Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine umfangreiche Rezension der Dissertation von Sabine Mehlmann mit dem Titel "Unzuverlässige Körper. Zur Diskursgeschichte des Konzepts geschlechtlicher Identität".
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Problematisierung des Verhältnisses von sex und gender im Kontext gegenwärtiger Debatten
- Doing Gender: Die Alltagskonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit
- Performative Identität: Die Konstruktion von Geschlecht als performativer Akt
- Die Rekonstruktion der historischen Regulierungsverfahren
- Das Körperbild des Ein-Geschlechter-Modells
- Die Konstruktion der Zweigeschlechtlichkeit im 18. Jahrhundert
- Geschlecht und Sexualität im Kontext der Evolutionstheorie Darwins
- Die Konstruktion der Zweigeschlechtlichkeit im 19. Jahrhundert
- Die Konstruktion der Zweigeschlechtlichkeit im 20. Jahrhundert
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Studie "Unzuverlässige Körper" von Sabine Mehlmann untersucht die historische Entstehung des Konzepts der geschlechtlichen Identität, insbesondere die Entkopplung von biologischem Geschlecht ("sex") und Geschlechtsidentität ("gender"). Sie analysiert die wissenschaftlichen Debatten des 19. und 20. Jahrhunderts, die zur Herausbildung dieser Unterscheidung führten.
- Die Rolle der Abweichung in der Konstruktion der Zweigeschlechtlichkeit
- Die Versuche, die Zweigeschlechtlichkeit biologisch und naturwissenschaftlich zu begründen
- Die Bedeutung der Homosexualität als Modellfall für die "Verkehrung" psychischer Geschlechtscharaktere
- Die historische Entwicklung des Konzepts der geschlechtlichen Identität
- Die Kritik an den Theorien von Stefan Hirschauer und Judith Butler
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach den historischen Entstehungsbedingungen der Entkopplung von sex und gender. Sie kritisiert die fehlende Historisierung der Trennung von sex und gender in der aktuellen Gender- und Queer-Forschung und die Tendenz zur Generalisierung von Konstruktions- und Ableitungslogiken der Kategorie Geschlecht.
Das zweite Kapitel gibt einen Überblick über die "Problematisierung des Verhältnisses von sex und gender im Kontext gegenwärtiger Debatten". Es zeigt, wie die "konstruktivistische Wende in der Frauen- und Geschlechterforschung" der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Neubestimmung der Relation zwischen sex und gender ergab.
Das dritte Kapitel analysiert das Konzept von "doing gender" von Stefan Hirschauer, das sex als Teil der Kultur betrachtet und die Geschlechterzugehörigkeit als Folge des Tuns sieht. Mehlmann kritisiert Hirschauers Ansatz, weil er die Rückwirkungen der Wissenschaft auf das Alltagswissen ausblendet und Alltagstheorie und Zweigeschlechtlichkeit als historische Konstanten betrachtet.
Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit Judith Butlers Konzept der performativen Identität, das von heterosexuell dominierten Machtstrukturen ausgeht und die Geschlechterdifferenz als "unlösbar verknüpft mit der heterosexuellen Normierung des Begehrens" sieht. Mehlmann kritisiert Butler, weil sie die historischen Entstehungsbedingungen und machtpolitischen Kontexte der Normierungsverfahren vernachlässigt und die Naturalisierung von biologischem Geschlecht als historische Konstante setzt.
Das fünfte Kapitel stellt die Rekonstruktion der historischen Regulierungsverfahren in den Vordergrund. Mehlmann argumentiert, dass die Abweichung als Konstitutionsmotor für die Konstruktion der Zweigeschlechtlichkeit fungiert.
Das sechste Kapitel zeichnet den Wandel vom spätantiken Körperbild des Ein-Geschlechter-Modells hin zur radikalen biologischen Zweiteilung und der damit verbundenen Konstruktion einer angeblich "natürlichen" Ordnung der Dinge nach.
Das siebte Kapitel stellt die Begriffe Geschlecht und Sexualität in den Kontext der Evolutionstheorie Darwins.
Die folgenden Kapitel analysieren die Konstruktion der Zweigeschlechtlichkeit im 19. und 20. Jahrhundert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die geschlechtliche Identität, die Entkopplung von sex und gender, die historische Entstehung des Konzepts der geschlechtlichen Identität, die Zweigeschlechtlichkeit, die Abweichung, die Homosexualität, die Evolutionstheorie, die wissenschaftlichen Debatten des 19. und 20. Jahrhunderts, die Theorien von Stefan Hirschauer und Judith Butler, die konstruktivistische Wende in der Frauen- und Geschlechterforschung, die Naturalisierung von biologischem Geschlecht, die Machtverhältnisse und die historischen Entstehungsbedingungen der Normierungsverfahren.
- Citar trabajo
- Adam Seitz (Autor), 2007, Unzuverlässige Körper. Zur Diskursgeschichte des Konzepts geschlechtlicher Identität, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130793