Leistungsdruck in der Schule und Devianz


Dossier / Travail, 2009

14 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhalt

1 Einleitung

2 Definition Leistungsdruck

3 Physische und psychische Folgen von Leistungsdruck

4 Leistungsdruck und sozialer Status

5 Leistungsdruck durch Massenmedien

6 Entwicklung von devianten Verhaltensweisen
6.1 Stigmatisierung als Methode zur Ausgrenzung

7 Das Lernen von abweichendem Verhalten

8 Anwendung der Theorien an einem Beispiel

9 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Leistungsdruck wird heute, speziell bei Schülern, zu fast jeder Zeit und an fast jedem Ort immer stärker deutlich. „Eltern wollen nur das Beste für ihr Kind: das Abitur.“ (Taffertshofer 2007) Um ihren Kindern den höchsten deutschen Schulabschluss zu ermöglichen, fahren Eltern heute schon früh ein ganzes Arsenal an Unterstützungsangeboten auf: Nachhilfe schon in der Grundschule, Förderunterricht für besonders begabte Schüler und sogar Lehrveranstaltungen, in denen die Kinder lernen sollen, wie sie am effektivsten Lernen (Hüwel 2008).

Eltern helfen sich, bzw. ihren Kindern, heute jedoch auch mit anderen Mitteln um gute Noten auf den Zeugnissen zu lesen: „Mobbing gegen Lehrer, Beschwerden ans Ministerium, Prozess-Androhungen, Schulabmeldungen und gefälschte Gastschulanträge“ (Taffertshofer 2007).

Jedoch übersehen sowohl Eltern als auch viele Lehrer oftmals, dass beim Kampf um gute oder sogar die besten Noten die Entwicklung und Ausbildung von Persönlichkeit und Talenten nicht oder nur unzureichend gefördert werden.

Eine Studie von Bernhard Heinzlmaier ergab, dass 44% der 11- bis 14-Jährigen Befragten der Meinung sind, dass nur ihre Leistungen, nicht aber sie selbst für ihre Umgebung wichtig sind (Marits 2007).

Ich möchte im Folgenden auf die Risiken dieses stetig steigenden Leistungsdrucks eingehen und erörtern, inwieweit das Leben in einer Leistungsgesellschaft förderlich für die Entwicklung und das Auftreten von deviantem Verhalten sein kann.

2 Definition Leistungsdruck

Der Begriff Leistungsdruck, wie er im Folgenden zur Anwendung kommt, ist gleichzusetzen mit dem in der Psychotherapie verwendeten Begriff der Stressoren (ÖBVP 2007, Novak 2000, Hobmair 2005). Stressoren sind äußere Einflüsse und „Reize, die das Gleichgewicht des Organismus stören, weil sie dessen Bewältigungskapazitäten überschreiten.“ (Schrader 2005)

3 Physische und psychische Folgen von Leistungsdruck

Die physischen und psychischen Folgen von stetigem und steigendem Leistungsdruck sind vielfältig und können in unterschiedlichen Konzentrationen auftreten. Die Bandbreite erstreckt sich von Depressionen, Versagensängsten, Motivationslosigkeit, mangelndem Selbstbewusstsein, Konzentrationsproblemen und auffälligem Verhalten wie Zappelei über psychosomatische Erkrankungen wie Kopf-und Bauchschmerzen, Übelkeit und Schlafstörungen bis hin zu selbstzerstörerischen Tendenzen und teilweise sogar Suizidversuchen (Heinzlmaier 2007, Taffertshofer 2007, Wahl 2005, Marits 2007, Glaser 2007, Hüwel 2008, Krohne 2007, Klima 2007, Schrader 2005).

Auch eine neue Form des Alkoholkonsums bei Jugendlichen, das Komasaufen, kann laut der Studie von Bernhard Heinzlmaier als Folge des gestiegenen Leistungsdrucks betrachtet werden.

„Alkohol kann ein Mittel sein, um einer unerträglich erscheinenden Realität zu entfliehen oder um diese erträglicher zu machen. Er ist aber auch ein Mittel, um Erlebnisse, zum Beispiel einen Festivalbesuch, intensiver zu gestalten oder um überhaupt ausgeprägte, leidenschaftliche Erlebnisse zu erzeugen. In unserer Gesellschaft haben Erlebnisse einen hohen Stellenwert. [...] Wo ein das materielle Leben transzendierender Sinn fehlt, bekommt das intensive Erlebnis, die unmittelbare Leidenschaft im Hier und Jetzt, überragende Bedeutung. Dass ihnen ein tieferer Sinn, ein ideelles Lebensziel fehlt, ist vielen Jugendlichen überhaupt nicht bewusst, da ihnen die Bedeutung eines solchen für ein erfülltes Leben von den Erwachsenen nie vermittelt wurde. (2007: 9)“

Der stetige Leistungsdruck führt dazu, dass den Jugendlichen etwas fehlt, das sie allerdings nicht benennen können. Der einzige Sinn, den viele Jugendliche in ihrem Leben noch sehen, ist das erbringen von guten Leistungen, um nicht nur den Anforderungen der Eltern, sondern denen der Gesellschaft gerecht werden zu können.

Die Mengen Alkohol, die Jugendliche und junge Erwachsene heutzutage konsumieren, lassen sich, „abgesehen von einem allgemeinen Sinn- und Wertdefizit“ (Heinzlmaier 2007) durch verschiedene andere Einflussfaktoren erklären. Dies sind zum einen Erwachsene (Eltern, Verwandte, usw.) und Freunde, die als Vorbilder dienen; die Wünsche der Jugendlichen, wie oben schon erwähnt, nach intensiveren und leidenschaftlicheren Erlebnissen; die Rolle, die Alkohol in der kommerziellen Freizeitkultur spielt und soziale und kulturelle Einschränkungen und psycho-emotionale Defizite wie Armut, Mangel an emotionaler Zuwendung im Elternhaus und Versagenserlebnisse in Schule und Beruf (Heinzlmaier 2007).

4 Leistungsdruck und sozialer Status

Eine Studie von Sheldon Cohen an der Carnegie-Mellon-Universität hat die Zusammenhänge von Stress und dem sozialen Status untersucht. Die Ergebnisse machen deutlich, dass ein niedriger sozialer Status mit höherem Stress verbunden ist, als ein höherer. Cohen betonte jedoch, dass der enge Zusammenhang zwischen Stress und dem sozioökonomischen Status per se nicht auf Armut zurückzuführen sei. Vielmehr werde deutlich, dass die Fähigkeiten mit Stress umzugehen oder ihn zu vermeiden, bei Menschen aus ärmeren Verhältnissen schlechter ausgeprägt sind (Dewald 2006).

Das Modell der schichtspezifischen Sozialisation hat versucht die Zusammenhänge zwischen dem Sozialstatus und dem Schulerfolg eines Kindes zu erarbeiten. Die Unterscheidung der sozialen Schicht beschränkt sich in diesem Modell auf die Differenzierung zwischen Unter- und Mittelschicht. Dispositionen, die Kinder von der Familie in die Schule mitbringen werden wiederum in drei Kategorien unterteilt: Leistungsmotivation und Selbstständigkeit, geistige Beweglichkeit und aktuelle Schulleistungen.

Unter dem Punkt „Leistungsmotivation und Selbstständigkeit“ wird deutlich, dass Kinder aus der Unterschicht eine geringere Leistungsmotivation aufweisen, da schon ihre Eltern nicht für Anstrengungen durch sozialen Aufstieg entlohnt wurden und dass eine geringere Motivation zu selbstständiger Aufgabenlösung vorliegt. Kinder aus der sozialen Mittelschicht hingegen haben eine höhere Leistungsmotivation, da schon in der Familie Leistungsbereitschaft durch Zuwendung der Eltern belohnt wurde. Auch die Motivation zu selbstständiger Aufgabenlösung ist bei Kindern aus der Mittelschicht stärker ausgeprägt, da die Eltern ihren Kindern Verständnis für ihre individuellen Eigenarten entgegenbringen.

[...]

Fin de l'extrait de 14 pages

Résumé des informations

Titre
Leistungsdruck in der Schule und Devianz
Université
University of Kassel
Cours
Sanktion Gewalt Identität
Note
1,0
Auteur
Année
2009
Pages
14
N° de catalogue
V130437
ISBN (ebook)
9783640390236
ISBN (Livre)
9783640390397
Taille d'un fichier
409 KB
Langue
allemand
Mots clés
Leistungsdruck, Schule, Devianz
Citation du texte
Niklas Thoben (Auteur), 2009, Leistungsdruck in der Schule und Devianz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130437

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Titre: Leistungsdruck in der Schule und Devianz



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