Inwiefern ist die Fast-Fashion-Branche eine sozial nachhaltige Branche?
Inwiefern ist das CSR-Engagement von H&M hinsichtlich der sozialen Nachhaltigkeit als glaubwürdig zu betrachten und inwiefern unterscheidet sich das von H&M dargestellte soziale CSR-Engagement von der Wirklichkeit?
Fast Fashion ermöglicht den Konsum von Mode zu günstigen Preisen. Wird für einen beliebigen Anlass ein T-Shirt benötigt, kann es etwa bereits für 4,95 € bei bekannten Modeunternehmen der Fast-Fashion-Branche wie H&M, Primark und Zara erworben werden. Das T-Shirt soll modisch und günstig sein; das ist, was die konsumierende Person will und Fast Fashion bietet. Erstere lässt sich von den günstigen Preisen der großen Modekonzerne beeinflussen, die sie dazu bringen, mehr zu kaufen als eigentlich notwendig. Dieser Konsum ist durch stetig neuerscheinende Kleidung fortlaufend.
Informationen wie z. B. ‚Made in Bangladesh‘ im Etikett des T-Shirts sagen dabei nichts über die Arbeitsbedingungen der Textilarbeiter:innen in den Produktionsländern aus. Im Falle eines H&M-T-Shirts für 4,95 € entfallen etwa 2,6 % des Verkaufspreises auf die Näher:innen in Bangladesch. Dies entspricht ca. 0,13 € pro T-Shirt, die den Nähenden zusteht. Nimmt man an, dass die nähende Person in Bangladesch in acht Stunden z. B. 70 T-Shirts produziert, entspricht dies 9,10 € pro Acht-Stunden-Schicht, während Bürger:innen in Industrieländern wie Deutschland einen Stundenlohn von 12 € erhalten. Anhand dessen wird klar, dass ungerechte Verhältnisse herrschen.
Mehr als 60 Millionen Menschen auf der Welt arbeiten in der Textil- und Bekleidungsbranche, und davon ist die Mehrheit in Entwicklungs- bzw. Schwellenländern tätig. Die Näher:innen in Entwicklungsländern arbeiten in unzumutbaren Zuständen und erhalten wenig Lohn. Dieser ist so gering, dass er weder für die eigene Existenzsicherung noch für die einer Familie ausreicht, dabei ist doch das Ziel der sozialen Nachhaltigkeit, jedem ein schönes Leben zu ermöglichen.
Inhaltsverzeichnis
- I. ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
- II. ABBILDUNGSVERZEICHNIS
- 1 EINLEITUNG
- 1.1 PROBLEMSTELLUNG UND ZIELSETZUNG
- 1.2 METHODISCHES VORGEHEN UND STRUKTUR DER ARBEIT
- 2 FAST FASHION
- 2.1 DEFINITION DES GESCHÄFTSMODELLS
- 2.2 MODE UND IHR STELLENWERT IN DER GESELLSCHAFT
- 2.3 DIE URSACHEN FÜR FAST FASHION
- 2.3.1 DAS KONSUMVERHALTEN
- 2.3.2 EINFLUSS VON INFLUENCERN UND SOZIALEN MEDIEN
- 2.3.3 SCHNELLE GEWINNERZIELUNG UND BINDUNG DER KUNDSCHAFT
- 2.3.4 GLOBALISIERUNG
- 2.4 SLOW FASHION ALS GEGENBEWEGUNG
- 2.5 ZWISCHENFAZIT
- 3 SOZIALE NACHHALTIGKEIT
- 3.1 URSPRUNG: DAS DREI-SÄULEN-MODELL
- 3.2 DIE SOZIALEN ZIELE DER AGENDA 2030
- 3.3 DAS LIEFERKETTENSORGFALTSPFLICHTENGESETZ
- 3.4 CORPORATE SOCIAL RESPONSIBILITY
- 3.4.1 CSR-KOMMUNIKATION
- 3.4.2 CSR-INSTRUMENTE UND MAẞNAHMEN FÜR MEHR GLAUBWÜRDIGKEIT
- 3.4.2.1 Code of Conduct
- 3.4.2.2 Sustainability-Reporting
- 3.4.2.3 Zertifizierung durch Textilsiegel
- 3.4.2.4 Beitritt in Sozialstandardinitiativen
- 3.5 ZWISCHENFAZIT
- 4 GREENWASHING
- 4.1 DEFINITION
- 4.2 KRITIK AN CSR-MAẞNAHMEN
- 4.3 METHODEN DES GREENWASHINGS
- 4.3.1 VERWIRRENDE UND VAGE BEGRIFFE
- 4.3.2 SELBSTENTWORFENE UND -ERFUNDENE LABELS
- 4.3.3 UNBELEGTE AUSSAGEN TREFFEN
- 4.3.4 EINSEITIGE BETRACHTUNG VON PRODUKTMERKMALEN
- 4.3.5 MANIPULATIVE UND SUGGESTIVE BILDER
- 4.4 ZWISCHENFAZIT
- 5 SOZIALE MISSSTÄNDE IN DER MODEBRANCHE
- 5.1 FALLBEISPIEL: EINSTURZ DES RANA PLAZA IN BANGLADESCH
- 5.2 FALLBEISPIEL: DIE CORONA-PANDEMIE
- 5.3 KRITISCHE ARBEITSBEDINGUNGEN UND SOZIALE AUSWIRKUNGEN
- 5.3.1 NICHT EXISTENZSICHERNDE LÖHNE
- 5.3.2 ÜBERMÄẞIGE ARBEITSZEITEN
- 5.3.3 FEHLENDE GESUNDHEIT UND SICHERHEIT AM ARBEITSPLATZ
- 5.3.4 ZWANGS- UND KINDERARBEIT
- 5.3.5 DISKRIMINIERUNG VON FRAUEN UND CHANCENUNGLEICHHEIT
- 5.4 ZWISCHENFAZIT
- 6 KRITISCHE BETRACHTUNG DER SOZIALEN NACHHALTIGKEIT BEI H&M
- 6.1 DAS UNTERNEHMEN H&M
- 6.2 CSR AUF SOZIALER EBENE BEI H&M
- 6.3 EXTERNE BEURTEILUNG UND KRITISCHE BETRACHTUNG DER SOZIALEN NACHHALTIGKEIT
- 6.4 ZWISCHENFAZIT
- 7 FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit der kritischen Betrachtung der sozialen Nachhaltigkeit im Kontext der Fast Fashion Branche. Sie analysiert die Herausforderungen und Chancen, die mit der Produktion und dem Konsum von Kleidung im Zeitalter der Schnelllebigkeit verbunden sind.
- Das Geschäftsmodell der Fast Fashion
- Soziale Nachhaltigkeit und ihre Bedeutung für die Modebranche
- Greenwashing und seine Auswirkungen auf die Glaubwürdigkeit von CSR-Maßnahmen
- Soziale Missstände in der Textilindustrie
- Eine Fallstudie zur Analyse der sozialen Nachhaltigkeit bei H&M
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und definiert die Problemstellung sowie die Zielsetzung der Arbeit. Kapitel 2 beleuchtet das Geschäftsmodell der Fast Fashion und analysiert die Ursachen für die rasante Entwicklung dieser Branche. Hierbei werden insbesondere die Rolle des Konsumverhaltens, der Einfluss von Influencern und sozialen Medien, die schnelle Gewinnerzielung sowie die Globalisierung betrachtet. Das dritte Kapitel widmet sich dem Konzept der sozialen Nachhaltigkeit und beleuchtet verschiedene Aspekte, wie das Drei-Säulen-Modell, die sozialen Ziele der Agenda 2030, das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und die Bedeutung von Corporate Social Responsibility (CSR). Kapitel 4 beleuchtet die Problematik des Greenwashings und die kritischen Methoden, mit denen Unternehmen versuchen, Nachhaltigkeit zu suggerieren, ohne diese wirklich zu praktizieren. In Kapitel 5 werden soziale Missstände in der Modebranche anhand konkreter Fallbeispiele, wie dem Einsturz des Rana Plaza in Bangladesch und der Corona-Pandemie, dargestellt. Zudem werden die problematischen Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie, wie nicht existenzsichernde Löhne, übermäßige Arbeitszeiten, fehlende Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz, Zwangs- und Kinderarbeit sowie Diskriminierung von Frauen, analysiert. Im sechsten Kapitel wird das Unternehmen H&M als Fallbeispiel betrachtet und seine CSR-Aktivitäten auf sozialer Ebene kritisch beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Schlüsselwörter Fast Fashion, soziale Nachhaltigkeit, Greenwashing, CSR, Lieferketten, Arbeitsbedingungen, Textilindustrie, Konsumverhalten, Influencer, Globalisierung, Modebranche, H&M und Fallstudie. Die Analyse fokussiert auf die Auswirkungen der Fast Fashion auf die soziale Nachhaltigkeit und die Herausforderungen, die mit der Implementierung von CSR-Maßnahmen in dieser Branche verbunden sind.
- Arbeit zitieren
- Selin Akgül (Autor:in), 2022, Green oder Greenwashing? Eine kritische Betrachtung der sozialen Nachhaltigkeit im Bezug auf die Fast Fashion Branche, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1315522