Ein grundlegendes Problem der Publizistik- & Kommunikationswissenschaften ist die Alltagsgebundenheit ihres Fachgegenstands. Schriftliche und verbale Kommunikation „schein[en] dem Laien, der sie [jeden Tag] praktiziert, problemlos erkennbar.“ Die Gefahr, dass Begriffe aus der Umgangssprache „unhinterfragt und undefiniert in die Wissenschaft“ übernommen werden, ist deshalb groß. Ebenso groß ist die Gefahr, dass Laien Wissenschaftsbegriffe, ohne Verständnis der ihnen zu Grunde liegenden Konzepte, im Alltag verwenden. So zum Beispiel den Begriff des ‚Agenda-Settings’. Längst schmückt er zahllose Berichte in Zeitung, Fernsehen und den neuen Medien. „Betreibt der Bundestrainer Agenda-Setting?“, fragt Onlinejournalist Oliver Fritsch. Sein Kollege, Wolf Schneider schreibt mit Blick auf die Politik in Hessen: „In der Zeitung stand [Roland Koch] jeden Tag. [A]uch den kritischsten Journalisten blieb nichts anderes übrig, als ihm [ein] Forum zu verschaffen.“ Koch bestimmte die Tagesordnung. Er bestimmte „worüber sich die Menschen aufregen.“ – „,Agenda Setting’ heißt das in der Publizistik.“ Schneider und Fritsch gehen auf einzelne Aspekte des Agenda-Setting-Ansatzes ein. Diese Aspekte integrieren sie in ihre eigenen, simplen Erklärungsmodelle. Agenda-Setting ist jedoch ein komplexer Prozess und muss als solcher dargestellt werden. 40 Jahre Forschung fordern ihren Tribut.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Wissenschaftsbegriffe im Alltagsgebrauch
- Der Ursprung des Agenda-Setting-Ansatzes
- Prägung und Weiterentwicklung des Agenda-Setting-Ansatzes
- Die erste Forschungsphase: Der Nachweis des Agenda-Settings
- Die zweite Forschungsphase: Rahmenbedingungen des Agenda-Settings
- Neue Wirkungsdimensionen: Second-Level-Agenda-Setting
- Neue Wirkungsräume: Ranglisten und Beziehungen
- Die dritte Forschungsphase: Neue Perspektiven
- Die vierte Forschungsphase: Wie entsteht eine Agenda?
- Intermedia-Agenda-Setting
- Agenda-Building
- Fazit: Die Suche lohnt sich…
- Literaturverzeichnis
- Webverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Agenda-Setting-Ansatz, einem wichtigen Forschungsfeld der Kommunikationswissenschaft. Ziel ist es, die Entwicklung und Facetten dieses Ansatzes umfassend darzustellen und seine Bedeutung für das Verständnis von Medienwirkungen zu beleuchten.
- Der Ursprung und die Entstehung des Agenda-Setting-Ansatzes
- Die verschiedenen Forschungsphasen und ihre Schwerpunkte
- Die Bedeutung des Agenda-Settings für die Medienwirkungsforschung
- Die Rolle der Medien bei der Themensetzung in der Gesellschaft
- Die Auswirkungen des Agenda-Settings auf die öffentliche Meinung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Problematik der Alltagsgebundenheit von wissenschaftlichen Begriffen und stellt den Agenda-Setting-Ansatz als Beispiel für die Übernahme von Fachbegriffen in den Alltag vor. Das zweite Kapitel widmet sich dem Ursprung des Ansatzes und zeichnet die Entwicklung von der Lippmanschen Vorstellung von realitätsprägenden Medien bis hin zur Formulierung der Grundgedanken des Agenda-Settings durch Long, Lang und Lang nach. Im dritten Kapitel wird die Prägung und Weiterentwicklung des Ansatzes in vier Forschungsphasen dargestellt. Die erste Phase, die durch die Chapel-Hill-Studie von McCombs und Shaw geprägt ist, befasst sich mit dem Nachweis von Agenda-Setting-Effekten. Die zweite Phase untersucht die Rahmenbedingungen des Agenda-Settings und erweitert den Ansatz um neue Wirkungsdimensionen und -räume. Die dritte Phase widmet sich neuen Perspektiven und untersucht die Rolle von Medien in der Themensetzung. Die vierte Phase befasst sich mit der Frage, wie eine Agenda entsteht und analysiert die Prozesse des Intermedia-Agenda-Settings und des Agenda-Building.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Agenda-Setting-Ansatz, Medienwirkungen, Themensetzung, öffentliche Meinung, Medienagenda, Bevölkerungsagenda, Forschungsphasen, Second-Level-Agenda-Setting, Intermedia-Agenda-Setting, Agenda-Building. Der Text beleuchtet die Entwicklung und Facetten des Agenda-Setting-Ansatzes und analysiert seine Bedeutung für die Kommunikationswissenschaft.
- Quote paper
- Stefan Noack (Author), 2009, Agenda-Setting: Entwicklung & Facetten eines Forschungsansatzes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130233