Historischer Jesus und wirklicher Christus

Untersuchung anhand der Texte "Der sogenannte historische Jesus und der wirkliche, biblische Christus" von Martin Kähler und "Der wirkliche Christus der Grund unseres Glaubens" von Wilhelm Herrmann


Trabajo de Seminario, 2007

26 Páginas, Calificación: 1,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Martin Kähler: „Der sogenannte historische Jesus und der geschichtliche, biblische Christus“
1.1. Vorbemerkungen
1.2. Kählers Stellung zum „historischen Jesus“
1.3. Der wirkliche Jesus
1.3.1. Die Wirkungsgeschichte Jesu als Grund seiner Bedeutung
1.4. Folgen für den Umgang mit biblischen Texten
1.5. Bilanz Kähler

2. Wilhelm Herrmann: „Der geschichtliche Christus der Grund unseres Glaubens“
2.1. Vorbemerkungen
2.2. Herrmanns Stellung zum historischen Jesus und die Autorität der Schrift
2.3. Der Grund des Glaubens
2.4. Bilanz Herrmann

3. Historischer Jesus und wirklicher Christus

4. Resümee

Literaturverzeichnis

Einleitung

Das Bekenntnis zu Jesus Christus ist so alt wie die Kirche selbst. Kein christliches Symbolum ohne diese Bindung. Der Glaube an ihn ist grundlegend für die Christenheit. Glaube, griechisch 1TL,AYrLc, meint in diesem Zusammenhang Vertrauen, rückhaltlose Bin-dung an einen Halt, der nicht wanken kann und frei allen Zweifels ist. Der christliche Glau-be baut darauf, dass sein Grund unvergänglich ist, dass in ihm das Heil des Menschen liegt. Aber Jesus Christus, der als wahrer Gott und wahrer Mensch bekannt wird, ist nicht zu denken ohne sein Menschsein als Jesus von Nazareth, dem Sohn des Zimmermanns (Mk 6,3), der hier unter den Menschen wandelte und lebte, eine eigene Biographie entwickelte. Was wissen wir von diesem Menschen? Was macht ihn zum Christus? Als um das Jahr 30 n. Chr. der jüdische Zimmermannssohn Jesus von Nazareth in Jerusalem am Kreuz zu Tode kam, ahnte wohl kaum jemand, dass sich bald eine kleine Gruppe formiert, die sich zu ihm bekennt, wie wir es z. B. in 1 Kor 15,3ff lesen können. Noch weniger hätten wohl erwartet, dass aus dieser Gruppe eine weltumspannende Religion verschiedener Konfessio-nen entsteht, denen das Bekenntnis zu ihm als den Gekreuzigten und Auferstandenen, dem Christus Gottes gemein ist, der als Offenbarung Gottes unter den Menschen geglaubt wird, der das Heil aller an ihn Glaubenden wirkt. Die Wirkung des Jesus von Nazareth kann wohl als einmalig in der Weltgeschichte gesehen werden. Bis in unsere Gegenwart hinein wird nach ihm gefragt als dem Christus, der das Heil des Menschen bewirkt. Die Frage nach Jesus Christus stellen natürlich alle, die an ihn glauben, für die er wirkt. Es gab und gibt aber auch Menschen, die unabhängig des christologischen Dogmas nach ihm fragen und wissen wollen, wer dieser Mensch eigentlich war, wie er leibte und lebte, wie er zu dem wurde, der ans Kreuz ging. Es ist also durchaus verständlich, wenn es Menschen gibt, die nach Jesus von Nazareth fragen, weil sie in ihm den Christus erkannt haben und ihm glauben, der ihr fester Halt und Glaubensgrund ist. Ebenso verständlich ist es, wenn Men-schen von der Person des Nazareners beeindruckt nach der historischen Gestalt frei aller christologischen „Ummantelung“ hinter der neutestamentlichen Überlieferung suchen. Die „Leben-Jesu-Forschung“ versuchte auf ihre Weise dies herauszustellen, indem sie auf die Einzigartigkeit der Biographie des Jesus von Nazareth hinweisen wollte. Aber ist es wirk-lich sinnvoll nach ihm zu suchen und zu forschen? Kann und darf Christologie darauf ver-zichten? Bedarf der Glaube des historischen Faktes oder sollte er nicht besser nach der ge-schichtlichen Wirklichkeit des Jesus Christus suchen? Mit Wilhelm Herrmann und Martin Kähler, der ausführlich argumentiert, warum er gerade in der Suche nach dem historischen Jesus einen Fehler sieht, haben wir nun zwei Menschen vor uns, die das Ansinnen der „Le-ben-Jesu-Forschung“ ablehnen und auf je ihre Weise herausstellen wollen, wo und wie Christus als der das Heil des Menschen Begründende zu finden ist, wie und wo er wirklich ist. Martin Kähler und Wilhelm Herrmann versuchen auf ihre je eigene Art zu zeigen, wo der letzte und feste Grund des Glaubens liegt.

Die Reihenfolge in der Darstellung der beiden Quellen folgt der Reihenfolge der Er-scheinung, zumal Herrmann auf den Vortrag Kählers reagiert. Um zu zeigen, welchen Stel-lenwert der historische Jesus hat und was der wirkliche Christus ist, werde ich versuchen, die Positionen in gebotener Länge oder Kürze nachzuzeichnen, um dann die wichtigsten Punkte gegenüberzustellen.

1. Martin Kähler: Der sogenannte historische und der geschichtliche, biblische Christus

1.1. Vorbemerkungen

Martin Kählers Anliegen ist es, in einem ersten Schritt zu zeigen, warum die histori-sche Forschung nach dem Jesus, wie es die „Leben-Jesu-Forschung“ tut, für die Christolo-gie und als Relevanz für den christlichen Glauben aufzugeben ist. Vielmehr muss die Be-deutung des wirklichen Christus herausgestrichen werden. Die rein historische Erforschung der Bibel und der Geschichte der Kirche ist für ihn unzureichend. Die Bibel muss selbst von ihrer Gesamtheit her zu Wort kommen. In seinem theologisch wirksamsten Werk, dem Vortrag „Der sogenannte historische Jesus und der geschichtliche, biblische Christus“, ver-sucht er sein Thema der Zuverlässigkeit des christlichen Glaubensgrundes im Raum der re-lativen Geschichte zu bestimmen. Die Suche nach dem „historischen Jesus“ ist für ihn zu-gunsten des „biblischen Christus“ aufzugeben.

Gleich zu Beginn macht er dabei deutlich, dass er „von dem Bekenntnis zu dem leben-digen Christus“ reden will.1 Bereits der Titel der Gesamtschrift verdeutlicht, dass es ihm darum geht, dass zwei scheinbar eng beieinander liegende Sichtweisen auf Jesus Christus nach seiner Auffassung deutlich unterschieden werden müssen. So fasst er denn auch zu Beginn seinen „Mahnruf“ so zusammen: „Der historische Jesus der modernen Schriftsteller verdeckt uns den lebendigen Christus.“2, von dem er ja zu Beginn sagte, dass er von diesem reden wolle. Die erste Satzhälfte ist auf die sogenannte „Leben-Jesu-Forschung“ bezogen, die in der Literatur zahlreiche Leben Jesu hervorbrachte.3

Die Unterscheidung der Begriffe „historisch“ und „geschichtlich“ gilt es in der hier ge-fundenen Verwendung zu prüfen. Kähler selbst gibt einen Überblick, was sich hinter der Bezeichnung „historischer Jesus“ verbirgt. In einem kurzen Überblick stellt er die Entwick-lung dieser Forschungsrichtung dar.4 Dabei wird deutlich, dass das Lexem „historisch“ in diesem Zusammenhang in dem Sinne gebraucht wird, dass es ein vergangenes Geschehen bezeichnet. Mit der Suche nach dem „historischen Jesus“ wird also die Suche nach einem historischen Fakt bezeichnet, der für die Gegenwart keine Relevanz haben muss. „Ge-schichtlich“ hingegen bezeichnet etwas, dass sich aufgrund von Überlieferung oder Quel-len als wahr oder existent erweist und darum heute immer noch von Bedeutung ist. Diese Begriffsklärung weist auf das Problem hin, dem Kähler sich im folgenden stellt. Die Be-deutung des Jesus von Nazareth, dem Christus, liegt für Kähler in der Geschichtlichkeit, die sich in seiner Wirkungsgeschichte entfaltet. Ein zweiter zentraler Aspekt tut sich also auf. In seinem Vortrag betont er, wie im Folgenden auch dargelegt werden wird, dass der biblische Christus der wirkliche Christus ist, lebendig im Wort, das im Neuen Testament als Christuspredigt zu uns spricht. Die Predigt des Neuen Testamentes ist ein wirkungsge-schichtlicher Reflex des Glaubens der Jünger. Die Wirkungsgeschichte Jesu ist also bei Kähler zentral, wie gezeigt werden wird.

Folgend legt er zunächst dar, warum die „Leben-Jesu-Forschung“ ein Irrweg ist. Ich stelle seinen Argumentationsgang hier darum so ausführlich dar, weil sich diese Arbeit auch mit der Bedeutung der Person des historischen Jesus befasst und Kähler hier eine sehr klare Position bezieht, die im Übrigen auch der Herrmanns in diesem Punkte sehr ähnelt.

1. 2. Kählers Stellung zum „historischen Jesus“

„Der sogenannte historische Jesus ist für die Wissenschaft nach dem Maßstabe moder-ner Biographie ein unlösbares Problem; denn die vorhandenen Quellen reichen nicht aus und die ersetzende Kunst ist diesem Problem nicht gewachsen.“5

In einem ersten Schritt äußert Kähler seine Ablehnung gegenüber der „Leben-Jesu-For-schung“. Es geht ihm dabei nicht darum, die Gestalt des Jesus von Nazareth als nichtig zu erklären oder historisch in Frage zu stellen, sondern darum, herauszustellen, warum seine Erforschung unmöglich und unsinnig ist. Mit einem Verweis auf Luther verdeutlicht er, dass man zwar „Gottes Sohn gar nicht tief genug in unser Fleisch, in die Menschheit hi-neinziehen könnte“, „aber dies Wort hat ja nur dann einen Sinn, wenn dieser Christus mehr ist als ein Mensch.“6 Dieses Faktum übersieht s. E. die „Leben-Jesu-Forschung“, denn der Holzweg, den sie beschreitet, macht aus ihn irgendeinen wirksamen Menschen der Vergan-genheit, zu einer historischen Größe. Zudem fehlen, um ein Leben Jesu zu schreiben, die Quellen, die es nach den Maßstäben der modernen Geschichtswissenschaft bräuchte, um ein entsprechendes Bild des Lebens Jesu zeichnen zu können. Das Neue Testament schei-det für den ernstzunehmenden Geschichtsforscher hier als Quelle für eine Biographie Jesu aus, denn es bietet, mit Ausnahme der wenigen Kindheitserzählungen, ein „Trümmerfeld von Einzelüberlieferungen“, die überdies nur „von dem kürzesten Abschnitt seines Lebens“ berichten, aus denen die moderne Geschichtswissenschaft ein wissenschaftlich tragbares Bild des historischen Jesus selbst entwerfen müsste.7 Mit dem Beginn seines Leidens, mit der Schilderung seines „Werkes“, dass wirkungsgeschichtlich für das Neue Testament wichtig ist, werden die Evangelien erst ausführlich. Diesen Abschnitten geht weniger vo-raus, was geschehen ist, als wer gehandelt hat und wie er das getan hat. In jeder kleinen biblischen Geschichte tritt uns die volle Person des Herrn entgegen. So bekennen wir im zweiten Artikel des Taufbekenntnisses den Glauben an die Person, die wir aus den Tatsa-chen kennen. Für eine Biographie Jesu im modernen Sinn gibt es also keine Möglichkeit, zumal auch das Werden Jesu, seine Entwicklung von der Kindheit bis zu seinem Auftreten, was ihn prägte und beeinflusste, im Neuen Testament nicht beschrieben wird8. Vielmehr zeugt es von der Wirkung des Auferstandenen. Von seinem Reden und Tun, wie es im Neuen Testament beschrieben wird, lässt sich kein Rückschluss auf sein Werden ziehen. Analogien und Rückschlüsse zur Erstellung eines Bildes Jesu lehnt Kähler ausdrücklich ab, denn diese stellen die Einzigartigkeit des „einzigen Sündlosen“ in Frage, das Wunder der Menschwerdung Gottes.9 Er verweist darauf, dass die Person Jesu sich dem Verfahren der Einordnung in das geschichtliche Leben entziehe, wie es etwa bei Paulus möglich ist. Die Person Jesu bewegt sich daher in einer „geschichtslosen Zeit“10. Kähler argumentiert weiterhin, dass jede Biographie oder Geschichtsschreibung geleitet wird von Zielen der sub-jektiven Verfasser11. Kernkritik von Kähler an der „Leben-Jesu-Forschung“ ist also, dass Jesus sich in dem Geist der Herren widerspiegelt, d.h. dass die Geschichtsschreiber sich in den Biographien von Jesus nur selbst begegnen.12

Halten wir also fest: Die Rekonstruktion der Person des Menschen Jesus von Nazareth und das Schreiben einer Biographie über ihn ist nach den Maßgaben der modernen Ge-schichtswissenschaft unmöglich. Für den Glauben des Christen ist sie gänzlich unsinnig, wie das nächste Kapitel zeigen wird. Eine Biographie Jesu wird nie objektiv und neutral sein. Wir müssen uns aber vor Augen halten, dass Kähler in seiner schroffen Ablehnung an das Projekt der „Leben-Jesu-Forschung“ denkt. In der Frage nach dem historischen Jesus hat es in der Folgezeit auch durchaus andere Positionen gegeben (s. u.). Für Kähler aber steht fest, und er liegt darin wohl auch richtig, dass die Frage nach dem historischen Jesus nicht die Weise ist, wie die Bibel nach Christus fragt.

Liegt Kähler in seiner schroffen Abweisung richtig, wenn er jedem Versuch, sich der Person Jesu zu nahen, eine Abfuhr erteilt? Versucht die moderne historisch-kritische Exe-gese nicht gerade das „Dogma“ des Autors zu überwinden und einen historischen Kern zu finden? Bietet sie nicht vielmehr auch die Möglichkeit einen Anhalt an der historischen Person Jesu zu finden, ohne die Biographie rekonstruieren zu müssen?

1.3. Der wirkliche Jesus

„Der geschichtliche Christus ist der geglaubte und gepredigte Christus, das Fleisch ge-wordene Wort.“13

Nachdem bisher gezeigt wurde, warum der historische Jesus für den Glauben des Christen kein hinreichend fester Grund ist, ist nun zu fragen, wo er ist, was er ist und wie man ihn findet. Zunächst aber noch einmal die Frage: Warum stellen wir überhaupt die Frage nach dem wirklichen Jesus, „wie er leibte und lebte“14 ? Warum sind wir motiviert die Evangelien „historisch“ zu lesen oder warum hat der Glaube Interesse an geschichtli-chen Fakten? Die Antwort liegt für Kähler darin, dass, „wenn der eigentliche und letzte Be-weggrund des Unternehmens erkannt ist, sich Jesu geschichtliche Gestalt in voller Leben-digkeit vor die innere Anschauung“15 stellt. Wir suchen die Bekanntschaft mit der Gestalt dieses Jesus, weil wir ihm glauben.

Im „historischen“ Lesen sieht er einen Versuch, die Einzigartigkeit des Wesens Jesu zu ergründen, es geht ihm also um das Kennenlernen von demjenigen, zu dem wir beten: Gott, der von Jesus offenbart wird. Es geht seines Erachtens nicht um die historischen Fakten oder Personen, sondern um das Wesen, das schon von den Jüngern als Herr der Welt gese-hen wurde, der ihnen den Glauben abgewonnen hat. So sucht der Leser der Evangelien nicht sich selbst, nicht das ihm Gleiche, sondern sein Gegenstück, seine Ergänzung, seinen Heiland, der sich im Wort offenbart.16 Er begegnet einer einzigartigen Person, wie sie es vorher nie gab und hernach nicht gegeben hat.17

1.3.1. Die Wirkungsgeschichte Jesu als Grund seiner Bedeutung

Der Grund, weshalb wir den Jesus der Evangelien suchen, liegt also nicht in seiner His-torie, liegt nicht in den Lebensumständen des Gekreuzigten, sondern in dem, was Kreuz und Auferstehung Jesu bewirken. Hierzu trägt nach Kähler seine Biographie nichts bei. Zur Untermauerung führt er Beispiele der apostolischen Predigt an, nach der eben der Gekreu-zigte und Auferstandene wirksam und für das Heil relevant ist, weil darin Gottes Heilshan-deln sichtbar wird. Die apostolische Botschaft geht also eben auch nicht von der Biogra-phie Jesu aus. Wichtig für ihn ist der Auferstandene, der lebendige Christus, den wir glau-ben, weil wir ihn kennen; den wir haben, wie wir ihn kennen.18 In der apostolischen Bot-schaft der Evangelien begegnet uns nach Kähler der Jesus, „den unser Glaubensauge und unser Gebetswort zur Rechten Gottes antrifft“; der „uns die Offenbarung ist“, „weil er uns das fleischgewordene Wort, das Bild des unsichtbaren Gottes, weil er uns der offenbare Gott ist.“19 Dieses Bild ist bei keinem Biographen zu finden.

[...]


1 Kähler, 15.

2 A. a. O. 16.

3 Einige Vertreter: Ferdinand Christian Baur, David Friedrich Strauß. Es ist nicht Sache dieser Arbeit, die „Leben-Jesu-Forschung“ im Einzelnen darzustellen, sondern es genügt hier auf die Literatur zu ver-weisen. Plakativ reicht es zu sagen, dass als „Leben-Jesu-Forschung“ die Erforschung des Neuen Testa­ments mittels der historisch-kritischen Methode bezeichnet wird, mit der versucht wurde hinter den Tex-ten des Neuen Testaments die Person des Jesus von Nazareth, den Sohn des Zimmermanns (Mk 6,3) zu finden, die vom geglaubten und verkündeten Jesus Christus unterschieden werden müsse.

4 Kähler, 16-18.

5 A. a. O. 14.

6 A. a. O. 19.

7 A. a. O. 21-23.

8 A. a. O. 24.

9 A. a. O. 25f.

10 A. a. O. 26.

11 Bei diesen gibt es keine Neutralität. Die Geschichte wird immer unter einem bestimmten Gesichts-punkt geschrieben, d.h. sie wird von einer Dogmatik/ Lehre/ einem Interesse geleitet. Auch die Biogra-phien Jesu sind von dogmatischen Voraussetzungen geprägt, selbst wenn Autoren keine angeben. Albert Schweitzer hat dies in seinem 1906 (2. Auflage 1913) erschienenen Werk „Geschichte der Leben Jesu Forschung“ dargestellt. Darin konnte er überzeugend nachweisen, dass fast alle „Leben-Jesu“-Entwürfe die ethischen Ideale ihrer Autoren in die Texte hineinprojizierten. Wo Jesus etwa der große Erfinder der „Goldenen Regel“ gewesen sein sollte, dachte der Forscher an den kategorischen Imperativ Immanuel Kants. Wo er der Freund aller Menschen und Tiere gewesen sein sollte, dachte der die Natur liebende ro-mantische Forscher an Franz von Assisi. Wo er der Held eines nationalen Befreiungskampfes sein sollte, dachte der patriotische Forscher an seine Burschenschaft. Ob Schweitzer Kählers Vortrag kannte, ist nicht bekannt. Weiter ist zu berücksichtigen, dass rückblickende Biographien den Ausgang der Geschichte wahrnehmen. Dies ist als Hermeneutischer Zirkel zu verstehen. Der Umgang mit der Geschichte ist von der Gegenwart her geprägt. Jeder Autor hat eine eigene, persönliche Perspektive auf Geschichte.

12 Kähler, 27-29.

13 A. a. O. 14.

14 A. a. O. 31.

15 Ebd.

16 A. a. O. 32.

17 A. a. O. 24f.; 31f.

18 A. a. O. 34.

19 Ebd.

Final del extracto de 26 páginas

Detalles

Título
Historischer Jesus und wirklicher Christus
Subtítulo
Untersuchung anhand der Texte "Der sogenannte historische Jesus und der wirkliche, biblische Christus" von Martin Kähler und "Der wirkliche Christus der Grund unseres Glaubens" von Wilhelm Herrmann
Universidad
Humboldt-University of Berlin  (Theologische Fakultät)
Curso
Seminar "Texte zur Christologie"
Calificación
1,3
Autor
Año
2007
Páginas
26
No. de catálogo
V129807
ISBN (Ebook)
9783640363704
ISBN (Libro)
9783640364183
Tamaño de fichero
550 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Historischer, Jesus, Christus, Untersuchung, Texte, Jesus, Christus, Martin, Kähler, Christus, Grund, Glaubens, Wilhelm, Herrmann
Citar trabajo
Michael Schuft (Autor), 2007, Historischer Jesus und wirklicher Christus, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129807

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Título: Historischer Jesus und wirklicher Christus



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