Diese Arbeit will sich mit dem historisch-politischen Lied in seinem Wesen und seiner Funktion im Allgemeinen und im Speziellen mit den politischen Liedern des Vormärzes beschäftigen und exemplarisch den Wandel des politischen und nationalen Bewusstseins des Volkes dieser Zeit anhand von Liedvergleichen herausstellen und bedient sich somit politischer Lieder als primäre historische Quelle. Diese Lieder und gerade politische Lieder beschreiben den Charakter eines politischen Festes. Dabei wird auf politische Lieder zurückgegriffen, wie sie auf dem Wartburg- und Hambacher Fest verwendet wurden.
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INHALT
Einleitung
1. Das historisch-politische Lied im Vormärz des 19. Jahrhunderts
1.1 Begriffserläuterung
1.2 Das politische Lied und seine Funktionen
2 Politischer Wandel im Spiegel historisch-politischer Lieder
2.1 Der Vormärz
2.2 Der Vormärz im Spiegel historisch-politischer Lieder
2.2.1 Das Wartburgfest: Deutsch Burschenlied :
2.2.2 Das Hambacher Fest: Hinauf, Patrioten, zum Schloß!
2.3 Fazit
3. Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
Anhang A
Anhang B
Einleitung
Gerade in Zeiten politischer Unterdrückung und sozialer Ungerechtigkeit, in der noch keine Pressefreiheit und freie Meinungsäußerung von den Staatsoberhäuptern geduldet wurde, fand das Volk im Lied eine Möglichkeit, ihrer Not, ihrem Protest, ihrem Auflehnen gegen Unterdrückung Ausdruck zu verleihen. Oft war es auch die einzig mögliche Form des Protestes, da die Obrigkeiten jegliche Kritik und jegliches Auflehnen, das gegen sie selbst, ihrem Regiment, ihrem System und gegen das politische und soziale Gefüge gerichtet war, durch starke Zensur reglementierten und politische Gegner verfolgten. Das galt zwar auch für den Protest in Liedform, doch fanden sich hierin Möglichkeiten, der Zensur und Verfolgung zu entgehen, worauf im ersten Kapitel näher eingegangen werden soll.[1]
So wurde gerade die Stimme des Not leidenden Volkes Anfang des 19. Jahrhunderts, die immer mehr den Klang erstarkten politischen Bewusstseins und revolutionärer Tendenzen annahm, bewusst von den Obrigkeiten überhört und zum Verstummen gebracht. Doch der Widerhall zeigte sich ebenso in politischen Liedern. Das Lied und der Gesang im Allgemeinen nahm so für das Volk einen besonderen Stellenwert ein, es war ebenso eine Plattform politischem Ausdrucks und Austauschs, wie emo-tionale Entladung, Förderung der Verbundenheit und Steigerung des Gruppenge-fühls - für den Einzelnen in Zeiten der Not Nährboden der Hoffnung. Daher kann aus heutiger Sicht gerade das historisch-politische Lied als Echo einer vergangenen Zeit betrachtet werden, dass das Fühlen und Denken eines unterdrückten Volkes in seiner reinsten, unverfälschten Form widerspiegelt, da es die Zensur umgehen konnte. Es wird somit zu einem Zeitzeugen, zu einer historischen Quelle, die einen Ausgangs-punkt bietet, ein geschichtliches Zeitalter in seiner politischen, sozialen und gesell-schaftlichen Struktur erfassen zu können und es gibt ebenso Auskunft über polit-ische Tendenzen und Umwälzungen, wie sie sich Anfang des 19. Jahrhunderts offen-barten.
Demgemäß will sich diese Arbeit mit dem historisch-politischen Lied in seinem Wesen und seiner Funktion im Allgemeinen und im Speziellen mit den politischen Liedern des Vormärzes beschäftigen und exemplarisch den Wandel des politischen und nationalen Bewusstseins des Volkes dieser Zeit anhand von Liedvergleichen her-ausstellen und bedient sich somit politischer Lieder als primäre historische Quelle. Dabei wird auf politische Lieder zurückgegriffen, wie sie auf dem Wartburg- und Hambacher Fest verwendet wurden. Da Lieder und gerade politische Lieder, neben Reden und Adressen, den Charakter eines politischen Festes beschreiben, findet die-ses Thema Eingang in den Rahmen des Seminars.
1. Das historisch-politische Lied im Vormärz des 19. Jahrhunderts
In diesem Kapitel soll das Wesen historisch-politischer Lieder im Allgemeinen her-ausgestellt werden und es soll beschrieben werden, wie sie sich im Vormärz des 19. Jahrhunderts zeigten. Dabei möchte ich vorerst den Begriff des historisch-politischen Liedes gern noch erläutern, damit die unterschiedliche Denotation deutlich wird.
1.1 Begrifferläuterung
Spiegelung und Betrachtung geschichtlicher Geschehnisse und Begebenheiten, die als Information oder Kunde in Liedform bestehen, bilden die Grundlage politischer und geschichtlicher Lieder. Wobei die Begriffsverwendung von historischen Liedern, vielmehr auf eine Wiedergabe historischer Ereignisse zielt, während das politische Lied Wertungen vornimmt, die parteiisch konnotiert sind, und somit subjektive An-schauungen liefert.[2]
1.2 Das politische Lied und seine Funktionen
„Immer, wenn in der Weltgeschichte die Freiheit aufstand gegen die Unfreiheit, das Recht gegen das Unrecht, spiegelt sich der Geist der Erhebung der Völker am klarsten und prachtvollsten in ihren Liedern wider, die auf dem Boden der gerechten Empörung gewachsen waren.“ (Erich Weinert, Schriftsteller)[3]
Rainer Bedding zeigt in seinem Aufsatz „Das historisch-politische Lied“, dass die politischen Lieder unterschiedliche funktionale Momente aufweisen können:[4] Folgt man dem Zitat dann ist das politische Lied in dieser Hinsicht eine kritische Ent-äußerung von Menschen, die Unzufriedenheit jeglicher Art ausdrücken wollen. Es nimmt so die Funktion einer psychischen Kompensationsplattform ein. Diese Funk-tion dient jedoch dem Einzelnen. Träger politischer Lieder sind aber meist
Gruppen und ebenso an diese gerichtet. So gesehen nimmt es in erste Linie folgende Zielsetzungen ein: Es sollen Kenntnisse vermittelt, auf Defizite hingewiesen, Miss-stände aufgezeigt, für eine Sache geworben und in ihnen überzeugt werden. Es dient aber auch der Erhaltung und Erinnerung an bestimmte nationalistisch bedeutende Er-eignisse oder kann Selbstbestätigungsritual sein. Auf emotionaler Ebene soll es ein Gruppenbewusstsein schaffen und stärken und Identifikationsprozesse und Solidari-tät fördern.[5] Je nachdem welcher Funktion das Lied entsprechen soll, ändern sich die Faktoren, die in ihrer Wirkung die Zielsetzung unterstützen soll.[6] So kann gesagt werden, dass die Funktion, die das Lied zu erfüllen, sowie die Aussage, die es zu übermitteln möchte, seine Tauglichkeit ausmacht.
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[1] Alle Angaben und Ausführungen sind Quintessenzen der vorliegenden Arbeit und an anderer Stelle belegt.
[2] vgl. Sydow, Alexander: Das Lied. Ursprung, Wesen und Wandel. Göttingen 1962, S. 320
[3] nach: Bedding, Rainer: Das historisch-politische Lied, in: Hans-Jürgen Pandel (Hrsg.): Handbuch Medien im Geschichtsunterricht. Schwalbach/Ts. 1999, S. 372
[4] vgl. ebd., S. 374 ff.
[5] vgl. Bedding, Rainer, 1999, S. 374
[6] vgl. ebd., S. 375
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