1. Vorbemerkung
Diese Arbeit betrachtet die Darstellung von Recht und Rechtsbeschreibung in dem von Heinrich der Glîchezâre Ende des 12. Jahrhunderts verfassten mittelalterlichen Tierepos „Reinhart Fuchs“.
Der Darstellung des Gerichtstages in Hinblick auf eine mögliche Einordnung des Epos als Rechtssatire kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, weshalb das Hauptaugenmerk daher dem dritten und finalen Teil des Werkes gewidmet ist.
Die Frage nach der Einordnung des Werkes als Satire macht neben der Betrachtung des Gerichtstages auch den Vergleich zwischen üblichem Recht jener Zeit und dem von Heinrich dargestellten Gerichtstag notwendig, da erst hierdurch eine Intention des Autors erkennbar werden kann. Die Kenntnis des Werkes gilt dabei als vorausgesetzt.
1.1 Unterteilung des Werkes in drei Abschnitte
Ein nicht näher bekannter Autor namens Heinrich der Glîchezâre verfasste Ende des 12. Jahrhunderts (siehe 2.) den ,,Reinhart Fuchs" und damit das erste deutschsprachige Tierepos. Die Verserzählung rund um das höfische Leben hat den arglistigen Fuchs Reinhart als Hauptfigur, welcher sich mit Gerissenheit und Schläue aus allerlei brenzligen Situationen rettet und schließlich über seine Widersacher triumphiert. Das Werk ist in drei Teile gegliedert und umfasst insgesamt 2248 Verse, zuzüglich einer Schlussbemerkung des Überarbeiters. Der erste Abschnitt (Verse 13 - 384) befasst sich in Form eines Schwankes mit dem Ansinnen des Fuchses an Beute zu gelangen, wobei er jedoch scheitert. Auch wenn bereits die Listigkeit des Fuchses deutlich wird, sind seine Mühen noch nicht erfolgreich. Dem Leser wird somit zunächst ein angenehmes Bild vom Fuchs zuteil.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- Unterteilung des Werkes in drei Abschnitte
- Autor und zeitliche Einordnung
- Recht und Rechtsauffassung im Mittelalter
- Allgemeine Darstellung eines Gerichts- / Hoftages jener Zeit
- Formalia
- Darstellung des Gerichtstages im „,Reinhart Fuchs".
- Fazit
- Literaturangabe
- Literaturverweise
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Darstellung von Recht und Rechtsauffassung im mittelalterlichen Tierepos „Reinhart Fuchs“ von Heinrich der Glîchezâre. Der Fokus liegt dabei auf der Darstellung des Gerichtstages im dritten Teil des Werkes, um die Frage nach einer möglichen Einordnung des Epos als Rechtssatire zu untersuchen. Die Arbeit vergleicht das im Werk dargestellte Recht mit dem tatsächlichen Recht des Mittelalters, um die Intention des Autors zu ergründen.
- Darstellung von Recht und Rechtsauffassung im „Reinhart Fuchs“
- Vergleich zwischen dem im Werk dargestellten Recht und dem tatsächlichen Recht des Mittelalters
- Analyse des Gerichtstages als möglicher Ausdruck einer Rechtssatire
- Untersuchung der Intention des Autors
- Einordnung des Werkes in den Kontext der mittelalterlichen Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den „Reinhart Fuchs“ als Werk einordnet und die Gliederung des Epos in drei Abschnitte erläutert. Der erste Abschnitt beschreibt den Fuchs Reinhart als gerissenen und schlauen Protagonisten, der versucht, an Beute zu gelangen. Der zweite Abschnitt schildert die Gevatterschaft zwischen Reinhart und dem Wolf Isengrin, die durch den Ehebruch der Wolfsgattin Hersant mit dem Fuchs zerstört wird. Der dritte Abschnitt, der den Schwerpunkt der Arbeit bildet, beschreibt den von König Vrevel einberufenen Hoftag, auf dem gegen Reinhart gerichtet werden soll. Der Hoftag dient als Rahmen für die Klage gegen Reinhart, der sich als Arzt ausgibt und König Vrevel heilt, um sein Leben zu retten und sich seiner Widersacher zu entledigen.
Im zweiten Kapitel wird die Rechtsauffassung im Mittelalter beleuchtet. Im Gegensatz zum heutigen Recht, das auf festgeschriebenen Gesetzen basiert, galt das Recht im Mittelalter als überliefertes, göttliches Gut, das unveränderlich über den Dingen stand. Der Staat war lediglich Bewahrer und Beschützer des Rechts. Im Konfliktfall bezog man sich auf das Gewohnheitsrecht, das „alte“ Recht, das schon immer galt. Rechtsbruch bedeutete die Wiederherstellung des alten Rechts, nicht die Einführung neuen Rechts.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den „Reinhart Fuchs“, Heinrich der Glîchezâre, Recht und Rechtsauffassung im Mittelalter, Gerichtstag, Rechtssatire, Tierepos, mittelalterliche Literatur, Gewohnheitsrecht, Hoftag, König Vrevel, Reinhart Fuchs, Wolf Isengrin, Hersant, „Roman de Renart“, „Ysengrimus“.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2008, Der Gerichtstag des Löwen im mittelalterlichen „Reinhart Fuchs“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129887