In der gegenwärtigen Literatur wird das Leistungsanforderungsprofil eines (erfolgreichen) Torwartes häufig auf die konditionellen sowie konstitutionellen Faktoren reduziert. Kognitive Prozesse sowie deren Repräsentation finden derzeit kaum Berücksichtigung in der wissenschaftlichen Literatur. Ziel dieser Hausarbeit ist es daher, aufzuzeigen, welchen Einfluss die Handlungserfahrung beziehungsweise motorische Expertise auf die kognitiven Prozesse der Wahrnehmung und Antizipation von fremden Handlungen hat beziehungsweise welcher Zusammenhang zwischen diesen Komponenten besteht.
Dass Torhüter in komplexen (Spiel-)Situationen meist nur sehr wenig Zeit haben, um die Handlung des Gegenspielers zu erfassen, zu analysieren, weiterzuleiten und anschließend mit einer sportmotorischen Handlung zu reagieren, wird – im nicht wissenschaftlichen Kontext - oftmals nur unzureichend berücksichtigt, obwohl Torhüter oftmals innerhalb ihrer Mannschaft eine spielentscheidende Rolle einnehmen, in der sie durch ihre individuelle Leistung Sieg oder Niederlage verantworten müssen. Bei Betrachtung der historischen Entwicklung des Torhüterspiels in den letzten 40 Jahren wird deutlich, dass die Leistungsanforderungen an den Tormann im modernen Profifußball, beachtlich gestiegen sind. Grund dafür sind neben diversen Regeländerungen, vor allem Transformationen im Spieltempo und der Spielqualität.
Darüber hinaus beschreibt Krebs die Anforderungen an gegenwärtige Fußballtorwarte folgendermaßen: "In der heutigen Zeit muss der moderne Torhüter immer mitdenken, das Spiel versuchen zu lesen und vor allem "mitspielen", also ständig präsent sein und ständig die Bereitschaft zeigen, ins Spielgeschehen einzugreifen. Wenn der Torhüter einen Rückpass zugespielt bekommt, muss er schon während der Ball auf ihn zukommt, schauen, wo sich die nächste Anspielstation befindet und welche Optionen sich ihm für eine erneute Angriffseinleitung bieten." Dadurch ergibt sich – im Vergleich zu früher - ein umfassenderes und spezifischeres Leistungsanforderungsprofil, das nicht mehr nur die konstitutionellen sowie konditionellen Anforderungen wie Schnellkraft, Sprungkraft, Beweglichkeit und Gewandtheit beinhaltet, sondern zunehmend auch kognitiv-psychologische Prozesse berücksichtigt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Expertise im Sport
- Kognitive Anforderungen an Sportspieler
- Antizipation
- Analyse antizipationsrelevanter Merkmale
- Antizipationsmodelle
- Lernen antizipatorischer Fähigkeiten
- Wahrnehmung
- Stufen des Wahrnehmungsprozesses
- Grenzen der Wahrnehmung
- Antizipation
- Einfluss der motorischen Expertise auf die Wahrnehmung & Antizipation
- Diskussion & Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Einfluss von motorischer Expertise auf kognitive Prozesse, insbesondere die Wahrnehmung und Antizipation fremder Handlungen. Sie untersucht, inwiefern die Handlungserfahrung eines Sportlers die Fähigkeit beeinflusst, die Aktionen anderer Spieler zu erkennen und vorherzusagen.
- Die Bedeutung von motorischer Expertise im Sport.
- Die kognitiven Anforderungen an Sportler, insbesondere die Rolle der Antizipation und Wahrnehmung.
- Die Verbindung zwischen motorischer Expertise und kognitiven Prozessen.
- Der Einfluss von Handlungserfahrung auf die Wahrnehmung und Antizipation.
- Der Zusammenhang zwischen Wahrnehmung und Antizipation bei Sportlern.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt das Thema der Hausarbeit vor und beschreibt den Forschungsstand, indem sie die Bedeutung von kognitiven Prozessen im Sport, insbesondere im Kontext des Torwartspiels, beleuchtet. Sie zeigt auf, dass die bisherigen Forschungsarbeiten oft die kognitiven Anforderungen im Sport unterbewertet haben.
- Expertise im Sport: Dieses Kapitel erläutert den Begriff der "motorischen Expertise" und definiert die Komponenten, die diese Expertise ausmachen.
- Kognitive Anforderungen an Sportspieler: Dieses Kapitel untersucht die kognitiven Anforderungen an Sportler, wobei die Rolle der Antizipation und Wahrnehmung im Mittelpunkt steht. Es beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Antizipation, darunter die Analyse von antizipationsrelevanten Merkmalen, Antizipationsmodelle und das Lernen antizipatorischer Fähigkeiten. Das Kapitel betrachtet auch die verschiedenen Stufen des Wahrnehmungsprozesses sowie die Grenzen der menschlichen Wahrnehmung.
- Einfluss der motorischen Expertise auf die Wahrnehmung & Antizipation: Dieses Kapitel analysiert den Einfluss von motorischer Expertise auf die Wahrnehmung und Antizipation. Es untersucht, wie die Erfahrung in bestimmten motorischen Fähigkeiten die Fähigkeit beeinflusst, die Handlungen anderer Spieler zu erkennen und vorherzusagen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die zentralen Konzepte von motorischer Expertise, kognitiven Prozessen, insbesondere Antizipation und Wahrnehmung, sowie den Einfluss von Handlungserfahrung auf diese kognitiven Fähigkeiten. Wichtige Schlüsselwörter sind daher: motorische Expertise, Antizipation, Wahrnehmung, Handlungserfahrung, Sport, kognitive Prozesse.
- Citation du texte
- Nele Lisann Schubert (Auteur), 2021, Motorische Expertise und Wahrnehmung sowie Vorhersage fremder Handlungen. Zusammenhang am Beispiel von Torhütern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1301004