Der Begriff der Gerechtigkeit ist genau so schillernd wie uneindeutig. Was Gerechtigkeit bedeutet, dass ist, ohne einen Kontextbezug, nicht sinnvoll zu beantworten. [...] Festzuhalten bleibt, dass verschiedene Gerechtigkeitsarten auf verschiedenen Grundprinzipien beruhen. Diese Grundprinzipien gilt es in Diskursen über Gerechtigkeit zu begründen, da die Gerechtigkeit als Gegenstand ethisch-moralischer Betrachtungen auch handlungsanweisenden, also normativen Charakter hat. Ziel muss es sein, entweder neue Gerechtigkeitsprinzipien zu entwickeln [...] oder bereits bestehende Gerechtigkeitsprinzipien an objektiven Kriterien zu messen [...]
Das die Auffassungen innerhalb einer Gerechtigkeitsform darüber, was die Gerechtigkeitsprinzipien und deren Begründung beinhalten sollen, divergieren, soll diese Arbeit anhand eines Vergleiches aufzeigen.
Gegenstand des Vergleichs werden zwei Theorien des 20. Jahrhunderts sein, die im politisch-philosophischen Gerechtigkeitsdiskurs gegenwärtig eine tragende Rolle spielen. Zum einen ist dies die Gerechtigkeitstheorie von John Rawls, die er durch seine „Gerechtigkeit als Fairness“ zu Papier gebracht hat und zum anderen Michael Walzers Auffassung in „Sphären der Gerechtigkeit“.
Im Mittelpunkt des Vergleiches sollen zunächst die unterschiedlichen Anliegen, der beiden Autoren stehen, die sie mit ihren Theorien verfolgen (2.). Dabei wird auch auf deren Vorgehensweise bei der Herleitung und den Begründungsansatz der Theorien sowie auf die Einbettung in einen speziellen Kontext einzugehen sein. Im zweiten Teil wende ich mich dann einem inhaltlichen Vergleich der beiden Gerechtigkeitstheorien zu, um die jeweils zu Grunde liegenden Gerechtigkeitsprinzipien und deren Rahmenbedingungen zu bestimmen. Da ich mit meiner Arbeit auf einen Vergleich der Theorien Rawls' und Walzers abziele beschränke ich mich bei der inhaltlichen Betrachtung auf die Gerechtigkeitsprinzipien (3.1), den Güterbegriff (3.2) und den Gleichheitsbegriff (3.3). Im Schlussteil (4.) sollen die Ergebnisse noch einmal resümierend zusammengefasst werden. Da ich mich in den Teilen (2.)-(3.3) ausführlich mit den Unterschieden beide Theorien auseinander gesetzt habe, es mir im Schlussteil wichtig, vordergründig auf die Gemeinsamkeiten einzugehen. Letztlich möchte ich als Folgerung aus meinem Resümee, eine der beiden Theorien favorisieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Anliegen, Vorgehensweise, Begründungsansatz
- John Rawls
- Michael Walzer
- Inhalt der Gerechtigkeitstheorien
- Die Gerechtigkeitsprinzipien
- Der Gleichheitsbegriff
- Der Güterbegriff
- Schluss
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit einem Vergleich zweier bedeutender Gerechtigkeitstheorien des 20. Jahrhunderts: John Rawls' „Gerechtigkeit als Fairness" und Michael Walzers „Sphären der Gerechtigkeit". Ziel ist es, die unterschiedlichen Anliegen, Vorgehensweisen und Begründungsansätze der beiden Theorien aufzuzeigen und ihre jeweiligen Gerechtigkeitsprinzipien, Gleichheits- und Güterbegriffe zu analysieren.
- Vergleich der Anliegen und Vorgehensweisen von Rawls und Walzer
- Analyse der Gerechtigkeitsprinzipien in beiden Theorien
- Untersuchung des Gleichheitsbegriffs bei Rawls und Walzer
- Vergleich der Güterbegriffe in den beiden Theorien
- Zusammenfassende Bewertung der beiden Theorien
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Gerechtigkeit ein und erläutert die Bedeutung des Kontextbezugs für den Gerechtigkeitsbegriff. Sie stellt die Unterscheidung zwischen formaler und materieller Gerechtigkeit sowie die verschiedenen Arten der materiellen Gerechtigkeit dar. Die Einleitung betont die Notwendigkeit, Gerechtigkeitsprinzipien zu begründen und diese an objektiven Kriterien zu messen.
Das Kapitel „Anliegen, Vorgehensweise, Begründungsansatz" widmet sich den unterschiedlichen Anliegen der beiden Autoren, Rawls und Walzer, sowie deren Vorgehensweisen bei der Herleitung und Begründung ihrer Theorien. Es wird auf die Einbettung der Theorien in einen speziellen Kontext eingegangen. Der Abschnitt über John Rawls erläutert seine Theorie der „Gerechtigkeit als Fairness" als Alternative zur utilitaristischen Tradition. Es wird auf die Grundstruktur einer modernen demokratischen Gesellschaft und die Bedeutung von Institutionen für die Verteilung von Lebenschancen eingegangen. Der Abschnitt über Michael Walzer stellt seine Theorie der „Sphären der Gerechtigkeit" vor und beleuchtet seine Kritik an universalistischen Gerechtigkeitsprinzipien.
Das Kapitel „Inhalt der Gerechtigkeitstheorien" vergleicht die Gerechtigkeitsprinzipien, den Gleichheitsbegriff und den Güterbegriff in den Theorien von Rawls und Walzer. Es werden die Unterschiede in den jeweiligen Ansätzen und deren Auswirkungen auf die Konzeption von Gerechtigkeit herausgearbeitet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Gerechtigkeitstheorien, John Rawls, Michael Walzer, Gerechtigkeit als Fairness, Sphären der Gerechtigkeit, Gerechtigkeitsprinzipien, Gleichheitsbegriff, Güterbegriff, soziale Gerechtigkeit, politische Philosophie, moderne Gesellschaft, Verteilungsgemeinschaft, Grundstruktur, Institutionen, Konsensbildung, Pluralität, Fairness, Kritik, Vergleich.
- Citation du texte
- Sebastian Langer (Auteur), 2008, Gerechtigkeitstheorien des 20. Jahrhunderts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130441