Die wichtigsten Werke von Galdós aus dieser Zeit sind die Episodios Nacionales, Fortunata und Jacinta, Tristana sowie Doña Perfecta. Zur Analyse dieses letzteren Erstlingswerkes von 1876 bietet sich in exemplarischer Weise die Sujettheorie von Jurij M. Lotman an. Nachdem man feststellen kann, dass jede kulturelle Ordnung und jeder literarische Text topologisch strukturiert ist, lässt sich auch Doña Perfecta durch dieses topologische Modell der Sujethaftigkeit interpretieren. Dabei lassen sich weiterhin notwendige Elemente konstituieren, deren Teilräume, anhand derer sich das Sujet bzw. Ereignis entfaltet, sich auf drei Ebenen, einer topologischen, einer semantischen und einer topographischen Ebene, untersuchen lassen. Das wichtigste Element spielt dabei die Grenze zwischen den Teilräumen Stadt und Land bzw. Zentrum und Peripherie, die normalerweise unüberschreitbar ist, im Falle des Helden aber permeabel wird. Die Sujethaftigkeit des Textes besteht nun aus der Tatsache, dass der Held die Grenze mit Erfolg bzw. ohne Erfolg überschreitet, ob also der vorliegende Text sujethaft und revolutionär bzw. sujethaft und restitutiv ist. Handelt es sich um eine restitutive Grenzüberschreitung wie im vorliegenden Fall Doña Perfectas, kann noch zwischen gescheiterter und aufgehobener Überschreitung unterschieden werden.
Im ersten Kapitel der vorliegenden Arbeit wird auf das Leben von Benito Pérez Galdós und die zwei Spanien eingegangen, während im 2. Kapitel in den Roman von Doña Perfecta eingeführt und der Begriff des Sujet erläutert wird. In Kapitel 3 wird nach der Theorie von Lotman der Held analysiert, während in Kapitel 4 die Gegner des Helden erörtert werden. Dabei wird unter 3.1. und 3.2. zwischen dem Außen- und Innenraum unterschieden, entlang dem sich der Held bewegt. Der Außenraum wird dabei mit Pepe Rey und Madrid dargestellt, während der Innenraum durch Rosario und Orbajosa gekennzeichnet ist. Weitere Figuren, die dem Helden als Gegner gegenüberstehen, werden im weiteren unter 4.1. bis 4.5. behandelt. Im fünften Kapitel kommt es schließlich zu einem abschließenden Resümee, in dem Doña Perfecta, die zwei Spanien und der Sujetbegriff von Lotman noch einmal zusammengeführt werden.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einführung
- 1. Benito Pérez Galdós und die zwei Spanien
- 2. Doña Perfecta und der Begriff des Sujet
- 3. Außen- und Innenraum: der Held
- 3.1. Pepe Rey und der Außenraum: Pepe Rey
- 3.2. Pepe Rey und der Innenraum: Rosario
- 4. Weitere Figuren des Innenraums: die Gegner des Helden
- 4.1. Doña Perfecta
- 4.2. Don Inocencio
- 4.3. María Remedios
- 4.4. Jacinto
- 4.5. Caballuco
- 5. Schlussbetrachtung: Doña Perfecta und die zwei Spanien - der Sujetbegriff im Roman von Galdós
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht Benito Pérez Galdós' Roman "Doña Perfecta" durch die Linse der Sujettheorie von Jurij M. Lotman. Dabei wird der Roman als ein topologisches Modell interpretiert, das die Spannungen zwischen den zwei Spanien des 19. Jahrhunderts widerspiegelt.
- Die zwei Spanien: die Spaltung zwischen konservativen und liberalen politischen Lagern in Spanien
- Die Sujettheorie: Lotmans Modell der topologischen Strukturierung literarischer Texte
- Die topologische Struktur von "Doña Perfecta": Stadt vs. Land, Zentrum vs. Peripherie
- Der Held: Pepe Rey, der die Grenze zwischen den beiden Welten überschreiten will
- Die Gegner des Helden: die Vertreter des konservativen Spaniens, die die Veränderung verhindern wollen
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel wird das Leben von Benito Pérez Galdós und die politische und gesellschaftliche Spaltung Spaniens im 19. Jahrhundert beleuchtet. Das zweite Kapitel führt in den Roman "Doña Perfecta" ein und erläutert die Sujettheorie von Jurij M. Lotman. Kapitel 3 analysiert den Helden, Pepe Rey, und die beiden Räume, in denen er sich bewegt: den Außenraum, repräsentiert durch Madrid und Pepe Rey selbst, und den Innenraum, repräsentiert durch Rosario und Orbajosa. Kapitel 4 beschäftigt sich mit den Gegnern des Helden, die ihn in seinem Vorhaben, die Grenze zu überschreiten, behindern. Dabei werden Figuren wie Doña Perfecta, Don Inocencio, María Remedios, Jacinto und Caballuco genauer betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen Benito Pérez Galdós, "Doña Perfecta", die zwei Spanien, die Sujettheorie, Topologie, Stadt vs. Land, Zentrum vs. Peripherie, Held, Gegner, Grenzüberschreitung und die Spannungen zwischen konservativen und liberalen Ideologien.
- Citar trabajo
- Friedrich Ahnert (Autor), 2015, Benito Pérez Galdós und die zwei Spanien. "Doña Perfecta" und der Lotmansche Begriff des Sujet, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1309608