Bürgernahe Sprache im Englischen

Plain English


Seminararbeit, 2008

22 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Wichtigkeit von bürgernaher Sprache
1.2 Was ist „plain English“?

2 Die „plain English" - Bewegung in den USA und England

3 „Plain English“- Empfehlungen
3.1 Sätze kürzen und Schachtelsätze entschärfen
3.1.1 Teilen und Trennen
3.1.2 Teilen und anders zusammenfügen
3.1.3 Listen machen
3.2 Einfache und eindeutige Wörter bevorzugen
3.3 Knapper schreiben
3.4 Aktiv bevorzugen
3.4.1 Wann das Passiv verwendet werden sollte
3.5 Kräftige Verben benutzen
3.6 Negationen vermeiden – Sätze positiv bilden
3.7 Geschlechtsspezifische Anreden vermeiden
3.8 Korrekte Zeichensetzung beachten
3.9 Mythen hinterfragen
3.10 Effektives Planen
3.11 Leserfreundliche Strukturen verwenden
3.11.1 Alternative Strukturierungen verwenden
3.12 Bessere Anleitungen erstellen

4 Auswirkungen von „plain English“ auf Nicht-Muttersprachler

5 „Plain English“ = Übersetzungsgerechtes Schreiben?

6 Schlusswort

1 Einleitung

„Lebensberechtigungsbescheinigung“ statt Aufenthaltsgenehmigung oder „bedarfsgesteuerte Fußgängerfurt“ statt Ampel. Mit Beamtensprache haben wir selbst in unserer Muttersprache schon Schwierigkeiten. Auch im Englischen häufen sich seit Jahren die Beschwerden über unverständliches „Fachchinesisch“ in Rechts- und Behördentexten oder technischen Texten.

In dieser Arbeit geht es um die bürgernahe Sprache im Englischen, dem sogenannten „plain English“. Außer den Richtlinien, die verschiede Experten aufgestellt haben, geht es im Folgenden um die Gründe für bürgernahe Sprache, und ihre direkte Anwendung in der technischen Redaktion. Die Tipps und Empfehlungen richten sich vor allem an die Autoren von Firmen- und Behördentexten, Kundenverträgen, Rechtstexten und Bedienungs-anleitungen. Während meiner Recherchen stieß ich zum Teil auch auf Tipps für die Erstellung von Emails und schöngeistiger Literatur, auf die ich jedoch im Einzelnen nicht weiter eingehen möchte- die beschriebenen Richtlinien lassen sich natürlich in gewissem Maße auch hierfür verwenden.

Fast alle Experten, deren Artikel und Bücher ich zu diesem Thema las, betonen, dass es sich bei ihren Empfehlungen nur um Richtlinien, und nicht um festgelegte Regeln handle. Ob ein Text wirklich eindeutig geschrieben ist, kann letztendlich nicht anders überprüft werden, als ihn einer geeigneten Zielgruppe vorzuführen und die Reaktion zu überprüfen. (Cutts 2004: 3)

„Guidelines are aids to the writer, they are not meant to supplant human judgement.“ (Steinberg 1991: 86)

1.1 Wichtigkeit von bürgernaher Sprache

Gerade bei Texten, die Menschen über einen Sachverhalt informieren sollen, wie Anleitungen oder Firmenanschreiben, ist es wichtig, dass der Leser die Information richtig und vollständig versteht. Ist dies nicht der Fall, führt es nicht nur zu Verärgerung, sondern kann sogar gefährlich werden. Im besten Falle verschwendet ein schlechter Text lediglich die Zeit (und damit auch Geld) des Lesers, im schlimmsten Falle kann es zu Verletzungen oder zum Tod des Lesers kommen, wenn z.B. Anleitungen für elektrische Geräte missverstanden werden.

1.2 Was ist „plain English“?

Was genau ist nun „plain English“? Martin Cutts, Auto des Buches „Oxford Guide to Plain English” definiert es als:

“The writing and setting out of essential information in a way that gives a co-operative, motivated person a good chance of understanding it at first reading, and in the same sense the writer meant it to be understood.” ( Cutts 2004: 4)

Er erklärt seine Definition weiter damit, dass ein Text nur so anspruchsvoll und kompliziert sein darf, dass er von den Lesern seiner Zielgruppe vollständig und richtig verstanden wird. Dazu gehört seiner Meinung nach auch eine passende Dokumentstruktur und eine übersichtliche Gestaltung des Dokuments.

In seinem Buch „The Penguin Guide to Plain English“ definiert Harry Blamires “plain English” wie folgt:

„We are looking then for usage which is genuine and direct, unspoiled by any hint of the bogus or the pretentious, English which is clear and open as the day, which claims no special attention to itself but rather melts away into what it conveys.“ (Blamires 2000: 1)

Gründe für die Verwendung von „plain English“ sind: (Mazur 2000: 2)

- Die Leser verstehen die Texte besser.
- Die Leser bevorzugen bürgernahe Sprache.
- Die Leser finden die Informationen schneller.
- Dokumente können leichter aktualisiert werden.
- Die Leser können leichter zu Handlungen angeleitet werden.
- Dokumente sind kosteneffizienter.

Bürgernahe Texte führen dazu, dass weniger Leser verärgert auf ein Anschreiben reagieren. Wer den Text nicht versteht und die Firma/Behörde erst anrufen muss, um Klarheit zu kriegen, ist verärgert. (Toleti 2007: 43)

Handelt es sich um ein amtliches Schreiben, bleibt dem Leser oft nichts anderes übrig, als sich mit seinem Ärger abzufinden. Handelt es sich jedoch um eine Bedienungsanleitung, so kann sich der Ärger auf das Kaufverhalten beim nächsten Mal auswirken- wer sich an stundenlanges Herumprobieren und Telefonieren erinnert, kauft wohl kaum noch einmal bei derselben Firma ein.

Obwohl es in dieser Arbeit um die bürgernahe Sprache im Englischen geht, lassen sich die meisten Richtlinien auch für das Verfassen deutscher Texte verwenden.

Gleich ob im Deutschen oder im Englischen, die meisten Empfehlungen von Experten zum Thema bürgernahe Sprache lauten:

1. Lieber Aktiv statt Passiv benutzen.
2. Vermeidung von Nominalisierungen.
3. Persönliche Anrede verwenden.
4. Vermeidung von unnötigen Fachausdrücken und Wortneuschöpfungen.
5. Vermeidung von verschachtelten Sätzen.

2 Die „plain English"-Bewegung in den USA und England

Bereits in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren wurden in den USA Forderungen nach einfachem Englisch laut. Verbraucherorganisationen wendeten sich an die Massenmedien, um auf besondere Fälle von „Amts-Kaudawelsch“ und „Fachchinesisch“ in Rechtstexten und Behördenformularen aufmerksam zu machen. Sie forderten „plain language“ oder auch „plain English“. Daraufhin wurden 1978 zunächst in New York und später in vielen anderen Bundesstaaten Gesetze erlassen, die eine klare Ausdrucksweise in Verträgen und formalen Anschreiben vorschrieben. Im Jahr 1998 veröffentliche Präsident Clinton einen Bericht, in dem stand:

„ The Federal Government’s writing must be in plain language. By using plain language, we send a clear message about what the Government is doing, what it requires, and what services it offers. Plain language saves the Government and the private sector time, effort and money.

Plain language requirements vary from one document to another, depending on the intended audience. Plain language documents have logical organizations, easy-to-read design features, and use:

- common, everyday words, except for necessary technical terms;
- “you” and other pronouns;
- the active voice; and
- short sentences.”

(Cutts 2004: 8)

In England fand im Jahr 1979 sogar eine Buchverbrennung vor den Houses of Parliament statt, um auf die neue „plain English“- Bewegung aufmerksam zu machen. Premierministerin Thatcher veranlasste daraufhin im Jahr 1982 die Veröffentlichung einer Grundsatzerklärung, in der die Regierungsabteilungen dazu aufgefordert wurden, ihre Formulare zu überarbeiten und umzuschreiben. (Cutts 2004: 10)

Die Ministerin überwachte den Fortschritt der Verbesserungsarbeiten persönlich, was für viele Abteilungen ein zusätzlicher Ansporn war. Durch ihren Einsatz gab es bereits in den späten 1980ern kaum noch Regierungsformulare, die nicht in „plain English“ formuliert waren. Dadurch wurden auch die lokalen Regierungen beeinflusst. In einigen Rathäusern gibt es spezielle „plain English“ Committees, die die Einhaltung der Regeln überwachen.

Dabei war nicht nur die Zufriedenheit der Bürger ein Grund für die Änderungen, sondern auch wirtschaftliche Vorteile.

„ Plain language documents and forms save money. Companies and governments in the United States and the United Kingdom have found they can save thousands and sometimes millions of dollars every year by rewriting their forms and documents.” (Steinberg 1991: 47)

3 „Plain English“- Empfehlungen

Aus allen Artikeln und Büchern, die ich zum Thema „plain English“ gelesen habe, erschienen mir die folgenden Empfehlungen besonders nennenswert:

3.1 Sätze kürzen und Schachtelsätze entschärfen

Lange, in sich verschachtelte Sätze machen das Lesen komplizierter und langsamer. Martin Cutts empfiehlt daher eine durchschnittliche Satzlänge von 15-20 Wörtern. Selbst wenn die im Satz verwendeten Wörter einfach und klar sind, ist ein überlanger Satz schlecht für die Verständlichkeit. Verwirrung und Durcheinander entstehen eher in Sätzen, die aus 20 oder mehr Wörtern bestehen, es sei denn, der Satzbau ist einfach und gut durchdacht. (Cutts 2004: 19)

Während ein kurzer Satz nur eine Hauptaussage enthält, muss der Leser sich bei langen Schachtelsätzen oft von Aussage zu Aussage kämpfen, bis er am Ende die erste Aussage wieder vergessen hat. Dadurch wird das Kurzzeitgedächtnis der Leser stark belastet, oder bei schwierigen Themen sogar überlastet, was auf Kosten der Verständlichkeit geht.

Die Empfehlung von 15-20 Wörtern ist lediglich eine Richtlinie, die natürlich in Einzelfällen überschritten werden kann. Cutts empfiehlt die Länge der Sätze in einem Dokument stets zu variieren, um die Aufmerksamkeit der Leser zu stärken. Sehr kurze Sätze steigern die Aufmerksamkeit des Lesers, zu viele kurze Sätze können einen Text jedoch schnell langweilig und abgehackt wirken lassen. (Cutts 2004: 19) Eine Mindestlänge bei Sätzen gebe es nicht, auch Einwortsätze wie „Why“, oder Zweiwortsätze wie „I disagree“ oder „Not so“ seien erlaubt.

Bei dem Versuch, aus langen Sätzen kürzere zu machen, gibt es folgende Möglichkeiten: (Cutts 2004: 20)

- Teilen und Trennen
- Teilen und anders zusammenfügen
- Listen machen

3.1.1 Teilen und Trennen

Durch Punkte wird ein Text lesbarer, denn sie erlauben dem Leser, die Aussage eines Satzes innerlich zu verarbeiten, bevor er sich der nächsten Aussage zuwendet. Endlossätze sollten also an sinnvollen Stellen durch Punkte getrennt werden. (Cutts 2004: 21)

[...]

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Bürgernahe Sprache im Englischen
Untertitel
Plain English
Hochschule
Fachhochschule Flensburg  (Wirtschaft)
Veranstaltung
Redaktionstheorie
Note
1,7
Autor
Jahr
2008
Seiten
22
Katalognummer
V130446
ISBN (eBook)
9783640390243
ISBN (Buch)
9783640390403
Dateigröße
483 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bürgernahe, Sprache, Englischen, Plain, English
Arbeit zitieren
Nike Hirschbiegel (Autor:in), 2008, Bürgernahe Sprache im Englischen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130446

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