Die Regierungszeit Ottos des Großen


Hausarbeit, 2005

26 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Widukind von Corvey
2.1 Sprache, Intention und Tendenz seiner Erzählweise

3. Heinrich I
3.1 Regierungszeit
3.2 Krisen in der Regierungszeit
3.3 Heinrichs Nachfolgeregelung

4. Otto der Große
4.1 Strukturen in der Regierungszeit
4.2 Innen- und außenpolitische Krisen
4.3 Ottos Nachfolgeregelung

5. Schluss

6. Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Heinrich I. und Otto der Große prägen als schillernde Figuren des Hochmittelalters die Geschichte um die Entstehung des deutschen Reiches.

Ihre Herrschaftsgedanken sind zu ihrer Zeit einzigartig und leiten eine neue Ära ein.

In der vorliegenden Arbeit soll als Schwerpunkt die Struktur der Regierungszeit Ottos des Großen dargestellt werden, wie sie der zeitgenössische Mönch Widukind von Corvey schildert.

Hierzu wird kurz auf die Umstände der Entstehung und die Geschichte der Quelle Widukindi res gestae Saxonicae eingegangen. Die Sprache und die Intention des Verfassers stehen im Vordergrund.

Um die Darstellung Widukinds der Geschichte Ottos zu bearbeiten, wird zuvor auf die Regierungszeit Heinrich I. geschaut. Es sollen zum einen Vergleiche zwischen Herrschaft und Nachfolgeregelung von Vater und Sohn gezogen werden, um deutlich zu machen, wie Widukind versucht die Ereignisse zu überliefern.

Im Mittelpunkt sollen die innen-, wie außenpolitischen Krisen der beiden Könige stehen, die zum Schluss mit der Lechfeldschlacht und der Kaiserkrönung Ottos überstanden sind.

2. Widukind von Corvey

Widukind von Corvey wird um 925 geboren. Als Mönch ist er gleichzeitig Hagio-, wie auch Historiograph und hat gute Kenntnisse über die Ereignisse in der Sachsengeschichte. Bei der Anfertigung der Überlieferung nutzt er kaum zeitgenössische Quellen und bezieht sich vorwiegend auf antike Vorbilder. Lediglich die Annalen des Corveyer Klosters dienen ihm als mittelalterliche Quellen und unterstützen seine Absicht der Tradition.1 Ungenaue Darstellungen über die letzten Jahre Heinrichs I. stehen ausführlichen Berichten der Königserhebung von 936 Ottos des Großen gegenüber.

Die Sachsengeschichte besteht aus drei Büchern, welche in drei Fassungen überliefert sind. Sie bilden für die Ottonenzeit die wichtigste Quelle.

2.1 Sprache, Intention und Tendenz seiner Erzählweise

Bereits in der Einleitung wird erwähnt, das Widukind von Corvey eine Chronologie einzuhalten und Abweichungen von vornherein zu entschuldigen versucht. Eine gewisse Tendenz, sowie die Nutzung antiker Vorbilder mit Hang zur stilistischen Übertreibung sei an einigen Textstellen zu bemerken.2 Inwiefern diese Übertreibung mit seinem Stand als Mönch zusammenhängt kommt an den Stellen zum Vorschein, wenn Widukind die Christianisierung beschreibt, oder Ottos Dank an Gott für den Sieg gegen die Ungarn.3 Dies schlägt sich auch in seiner Sprache nieder, die oftmals ‚schwülstig’ und gerade in, den Kapiteln vorgeschobenen Widmungen, sehr personenbezogen ist.4

In der Einleitung zum ersten Buch schreibt Widukind, das er die beschriebenen Geschehnisse nicht alle erwähnen kann und hängt eine Widmung an.

Nec tamen omnia eorum gesta nos posse comprehendere fatemur, sed strictim et per partes scribimus, ut sermo sit legentibus planus, non fastidiosus. Sed et de origine statuque gentis, in qua ipse rerum dominus Heinricus primus regnavit, pauca scribere curavi, ut ea legendo animum oblectes, curas releves, pulchro otio vaces. Legat igitur tua claritas istum libellum ea pietate nostri memor, qua est conscriptus devotione. Vale.5

Widukind sichert sich von vornherein ab, indem er zu Beginn des ersten Buches sagt, das er nicht nur Hagiograph, sondern auch Historiograph ist und gibt seine Quellen an, die meist mündlicher Tradition sind. Aus dieser Einleitung ist sofort eine gewisse Tendenz zu erkennen.6

Auch, dass er stets den geistlichen Weg der Erzählung einhalten will, macht er an einigen Stellen deutlich, wenn er zum Beispiel die Macht Ottos mit christlichen Merkmalen schmückt.

Post multa vero tempora Romam veniens quidam Fulradus nomine et ibi gesta legens preciosi martyris notavit locum sepulcri. Veniensque levavit reliquias sacras et collocavit eas in pago Parisiaco. Inde regnante Hluthowico imperatore translatae sunt in Saxoniam, et ut legatus Karoli confessus est, ex hoc res Francorum coeperunt minui, Saxonum vero crescere, donec dilatatae ipsa sua iam magnitudine laborant, ut videmus in amore mundi et totius orbis capite, patre tuo cuius potentiae maiestatem non solum Germania, Italia atque Gallia, sed tota fere Europa non sustinet.7

Andere christliche Zeichen finden oftmals Erwähnung und werden von Widukind als Vorzeichen oder Omen dargestellt, was Beispiele verdeutlichen sollen:

Eo anno et portenta quaedam apparuere, scilicet cometae.8

Terrebant nos preterea portenta inusitata.9

Peracta caede barbarorum eo anno prodigiosae res apparuere, notae scilicet crucis in vestimentis plurimorum.10

Auch findet man erneut persönliche Anmerkungen in seiner Erzählung, in denen Widukind mögliche Fehler eingesteht, die er bei der Wiedergabe gemacht haben könnte.

Cum ergo causae causis et res rebus ita copulatae sint, ut sententiarum ordine discerni adeo non debeant, nemo me temporum vicissitudine accuset, dum posteriora anterioribus preposuerim gesta.11

Stilistisch wiederholen sich an einigen Stellen bestimmte Topoi, die zum Erzählstil Widukinds gehören. Der siegreiche Feldherr kehrt oft nach dem Kampf an seinen Regierungssitz zurück.

Inde plena victoria gloriosus factus, rex Saxoniam regreditur.12

Nachdem Widukind die Bücher zur Sachsengeschichte mit einer Widmung an Mathilde begonnen hat, beschließt er diese mit einer erneuten Huldigung.

De cuius laude si aliquid dicere cupimus, deficimus, quia omne argumentum ingenioli nostri superat virtus tantae feminae.13

3. Heinrich I.

Schon bei der Wahl zum König im Mai 919 distanziert sich Heinrich vom herkömmlichen Herrschaftsgefüge. Ohne Salbung und Krönung durch den Erzbischof will er als primus inter pares herrschen, um so schneller Zustimmung bei Regierungsfragen von den Herzögen zu erhalten. Durch seine amicitiae -Politik entsteht ein Machtausgleich zwischen dem König und den Fürsten.

926 kann er einen Waffenstillstand mit dem mächtigen Feind Ungarn erzielen14 und erlässt 929 seine Hausordnung, welche die liudolfingische Herrschaft nach seinem Tod sichern soll. Die so geschlossenen Freundschaftsbeschlüsse sichern erneut die Verfügungsmacht, die er inne hat und wendet die Wandlung des Reiches zum Personenverband ab. Die Nachfolge seines Sohns Otto wird durch die neu eingeführte Individualsukzession geregelt, die die Unteilbarkeit des Reiches beinhaltet.

3.1 Regierungszeit

Heinrich I. wird um 876 geboren. Er stammt vom sächsischen Adel der Liudolfinger ab und übernimmt die Herzogwürde seines Vaters Otto dem Erlauchten. Zunächst ist er Herzog von Sachsen und König in Ostfranken. König ist zu der Zeit Konrad I., der in den darauf folgenden Jahren in Konkurrenz mit Heinrich steht, bis es zur Einigung kommt. Auf dem Sterbebett empfiehlt Konrad I. Heinrich als seinen Nachfolger.

Widukind beschreibt schon Heinrichs Vorfahren als rein und ungleich mit anderen Völkern, die er als unterlegen ansieht.15 Die Vorgeschichte Ottos Vaters verleiht den Sachsen einen Ruf, den ihnen bei Widukind Respekt einzubringen scheint.16 Diesen Ruf nutzen die Regenten als Möglichkeit, ihre Bündnisse mit mächtigen Partnern auszubauen und ihre Macht zu Stärken.17 Widukind selbst tendiert vor allem in der Beschreibung der Personenmerkmale dazu, diese Macht und Stärke des Sachsenvolkes auszudrücken.

Illis haec loquentibus mirati sunt Franci prestantes corpore et animo viros, mirati sunt et novum habitum, arma quoque et diffusos scapulas caesarie et supra omnia ingentem animi constantiam. Nam vestiti erant sagis et armati longis lanceis et subnixi stabant parvis scutis, habentes ad renes cultellos magnos. Erant etiam qui dicerent tantis ac talibus amicis Francos non indigere; indomitum genus hominum fore, et si presentem terram inhabitarent, eos procul dubio esse, qui Francorum imperium quandoque destruerent.18

Diese Merkmale, beschreibt Widukind, erkennen die Feinde des Volkes im Kampf mit den Sachsen.

In peracto quoque bello considerare posset, quam duri et insuperabiles existerent Saxones, ideoque melius esse, [...]19

Die Geburt Heinrichs I. bringt Widukind folgendermaßen zum Ausdruck..

Natus est autem ei filius toto mundo necessarius, regum maximus optimus, Heinricus, qui primus libera potestate regnavit in Saxonia. Qui cum primaeva aetate omni genere virtutum vitam suam ornaret, de die in diem proficiebat precellenti prudentia et omnium bonorum actuum gloria; nam maximum ei ab adolescentia studium erat in glorificando gentem suam et pacem confirmando in omni potestate sua.20

Schon in den Erzählungen über Heinrichs Taten gebraucht Widukind die Floskel ‚Vater des Vaterlandes’, wie auch später bei Otto und seiner Kaiserkrönung.

Deinde pater patriae, rerum dominus imperatorque ab exercitu appellatus famam potentiae virtutisque cunctis gentibus et regibus longe lateque diffudit.21

Den primus inter pares beschreibt Widukind mit den Tugenden und Merkmalen, die er bei der Sachsendefinition gebraucht.

Et cum ingenti polleret prudentia sapientiaque, accessit et moles corporis, regiae dignitati omnem addens decorem. In exercitiis quoque ludi tanta eminentia superabat omnes, ut terrorem caeteris ostentaret. In venatione tam acerrimus erat, ut una vice quadraginta aut eo amplius feras caperet. Et licet in conviviis satis iocundus esset, tamen nichil regalis disciplinae minuebat. Tantum enim favorem pariter et timorem militibus infundebat, ut etiam ludenti non crederent ad aliquam lasciviam se dissolvendum.22

3.2 Krisen in der Regierungszeit

Die Vorgeschichte zum großen Krieg mit den Ungarn bezieht sich auch auf Ottos Vater. Diese Feinde werden von anderen verfeindeten Völkern als Verbündete gegen Heinrich eingesetzt.

Dalamanci vero inpetum illius ferre non valentes conduxerunt adversus eum Avares, quos modo Ungarios vocamus, gentem belli asperrimam.23

[...]


1 Vgl. Brandt, Ahasver von: Werkzeug des Historikers, eine Einführung in die historischen Hilfswissenschaften, 13. Auflage, Stuttgart, Berlin, Köln 1992: S. 61.

2 Vgl. Buchner, Rudolf und Schmale, Franz-Josef (Hg.): Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit, Widukinds Sachsengeschichte, Adalberts Fortsetzung der Chronik Reginos, Liudprands Werke, Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Darmstadt 1977, S. 1 – 184: S. 5; Im Folgenden: Widukind: S. 5.

3 Widukind: S. 6.

4 Widukind: S. 7.

5 Widukind: S. 16.

6 Vgl. Widukind: S. 20ff.

7 Widukind: S. 66ff.

8 Widukind: S. 116.

9 Widukind: S. 154.

10 Widukind: S. 166.

11 Widukind: S. 112f.

12 Widukind: S. 134.

13 Widukind: S. 178.

14 Vgl. DTV-Atlas zur Weltgeschichte, Karten und chronologischer Abriss: Band I, Von den Anfängen bis zur französischen Revolution, hrsg. von Hermann Kinder und Werner Hilgemann, 16. Auflage, München 1980: S. 143.

15 Vgl. Widukind: S. 14.

16 Vgl. Widukind: S. 24.

17 Vgl. zum Beispiel Widukind: S. 27.

18 Widukind: S. 34.

19 Widukind: S. 36.

20 Widukind: S. 44.

21 Widukind: S. 76.

22 Widukind: S. 78.

23 Widukind: S. 46.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Die Regierungszeit Ottos des Großen
Hochschule
Universität Duisburg-Essen
Veranstaltung
Die Entstehung des deutschen Reiches
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
26
Katalognummer
V131423
ISBN (eBook)
9783640414673
ISBN (Buch)
9783640412822
Dateigröße
452 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Otto der Große, Heinrich I, Individualsukzession, Hausordnung
Arbeit zitieren
Michael Bylsma (Autor:in), 2005, Die Regierungszeit Ottos des Großen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131423

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Regierungszeit Ottos des Großen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden