In dieser Arbeit wird der Frage nachgegangen, welches Phänomen von Rosa der Verzweiflung von Kierkegaard entspricht, ob sich ein solches überhaupt finden lässt und inwiefern damit Kierkegaards Auffassung bis in die Moderne hineinwirkt.
„So wie der Arzt wohl sagen muss, dass es vielleicht keinen einzigen vollkommen gesunden Menschen gebe, müsste man mit rechter Menschenkenntnis sagen, es lebe kein einziger Mensch, ohne ein wenig verzweifelt zu sein“. Mit diesen Worten fällt Kierkegaard ein ebenso trauriges wie allumfassendes Urteil über die Menschheit. Die Verzweiflung als die „Krankheit zum Tode“ sei geradezu die Bestimmung des Menschen, welcher sich keiner entziehen könne . Fast 150 Jahre später schreibt Hartmut Rosa: „Wir sind strukturell […] dazu gezwungen und werden kulturell […] dazu getrieben, die Welt zum Aggressionspunkt zu machen“ . Eine ebenfalls ernüchternde Beurteilung. Während sich Kierkegaard intensiv mit den inneren Strukturen und Formen der Verzweiflung beschäftigt, setzt sich Rosa mit der gegenwärtigen Gesellschaftsform sowie deren Folgen auseinander. Beide eint eine pessimistische Darstellung mit wenig Hoffnung auf eine dennoch mögliche Heilung. Kierkegaards Verhältnis aus Endlichkeit und Unendlichkeit findet in Rosas Verfügbarkeit und Unverfügbarkeit ein erstaunlich modernes Äquivalent.
Die Allgemeinheit der beiden Auffassungen machen sie zum Ausgangspunkt dieser Untersuchung. Mit den folgenden Ausführungen soll zum einen geklärt werden, welche logischen Folgerungen hinter den Aussagen stecken und welche Bezugspunkte sich zwischen diesen finden lassen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Struktur der Verzweiflung bei Kierkegaard
- Die Ursachen der Verzweiflung.
- Die Formen der Verzweiflung.
- Verzweiflung gesehen unter der Bestimmung Bewusstsein........
- Verzweiflung gesehen unter der Bestimmung des Menschen als Synthese.........
- Die Heilung
- Die Verzweiflung in der verstummten Welt..
- Fazit........
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Parallelen zwischen Søren Kierkegaards Philosophie der Verzweiflung und Hartmut Rosas Konzept der „verstummten Welt“. Ziel ist es, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in ihren Auffassungen von menschlicher Existenz, Leid und möglicher Heilung aufzuzeigen.
- Die Struktur und Formen der Verzweiflung nach Kierkegaard
- Die Ursachen und Folgen der Verzweiflung
- Das Verhältnis von Endlichkeit und Unendlichkeit bei Kierkegaard und die Analogie zur Verfügbarkeit und Unverfügbarkeit bei Rosa
- Die Möglichkeit von Heilung und ihre Interpretation in beiden Denksystemen
- Die „verstummte Welt“ bei Rosa und ihre Verbindung zur Verzweiflung bei Kierkegaard
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Grundidee vor und erläutert die Motivation für den Vergleich zwischen Kierkegaards Verzweiflungsphilosophie und Rosas Konzept der „verstummten Welt“. Sie legt die Schwerpunkte der Untersuchung und den methodischen Ansatz dar.
- Die Struktur der Verzweiflung bei Kierkegaard: Dieses Kapitel beleuchtet Kierkegaards Definition des Selbst und der Verzweiflung, indem es die drei Formen der Verzweiflung – das Nicht-Bewusst-Sein eines Selbst, das Nicht-Selbst-Sein-Wollen und das Selbst-Sein-Wollen – analysiert. Es werden die Ursachen für die Verzweiflung sowie die Rolle des menschlichen Geistes und der Endlichkeit beleuchtet.
- Die Verzweiflung in der verstummten Welt: Dieses Kapitel behandelt Rosas Konzept der „verstummten Welt“ und untersucht, wie sich die Verzweiflung in diesem Kontext äußert. Es werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Kierkegaards Verzweiflung und Rosas Analyse der gegenwärtigen Gesellschaft aufgezeigt.
Schlüsselwörter
Diese Arbeit fokussiert auf die Kernthemen Verzweiflung, Selbst, Endlichkeit, Unendlichkeit, Geist, Welt, Verfügbarkeit, Unverfügbarkeit, „verstummte Welt“, Existenz, Leid, Heilung, Kierkegaard, Rosa.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2021, Die Verzweiflung bei Kierkegaard und das Verstummen der Welt bei Rosa, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1298533