In dieser Arbeit soll die Frage beantwortet werden, ob menschliche Handlungen angemessen durch Ursachen oder durch Gründe erklärt werden können. Die anti-kausalistische Position – ausgehend von Wittgenstein und weiterentwickelt von Autoren wie Anscombe, von Wright oder Melden - geht davon aus, dass Handlungen rational begründet und nicht kausal erklärt werden können. Wenn man sagt, jemand habe etwas getan, weil er es tun wollte oder weil er es beabsichtigte, liefert man keine Kausalerklärung seiner Handlung anhand eines geistigen Aktes oder Ereignisses, vielmehr charakterisiert man sein Verhalten als Handlung und somit als etwas, hinsichtlich dessen die Frage nach Gründen Sinn ergibt, im Gegensatz zu einer unwillkürlichen Handlung (z.B. ein Kniereflex), die man rein kausal angemessen erklären kann. Mit Handlungen einhergehende Körperbewegungen mögen neuronal verursacht sein, diese Ursachen leisten aber keinen Beitrag zu einer Handlungserklärung durch Gründe. Gründe-Erklärungen wollen nicht verständlich machen, warum sich der Körper einer Person bewegt hat, sondern zu welchem Zweck und mit welchem Ziel ein Akteur seinen Körper bewegt hat. Im Unterschied zu kausalistischen Auffassungen gehen Gründe-Erklärungen zudem davon aus, dass für Handlungserklärungen ein normatives Moment unverzichtbar ist, das sich nicht kausal-theoretisch uminterpretieren lässt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die klassische anti-kausalistische Handlungstheorie:
- Wittgenstein
- Anscombe
- Melden: Das „,Logical Connection Argument“ (LCA)
- Von Wright
- Was sind die Antworten des Kausalismus?
- Davidsons kausale Handlungstheorie
- Stoutlands Argumente gegen das logische Beziehungsargument
- Exkurs: Bratmans Plänetheorie
- Hat der Kausalismus die Argumente der frühen Anti-Kausalisten entkräften können?
- Kritik an der kausalistischen Handlungsdefinition
- Unterschiede zwischen Gründen und Ursachen
- Handeln im Kontext (Verteidigung gegen Davidsons Hauptargument)
- Verteidigung des logischen Verknüpfungsarguments
- Verteidigung von Anscombes Begriff der Absicht
- Thompson: Naive Handlungstheorie und praktisches Wissen
- Sind intentionale Erklärungen kausale Erklärungen?
- Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Frage, ob menschliche Handlungen angemessen durch Ursachen oder Gründe erklärt werden können. Die anti-kausalistische Position, vertreten von Philosophen wie Wittgenstein, Anscombe, von Wright und Melden, argumentiert, dass Handlungen rational begründet und nicht kausal erklärt werden können. Der Kausalismus, insbesondere vertreten durch Davidson, hingegen sieht in der alltagspsychologischen Handlungserklärung eine Spielart der kausalen Erklärung.
- Unterscheidung zwischen kausalen und teleologischen Handlungserklärungen
- Analyse der Argumente von Wittgenstein, Anscombe, Melden und von Wright gegen den Kausalismus
- Bewertung der Gegenargumente des Kausalismus, insbesondere Davidsons Theorie
- Beurteilung der Frage, ob der Kausalismus die Argumente des frühen Anti-Kausalismus entkräften konnte
- Diskussion der Rolle von Gründen und Ursachen in der Erklärung menschlichen Handelns
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema der Handlungserklärung ein und stellt die beiden gegensätzlichen Positionen des Anti-Kausalismus und des Kausalismus vor.
Das zweite Kapitel untersucht die klassische anti-kausalistische Position, ausgehend von Wittgenstein und weiterentwickelt von Autoren wie Anscombe, von Wright und Melden. Es werden zentrale Argumente dieser Position, insbesondere das Argument der logischen Beziehung zwischen Wünschen/Überzeugungen und Handlungen, diskutiert.
Das dritte Kapitel beleuchtet die kausalistische Position, insbesondere Davidsons Theorie. Die Argumentation des Kausalismus wird analysiert, und die Kritik an der anti-kausalistischen Position wird betrachtet.
Das vierte Kapitel diskutiert die Frage, ob der Kausalismus die Argumente des frühen Anti-Kausalismus entkräften konnte. Es werden verschiedene Argumente sowohl für als auch gegen den Kausalismus diskutiert und die Rolle von Gründen und Ursachen in der Erklärung menschlichen Handelns näher beleuchtet.
Schlüsselwörter
Handlungstheorie, Anti-Kausalismus, Kausalismus, Gründe-Erklärung, teleologische Erklärung, Wittgenstein, Anscombe, Melden, von Wright, Davidson, Stoutland, Absicht, Willensakt, praktisches Wissen, logisches Beziehungsargument, Belief-Desire-These
- Citation du texte
- Thomas Wiedmer (Auteur), 2019, Ursachen oder Gründe? Zur angemessenen Erklärung menschlicher Handlungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1309594