Einleitung
Mitte des Achtzehnten Jahrhunderts erstarkten in den vielen deutschen Einzelstaaten langsam die bürgerlichen Schichten. Das Entstehen einer eigenen Mentalität, eines Standesbewusstseins war geprägt von der Besinnung auf die eigenen Tugenden und der bewussten Abgrenzung gegenüber dem Adel. Neben dem traditionellen, höfischen Bewusstsein bildete sich eine neue, bürgerliche Öffentlichkeit heraus. Diese bürgerliche Öffentlichkeit definierte und bestätigte sich neben den ökonomischen Gesellschaftsfeldern auch in der Kultur, und hier vor allem in der Literatur.
Es bildete sich bald eine eigene, neue literarische Gattung heraus, die nicht mehr nur den Adel in seiner Vorbildfunktion zeigte, sondern neben der kritischen Sicht auf die Herrschenden vor allem auch den typischen Vertreter des bürgerlichen Standes mit seinem Alltag, seinen Problemen und Tugenden zum Hauptthema hatte. Das deutsche bürgerliche Trauerspiel hatte seine Glanzzeit während der Fünfziger bis Siebziger Jahre des Achtzehnten Jahrhunderts. Trotz der relativ kurzen, dafür aber umso intensiveren Periode dieser literarischen Strömung wurden in nur 50 Jahren eine enorme Anzahl an sogenannten bürgerlichen Trauerspielen verfasst und in Deutschland aufgeführt. Unter den Autoren dieser Dramen finden sich bekannte Namen wie Friedrich Schiller, Jakob Michael Rheinhold Lenz, Friedrich Hebbel und Gotthold Ephraim Lessing, aber auch heutzutage kaum mehr genannte Dichter wie August Wilhelm Iffland und Heinrich Leopold Wagner.
Allen diesen Dramen war eine gewisse Motivfülle gemeinsam, die aus dem täglichen Leben des Bürgertums, dessen Sorgen und den aktuellen Themen der Zeit schöpfte, eines der bedeutendsten war das der Verführung. Zu diesem Motiv gehören neben der Figur der "Verführten Unschuld" und der "Femme Fatal", denen zahlreiche Analysen und Diskussionen gewidmet wurden, und dem Themenkreis der Familie, die unter den Folgen der Verführung zu leiden hatte, ja oftmals zerbrach, notwendigerweise die Figur des Verführers. Als vermeintlichen Ausgangspunkt der meist folgenden Katastrophen, als Ursache der Handlung des Dramas ist der Verführer dennoch meist vielschichtig gezeichnet, über das rein Lasterhafte hinaus...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Untersuchung der beiden „Verführer”
- Die Vergangenheit der Figuren
- Die Verführungen selbst
- Die Eheversprechen und die Heiratsverzögerungen
- Das Verantwortungsbewusstsein der Verführer
- Die Veränderung der Figuren
- Die Schuld der Verführer an der Katastrophe
- Die Funktion der Figuren
- Schlussbemerkung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Motiv der Verführung im deutschen bürgerlichen Trauerspiel. Der Fokus liegt auf dem Vergleich von zwei Verführern, Mellefont aus Lessings "Miß Sara Sampson" und von Gröningseck aus Wagners "Die Kindermörderin". Ziel der Arbeit ist es, die beiden Figuren und ihre Handlungen im Kontext der jeweiligen Epoche und der literarischen Gattung zu analysieren.
- Verführung als zentrales Motiv im bürgerlichen Trauerspiel
- Charakterisierung der Verführer: Mellefont und von Gröningseck
- Analyse der Vergangenheit der Figuren und deren Einfluss auf ihre Taten
- Vergleich der Verführungstechniken und der Folgen der Verführung
- Die Rolle der Verführer in der Entwicklung der Handlung und in der Katastrophe
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt das bürgerliche Trauerspiel als literarische Gattung vor und beleuchtet den Kontext seiner Entstehung und die Bedeutung des Motivs der Verführung. Es werden die beiden Hauptfiguren, Mellefont und von Gröningseck, sowie ihre jeweiligen Dramen kurz vorgestellt.
Die Untersuchung der beiden „Verführer“
Dieser Teil der Arbeit widmet sich einer detaillierten Analyse der beiden Verführer. Es werden ihre Vergangenheit, ihre Verführungstechniken, ihre Eheversprechen, ihr Verantwortungsbewusstsein und ihre Veränderung im Laufe der Handlung betrachtet.
Schlussbemerkung
Die Schlussbemerkung fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und zieht Schlussfolgerungen. Sie ordnet die beiden Figuren in den Kontext der jeweiligen Epoche und der literarischen Gattung ein.
Schlüsselwörter
Bürgerliches Trauerspiel, Verführung, Verführer, Mellefont, von Gröningseck, "Miß Sara Sampson", "Die Kindermörderin", Lessing, Wagner, Moral, Gesellschaft, Familie, Katastrophe.
- Citar trabajo
- Daniel Brüggemann (Autor), 2001, Mellefont und v. Gröningseck - Ein Vergleich der Verführer, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12975