sich sagen, dass Kinder und Jugendliche unterschiedlich vorbelastet sind und auch im Kontext der Covid-19- Pandemie nicht als homogene Gruppe wahrgenommen werden sollten, sondern als Gruppe der Bevölkerung mit individuellen Belastungsfaktoren, die mannigfaltig vorhanden sein können.

3.2 Freizeitverhalten

Auch wenn familiäre Voraussetzungen, unter denen Kinder und Jugendliche in Deutschland aufwachsen, einen Großteil der Kindheit und Jugend bestimmen, so verbringen sie auch viel Zeit neben ihrem familiären Umfeld. Im Kontext des Datenreports 2021, vom Statistischem Bundesamt, dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, haben Berngruber, Gaupp und Langmeyer (2021, S. 80-86) analysiert, wie Kinder und Jugendliche im Jahr 2019 ihre Freizeit verbracht haben. Kinder und Jugendliche verbrachten vor der Pandemie einen großen Teil ihrer Freizeit eben nicht nur im Rahmen ihrer näheren Bezugspersonen, sondern vor allem mit diversen Freizeitaktivitäten. Freizeitaktivitäten sind für Kinder und Jugendliche essenziell. So haben sie die Möglichkeit gruppendynamische Prozesse zu erproben, Beziehungsfähigkeiten zu erlernen und die eigene Identität zu finden. Auch wird ein eigener Lebensstil und die damit verbundenen Interessen, durch selbst gewählte Freizeitaktivitäten, erforscht. Altersunabhängig hat der Großteil der befragten Kinder und Jugendlichen Sport getrieben, Musik gehört, sich mit Freunden getroffen oder Filme und Videos geschaut. Jugendliche ab einem Alter von zwölf Jahren verbrachten, hinzufügend, ihre Freizeit auch in Clubs, Kneipen oder Diskotheken. Vor allem nichts tun, also das umgangssprachliche Chillen, war für Jugendliche wichtig. Sie suchten sich aktiv Auszeit, Entspannung und Zeit für sich. Hinzufügend konnte durch die Befragung erkannt werden, dass Kinder und Jugendliche in einem Alter zwischen elf und dreizehn Jahren das meiste Interesse an Videospielen zeigten. Auch das Spielen von Musikinstrumenten oder das Lesen von Büchern nahm in der Befragung bei höherem Alter ab. Entgegengesetzt dazu bekam das Weggehen und sich mit den Freunden treffen eine höhere Bedeutung je älter die Kinder und Jugendlichen waren. Die Wahl der Freizeitaktivitäten wird aber nicht nur beeinflusst durch das Alter, sondern auch durch die Schulform. Die Schule ist ein zentraler Ort an dem Kinder und Jugendliche einen großen Teil ihrer Zeit verbringen. So hat die Befragung aufgezeigt, dass Kinder und Jugendliche an höher qualifizierenden Schulformen sich eher Auszeiten nehmen konnten als Kinder und Jugendliche an weniger qualifizierenden Schulformen wie Hauptschulen. Ebenso verbrachten Kinder und Jugendliche, die eine Hauptschule besuchten, mehr Zeit in ihrem Familienkreis als Kinder und Jugendliche an Gymnasien. Ähnliche Unterschiede zeigten sich auch bei der Teilnahme an sportlichen Freizeitaktivitäten. Die finanziellen Grundvoraussetzungen unter denen Kinder und Jugendliche aufwachsen haben dabei einen signifikanten Einfluss auf die Möglichkeiten, wie Kinder und Jugendliche ihre Freizeit verbringen (Bertelsmann Stiftung, 2020, S. 5-7). Betrachtet man das Medienverhalten von Kindern und Jugendlichen wird deutlich, dass im Jahr 2019 Kinder und Jugendliche nach Selbsteinschätzung rund 205 Minuten pro Tag im Internet verbrachten. Dabei wurde diese Zeit prozentual am meisten genutzt, um Videos zu schauen, mit Freunden zu kommunizieren oder die sozialen Medien zu nutzen (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, 2020a, S. 12-15, 30-34)

3.3 Psychische Gesundheit

Um vollständig einschätzen zu können wie groß das Problem von psychischen Erkrankungen und psychischen Belastungen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland ist, müssen verschiedene Indikatoren gemeinsam betrachtet werden.

Steffen, Akmatov, Holstiege und Bätzing, vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (2019) haben eine Analyse der Diagnoseprävalenz von psychischen Störungen in Deutschland für die Jahre 2009 bis 2017 durchgeführt. Genutzt wurden dabei die bundesweiten vertragsärztlichen Abrechnungsdaten. Sie kommen in ihrer Analyse auf das Ergebnis, dass die Prävalenz von Kindern und Jugendlichen, mit einer diagnostizierten psychischen Störung, von 23 % im Jahr 2009 auf 28 % im Jahr 2017 gestiegen ist (Steffen, Akmatov, Holstiege, Bätzing, 2019, S. 8-11). Auch die BARMER Krankenkasse hat mit dem Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH eine Analyse vorgenommen zur ambulanten Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen. Als Basis der Auswertung wurden Daten der Versicherten bei der BARMER Krankenkasse genutzt, welche nachfolgend standardisiert oder gewichtet wurden (Grobe, Szecsenyi, 2021). So waren 2019 etwa 1,92 Prozent der, bei der BARMER versicherten, Kinder und Jugendlichen, in ambulanter psychotherapeutischer Behandlung. Diese Zahl allein hat jedoch kaum signifikante Aussagekraft über die Grundgesamtheit, sie sagt lediglich aus wie viel Kinder und Jugendliche 2019 aktiv in ambulanter Psychotherapie waren. Betrachtet man dazu auch die Zahlen von Kindern und Jugendliche die Akutsprechstunden, und probatorische Sitzungen, also Probesitzungen wahrgenommen haben, zeigt sich ein anderes Bild. So wurden 2019 rund 4,13 Prozent an ambulanten psychotherapeutischen Leistungen bei Kindern und Jugendlichen, im erweiterten Sinne, bei der BARMER Krankenkasse abgerechnet (Grobe, Szecsenyi, 2021, S. 15-19). Aufgrund der Standardisierung und Gewichtung der analysierten Daten war es für Grobe & Szecsenyi (2021, S 18) möglich Rückschlüsse auf die Grundgesamtheit aller Kinder und Jugendlichen zu ziehen. Folgend aus der Hochrechnung waren im Jahr 2019 rund 823 000 Kinder und Jugendliche in einer ambulanten Psychotherapie im erweiterten Sinne. Da diese Zahlen lediglich die aktiven F-Diagnosen und die Anzahl der Kinder und Jugendlichen in ambulanter Psychotherapie abbilden, muss sich auch noch eine weitere Ebene angeschaut werden, und zwar die subjektive Belastung von Kindern und Jugendlichen. Also genau die Ebene, welche nicht durch Diagnosen oder bereits bestehende Psychotherapie quantifiziert werden kann. Das Robert Koch-Institut (RKI) hat mit der Kinder und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) versucht den Gesundheitszustand, das Gesundheitsverhalten, die Lebensbedingungen, die Schutz- und Risikofaktoren und die gesundheitliche Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland zu quantifizieren und empirisch einzuordnen. Die KiGGS Erhebung wurde erstmalig mit 17.641 Kindern und Jugendlichen, in einem Alter von 0 - 17 Jahren, in einem Zeitraum von 2003 bis 2006 durchgeführt und wurde 2009 bis 2012 und 2014 bis 2017, mit rund 11.000 der vorherigen Teilnehmenden, nochmals wiederholt (Baumgarten, Klipker, Göbel, Janitza, Hölling, 2018, S. 61). Die Ergebnisse sind eindeutig und zeigen ein deutlich anderes Bild als das, welches von den Krankenkassen durch ihre Erhebungen vermittelt wird. In der zweiten KiGGS Erhebung, welche im Zeitraum von 2014 – 2017 durchgeführt wurde, zeigten etwa 16,9 % aller befragten Kinder und Jugendlichen psychische Auffälligkeiten. Im Vergleich dazu waren es, zu dem Zeitpunkt der ersten Befragung, im Zeitraum zwischen 2003 und 2006, rund 20 % aller teilnehmenden Kinder. Zwischen den Geschlechtern zeigten sich in der Erhebung auch graduelle Unterschiede. So zeigten im, Erhebungszeitraum 2014 bis 2017, Jungen mit 19,5 % eine höhere psychische Auffälligkeit als Mädchen mit 14,5 %. Als Indikator für psychische Auffälligkeiten wurde der Stärken und Schwächen Fragebogen (SDQ) genutzt, welcher unter anderem, die Probleme mit Gleichaltrigen, Verhaltensprobleme und Hyperaktivität quantitativ aus Sicht der Eltern gegenüber ihren Kindern abfragte (Baumgarten et al., 2018, S. 38-39). Die Studie zur Befragung zum seelischen Wohlbefinden und Verhalten (BELLA), welche im Rahmen der KIGGS Erhebungen als Zusatzmodul durchgeführt wurde, bietet einen noch dezidierten Einblick in die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Anders als bei der KIGGS Erhebung wurden nicht nur der SDQ bei Eltern genutzt, sondern auch bei den befragten Kindern und Jugendlichen. Des Weiteren wurde die gesundheitsbezogene Lebensqualität durch den HRQoL Fragebogen abgefragt. So zeigten 17,6 % der Kinder und Jugendlichen allgemeine Auffälligkeiten im Bereich der psychischen Gesundheit, 16,4 % zeigte Auffälligkeit im Bereich der eigenen Emotionen, 13,1 % zeigte Verhaltensauffälligkeiten, 12,8 % Hyperaktivität, 11,4 % Probleme mit Gleichaltrigen, 14,9 % zeigten Symptome von Angststörungen und 10 % zeigten depressive Symptome. Ebenfalls war die gesundheitsbezogene Lebensqualität im Durchschnitt im Normalbereich. Wobei rund 15,3 % eine niedrige gesundheitsbezogene Lebensqualität in ihren Ergebnissen aufzeigten. Zudem hatten 16,6 % der Kinder und Jugendlichen eine hohe gesundheitsbezogenen Lebensqualität (Ravens-Sieberer, Erhart, Devine, Gilbert, Reiss, Barkmann, Siegel, Simon, Hurrelmann, Schlack, Hölling, Wieler & Kaman, 2022, S. 11, 13). Weiterhin konnten Schmidtke, Geene, Hölling & Lampert (2021, S. 25-26) hinzufügend feststellen, dass Kinder und Jugendliche aus Familien mit geringem Einkommen häufiger psychische Auffälligkeiten aufzeigten als Kinder und Jugendliche aus Familien mit mittleren oder hohen Einkommen. Es zeigten sich deutliche Unterschiede. So hatten 19,4 % der Kinder und Jugendliche aus Familien mit niedrigen Einkommen psychische Auffälligkeiten. Dem gegenüber stehen 15,9 % der Kinder und Jugendlichen, aus Familien mit mittleren Einkommen, und 9,9 % aus Familien mit hohem Einkommen, die laut der KIGGS-Erhebung psychische Auffälligkeiten aufzeigten. Daraus lässt sich ableiten, dass die finanzielle Lebenssituation direkte Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen hat. Psychische Belastungen können zudem zu körperlichen Beschwerden führen. So konnte durch die Kinder- und Jugendgesundheitsstudie (HBSC) im Jahr 2017 und 2018 unter anderem die Belastung durch Symptome mit psychosomatischer Charakteristik quantifiziert werden. Von den befragten Kindern und Jugendlichen äußerte ein Anteil von 21,3 % Bauchschmerzen, 23 % wenig Energie, 28,3 % Kopfschmerzen, 39,2 % Schlafprobleme und 39,8 % Reizbarkeit (Ravens-Sieberer et al., 2022, S.23).

4 Methodik

Die elektronischen Datenbanken von SSRN, Ebsco, PubMed, RKI und Researchgate wurden systematisch durchsucht. Weiterhin wurden elektronische Archive einzelner Vereine, welche sich mit Kindern und Jugendlichen auseinandersetzen analysiert. Die Suchstrategie bestand aus mehreren Schlüsselwörtern. Schlüsselwörter waren: Kinder, Jugendliche, Adoleszente, Children, Youth, Adolescents, Covid-19, Covid, Sars-Cov-2, Corona, Consequences, Konsequenzen, Folgen, Auswirkungen, Impfung, Vaccine, Psyche, Psychisch, Belastung, Post-Covid, Mental, Stress, Post-Covid. Die Studien wurden Anhand von Vergleichbarkeit, der Erhebungspopulation und der Sprache ausgewählt. Gesucht waren Studien zu Ländern in Europa und vor allem Deutschland.

5 Kinder und Jugendliche in der Covid-19-Pandemie

5.1 Freizeitverhalten

Seit Beginn der Pandemie gab es verschiedene Infektionsschutzmaßnahmen. So wurde von März 2020 bis Mai 2020 und von Dezember 2020 bis Mai 2021 jeweils ein Lockdown verhängt. Diese Lockdowns hatten weitreichende Auswirkungen auf das Leben und damit auch auf das Freizeitverhalten von Kindern und Jugendlichen (Bujard, von den Driesch, Ruckdeschel, Laß, Thönnissen, Schumann, Schneider, 2021, S. 5 ff.). Andresen, Lips, Möller, Rusack, Schröer, Thomas & Wilmes (2020b) haben mit der ersten Jugend und Corona Studie (JuCo) versucht das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen, im Zeitraum des ersten Lockdowns im April 2020, zu erfragen. Dafür haben sie einen online Fragebogen genutzt, der an Jugendliche und junge Erwachsene von 15 bis 30 Jahren verteilt wurde. Der Fokus des Fragebogens lag auf dem Umgang der Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit den neuen Lebensumständen, den Kontaktbeschränkungen und den Erfahrungen in ihrem Zuhause im Kontext des Lockdowns. Ebenso wurden Fragen gestellt über ihre Wohnverhältnisse, ihre finanziellen, materiellen und sozialen Ressourcen und ihren Sorgen. Die Studie wurde zum Zeitpunkt des ersten Lockdowns, für einen Zeitraum von 2 Wochen, mit 5128 Jugendlichen und jungen Erwachsen durchgeführt. Dabei lag der Altersdurchschnitt bei 18,8 Jahren, wobei rund 75 % der befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter zwischen 15 und 21 Jahren waren. Von den 5128 Befragten gaben rund 67 % an weiblich, und 32 % an männlich, zu sein. Die restlichen Befragten machten entweder keine Angabe oder gaben an divers zu sein. Der Großteil der Befragten besuchte noch eine Bildungseinrichtung. So gaben etwa 60 % an zur Schule zu gehen, 17 % zu studieren und sieben Prozent gaben an eine Ausbildung zu absolvieren. Der Rest der Befragten war entweder schon erwerbstätig, arbeitssuchend oder machte keine Angabe. Relevant bei der Betrachtung der Daten war zudem die Wohnform. So war der Großteil der Befragten, rund 80 %, in einer familiären Wohnform. Der Rest der Befragten lebte außerhalb des elterlichen Haushalts. Hinzufügend verfügten rund 91 % über einen Raum, in dem sie ungestört sein konnten (Andresen et al., 2020b, S. 6-7). Die Ergebnisse der Befragung geben einen Einblick auf Verschiedene Lebensbereiche von Jugendlichen und jungen Heranwachsenden. Das Freizeitverhalten während des ersten Lockdowns war maßgeblich geprägt durch die, zu dem Zeitpunkt, vorherrschenden Maßnahmen. So haben die wenigsten Befragten noch Zeit mit ihren Freunden und Freundinnen verbracht. Dahingegen hat ein Großteil der Befragten die eigene Zeit im häuslichen Umfeld verbracht. Im Haushalt zu helfen, Familienmitglieder zu unterstützen, mit der Familie Zeit zu verbringen, Filme oder Serien zu schauen oder auch Nichts zu tun, gewann mehr an Bedeutung. Die befragten Jugendlichen und jungen Heranwachsenden waren in der Mehrzahl mindestens einmal am Tag, oder sogar mehrmals die Woche, draußen oder trieben Sport. Etwas weniger als die Hälfte der Befragten verspürte mindestens einmal oder mehrmals am Tag Langeweile. Neben der Freizeit, die zuhause verbracht wurde, haben die befragten Jugendlichen und jungen Heranwachsenden auch über verschiedene Wege Kontakt zu ihren Freundinnen und Freunden gehalten. Etwas mehr als zwei Drittel der Befragten hatte jeweils angegeben mit einer oder zwei Personen oder drei bis sechs Personen Kontakt gehalten zu haben. Die populärsten Kontaktwege waren Nachrichtendienste, soziale Medien und SMS. Mit absteigender Popularität wurde auch telefoniert oder Videochat genutzt. Sich im realen Leben mit Freunden zu treffen, wurde deutlich weniger als Kontaktmöglichkeit angegeben (Wilmes, Lips, Heyer, 2020, S. 21-22, 29). Hinzufügend sind die erhobenen Daten von Langmeyer, Guglhör-Rudan, Naab, Urlen & Winklhofer (2020) ein weiterer Hinweis auf das veränderte Freizeitverhalten von Kindern und Jugendlichen. Im Vergleich zu Andresen et al. (2020b) richtete sich der quantitative Teil der Studie an die Eltern von Kindern und Jugendlichen und nicht an die Kinder und Jugendlichen direkt. Die Ergebnisse der Befragung zeigen einen, von den Eltern wahrgenommenen, Rückgang der, von den Kindern und Jugendlichen verbachten Zeit mit ihren Freunden und Großeltern. Dahingegen wurde die verbrachte Zeit der Kinder und Jugendlichen mit Familienmitgliedern aus dem eigenem Haushalt, als erhöht wahrgenommen. Schlüsselt man aber die Daten nach dem Bildungsstand der Eltern auf, wird deutlich, dass Eltern mit höheren Bildungsabschlüssen, also einem Meister, Abitur oder Hochschulabschluss, prozentual etwas häufiger angegeben haben, dass sie mehr Zeit mit ihren Kindern oder Jugendlichen verbracht hätten (Langmeyer, Guglhör-Rudan & Winkelhofer. 2020, S. 27-30).

Im Kontext des Freizeitverhaltens während des ersten Lockdowns spielen digitale Medien eine große Rolle. Der Medienpädagogische Forschungsverbund hat 2020 eine Sonderstudie zum Freizeitverhalten von Kindern und Jugendlichen in der ersten Phase der Covid-19-Pandemie veröffentlicht. Dabei wurden in einer repräsentativen Stichprobe 1002 deutschsprachige Kinder und Jugendliche, im Alter von zwölf bis neunzehn Jahren, nach ihrem Freizeitverhalten und der Mediennutzung befragt. Die Stichprobe wurde quotiert nach Alter, Geschlecht und Bundesland. Dabei waren die Kinder und Jugendlichen etwa zur Hälfte von Haupt- und Realschulen oder Gymnasien. Wie in Abbildung 3 zu sehen, hat sich das Freizeitverhalten, in der ersten Phase der Covid-19-Pandemie, zu einem großen Teil im eigenen häuslichen Umfeld aber auch im digitalen Raum bewegt. Es haben über die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen ihre Freizeit verbracht, indem sie Musik hörten oder Filme beziehungsweise Videos schauten. Auch Geschlechterunterschiede im Freizeitverhalten konnten erkannt werden. So verbrachten männliche Kinder und Jugendliche mehr Zeit mit Computer spielen und dem Schauen von Videos. Im Gegensatz zu den männlichen Kindern und Jugendlichen, haben weibliche Kinder und Jugendliche mehr Zeit in Filme beziehungsweise Serien schauen und Lernen investiert. Digitale Medien wurden jedoch nicht nur als Konsumgut für Bewegtbilder und Ton genutzt, sondern auch um Kontakt mit Freunden und Familienmitgliedern zu halten (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, 2020c, S. 19-28).

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Ende der Leseprobe aus 55 Seiten

Details

Titel
Die Covid-19-Pandemie und die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Auswirkungen, Auffälligkeiten und Handlungsmöglichkeiten
Hochschule
MSB Medical School Berlin - Hochschule für Gesundheit und Medizin
Note
1,0
Autor
Jahr
2022
Seiten
55
Katalognummer
V1294380
ISBN (Buch)
9783346779731
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Mit Academic Plus bietet GRIN ein eigenes Imprint für herausragende Abschlussarbeiten aus verschiedenen Fachbereichen. Alle Titel werden von der GRIN-Redaktion geprüft und ausgewählt. Unsere Autor:innen greifen in ihren Publikationen aktuelle Themen und Fragestellungen auf, die im Mittelpunkt gesellschaftlicher Diskussionen stehen. Sie liefern fundierte Informationen, präzise Analysen und konkrete Lösungsvorschläge für Wissenschaft und Forschung.
Schlagworte
Covid-19, Sars-CoV-2, Kinder, Jugendliche, Corona, Psychische Auffälligkeiten, Pandemie, Maßnahmen, Auswirkungen Covid, Auswirkungen Corona, Infektionsschutzmaßnahmen, Lockdown, psychische Gesundheit, Freizeitverhalten, Schule, Lernen, Homeschooling, Intervention, Prävention
Arbeit zitieren
Maximilian König (Autor:in), 2022, Die Covid-19-Pandemie und die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Auswirkungen, Auffälligkeiten und Handlungsmöglichkeiten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1294380

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