Die Beschäftigung mit den Gründen für eine Erweiterung der Europäischen Union ist seit der
ersten Erweiterungsrunde im Jahr 1973 Gegenstand politikwissenschaftlicher Forschung. Es
konkurrieren verschiedene theoretische Ansätze darum, die Dynamik vergangener Erweiterungen
zu erklären und möglichst präzise Voraussagen über die zukünftige Entwicklung der europäischen
Union zu treffen. Ein Dauerthema -sowohl der wissenschaftlichen wie auch der öffentlichen
europäischen Erweiterungsdebatte- ist ein möglicher Beitritt der Türkei. Seit dem Inkraftteten des
ersten Assozierungsabkommen zwischen der Türkei und der EU im Jahr 1964 werden die Vor- und
Nachteile eines solchen Beitritts auf nationalstaatlicher wie europäischer Ebene mehr oder weniger
intensiv diskutiert und -abhängig von dem gerade vorherrschenden politischen Klima unterschiedlich
bewertet.
Neben der Türkei, die seit 1999 den offiziellen Status als Beitrittskandidat innehat, existieren jedoch
weitere Staaten, die als potenzielle Erweiterungskandidaten gelten bzw. Interesse an einem Beitritt
zur EU bekundet haben. Dazu zählt neben Kroatien, Mazedonien sowie verschiedenen
Balkanstaaten auch die Ukraine. Die Ukraine, die mit der so genannten „orangenen Revolution“ im
Jahr 2004 kurzfristig im Fokus der Weltöffentlichkeit stand, grenzt seit dem Beitritt Polens an die
östliche Außengrenze EU, befindet sich gegenwärtig im Prozess der Ratifizierung eines erweiterten
Kooperationsabkommens und vertritt das Ziel im Jahr 2015 vollwertiges Mitglied zu werden. Doch
wie sehen die Beitrittsperspektiven beider Kandidaten in der Realität wirklich aus? Welche
Argumente sprechen für einen Beitritt, welche dagegen? Und was sind die Faktoren, die letztlich
die konkreten Aussichten dieser Länder auf einen Beitritt bestimmen? Insbesondere die letzte Frage
hängt in wesentlicher Hinsicht vom theoretischen Ausgangspunkt einer solchen Betrachtung ab.
Diese Arbeit verfolgt den Ansatz, die Beitrittsoptionen der Türkei und der Ukraine aus
neorealistischer Perspektive zu analysieren. Der Umstand, dass beide Staaten sowohl in
geographischer, kultureller als auch politischer Hinsicht weitgehend verschieden sind sowie die
unterschiedliche Dauer und Intensität des jeweiligen Dialogs mit der EU versprechen einen
erhöhten Erkenntnisgewinn bzgl. der Perspektiven des Erweiterungsprozesses.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das neorealistische Paradigma in den internationalen Beziehungen
- Grundlagen des Klassischen Realismus in der Tradition Hans J. Morgenthaus
- Der Strukturelle Realismus nach Kenneth N. Waltz
- Begründung der neorealistischen Perspektive dieser Arbeit
- Kriterien für die Beurteilung einer Beitrittsperspektive
- Der Sicherheitsgewinn durch eine Erweiterung
- Die Auswirkungen einer Erweiterung auf die wirtschaftliche Macht der EU
- Türkei
- Mehr Sicherheit für die EU durch den Beitritt der Türkei?
- Effekte eines Beitritts auf die Wirtschaftsmacht der EU
- Die Beitrittsperspektiven der Türkei
- Ukraine
- Mehr Sicherheit für die EU durch den Beitritt der Ukraine?
- Effekte eines Beitritts auf die Wirtschaftsmacht der EU
- Die Beitrittsperspektiven der Ukraine
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis und Internetquellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Beitrittsperspektiven der Türkei und der Ukraine aus neorealistischer Perspektive. Sie zielt darauf ab, die Chancen und Herausforderungen eines möglichen EU-Beitritts beider Länder zu untersuchen und die Faktoren zu identifizieren, die die konkreten Aussichten auf einen Beitritt beeinflussen.
- Die Bedeutung des neorealistischen Paradigmas für die Analyse der internationalen Beziehungen
- Die Rolle von Macht und Sicherheit in der EU-Erweiterungspolitik
- Die Auswirkungen eines Beitritts der Türkei und der Ukraine auf die Sicherheit und die wirtschaftliche Macht der EU
- Die politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen für die Türkei und die Ukraine im Hinblick auf einen EU-Beitritt
- Die Rolle von geopolitischen Faktoren und regionalen Interessen in der EU-Erweiterungspolitik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz der EU-Erweiterungsdebatte dar und führt in die Thematik der Beitrittsperspektiven der Türkei und der Ukraine ein. Sie erläutert die Bedeutung des neorealistischen Paradigmas für die Analyse der internationalen Beziehungen und die Wahl des theoretischen Konzepts für die vorliegende Arbeit.
Kapitel 2 beleuchtet die Grundlagen des Klassischen Realismus in der Tradition Hans J. Morgenthaus und stellt die Parallelen und Unterschiede zu neorealistischen Ansätzen dar. Es wird insbesondere der Strukturelle Realismus nach Kenneth N. Waltz vorgestellt und die Begründung der neorealistischen Perspektive dieser Arbeit erläutert.
Kapitel 3 entwickelt Kriterien für die Beurteilung einer Beitrittsperspektive, die sich auf den Sicherheitsgewinn durch eine Erweiterung und die Auswirkungen einer Erweiterung auf die wirtschaftliche Macht der EU konzentrieren.
Kapitel 4 analysiert die Türkei und die Ukraine hinsichtlich der in Kapitel 3 entwickelten Kriterien und bewertet ihre Beitrittsperspektiven. Es werden die Chancen und Herausforderungen eines möglichen EU-Beitritts beider Länder diskutiert und die Faktoren, die die konkreten Aussichten auf einen Beitritt beeinflussen, analysiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Osterweiterung der EU, die Türkei, die Ukraine, den Neorealismus, die Sicherheitspolitik, die Wirtschaftspolitik, die Beitrittsperspektiven, die EU-Erweiterung, die Machtbalance, die geopolitischen Interessen und die regionalen Herausforderungen.
- Arbeit zitieren
- Lars Schmitz (Autor:in), 2009, Die Türkei und die Ukraine auf dem Weg in die EU?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131612