La Regenta von Leopoldo Alas und The Awakening von Kate Chopin - Beide Romane sind im späten 19. Jahrhundert entstanden und führen die Idee der klassischen Verführungsgeschichte ein Stück weiter als ihre Vorbilder aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert. Denn anders als die meisten vorangegangenen Werke beschränken sich die hier untersuchten Romane nicht länger darauf, die eindimensionale Verführung einer zum Objekt degradierten Heldin darzustellen. Sowohl Alas als auch Chopin haben das Motiv weiterentwickelt zu einer vielschichtigen Thematik, die die Verführte ins Zentrum rückt.
Die beiden Protagonistinnen, in ihrer Ehe mit einem eher väterlichen Gatten unzufrieden, sind nicht mehr nur einer Verführung ausgesetzt, die Verführung vollzieht sich auf gleich mehreren Ebenen. In La Regenta wird dieses besonders deutlich durch die „Aufspaltung des Verführers“ in zwei Personen, Álvaro Mesía und Fermín de Pas. In The Awakening ist die Unterscheidung noch subtiler: die Versuchung geht von einem Mann aus, ein anderer ist es aber, der die Verführung schließlich ausführt. Der Ehebruch selbst verliert so an Bedeutung und die Entwicklung der Protagonistin steht klar im Mittelpunkt.
Nach einer kurzen Einführung in die Gattung des Verführungsromans möchte ich daher zunächst ein ganzes Kapitel den weiblichen Hauptfiguren widmen. Ihre Kindheit und Jugend, aber vor allem auch ihr Verhältnis zu der übrigen Gesellschaft haben ihre Persönlichkeit stark beeinflusst. Denn während in La Regenta Ana um Akzeptanz kämpft in einer Gesellschaft, die sie eigentlich verachtet, versucht Edna in The Awakening, sich von der Gesellschaft und ihren Zwängen zu befreien. Ihre Beziehung zu den Männern wird im folgenden Kapitel behandelt, welches sich zunächst mit der Ehe, später dann mit der Verführung der Heldin durch multiple Verführer befasst. Das Nachgeben der Versuchung stellt dann in beiden Romanen den ersten Schritt vom Untergang der Protagonistin dar. Im letzten Kapitel meiner Arbeit werde ich schließlich untersuchen, wie weit Ana und Edna in ihrer Suche nach mehr Sinn in ihrem Leben gekommen sind und inwieweit die Machtverhältnisse der klassischen Verführungsgeschichte am Ende der beiden Werke wiederhergestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Der Verführungsroman
- 3 Die Heroine von La Regenta
- 3.1 Ana Ozores
- 3.2 Der Einfluss der Gesellschaft auf Ana Ozores
- 4 Die Heroine von The Awakening
- 4.1 Edna Pontellier
- 4.2 Der Einfluss der Gesellschaft auf Edna Pontellier
- 5 Die Rolle der Männer
- 5.1 Anas Beziehung zu den Männern
- 5.1.1 Ihre Ehe mit Victor
- 5.1.2 Die Verführung
- 5.2 Ednas Beziehung zu den Männern
- 5.2.1 Ihre Ehe mit Léonce
- 5.2.2 Die Verführung
- 5.1 Anas Beziehung zu den Männern
- 6 Das Ende
- 6.1 Anas Untergang
- 6.2 Ednas Untergang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit vergleicht zwei Verführungsromane des späten 19. Jahrhunderts: Leopoldo Alas' "La Regenta" und Kate Chopins "The Awakening". Ziel ist es, die Entwicklung des klassischen Verführungsmotivs in diesen Werken zu analysieren, wobei der Fokus auf der vielschichtigen Darstellung der weiblichen Protagonistinnen liegt und nicht auf der eindimensionalen Darstellung der Verführten.
- Entwicklung des Verführungsromans im 19. Jahrhundert
- Darstellung der weiblichen Protagonistinnen als komplexe Figuren
- Einfluss der Gesellschaft auf die Entwicklung der Heldinnen
- Beziehungen der Heldinnen zu den Männern und die Rolle der Verführung
- Der Untergang der Protagonistinnen und die Machtverhältnisse
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Diese Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die beiden zu vergleichenden Romane, "La Regenta" und "The Awakening", vor. Sie beschreibt die Unterschiede zu den klassischen Verführungsromanen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts, indem sie betont, dass die hier untersuchten Romane die Verführte in den Mittelpunkt rücken und das Motiv der Verführung vielschichtig darstellen. Die Einleitung skizziert den Aufbau der Arbeit, der sich auf die weiblichen Hauptfiguren, ihre Beziehung zu den Männern, und den Untergang der Protagonistinnen konzentriert.
2 Der Verführungsroman: Dieses Kapitel bietet eine Einführung in die Gattung des Verführungsromans. Obwohl keine eindeutige literaturwissenschaftliche Definition existiert, wird die Gattung durch gemeinsame Merkmale wie die Figuren des Patriarchen, der Heldin und des Verführers, sowie die Motive der Verführung und des Todes der Heldin, charakterisiert. Es wird das von Christine Lehmann entwickelte "Modell Clarissa" vorgestellt, das ein Muster für Variationen des Motivs darstellt. Besonders hervorgehoben wird die moralisierende Funktion der Romane: Die Heldin wird als Objekt dargestellt und bestraft, was die patriarchalische Gesellschaftsordnung und die Machtposition des Mannes untermauert.
3 Die Heroine von La Regenta: Dieses Kapitel konzentriert sich auf Ana Ozores, die Protagonistin von "La Regenta". Es analysiert ihre Kindheit und Jugend, geprägt von einer unstandesgemäßen Ehe ihrer Eltern und einer bösartigen Gouvernante, die ihr ein verzerrtes Selbstbild einpflanzt. Ana wird als ein Kind beschrieben, das in eine Phantasiewelt flüchtet und schon früh von der Gesellschaft geächtet wird, obwohl sie selbst von den vorgeworfenen moralischen Defiziten keine Vorstellung hat. Ihr Leben ist von sozialer Ausgrenzung und Selbstzweifeln geprägt, trotz der späteren Akzeptanz der Vetusta-Gesellschaft.
4 Die Heroine von The Awakening: Dieses Kapitel widmet sich Edna Pontellier, der Protagonistin von "The Awakening". Es wird die Fokus auf ihre Kindheit und Jugend legen, aber auch auf ihre Beziehung zur Gesellschaft und deren Erwartungen an sie. Der Einfluss der Gesellschaft auf Ednas Entwicklung und ihre Suche nach Selbstfindung werden im Detail beleuchtet, wobei die Darstellung ihres Weges zur Unabhängigkeit und ihre Konfrontation mit den gesellschaftlichen Normen im Mittelpunkt stehen.
5 Die Rolle der Männer: Dieses Kapitel untersucht die Beziehungen der beiden Heldinnen zu den Männern in ihren Leben. Es vergleicht und kontrastiert Anas Beziehung zu Victor und ihren Verführern mit Ednas Beziehung zu Léonce und ihren Liebhabern, um die unterschiedlichen Dynamiken und den Einfluss dieser Beziehungen auf den Untergang der Protagonistinnen zu analysieren. Die Bedeutung des Ehebruchs wird relativiert, und der Fokus liegt auf der individuellen Entwicklung der Heldinnen.
Schlüsselwörter
Verführungsroman, La Regenta, The Awakening, Leopoldo Alas, Kate Chopin, Ana Ozores, Edna Pontellier, Patriarchat, Gesellschaft, Moral, Verführung, Untergang, Selbstfindung, Machtverhältnisse, 19. Jahrhundert.
Häufig gestellte Fragen zu "La Regenta" und "The Awakening"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit vergleicht die beiden Verführungsromane "La Regenta" von Leopoldo Alas und "The Awakening" von Kate Chopin aus dem späten 19. Jahrhundert. Der Fokus liegt auf der Analyse der Entwicklung des klassischen Verführungsmotivs in diesen Werken, insbesondere auf der vielschichtigen Darstellung der weiblichen Protagonistinnen, Ana Ozores und Edna Pontellier.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit untersucht die Entwicklung des Verführungsromans im 19. Jahrhundert, die Darstellung der weiblichen Protagonistinnen als komplexe Figuren, den Einfluss der Gesellschaft auf ihre Entwicklung, ihre Beziehungen zu den Männern und die Rolle der Verführung, sowie den Untergang der Protagonistinnen und die damit verbundenen Machtverhältnisse.
Wie werden die weiblichen Protagonistinnen dargestellt?
Die Arbeit betont die komplexe und vielschichtige Darstellung der weiblichen Protagonistinnen. Im Gegensatz zu traditionellen Verführungsromanen, werden Ana Ozores und Edna Pontellier nicht eindimensional als Verführte dargestellt, sondern als Individuen mit eigenen Bedürfnissen, Sehnsüchten und Kämpfen innerhalb der ihnen auferlegten gesellschaftlichen Strukturen.
Welche Rolle spielt die Gesellschaft?
Die Gesellschaft spielt eine entscheidende Rolle in der Entwicklung und dem Schicksal beider Protagonistinnen. Die Arbeit analysiert den Einfluss gesellschaftlicher Normen und Erwartungen auf Ana und Edna, sowie die daraus resultierenden Konflikte und Einschränkungen.
Wie werden die Beziehungen der Protagonistinnen zu den Männern dargestellt?
Die Arbeit analysiert die Beziehungen der Heldinnen zu den Männern in ihrem Leben, sowohl ihre Ehen als auch ihre Affären. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf dem Aspekt des Ehebruchs, sondern auf den individuellen Dynamiken dieser Beziehungen und deren Einfluss auf die Entwicklung und den Untergang der Protagonistinnen.
Was ist das Ergebnis der Analyse?
Die Arbeit kommt zu dem Ergebnis, dass "La Regenta" und "The Awakening" die klassische Formel des Verführungsromans aufgreifen, aber gleichzeitig eine vielschichtigere und komplexere Darstellung der weiblichen Hauptfiguren bieten. Die Romane hinterfragen die traditionellen Machtverhältnisse und beleuchten den Konflikt zwischen individuellen Bedürfnissen und gesellschaftlichen Erwartungen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Einleitung, Der Verführungsroman, Die Heroine von La Regenta, Die Heroine von The Awakening, Die Rolle der Männer und Das Ende. Jedes Kapitel befasst sich mit einem spezifischen Aspekt der Thematik und trägt zur umfassenden Analyse der beiden Romane bei.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter, die die Arbeit charakterisieren sind: Verführungsroman, La Regenta, The Awakening, Leopoldo Alas, Kate Chopin, Ana Ozores, Edna Pontellier, Patriarchat, Gesellschaft, Moral, Verführung, Untergang, Selbstfindung, Machtverhältnisse, 19. Jahrhundert.
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- Elena Kramer (Author), 2008, Die Verführte im Zentrum, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129926