Die vorliegende Arbeit soll aufzeigen, wie die Estnische Republik zwischen den Weltkriegen
mit Gruppen von Minderheiten umgegangen ist und welche Entwicklung sie im Zuge der
Veränderungen erfuhr. Speziell möchte ich mein Augenmerk dabei auf die Deutschen, die
Juden, die Schweden und die Russen richten und durchaus auch kritisch hinterfragen.
Die Minderheitenpolitik der estnischen Regierung war auch ein zentrales Kriterium bei der
Aufnahme der Republik in den Völkerbund. Diese Arbeit soll sowohl historische als auch
politische Aspekte darstellen und beleuchten.
Um die estnische Minderheitenpolitik zwischen den Weltkriegen übersichtlicher und
einfacher zu gestalten, beschränken sich die Ausführungen, die in dieser Arbeit beleuchtet
werden, auf die Zwischenkriegszeiten.
Um die Minderheitenproblematik in Estland zu verstehen, ist die Betrachtung der historischen
Zusammenhänge notwendig, die zur heutigen ethnischen Zusammensetzung der Bevölkerung
führten. Die Entwicklung der Region wurde jahrhundertelang durch fremde Mächte gesteuert.
Die Herrschaft über die Gebiete Estlands wechselte zwischen Deutschland, Dänemark, Polen,
Schweden und Russland. Der deutsche Grundbesitzende Adel war in Estland stark vertreten
und dominierte die wirtschaftlichen und politischen Angelegenheiten bis zur Gründung der
Nationalstaaten im Jahre 1918. Als Folge von neuen Grenzziehungen musste sich dieser Adel
nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Status einer nationalen Minderheit begnügen. Wie
gestaltete sich nach diesem ironischen Schicksal das Umgehen der estnischen Regierung mit
der ehemaligen Oberschicht, die in eine nationale Minderheit umgewandelt worden war?
Wurden die Minderheitenrechte in Estland zwischen den Weltkriegen überhaupt geschützt?
Aus welchen Gründen war dieser Schutz notwendig? Konnten die Minderheiten autonome
Institutionen für ihre kulturellen und sozialen Interessen ins Leben rufen? Wurden die
Bevölkerungsgruppen, die den Status von staatlich anerkannten Minderheiten hatten,
innerhalb der Bevölkerung diskriminiert?
Um eine Analyse dieser Fragestellungen durchzuführen, ist es notwendig, einen Überblick
über die Minderheitenrechte, die Gesetzgebung und das politische System des Landes zu
schaffen. Hierfür sollen zunächst die geopolitische Lage, die Staatspolitik und die politische
Lage, die Siedlungsstruktur der Minderheiten und deren Teilnahme an den gesellschaftlichen
Prozessen betrachtet werden.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Forschungsentwicklung
- Erste Estnische Republik
- Prinzip der Lösung der Minderheitenfrage
- Garanten des Minderheitenschutzes
- Estlands Minderheiten
- Gesetzgebung in Bezug auf Minderheiten
- ,,Manifest an alle Völker Estlands\" vom 24. Februar 1918
- Das Gesetz über die Kulturselbstverwaltung
- Die Kulturselbstverwaltung der nationalen Minderheiten
- Der Hitler-Stalin-Pakt und dessen Auswirkungen auf die deutschen Minderheiten
- Quelleninterpretation
- Quellenbeschreibung
- Innere Kritik
- Sprachliche Aufschlüsselung...
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Minderheitenpolitik der Ersten Estnischen Republik zwischen den Weltkriegen. Sie befasst sich mit dem Umgang der estnischen Regierung mit verschiedenen Minderheitengruppen, insbesondere den Deutschen, Juden, Schweden und Russen. Die Arbeit beleuchtet sowohl historische als auch politische Aspekte der estnischen Minderheitenpolitik, die auch ein entscheidendes Kriterium für die Aufnahme der Republik in den Völkerbund darstellte.
- Die Entwicklung und Umsetzung der estnischen Minderheitenpolitik zwischen den Weltkriegen
- Die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen für den Schutz von Minderheitenrechten
- Die Rolle der deutschen, jüdischen, schwedischen und russischen Minderheiten im estnischen Staatswesen
- Die Auswirkungen des Hitler-Stalin-Paktes auf die deutschen Minderheiten in Estland
- Die Bedeutung der Minderheitenfrage für die politische und gesellschaftliche Entwicklung Estlands
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und erläutert die Forschungsziele. Sie hebt die Relevanz des Themas und die Bedeutung der Minderheitenpolitik für die estnische Geschichte hervor.
- Die Forschungsentwicklung: Dieses Kapitel beleuchtet den Stand der Forschung zu Minderheitenpolitik und Estlands Geschichte. Es identifiziert vorhandene Werke und Forschungslücken, die diese Arbeit zu schließen versucht.
- Erste Estnische Republik: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die Entstehung des estnischen Nationalstaates und die politischen und gesellschaftlichen Bedingungen nach dem Ersten Weltkrieg. Es beleuchtet die Rolle verschiedener Minderheitengruppen im estnischen Staatswesen.
- Prinzip der Lösung der Minderheitenfrage: Dieses Kapitel erörtert die Prinzipien und Strategien der estnischen Regierung zur Lösung der Minderheitenfrage. Es untersucht die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen für den Schutz von Minderheitenrechten.
- Estlands Minderheiten: Dieses Kapitel beschreibt die Zusammensetzung der verschiedenen Minderheitengruppen in Estland und ihre jeweilige Rolle in der Gesellschaft. Es beleuchtet die Herausforderungen und Möglichkeiten, die mit dem Zusammenleben von Mehrheits- und Minderheitengruppen verbunden sind.
- Gesetzgebung in Bezug auf Minderheiten: Dieses Kapitel untersucht die wichtigsten Gesetze und Verordnungen der Ersten Estnischen Republik zur Regelung von Minderheitenfragen. Es analysiert die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Kulturselbstverwaltung von Minderheiten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen der Minderheitenpolitik, nationalen Minderheiten, Kulturselbstverwaltung, Gesetzgebung, Geschichte der Ersten Estnischen Republik, deutschbaltische Geschichte und dem Hitler-Stalin-Pakt. Die Forschung fokussiert auf die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen für die Integration von Minderheiten in Estland zwischen den Weltkriegen.
- Arbeit zitieren
- Elchan Gassanow (Autor:in), 2009, Estlands Minderheitenpolitik zwischen den Weltkriegen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131918