Die vorliegende Hausarbeit wird sich damit beschäftigen, wie sich das Verhältnis zwischen Erasmus von Rotterdam und Martin Luther gestaltete.
Erasmus war der bedeutenste europäische Humanist der damaligen Zeit. Er war weiterhin eine der wichtigsten Instanzen in Sachen Glaubensfragen. Damit war Erasmus sowohl für die Reformer, als auch für die Anhänger der alten kirchlichen Ordnung ein elementar wichtiger Ansprechpartner. Es sind daher viele Briefwechsel mit den verschiedensten Persönlichkeiten der damaligen Zeit von ihm geführt worden. Die meisten Korrespondenzen davon sind glücklicherweise auch erhalten geblieben. Die Quellenlage ist somit als sehr gut zu bezeichnen.
Die Tatsache, dass Erasmus ständig versuchte eine gewisse Neutralität zu wahren, um so bei der Lutherfrage eine Art Vermittlerrolle zwischen den Reformern und den Anhängern der alten kirchlichen Ordnung einzunehmen, wird sich wie ein roter Faden durch die gesamte Ausarbeitung ziehen. Jedoch ist hier anzumerken, dass es hierzu in der Forschung zwei entgegengesetzte Tendenzen gibt. So ist beispielsweise Paul Kalkoff ein Verfechter der These, dass Erasmus ganz bewusst diese neutrale Rolle einnahm, während ihm Johan Huizinga entgegenhält, dass Erasmus von ihm „zu Unrecht als eine psychologische Einheit“ betrachtet werde.
Erasmus hatte es jedoch ganz und gar nicht leicht, seine neutrale Rolle zu wahren. Ständige Versuche der beiden konkurrierenden Seiten ihn zu einer klaren Stellungsnahme zu bewegen, mussten stets von ihm geschickt umkurvt werden.
Erasmus begrüßte durchaus relativ viele von Luthers Ideen, die schließlich häufig an das humanistische Gedankengut anknüpften. Jedoch war ihm dessen Vorgehen fast grundsätzlich zu radikal. Erasmus war an einer langsamen Verbesserung der Verhältnisse durch eine Humanisierung der Erziehung interessiert.
Zuletzt ist einleitend anzumerken, dass zwar sehr viele wissenschaftliche Publikationen über das Verhältnis zwischen Erasmus und Luther angefertigt wurden, diese aber oftmals einen religiös wertenden Standpunkt einnehmen. So weist beispielsweise Heinz Holeczek darauf hin, dass viele Katholiken Erasmus vorwerfen, er habe „das Ei gelegt, welches Luther ausbrütete“ . Die Protestanten hingegen hätten „in ihrer Substanz alles aus seinen Schriften erlernt“ , und Erasmus trotzdem angegriffen, da dieser kein loyaler Anhänger der Reformation gewesen sei.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Beginn der Beziehungen zwischen Erasmus und Luther
- Erster indirekter Briefkontakt
- Erster direkter Briefkontakt
- Erasmus Rolle während der immer stärker zunehmenden Differenzen zwischen Luther und der katholischen Kirche.
- Der Bruch mit Luther
- Erasmus Versuche des Beibehalts einer neutralen Rolle.
- Endgültiger Bruch mit Luther.
- Literaturverzeichnis:
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert das Verhältnis zwischen Erasmus von Rotterdam und Martin Luther anhand ihrer Briefwechsel und setzt diese in einen historischen Kontext. Sie untersucht die Entwicklung ihrer Beziehung vom ersten schriftlichen Kontakt bis zur Veröffentlichung von Erasmus' Werk „Gegen den freien Willen“ im Jahre 1524 und den damit verbundenen Nachwirkungen bis circa 1534.
- Die Rolle von Erasmus als Vermittler zwischen Reformern und Anhängern der alten kirchlichen Ordnung
- Die unterschiedlichen Ansätze von Erasmus und Luther in Bezug auf die Reform der Kirche
- Die Bedeutung des Themas der Freiheit des menschlichen Willens für die Differenzen zwischen Erasmus und Luther
- Die Auswirkungen von Luthers 95 Thesen auf das Verhältnis zwischen Erasmus und Luther
- Die Herausforderungen für Erasmus, seine Neutralität in der Auseinandersetzung zwischen Luther und der katholischen Kirche zu wahren
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik der Hausarbeit vor und erläutert die Bedeutung von Erasmus und Luther für die damalige Zeit. Sie beleuchtet die Quellenlage und die unterschiedlichen Perspektiven auf Erasmus' Rolle als Vermittler.
Das Kapitel „Beginn der Beziehungen zwischen Erasmus und Luther“ beschreibt den ersten indirekten Briefkontakt zwischen Erasmus und Luther durch einen Brief von Georg Spalatin an Erasmus. Es wird die Bedeutung dieses Briefes für die spätere Auseinandersetzung zwischen den beiden erläutert. Der erste direkte Briefkontakt zwischen Erasmus und Luther wird ebenfalls dargestellt.
Das Kapitel „Erasmus Rolle während der immer stärker zunehmenden Differenzen zwischen Luther und der katholischen Kirche“ behandelt die Herausforderungen, vor denen Erasmus stand, seine Neutralität in der Auseinandersetzung zwischen Luther und der katholischen Kirche zu wahren. Es wird die Bedeutung von Erasmus' humanistischem Gedankengut und Luthers radikaler Reformbewegung für die Entwicklung ihrer Beziehung beleuchtet.
Das Kapitel „Der Bruch mit Luther“ beschreibt die Versuche von Erasmus, seine neutrale Rolle zu bewahren, und den endgültigen Bruch mit Luther. Es wird die Bedeutung von Erasmus' Werk „Gegen den freien Willen“ für die Entwicklung ihrer Beziehung erläutert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Erasmus von Rotterdam, Martin Luther, Briefwechsel, Reformation, Humanismus, Freiheit des Willens, Rechtfertigung durch den Glauben, neutrale Rolle, Vermittlerrolle, katholische Kirche, Reformbewegung, „Gegen den freien Willen“.
- Quote paper
- Philip Beihofer (Author), 2007, Analyse des Verhältnisses zwischen Erasmus von Rotterdam und Martin Luther anhand von Briefwechseln, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129621