Köln und die Judenpogrome des Mittelalters

Judenpogrome der Jahre 1349 und 1350 in Köln


Trabajo Escrito, 2006

13 Páginas, Calificación: 2,0

Anónimo


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Kirchliche Anschuldigungen
2.1 Die Ritualmorde
2.2 Der Wucher
2.2 Der Hostienfrevel

3. Die rechtliche Stellung der Juden

4. Pogrome

5. Schlussbemerkung

Literaturangabe

1. Einleitung

Diese Arbeit befasst sich mit der Darstellung der Ursachen und Motive der Judenpogrome der Jahre 1349 und 1350 in Köln. Die Rolle der religiösen Sonderstellung der Juden innerhalb der christlichen Gemeinschaft ist dabei ebenso einer besonderen Betrachtung zu unterziehen, wie auch die soziale und klerikale Ausgrenzung der Juden bis hin zum verhassten Dämon-Bild, welches als Ursache für die Pogrome möglicherweise bestimmend war.

Die Stadt Köln stieg bis zum Mittelalter zu einer der größten Städte des Reichsgebietes und wichtigsten Handelsmetropole im Norden empor.[1]

Aufgrund der Lage und vor allem der wirtschaftlichen Attraktivität gab es in der Diözese schon sehr früh jüdischen Niederlassungen. Auch auf Grund der Vertreibungen aus Frankreich kam es seit Anfang des 13. Jahrhunderts zu einem Zuwachs an Ansiedlungen, zur Jahrhundertwende verzeichnete die Diözese Schätzungen zufolge ca. 3000 dort lebende Juden.[2]

Als Folge der vermehrten Zuwanderung ­(Das Judenviertel im östlichen Stadtgebiet verzeichnete 1240 etwa 55 Häuser, bis 1330 kamen etwa 130 Neuerwerbungen und Neubauten hinzu) wurde Juden im Jahr 1341 per Gesetz der Erwerb von Häusern und Gehöften verboten.

1349, im Jahr der Pogrome, war die jüdische Gemeinde in Köln mit geschätzten 450 Personen eine der größten des Reiches. Juden und Christen lebten noch im Frühmittelalter weitestgehend in friedlichem Miteinander, die Juden waren „ eine religiöse Sondergemeinschaft innerhalb der christlichen Gemeinde[3], die vor allem von der wohlhabenden kaufmännischen Oberschicht als zuverlässige und seriöse Handelspartner und Kaufleute geschätzt wurden.

2. Kirchliche Anschuldigungen

Seitens der Kirche herrschte ein ständiges Misstrauen der Kirche gegenüber den Juden, welches auf die Auslegung des 59. Psalms durch den Kirchenvater Augustinus zurückzuführen ist. Die im dritten Jahrhundert vom christlichen Gelehrten Origenes (185-254) entworfene Lehre vom vierfachen Schriftsinn veranlasste Augustinus den 59. Psalm als Hinweis auf das jüdische Volk zu verstehen, welches ob seiner Verblendung den Messias nicht erkannte und demnach bis zur Bekehrung am Ende aller Tage lediglich als Zeugen geduldet seien. Daran anlehnend wurden die Juden forthin als Dämonen und Verräter verteufelt und klerikal geächtet. Das führte auch dazu, dass den Gerüchten um Brunnenvergiftungen, Kindermord oder die Unterstellung von grausamem (weil der christlichen Glaubensgemeinschaft feindselig gegenüberstehend) Kreditwucher bis weit in das 20. Jahrhundert hinein Glauben geschenkt wurde. Die von der Kirche geschürten Vorurteile schafften einen guten Nährboden für Gerüchte. Das latente Misstrauen äußerte sich größtenteils in Verleumdungen und haltlosen Anschuldigungen. Pabst Innozenz III. warnte den König Frankreichs im Jahr 1205 vor den Juden, die nur auf eine Möglichkeit warten, „ um im geheimen ihre christlichen Gastgeber zu töten.“[4] Das Jesuitenzeitschrift „C ivilita Cattolica “ (unter Pius IX in Neapel gegründet und noch Heute vom Vatikan unterstützt) äußert sich noch im Jahre 1881 bezüglich jüdischer Ritualmorde und beschreibt die Juden als von Kindheit an zum Hass auf Christen erzogen und durchsetzt: „ In fact, since they were children, jews are formally trained to hate mankind, especially Christians, as their conscience and devotion prescribe to them.[5] Im Jahr 1891 konnte man in der Civilita Cattolica lesen, dass der Talmud die Juden mahne, die Christen grausam zu hassen.[6]

2.1 Die Ritualmorde

Die Ursprünge der Ritualmordlegende liegen (…) nicht, wie lange vermutet wurde, im (…) Aberglauben (…). Die Urheber (…) des Wahns waren vielmehr Kleriker, also Theologen und Angehörige der höheren Geistlichkeit.[7]

Waren Ritualmorde im Altertum vor allem Christen angedichtet worden, veränderte sich das Ziel der Beschuldigungen bis zum Spätmittelalter, was in vermehrten Anklagen gegen Juden resultierte.[8]

Vor allem Prediger der Bettelorden verbreiteten meist sehr bildhafte und zur Veranschaulichung extrem ausgeschmückte Geschichten von grausamen Riten, in denen propagiert wurde, wie Juden unschuldige Kinder getötet hätten, um das Blut für rituelle Zwecke oder die Zubereitung ungesäuerten Brotes zu verwenden.[9]

Es gibt zahlreiche Beispiele für solche Beschuldigungen. Eines der bekanntesten ist sicherlich jenes des Little Hugh of Lincoln. 1255 wurden dort mehrere Juden der Kreuzigung eines (christlichen) Jungen beklagt. Kern der Klage war die schon seit dem „Mord“ am Messias den Juden zugeschriebene Gier nach unschuldigem Menschenblut.

Der berühmteste Fall ist sicher der des Simon von Trient. Die Leiche des zweijährigen Jungen wurde in der Osternacht von Juden nahe der Synagoge entdeckt. Schon der „verdächtige“ Fundort reichte aus, um mehrere[10] Juden nach erzwungenem Geständnis hinzurichten. Der Kult wurde bis 1965 gepflegt, als unter Paul VI. die Ritenkongregation nachträglich einen Justizirrtum feststellte und im Anschluss der Stadtrat offiziell das „San“ aus dem Straßennamen „Via San Simonio“ strich.[11]

Gab es auf der einen Seite Hetzpredigten niederer Kleriker und Prediger der Bettelorden, wurde auf der anderen Seite diesen Anschuldigungen von kirchlichen und weltlichen Autoritäten entgegengewirkt. Vor allem aus finanziellen Gründen wie auch zur Friedenssicherung im Reichsgebiet war man darum bemüht, die Juden nicht als Generalbeschuldigte dargestellt zu sehen.

Nachdem Friedrich II. eine Untersuchung angeordnet hatte, hieß es in seinem Urteil vom Juli 1236: „ Weder im Alten noch im Neuen Testament ist zu finden, dass die Juden nach Menschenblut begierig wären “.[12] Auch als judenfeindlich geltende Päpste wie Innozenz IV., erklärter Gegner Friedrichs II., und Gregor X. stellten sich gegen diese Tendenzen. Ersterer drohte in einer Bulle gar mit der Exkommunikation im Falle der weiteren Verbreitung von Ritualmordbeschuldigungen.[13]

Vor allem die nicht in sonst üblicher Weise in Klöstern und den Kirchen selbst ausgebildeten („ungebildeten“) Kleriker waren dafür verantwortlich, dass sich die Beschuldigungen in weite Teile der Bevölkerung trugen und sich teilweise bis heute im Denken manifestierten.[14]

[...]


[1] Asari, Dr. Zvi (Hrsg.): Juden in Köln. Von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart Köln 1959, S. 47.

[2] Trippen, Norbert (Hrsg.): Geschichte des Erzbistums Köln, Köln 2003, S. 588.

[3] Eckert, Willehad Paul: Antisemitismus im Mittelalter. Angst – Verteuflung – Habgier: Das Gift, das die Juden tötete, in: von Haim (Hrsg.): Geschichte des jüdischen Volkes (Das Mittelalter; 2), München 1979, S. 77.

[4] Czermak, Gerhard: Christen gegen Juden. Geschichte einer Verfolgung, Nördlingen 1989, S. 55.

[5] La Civilita Cattolica, Ausgabe vom 23.06.1881, Rom 1881 WEB: http://www.romancatholicism.org/civilta.htm, Stand: 24.04.2009

[6] Krämer-Badoni, Rudolf : Judenmord, Frauenmord, Heilige Kirche, München 1988, S. 76.

[7] Benz, Wolfgang: Was ist Antisemitismus?, München 2004

[8] Graus, Frantisek: Pest – Geißler – Judenmorde. Das 14. Jahrhundert als Krisenzeit, Göttingen 1988, S. 288.

[9] Czermak, Gerhard: Christen gegen Juden. Geschichte einer Verfolgung, Nördlingen 1989, S. 61.

[10] Die Zahl der vollstreckten Urteile variiert zwischen 8 und 15.

[11] Czermak, Gerhard: Christen gegen Juden. Geschichte einer Verfolgung, Nördlingen 1989, S. 61.

[12] Eckert, Willehad Paul: Antisemitismus im Mittelalter. Angst – Verteuflung – Habgier: Das Gift, das die Juden tötete, in: von Haim (Hrsg.): Geschichte des jüdischen Volkes (Das Mittelalter; 2), München 1979, S. 89.

[13] Vgl. Gruner, Wolf u.a.: Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945, München 2008, S.71.

[14] Noch in heutiger Zeit werden Vorurteile gegen Juden mit Schlagworten wie „Geldgier“ oder „Jesusmörder“ gepflegt. Der Begriff „Finanzjudentum“ aus der NS-Zeit gilt als Extrembeispiel.

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Detalles

Título
Köln und die Judenpogrome des Mittelalters
Subtítulo
Judenpogrome der Jahre 1349 und 1350 in Köln
Universidad
University of Wuppertal  (FB A: Geistes- und Kulturwissenschaften)
Curso
Einführung in das Studium der mittelalterlichen Geschichte: Köln im Mittelalter
Calificación
2,0
Año
2006
Páginas
13
No. de catálogo
V129880
ISBN (Ebook)
9783640391349
ISBN (Libro)
9783640391516
Tamaño de fichero
520 KB
Idioma
Alemán
Notas
Diese Arbeit befasst sich mit der Darstellung der Ursachen und Motive der Judenpogrome der Jahre 1349 und 1350 in Köln. Die Rolle der religiösen Sonderstellung der Juden innerhalb der christlichen Gemeinschaft ist dabei ebenso einer besonderen Betrachtung zu unterziehen, wie auch die soziale und klerikale Ausgrenzung der Juden bis hin zum verhassten Dämon-Bild, welches als Ursache für die Pogrome möglicherweise bestimmend war.
Palabras clave
Köln, Judenpogrome, Mittelalters, Judenpogrome, Jahre, Köln
Citar trabajo
Anónimo, 2006, Köln und die Judenpogrome des Mittelalters , Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129880

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