In meiner Hausarbeit beschäftige ich mich mit der religiösen Frauenbewegung im Hoch- und Spätmittelalter und der Fragestellung, ob diese Bewegung eine frühe Form der Frauenemanzipation war. Besonders interessant ist hierbei die Untersuchung, inwieweit die Frau des Mittelalters ihrem vorher bestimmten und durchgeplanten Leben entkommen konnte oder wollte.
Die Ausführungen beginne ich mit einer allgemeinen Darstellung zur Stellung der Frau im Mittelalter. Dieser Punkt beinhaltet allerdings keine kontroverse Erklärung, sondern soll schlicht Motive vermitteln, die dazu führten, dass sich Frauen Bettelorden oder Beginengemeinschaften anschlossen. Es ist also nicht mein Anspruch, die Lebensverhältnisse konkret und detailliert kritisch zu reflektieren, sondern schlicht darzustellen, welche Umstände dazu führten, dass Frauen den Weg in die freiwillige Armut wählten. Im nächsten Punkt werde ich die Bettelorden der Prämonstratenser und der Zisterzienser genauer beleuchten, sowie das Beginentum näher vorstellen. Zum Schluss untersuche ich anhand gängiger Emanzipations-Definitionen, ob das Leben der Frauen in den Beginengemeinschaften eine frühe Emanzipationsbewegung war. Ich beschränke mich auf die Beginen, da diese bis zu einem bestimmten Zeitpunkt unabhängig von jeglicher Kontrolle waren und auch sein wollten.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die Stellung der Frau im Mittelalter
3 Die religiöse Frauenbewegung
3.1 Der Zisterzienser-Orden
3.2 Die Prämonstratenser
3.3 Die Beginen
4 Ist die religiöse Frauenbewegung eine Form der Frauenemanzipation?
5 Quellen- und Literaturverzeichnis
1 Einleitung
In meiner Hausarbeit beschäftige ich mich mit der religiösen Frauenbewegung im Hoch- und Spätmittelalter und der Fragestellung, ob diese Bewegung eine frühe Form der Frauenemanzipation war.
Besonders interessant ist hierbei die Untersuchung, inwieweit die Frau des Mittelalters ihrem vorher bestimmten und durchgeplanten Leben entkommen konnte oder wollte.
Die Ausführungen beginne ich mit einer allgemeinen Darstellung zur Stellung der Frau im Mittelalter. Dieser Punkt beinhaltet allerdings keine kontroverse Erklärung, sondern soll schlicht Motive vermitteln, die dazu führten, dass sich Frauen Bettelorden oder Beginengemeinschaften anschlossen. Es ist also nicht mein Anspruch, die Lebensverhältnisse konkret und detailliert kritisch zu reflektieren, sondern schlicht darzustellen, welche Umstände dazu führten, dass Frauen den Weg in die freiwillige Armut wählten.
Im nächsten Punkt werde ich die Bettelorden der Prämonstratenser und der Zisterzienser genauer beleuchten, sowie das Beginentum näher vorstellen.
Zum Schluss untersuche ich anhand gängiger Emanzipations-Definitionen, ob das Leben der Frauen in den Beginengemeinschaften eine frühe Emanzipationsbewegung war. Ich beschränke mich auf die Beginen, da diese bis zu einem bestimmten Zeitpunkt unabhängig von jeglicher Kontrolle waren und auch sein wollten.
Dass die Quellenlage eher dürftig ist, scheint wenig zu überraschen. Neben den meist klerikalen Quellen, werden Frauen und deren Lebensumstände ab dem 12. Jahrhundert vor allem in Schenkungs- und Verkaufsurkunden erwähnt.[1]
Gerade in Viten von Frauen werden schwere Konflikte zwischen ihnen und ihren Eltern bzw. ihrem Vormund – auch betreffend der „aufgezwungenen“ Heirat – deutlich.[2]
Das Thema Heirat wird auch in Abhandlungen Gelehrter, didaktischen Ehelehren, Gerichtsakten, Erb- und Eheverträgen, Flugblättern und Briefen thematisiert.[3]
Im Bezug auf die wirtschaftlichen Verhältnisse der Frauen können vor allem Steuerlisten bzw. Zunft- und Gerichtsakten der Städte hinzu gezogen werden.[4]
Insofern Aufzeichnungen und Rechnungsbücher von Kaufleuten (z.B. das von Ulrich Meltinger) erhalten werden konnten, dann dienen diese auch dazu, wirtschaftliche Verhältnisse der damaligen Zeit zu dokumentieren. Aus den Aufzeichnungen Meltingers wird beispielsweise ersichtlich, wie der wirtschaftliche Alltag der Frauen in verschiedenen Berufen (Kauffrau, Handwerkerin etc.) aussah.[5]
2 Die Stellung der Frau im Mittelalter
Ende des 12. Jahrhunderts wurde ein Brief veröffentlicht, der in der Abtei von Perseigne, einem Zisterzienserkloster, entstand. Dieser Brief führt aus, dass der Mensch Seele und Körper hat und Gott Eigentümer von beiden wäre. Er hätte allerdings das Ehegesetz erlassen, das dem Mann das Verfügungsrecht über den weiblichen Körper gibt.[6] Dies würde also bedeuten, dass der Mann laut göttlichem Recht mit der Frau anstellen kann, was er möchte. Belangt werden könnte er dafür nicht, da seine Handlungen von Gott gewollt sind (beispielsweise durch das Züchtigungsrecht). Hier ist das erste Motiv zu finden, das Frauen bewegen könnte, sich für ein religiöses Leben zu entscheiden. Somit konnten sie der Allmacht des Mannes entkommen.
Oberhäupter von Fürstenhäusern, die Verantwortung für den Weiterbestand des eigenen Geschlechts trugen, hatten das Recht ihre Frau uneingeschränkt verstoßen zu können, wenn diese nicht in der Lage waren, ihnen Söhne schenken zu können.[7] Wo sollten die Frauen hin? Die Wahrscheinlichkeit, dass ihre eigenen Eltern sie auch verstoßen bzw. nicht wieder aufnehmen würden, war groß. Hier bot sich das religiöse Leben in Orden oder Beginengemeinschaften gerade zu an, um die eigenen Grundbedürfnisse (Wohnort, Nahrung etc.) zu befriedigen.
Es existierte ein Widerspruch zwischen weltlichem und geistlichem Eheverständnis bei der Verheiratung im Hochadel: In der gesellschaftlichen Realität bestimmten Eltern oder Vormünder über die Ehepartner der Frauen, die von der Kirche geforderte Konsensehe wurde nur in wenigen Fällen berücksichtigt. Die Mehrheit der Frauen empfand es als ihr Schicksal, ihre Funktion „zum Wohl“ der Familie zu erfüllen. Ein Großteil der jungen Frauen konnte sich dem Wunsch der Eltern nicht widersetzen, da sie noch zu jung waren – das heiratsfähige Alter war mit 12 Jahren erreicht.[8]
Die Ehe war im Mittelalter der „Ort der Geschlechterherrschaft.“[9] Fendrich zitiert den von Schnell erwähnten Frauendiskurs: Die Beziehung von Mann und Frau sei kein Entwicklungsprozess mit Veränderungen. Das Lebensglück der Frau wurde über den Mann definiert: Sie ist zufrieden, wenn ihr Ehemann glücklich ist. Gewalt sollte geduldig ertragen und der nötige Gehorsam sichergestellt werden.[10] Welche Möglichkeiten hatte also eine junge Frau, ihren „Ehepflichten“, Gewalt zu ertragen, Gehorsam zu leisten und ihren Körper zur Verfügung zu stellen, zu entkommen? Der Weg in die freiwillige Armut, der Weg in die Orden der Prämonstratenser und der Zisterzienser und um 1200 die Wahl, den Beginen beizutreten, scheint hier eine logische Wahl zu sein.
Hinzu kommt die Tatsache, dass sich laut einiger Historiker (beispielsweise Karl Bücher) ein Frauenüberschuss im Mittelalter ergab und diese Frauen aufgrund der Tatsache, dass sie in der Ehe nicht versorgt werden konnten, den Weg in die Beginen- Häuser wählten. Gründe für den Überschuss waren unter anderem die Gefahren bei Handelsreisen oder die hohe Sterblichkeitsrate bei Männern (zum Beispiel durch sich wiederholende Pestepedemien).[11]
Die Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau war die Grundlage für das Familienleben und die Wirtschaft, sowohl in der Stadt als auch auf dem Land. Auch bei dem Faktor Wirtschaft wird deutlich, dass die Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern deutlich definiert waren: Frauenarbeit war häufig mit Hilfsarbeit gleich zu setzen, auch wurden sie in der Regel schlechter bezahlt als Männer.[12]
Das Risiko des sozialen bzw. des ökonomischen Abstiegs und die Aufstiegschancen waren geschlechterspezifisch, was an dem Rechtsstatus, den Zugangschancen zu Zünften bzw. am Status von Ehe- und Witwenstand verbunden war.[13]
Auch die wirtschaftliche Stellung der Frau macht mögliche Motive, den Weg in die Armut zu wählen, offenkundig: Keine Abhängigkeit vom Mann.
3 Die religiöse Frauenbewegung
Ein nicht zu unterschätzender Teil der Armutsbewegung seit dem 11. Jahrhundert war die religiöse Frauenbewegung. Diese ist sowohl durch den großen Zustrom von Frauen zu den Orden der Zisterzienser und der Prämonstratenser dokumentiert, aber auch durch die Bildung der Beginengemeinschaften um 1200. Die Frauen kamen meist aus dem Adel oder dem reichen städtischen Bürgertum. Oft handelte sich um Mädchen, die sich einer von Eltern oder Vormund vorbestimmten Heirat verweigerten und die freiwillige Armut vorzogen oder um Ehefrauen, die sich aus der Ehe lösen wollten.[14]
Die religiöse Frauenbewegung war zwar nicht weltlich, aber zeigte ein Interesse an der gesellschaftlichen Umwelt. Dies trug dazu bei, dass eine Radikalisierung der Hinwendung zu Armen und Ausgestoßenen zu realisieren war.[15]
Die neuen Bewegungen, die der Bettelorden, und später die der Beginen, besinnen sich zurück auf das Evangelium des armen Jesus.[16]
3.1 Der Zisterzienser-Orden
Im Umkreis der an der Reformbewegung im 11. Jahrhundert beteiligten Klöster engagierte sich Abt Robert. Dieser gründete 1098 das Kloster von Citeaux.[17] Die kirchenrechtliche Betätigungsbestätigung folgte am 19. Oktober 1100 durch Papst Paschalis II., welche den Orden unter klerikale Kontrolle stellte (anders wie bei den Beginen). 1112/13 wurde das erste Kloster zu klein und das erste Tochterkloster in La Ferté wurde gegründet.[18] Das erste Frauenkloster ist um 1113 in Jully entstanden.[19]
1134 verboten die führenden Zisterzienser allen Äbten, Frauen in den geistlichen Stand aufzunehmen bzw. wiesen daraufhin, dass in der Ordensstruktur kein eigener weiblicher Zweig entstanden ist.[20]
1150 wurde die Charta caritatis, die Verfassung der Zisterzienser, veröffentlicht. Neben den Lebensregeln in den Klöstern des Ordens wurde unter anderem festgelegt, dass die einzelnen Klöster des Ordens (damit auch die Frauenklöster) unabhängig voneinander seien.[21]
[...]
[1] vgl. Duby, Georges (aus dem Französischen von Gabriele Ricke und Ronald Voullie): Die Frau ohne Stimme – Liebe und Ehe im Mittelalter, Frankfurt am Main 1993, S. 9.
[2] vgl. Kleinjung, Christine: Geistliche Töchter – abgeschoben oder unterstützt? Überlegungen zum Verhältnis hochadliger Nonnen zu ihren Familien im 13. und 14. Jahrhundert, in: Rogge, Jörg (Hrsg.): Fürstin und Fürst: Familienbeziehungen und Handlungsmöglichkeiten von hochadeligen Frauen im Mittelalter, Ostfildern 2004, S. 21-44, hier: S. 26.
[3] vgl. Burghartz, Susanna: Einleitung, in: Wunder, Heide (Hrsg.): Eine Stadt der Frauen: Studien und Quellen zur Geschichte der Baslerinnen im späten Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit (13. – 17. Jahrhundert, Basel [u.a.] 1995, S. 121-124, hier: S. 123.
[4] vgl. Rippmann, Dorothee: Einleitung, in: Wunder, Heide (Hrsg.): Eine Stadt der Frauen: Studien und Quellen zur Geschichte der Baslerinnen im späten Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit (13. – 17. Jahrhundert, Basel [u.a.] 1995, S. 69-81, hier: S. 76.
[5] vgl. Rippmann, Dorothee: Frauen in Wirtschaft und Alltag des Spätmittelalters. Aufzeichnungen des Kaufmanns Ulrich Meltinger, in: Wunder, Heide (Hrsg.): Eine Stadt der Frauen: Studien und Quellen zur Geschichte der Baslerinnen im späten Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit (13. – 17. Jahrhundert, Basel [u.a.] 1995, S. 99-117, hier: S. 99f.
[6] vgl. Duby, Georges (aus dem Französischen von Gabriele Ricke und Ronald Voullie): Die Frau ohne Stimme – Liebe und Ehe im Mittelalter, Frankfurt am Main 1993, S. 40f.
[7] vgl. ebd., S. 54.
[8] vgl. Fendrich, Ilona: Die Beziehung von Fürstin und Fürst: zum hochadeligen Ehealltag im 15. Jahrhundert, in: Rogge, Jörg (Hrsg.): Fürstin und Fürst: Familienbeziehungen und Handlungsmöglichkeiten von hochadeligen Frauen im Mittelalter, Ostfildern 2004, S. 93-137, hier: S. 98f.
[9] Burghartz, Susanna: Einleitung, in: Wunder, Heide (Hrsg.): Eine Stadt der Frauen: Studien und Quellen zur Geschichte der Baslerinnen im späten Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit (13. – 17. Jahrhundert, Basel [u.a.] 1995, S. 121-124, hier: S. 122.
[10] vgl. Fendrich, Ilona: Die Beziehung von Fürstin und Fürst: zum hochadeligen Ehealltag im 15. Jahrhundert, in: Rogge, Jörg (Hrsg.): Fürstin und Fürst: Familienbeziehungen und Handlungsmöglichkeiten von hochadeligen Frauen im Mittelalter, Ostfildern 2004, S. 93-137, hier: S. 102.
[11] vgl. Reichstein, Frank-Michael: Das Beginenwesen in Deutschland: Studien und Katalog, Berlin 2001, S. 18.
[12] vgl. Rippmann, Dorothee: Einleitung, in: Wunder, Heide (Hrsg.): Eine Stadt der Frauen: Studien und Quellen zur Geschichte der Baslerinnen im späten Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit (13. – 17. Jahrhundert, Basel [u.a.] 1995, S. 69-81, hier: S. 71f.
[13] vgl. ebd., hier: S. 75.
[14] vgl. Oexle, Otto Gerhard: Armut und Armenfürsorge um 1200. Ein Beitrag zum Verständnis der freiwilligen Armut bei Elisabeth von Thüringen, in: Philipps-Universität Marburg (Hrsg.): St. Elisabeth. Fürstin. Dienerin. Heilige. Aufsätze. Dokumentation. Katalog, Sigmaringen 1981, S. 78-100, hier: S. 90.
[15] vgl. Thiele, Johannes: Die religiöse Frauenbewegung des Mittelalters. Eine historische Orientierung, in: Thiele, Johannes (Hrsg.): Mein Herz schmilzt wie Eis im Feuer: die religiöse Frauenbewegung des Mittelalters in Porträts, Stuttgart 1988, S. 9-34, hier: S. 11.
[16] vgl. ebd.
[17] vgl. Hannöver, Bruno Norbert: Die Zisterzienserinnen: Frauen in der Nachfolge Christi, Langwaden 2004, S. 60f.
[18] vgl. ebd., S. 62ff.
[19] vgl. Eberl, Immo: Die Zisterzienser: Geschichte eines europäischen Ordens, Stuttgart 2002, S. 143.
[20] vgl. ebd., S. 142.
[21] vgl. Hannöver, Bruno Norbert: Die Zisterzienserinnen: Frauen in der Nachfolge Christi, Langwaden 2004, S. 64f.
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