Der Mediensektor gehörte zu jenen gesellschaftlichen Bereichen, die sich in den postkommunistischen Ländern großer Aufmerksamkeit erfreuen. Unabhängige und staatsfreie Massenmedien (Presse, Radio, Fernsehen), die als öffentliches Sprachrohr der pluralistischen Gesellschaft und als Machtkontrolleur fungieren, sind ein wichtiger Bestandteil eines demokratisch konsolidierten Staates und werden oft als ‚vierte Gewalt‘ neben Exekutive, Legislative und Judikative gesehen. Demokratien können sich zwar auch mit einem eingeschränkten Informationspluralismus konsolidieren, jedoch nicht als funktionierende Polyarchien im Sinne der Kriterien Dahls für einen demokratischen Prozess, sondern als exekutivlastige defekte Demokratien.
Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Arbeit sind die Mediensysteme in den Transitionsstaaten Polen und Russland in der Konsolidierungsphase. Dabei wird von folgenden Hypothesen ausgegangen:
a) Die in ‚Dependenz‘ entstandenen Mediensysteme Polens und Russlands haben sich in der Konsolidierungsphase signifikant auseinanderentwickelt.
b) Der Prozess der politischen Transformation hat die Medienentwicklung maßgeblich bestimmt. Das heißt, dass Medien zwar einer der Akteure des Transitionsprozesses sind, der Handlungsspielraum der Medien in der Konsolidierungsphase durch das politische System aber weitgehend vorgegeben wird.
Die skizzierte Entwicklung wirft folgende Fragen auf:
a) Welche Unterschiede weisen die Mediensysteme Polens und Russlands nach den der Arbeit zugrunde liegenden Vergleichskriterien des Mediensystemmodells auf?
- Welchen Entwicklungsverlauf nahmen die Vergleichsdimensionen im Verlauf der Konsolidierungsphase?
- Lassen sich beide Länder in das von Hallin und Mancini vorgeschlagene Drei-Welten-Modell der westlichen Medien zuzuordnen?
b) Welche Auswirkungen hatte die Einbettung des Mediensystems in das politische System auf die Funktionsweisen des Mediensystems?
- Welche Auswirkungen haben wirtschaftliche, kulturelle und gesellschaftliche Funktionsbedingungen demokratischer Regime auf die Mediensysteme Polens und Russlands?
- Inwiefern spielt der Transitionsmodus eine Rolle in der Konsolidierungsphase des Mediensystems?
Inhaltsverzeichnis
- Konsolidierungsphase
- Begriffliche Vorklärungen
- Aufbau der Arbeit
- Einleitung
- Untersuchungsgegenstand und Relevanz des Themas
- Forschungsstand und Forschungslücke
- Hypothesen und Leitfragen
- Theoretischer Rahmen
- Demokratietheoretische Einordnung
- Das Polyarchie-Konzept von Dahl
- Polyarchie und Medienfreiheit
- Ein Analyseraster für den Mediensystemvergleich
- Der Ansatz von Hallin und Mancini
- Drei Dimensionen des Vergleichs von Mediensystemen
- Die Einbettung des Mediensystems
- Transformationstheorien und Transformationsphasen
- Transformationstheorien und Medienfreiheit
- Makrotheoretische Ansätze
- Mesotheoretische Transformationstheorien
- Der akteursorientierte Ansatz
- Transformationsphasen und Medienfreiheit
- Liberalisierungsphase
- Demokratisierungsphase
- Zwischenfazit und Zusammenfassung der bisherigen Argumentationsstruktur
- ,Legacies of the Past...
- Das kommunistische Modell der Massenkommunikation – „Die kommandierte öffentliche Meinung“
- Der Stand der Konsolidierung
- Parallelität und Politisierung von Medien
- Politischer Parallelismus im Printmedienbereich
- Beziehungsmuster zwischen Politik und öffentlichen Rundfunkorganisationen
- Parteinahme von Massenmedien in Präsidentschaftswahlen
- Die Präsidentschaftswahlen in Polen 1995 und Russland 1996
- Die Präsidentschaftswahlen 2000 in Russland 2000 und das Doppelwahljahr in Polen 2005
- Zwischenfazit - Politisierung und Staatskontrolle
- Professionalisierung des Journalismus
- Rollen- und Aufgabenverständnis von Journalisten
- Journalistische Interessenorganisationen
- Zwischenfazit - Professionalisierungstendenzen und Verlust der Autonomie
- Die Mediengesetzgebung in Russland und Polen
- Allgemeine presserechtliche Regelungen
- Gesetzliche Regelungen der Rundfunkordnung
- Einschränkungen der Medienfreiheit
- Zwischenfazit - Liberaler Rechtsstaat und illiberale Demokratie
- Die Einbettung des Mediensystems
- Die Form des Systemwechsels in Polen und Russland – Die ausgehandelte und von oben gesteuerte Transition
- Das Wahlregime
- Politische Teilhaberechte
- Die Rechtstaatsdimension – Machtbalance und russischer Superpräsidentialismus
- Politische Kultur und Zivilgesellschaft
- Zwischenfazit - Liberale rechtsstaatliche Demokratie und illiberale delegative Demokratie
- Sozioökonomische Faktoren – Kontinuierliche und krisenhafte Entwicklung
- Resümee
- Abkürzungsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Tabellenverzeichnis
- Literatur
- Die Entwicklung der Medienlandschaft in Polen und Russland nach dem Fall des Kommunismus
- Die Rolle der Medien in der Konsolidierung demokratischer Strukturen
- Die Herausforderungen für die Medienfreiheit in den Transitionsstaaten
- Der Einfluss von politischen und sozioökonomischen Faktoren auf die Medienentwicklung
- Der Vergleich der Mediensysteme in Polen und Russland im Hinblick auf ihre Einbettung in die jeweiligen politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Vergleich der Mediensysteme in Polen und Russland in der Konsolidierungsphase des Transitionsprozesses. Sie analysiert die Entwicklung der Medienlandschaft in beiden Ländern von 1992 bis 2005 und untersucht, inwieweit die Mediensysteme zur Konsolidierung demokratischer Strukturen beigetragen haben. Die Arbeit zielt darauf ab, die Rolle der Medien in der Transformation von autoritären zu demokratischen Gesellschaften zu beleuchten und die Herausforderungen zu analysieren, denen die Mediensysteme in dieser Phase gegenüberstehen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Untersuchungsgegenstand und die Relevanz des Themas vor. Sie beleuchtet den Forschungsstand und die Forschungslücke, formuliert Hypothesen und Leitfragen und skizziert den theoretischen Rahmen der Arbeit. Des Weiteren werden die zentralen Konzepte der Polyarchie und der Medienfreiheit im Kontext der Demokratisierungstheorie erläutert. Das Kapitel schließt mit der Vorstellung eines Analyserasters für den Mediensystemvergleich, das auf dem Ansatz von Hallin und Mancini basiert.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den Transformationstheorien und Transformationsphasen. Es werden verschiedene theoretische Ansätze zur Erklärung von Transformationsprozessen vorgestellt und die Rolle der Medien in diesen Prozessen untersucht. Die Arbeit analysiert die Liberalisierungsphase und die Demokratisierungsphase und beleuchtet die Herausforderungen für die Medienfreiheit in diesen Phasen.
Das dritte Kapitel untersucht die „Legacies of the Past“ und analysiert das kommunistische Modell der Massenkommunikation in Polen und Russland. Es werden die Auswirkungen des kommunistischen Erbes auf die Entwicklung der Medienlandschaft nach dem Fall des Kommunismus beleuchtet. Das Kapitel untersucht auch den Stand der Konsolidierung der Medienlandschaft in beiden Ländern.
Das vierte Kapitel befasst sich mit der Parallelität und Politisierung von Medien in Polen und Russland. Es analysiert den politischen Parallelismus im Printmedienbereich und untersucht die Beziehungsmuster zwischen Politik und öffentlichen Rundfunkorganisationen. Das Kapitel beleuchtet die Parteinahme von Massenmedien in Präsidentschaftswahlen und analysiert die Präsidentschaftswahlen in Polen 1995 und Russland 1996 sowie die Präsidentschaftswahlen 2000 in Russland und das Doppelwahljahr in Polen 2005. Das Kapitel schließt mit einem Zwischenfazit zur Politisierung und Staatskontrolle der Medien.
Das fünfte Kapitel untersucht die Professionalisierung des Journalismus in Polen und Russland. Es analysiert das Rollen- und Aufgabenverständnis von Journalisten und untersucht die Entwicklung journalistischer Interessenorganisationen. Das Kapitel beleuchtet die Professionalisierungstendenzen und den Verlust der Autonomie des Journalismus in beiden Ländern.
Das sechste Kapitel befasst sich mit der Mediengesetzgebung in Russland und Polen. Es analysiert die allgemeinen presserechtlichen Regelungen und die gesetzlichen Regelungen der Rundfunkordnung. Das Kapitel untersucht die Einschränkungen der Medienfreiheit und beleuchtet die Herausforderungen für die Medienlandschaft in beiden Ländern. Das Kapitel schließt mit einem Zwischenfazit zum Verhältnis von liberalem Rechtsstaat und illiberaler Demokratie.
Das siebte Kapitel untersucht die Einbettung des Mediensystems in Polen und Russland. Es analysiert die Form des Systemwechsels in beiden Ländern und untersucht das Wahlregime, die politischen Teilhaberechte und die Rechtstaatsdimension. Das Kapitel beleuchtet die politische Kultur und die Zivilgesellschaft in beiden Ländern und schließt mit einem Zwischenfazit zum Verhältnis von liberaler rechtsstaatlicher Demokratie und illiberaler delegativer Demokratie.
Das achte Kapitel befasst sich mit den sozioökonomischen Faktoren, die die Medienentwicklung in Polen und Russland beeinflussen. Es analysiert die kontinuierliche und krisenhafte Entwicklung der beiden Länder und untersucht die Auswirkungen dieser Entwicklungen auf die Medienlandschaft.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Mediensysteme in Polen und Russland, den Transitionsprozess, die Konsolidierungsphase, die Medienfreiheit, die Politisierung von Medien, die Professionalisierung des Journalismus, die Mediengesetzgebung, die Einbettung des Mediensystems und die sozioökonomischen Faktoren. Die Arbeit analysiert die Entwicklung der Medienlandschaft in beiden Ländern und untersucht die Herausforderungen für die Medienfreiheit in der Konsolidierungsphase des Transitionsprozesses. Sie beleuchtet die Rolle der Medien in der Transformation von autoritären zu demokratischen Gesellschaften und untersucht den Einfluss von politischen und sozioökonomischen Faktoren auf die Medienentwicklung.
- Quote paper
- Dipl. Politologe David Goertz (Author), 2008, Resowjetisierung und Demokratisierung? , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129488