„[...] ab wann empfinden wir eine Inszenierung, die vielleicht mit radikalen Kürzungen, Umschreibungen, Fremdtexten und Medienwechseln arbeitet, als Etikettenschwindel – und wann als gelungene, herausfordernde oder gar großartige (Neu-)Entdeckung eines Stückes?“
Dies soll die Ausgangsfrage dieser Arbeit sein. Die Debatte über das Regietheater bringt unvermeidlich eine Auseinandersetzung mit dem Thema Werktreue mit sich. Es scheint als würden diese beiden Begriffe in absoluter Rivalität zu einander stehen und niemals mit einander vereinbar sein. Doch zunächst stellt sich die Frage: was ist eigentlich Regietheater? Und was ist Regie? Bevor diese Fragen beantwortet werden sollen, wird ein kurzer Überblick über die Funktion der Kunst und des Theaters insbesondere in unserer westlichen Gesellschaft gegeben. Danach folgt ein Abriss der Geschichte der Theaterregie, denn der Begriff und die zugehörigen Aufgaben des Regisseurs sind erst wenige Jahrzehnte alt. In der heutigen Theatertradition scheint die Relation von Werk und Inszenierung nicht unproblematisch. Viele Inszenierungen werden als „Ekeltheater“ mit möglichst viel Blut, Gewalt, Fäkalien, Obszönitäten, Sex und Nacktheit auf der Bühne verschrien. Es stellt sich also die Frage wie weit darf eine Inszenierung gehen? Wie nah ist die Inszenierung noch an dem originalen Werk dran und wie sieht es mit dem Urheberrecht aus? Regietheater steht in einem absoluten Spannungsfeld, denn die Meinungen darüber könnten verschiedener nicht sein (siehe Kapitel 4). Regietheater polarisiert, so auch die Inszenierung des Musicals Kiss me Kate von Barrie Kosky an der Komischen Oper, Berlin im Mai 2008. Diese Inszenierung, eine Adaption von Shakespeares Der Widerspenstigen Zähmung (ca. 1593/94), überträgt die Geschichte des Mädchens was sich nicht bändigen lässt jedoch in ein ganz neues Milieu. Anhand einer Analyse der stilistischen Merkmale dieser Inszenierung sollen die Vor- sowie die Nachteile des Regietheaters erläutert werden (siehe Kapitel 5). Abschließend folgt ein Fazit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Funktionen des Theaters in der westlichen Gesellschaft
- Inszenierung - Regie - Aufführung
- Was ist Regie? Was ist Regietheater?
- Geschichte der Theaterregie
- Relation von Werk und Inszenierung
- Regietheater vs. Werktreue und Urheberrecht
- Wie weit darf eine Inszenierung gehen?
- Regietheater im Spannungsfeld
- Cole Porters Musical Kiss me Kate in einer Neuinszenierung
- Kiss me Kate als Adaption der Widerspenstigen Zähmung
- Beschreibung der Neuinszenierung als Regietheater
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Regietheater und untersucht die Frage, wann eine Inszenierung als gelungene Neuinterpretation eines Stückes betrachtet werden kann und wann sie als Etikettenschwindel empfunden wird. Dabei wird die Debatte um Werktreue und die Rolle des Regisseurs in der heutigen Theaterlandschaft beleuchtet. Die Arbeit analysiert die Funktionen des Theaters in der westlichen Gesellschaft, die Geschichte der Theaterregie und die Beziehung zwischen Werk und Inszenierung. Darüber hinaus werden die Grenzen des Regietheaters im Hinblick auf Werktreue und Urheberrecht sowie die Spannungsfelder, in denen sich das Regietheater bewegt, untersucht. Anhand einer Analyse der Neuinszenierung von Cole Porters Musical Kiss me Kate werden die Vor- und Nachteile des Regietheaters erläutert.
- Die Rolle des Regisseurs im Theater
- Die Beziehung zwischen Werk und Inszenierung
- Die Grenzen des Regietheaters
- Die Debatte um Werktreue
- Die Funktionen des Theaters in der Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Regietheaters ein und stellt die zentrale Frage der Arbeit: Wann ist eine Inszenierung eine gelungene Neuinterpretation eines Stückes und wann ein Etikettenschwindel? Die Debatte um Werktreue und die Rolle des Regisseurs im Theater werden als Ausgangspunkt der Untersuchung vorgestellt.
Das erste Kapitel beleuchtet die Funktionen des Theaters in der westlichen Gesellschaft. Es wird gezeigt, dass Theater als Spiegelbild gesellschaftlicher Sachverhalte dient und verschiedene Funktionen erfüllt, wie z.B. die moralische, politische und unterhaltende Funktion. Theater kann als Massenkommunikationsmittel dienen und die Gesellschaft beeinflussen.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Inszenierung, der Regie und der Aufführung. Es wird die Entwicklung der Theaterregie von den Anfängen bis zur heutigen Zeit dargestellt. Die Aufgaben des Regisseurs als Gestalter des Kunstwerks werden erläutert und die Unterschiede zwischen Inszenierung und Aufführung hervorgehoben. Der Begriff Regietheater wird eingeführt und seine Bedeutung in der heutigen Theaterlandschaft erläutert.
Das dritte Kapitel untersucht die Relation von Werk und Inszenierung. Es werden die Herausforderungen und Spannungsfelder beleuchtet, die sich aus der Frage ergeben, wie weit eine Inszenierung vom Originalwerk abweichen darf. Die Debatte um Werktreue und Urheberrecht wird in diesem Zusammenhang diskutiert.
Das vierte Kapitel beleuchtet das Regietheater im Spannungsfeld zwischen Werktreue und künstlerischer Freiheit. Es werden verschiedene Perspektiven auf das Regietheater vorgestellt und die kontroversen Diskussionen um die Rolle des Regisseurs in der heutigen Theaterlandschaft beleuchtet.
Das fünfte Kapitel analysiert die Neuinszenierung von Cole Porters Musical Kiss me Kate von Barrie Kosky an der Komischen Oper Berlin. Die Inszenierung wird als Beispiel für Regietheater betrachtet und die Vor- und Nachteile des Regietheaters anhand der stilistischen Merkmale der Inszenierung erläutert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Regietheater, die Werktreue, die Inszenierung, die Aufführung, die Funktionen des Theaters, die Geschichte der Theaterregie, die Beziehung zwischen Werk und Inszenierung, die Grenzen des Regietheaters, die Debatte um Werktreue und Urheberrecht, die Spannungsfelder des Regietheaters, die Neuinszenierung von Cole Porters Musical Kiss me Kate und die Analyse der stilistischen Merkmale der Inszenierung.
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- Anne-Kathrin Wilde (Autor), 2009, "Denn ohne Stress keine Evolution. Auch nicht im Theater", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131006