Lunete - Iweins Schutzengel

Iweins Verhältnis zu Lunete und deren Rolle in seinem aventîuren


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2009

16 Pages, Note: 2


Extrait


INHALT

1. Entstehungsgeschichte

2. Hauptfiguren im Verhältnis zur Lunete

3. Auf der Burg
3.1 Die erste, bzw. zweite Begegnung mit Iwein
3.2 Lunete öffnet das Fenster
3.3 Heiratsvermittlung
vil starke ranc dar nâch ir muot
3.4 Zusammentreffen von Iwein und Laudine
3.5 Lunete und Gawein

4. Terminversäumnis
4.1 Anklage
4.2 Gespräch bei der Quelle
4.3 Rettung von Lunete
4.4 Versöhnungsvermittlung
4.5 Zusammentreffen von Iwein und Laudine

5. Schlussbetrachtung

6. Bibliographie

1. Entstehungsgeschichte

Der Artusroman Iwein von Hartmann von Aue gehört zu den bedeutendsten Versromanen der höfischen Romanliteratur. Er entstand um das Jahr 1200 (vermutlich beendet 1205[1] ) und wurde nach der altfranzösischen Vorlage Yvain ou le Chevalier au Lion (dt. Iwain oder der Löwenritter) von Chrétiens de Troyes verfasst. Im Vergleich zu Hartmanns ersten Artusroman Erec folgt Iwein Chrétiens Vorlage aus dem Zeitraum zwischen 1177 – 1188 viel enger.

2. Hauptfiguren im Verhältnis zur Lunete

Iwein ist die Hauptfigur dieses typischen Artusromane, er ist nämlich Ritter der Tafelrunde am Hof König Artus. Er strebt nach êre (Ehre, sozialer Anerkennung) und saelde (Seeligkeit, Ansehen und Adelsglück von Gott). Iwein möchte ein Ideal des Rittertums verkörpern, der sich meist im Dienste seiner Minnedame auf Turnieren und in Zweikämpfen mit Rittern und Fabelwesen auszeichnet […], gesellschaftliches Ansehen erringt und seinen Platz in der höfischen Welt und vor Gott zu bestimmen lernt.[2]

Iweins Minnedame heißt Laudine, sie verkörpert wiederum das Ideal einer adeligen Frau, die das Rittertum und dessen Ideale hochschätzt, so dass sie dessen fähig ist einen Ritter von gutem Ruf zu heiraten ohne ihn persönlich kennen lernen zu haben.

Es gibt jedoch noch eine Frau, die Iweins Handlung wesentlich beeinflusst und es ist Laudines Zofe Lunete. Sie ist ihrer Frau eine treue und hingegebene Dienerin, die ihre Herrin aufrichtig liebt und bereit ist sich zugunsten der Königin Laudine zu opfern. Die weise Lunete verhilft Iwein und nicht nur einmal, dass er seine Minnedame Laudine erwirbt. Lunete ist zwar eine reale Figur in der Beziehung zur Handlung, sie erfüllt jedoch eine Rolle der übernatürlichen Macht (des Schicksals vielleicht), die eingreift, wenn Iwein in einer aussichtslosen Lage geraten zu haben scheint. Sie erfüllt die Rolle eines Schutzengels, als ob sie Iwein heimlich auf seinen aventiûren begleitet und erscheint im richtigen Moment um Iwein zu helfen oder ihn zu beraten. Und nicht nur das, sie beeinflusst sein Leben und Handeln, indem sie ihn auch geistig und moralisch weiterrückt. Sie tritt in Hartmanns Text in verschiedenen Rollen.

Meine Seminararbeit soll alle diese unterschiedlichen Rollen anhand der Szenen, wo Lunete mit Iwein zusammenkommen entdecken und beschreiben. Ich möchte Wichtigkeit dieser Figur beschreiben und beweisen. Die Verse, die ich als außerordentlich wichtig und grundsätzlich fand, habe ich auch im Original mit der Versnummer in Klammern zitiert.

3. Auf der Burg

3.1 Die erste, bzw. zweite Begegnung mit Iwein

Zum ersten Mal tritt Lunete im Vers 1153[3], als sie Herrn Iwein zwischen zwei Burgtoren abgesperrt findet. Es war jedoch nicht ihre erste Begegnung wie es sich bald zeigt. Iwein verfolgte den tödlich verwundeten, fliehenden Askalon bis in dessen Burg. Das heruntergelassene Falltor durchtrennt Iweins Pferd, er selbst bleibt unverletzt, ist aber in der Torhalle eingeschlossen. Da tritt die weinende Lunete plötzlich aus einer Seitentür heraus und spricht Iwein an. Hier wird sie jedoch noch nicht namentlich erwähnt:

dô wart bî ime niht über lanc

ein türlîn ûf getân:

dâ sach er zuo im ûz gân

eine rîterlîche maget,

hete sî sich niht verclaget.

(1150-1154)

Lunete weinte wegen ihres erschlagenen Herrn Askalon, den Iwein gerade getötet hatte, dennoch kann sie Iwein deswegen nicht hassen. Sie warnt ihn von den Burgmännern, die den Tod ihres Herrschers Askalon werden rächen wollen. Es war nämlich kein ungewollter Totschlag in ritterlichem Zweikampf, es war Vorsatz, es war Mord.[4] Warum behandelt Lunete den Mörder ihres Herrn so freundlich? Ihr Mitleid entspringt nämlich der vorigen Erfahrung mit Iwein. Sie erzählt ihm, wie sie ihm zum ersten Mal am Artushof begegnet ist, wo sie damals keiner von den Männern gegrüßt hatte bis auf Iwein selbst.

herre, do gruoztet ir mich,

und ouch dâ nieman mêre.

do erbutet ir mir die êre

der ich iu hie lônen sol.

(1194-1197)

Aus Dankbarkeit möchte sie ihm jetzt helfen und schenkt ihm einen Zauberring, dessen Edelstein die Macht besitzt seinen Träger unsichtbar zu machen. Sie versteckt Iwein in einer Kammer und rettet somit sein Leben zum ersten Mal. Danach entwickelt sich die Handlung folgend: Der tote Askalon wird von seiner schönen Frau Laudine beklagt. Da die Wunden des Toten durch die Anwesenheit des Totschlägers wieder zu bluten beginnen (Bahrprobe), beginnt eine burleske Suche nach dem Unsichtbaren.

3.2 Lunete öffnet das Fenster

Lunete kehrt zurück zu Iwein um ihn vor dem Gesinde zu hüten. Als Iwein Laudine hört für ihren geliebten Herrn herzreißend zu klagen, möchte er sie auch sehen. Lunete öffnet ihm ein Fenster, Iwein sieht die Herrin und entbrennt in Minne zu ihr. Er will sich selbst auf der Stelle zu den Füßen Laudines werfen, worin ihm jedoch Lunete verhindert, denn so würde ihn Laudines Gefolge sofort töten. Hiermit rettet ihn zu zweiten Mal. Da warnt Lunete Iwein, dass sie ihn nicht schützen, kann, wenn er es selbst nicht will:

Ichn trûwe iu den lip niht bewarn,

ezn sî dan iuwer wille.

(1496-1497)

Lunete verlässt Iwein in der Kammer und schließt sich dem immer noch suchenden Gesinde an, damit sie keinen Verdacht schöpft. Sie geht sehr besonnen fast erfahren vor. Iwein bleibt inzwischen allein und denkt über seine Minne zu seiner Feindin nach.

3.3 Heiratsvermittlung

Als Lunete wieder zu Iwein kommt und ihn über Laudine sprechen hört, erkennt sie von selbst seine Qual und verspricht ihm ihre Hilfe beim Erwerb seiner Minnedame Laudine.

Dô ez ir halbez wart gesaget,

do erkande wol die wîse maget

daz er ir vrouwen meinde,

(1757 – 1759)

Sie verschafft ihm einen anderen Raum, wo er sich in Sicherheit erholen soll und begibt sich zu Laudine. Lunete hat sich nämlich „fest vorgenommen, dass er [Iwein] Burgherr werden sollte“[5]:

vil starke ranc dar nâch ir muot

daz er herre wurde dâ.

(1786 – 1787)

[...]


[1] vgl. Stichwort Hartmann von Aue – Iwein In: Kindlers Literatur Lexikon. Bd. 3, Werke Ea-Her / wissenschaftliche Vorbereitung Wolfgang von Einsiedel ... [et al.] ; Redaktion Gertrud Baruch ... [et al.] Weinheim: Zweiburgen Verlag, 1982, S. 343.

[2] vgl. Schweikle, Günther u. Irmgard (Hrsg.): Metzler-Literatur-Lexikon: Begriffe und Definitionen, s. v. „Höfischer Roman“, Stuttgart: Metzler, 1990, S. 123.

[3] Hartmann von Aue: Iwein. G. F. Benecke / K. Lachmann / L. Wolff (Herausgeber), T. Cramer (Übersetzer), Berlin: de Gruyter Texte, 4. überarbeitete Auflage, 2001. (Im Folgenden werde ich die Angabe für das Original mit Verszahl direkt im Text zitieren, die Übersetzung als „Cramer“ unter Anmerkungen.)

[4] vgl. Laudines Kniefall und der Schluß von Hartmanns ‘Iwein’ In: Critica Selecta: Zu neuen Ausgaben mittelhochdeutscher und frühneuhochdeutscher Texte. Hrsg. von Werner Schröder/ Wolfgang Maaz/ Fritz Wagner, Hildesheim: Georg Olms Verlag, 1999.

[5] Cramer, S. 34.

Fin de l'extrait de 16 pages

Résumé des informations

Titre
Lunete - Iweins Schutzengel
Sous-titre
Iweins Verhältnis zu Lunete und deren Rolle in seinem aventîuren
Université
Charles University in Prague  (Institut für Germanistik)
Note
2
Auteur
Année
2009
Pages
16
N° de catalogue
V130488
ISBN (ebook)
9783640373796
ISBN (Livre)
9783640373840
Taille d'un fichier
554 KB
Langue
allemand
Mots clés
Lunete, Iwein, Laudine, Hartmann von Aue
Citation du texte
Anezka Misonová (Auteur), 2009, Lunete - Iweins Schutzengel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130488

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