Die Modernisierung führe zu einem Bedeutungsverlust der Religion innerhalb der modernen Gesellschaft. Vor wenigen Jahrzehnten war diese Idee, die einen Zusammenhang zwischen Moderne und Säkularisierung impliziert, eine anerkannte These in den Sozialwissenschaften. Mit dieser Hypothese berief man sich auf Ideen von Max Weber und Emile Durkheim, die mitunter inhaltlich als Begründer der Säkularisierungsthese gelten. Die Bedeutung von Religion und Kirche nehme in der modernen Gesellschaft ab und würde zurückgehen im Zuge der Modernisierung.
Rationalisierung (vgl. Max Weber) , Industrialisierung, Urbanisierung (vgl. David Martin), Mobilisierung und die Auflösung der traditionalen Bindungen (vgl. Johannes Berger) seien Charakteristika dieser Moderne und der Modernisierung.
Lange Zeit wurde in den Sozialwissenschaften von der gänzlichen Säkularisierung der Gesellschaften in der Moderne gesprochen. In den aktuellen sozialwissenschaftlichen Veröffentlichen jedoch, scheint davon kaum noch die Rede zu sein. Die abnehmende Relevanz von Religion in modernen Gesellschaften mutet fragwürdig an, betrachtet man die gegenwärtigen politischen Konfliktlinien und Diskurse auf globaler Ebene. Man spricht von „De-Säkularisierung“, „Re-Spiritualisierung“ und sogar von einer „Wiederkehr der Götter“.
Es war Jürgen Habermas der im Herbst des Jahres 2001 in seiner Dankesrede beim Deutschen Friedenspreis des Buchhandels erstmals von der „post-säkularen Gesellschaft“ sprach. Von einer Gesellschaft, „die sich auf das Fortbestehen religiöser Gemeinschaften in einer sich fortwährend säkularisierenden Umgebung einstellt.“
Dahinter verbirgt sich ein gänzlich neues Verständnis von Säkularisierung. Dessen ungeachtet gibt es auch Theoretiker wie Hans Joas. Dieser bestreitet, dass es jemals zu einem solchen Phänomen wie der Säkularisierung gekommen sei. Das bedeutet, Joas konsequent folgend, dass es auch keine „postsäkulare Gesellschaft“, wie Habermas sie zeichnet, geben kann.
„Von einer abnehmenden Bedeutung der Religion kann in globaler Perspektive keine Rede sein.“ (Joas, 2004)
Diese Arbeit dient dazu, sich in der aktuellen Diskussion positionieren zu können und eine Antwort auf die Frage, ob es „Die Wiederkehr der Götter“ (vg. Friedrich W. Graf) in die heutige Zeit gibt, zu finden.
Inhaltsverzeichnis
- EINFÜHRUNG
- BEGRIFFLICHE ANNÄHERUNG
- WAS IST SÄKULARISIERUNG?
- RELIGION IN DER MODERNEN GESELLSCHAFT
- ZUM BEGRIFF „RELIGION"
- DIE,,MODERNE“
- ZUM VERHÄLTNIS VON RELIGION UND MODERNE
- RELIGIONSSOZIOLOGISCHE MODELLE
- DIE SÄKULARISIERUNGSTHESE
- INDIVIDUALISIERUNGSTHESE
- DAS ÖKONOMISCHE MARKTMODELL
- KRITISCHE BETRACHTUNGEN
- JOAS KRITIK AN DER „POSTSÄKULAREN GESELLSCHAFT“
- DER SONDERFALL EUROPA
- DIE KRITIK AN DER SÄKULARISIERUNGSTHESE – ZU RECHT?
- JOAS KRITIK AN DER „POSTSÄKULAREN GESELLSCHAFT“
- FAZIT
- LITERATUR
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, ob es eine „Wiederkehr der Götter“ in der modernen Gesellschaft gibt. Sie analysiert die These der Säkularisierung, die besagt, dass Religion in der Moderne an Bedeutung verliert, und stellt diese verschiedenen kritischen Perspektiven gegenüber. Die Arbeit untersucht die Entwicklung der Säkularisierungsthese, ihre Kritik und die Entstehung des Begriffs der „postsäkularen Gesellschaft“.
- Säkularisierungsthese und ihre Kritik
- Die Rolle der Religion in der modernen Gesellschaft
- Das Verhältnis von Religion und Moderne
- Die „postsäkulare Gesellschaft“
- Die „Wiederkehr der Götter“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die These der Säkularisierung und ihre Kritik vor. Sie beleuchtet die Entwicklung der Säkularisierungsthese und die Entstehung des Begriffs der „postsäkularen Gesellschaft“.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der begrifflichen Annäherung an die Themen Säkularisierung, Religion und Moderne. Es erläutert die verschiedenen Bedeutungen des Begriffs „Säkularisierung“ und beleuchtet die unterschiedlichen Verständnisse von Religion.
Das dritte Kapitel stellt verschiedene religionssoziologische Modelle vor, die die Stellung der Religion in der modernen Gesellschaft beschreiben. Es werden die Säkularisierungsthese, die Individualisierungsthese und das ökonomische Marktmodell vorgestellt.
Das vierte Kapitel widmet sich der Kritik an der Säkularisierungsthese. Es beleuchtet die Kritik von Hans Joas an der „postsäkularen Gesellschaft“ und diskutiert die Argumente, die gegen die These der Säkularisierung sprechen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Säkularisierung, Religion, Moderne, postsäkulare Gesellschaft, Wiederkehr der Götter, Religionssoziologie, Kritik, Thesen, Modelle, Begriffsklärung, Verhältnis von Religion und Moderne.
- Arbeit zitieren
- Beate Jaschik (Autor:in), 2009, Gibt es die Wiederkehr der Götter?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131226