Burnout bei Pädagogen. Ursachen und Prävention


Bachelorarbeit, 2007

28 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Begriff Burnout
2.1 Wer leidet unter Burnout?

3. Symptomatologie und Verlauf des Burnout

4. Messung von Burnout

5. Ursachen für die Entstehung von Burnout
5.1 Persönlichkeitszentrierte Erklärungsansätze
5.1.1 Der Ansatz nach Freudenberger
5.1.2 Der Ansatz nach Lauderdale
5.2 Sozial-, arbeits- und organisationspsychologische Erklärungsansätze
5.2.1 Der Ansatz von Maslach
5.2.2 Der Ansatz von Cherniss
5.3 Angrenzende Forschungsgebiete
5.3.1 Stress
5.3.2 Arbeits(un)zufriedenheit

6. Prävention von Burnout-Prozessen
6.1 Psychohygiene
6.2 Coping
6.3 Selbstevaluation
6.4 Soziale Unterstützung
6.5 Supervision
6.6 Weitere von der Institution ausgehende Maßnahmen

7. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der vorliegenden Bachelorarbeit „Burnout bei Pädagogen: Ursachen und Prävention“ werde ich mich schwerpunktmäßig mit den Ursachen für die Entstehung von Burnout-Prozessen und deren Verhinderung, also präventiven Maßnahmen beschäftigen und mich dabei vor allem auf helfende Berufe beziehen.

Um sich mit der Thematik dieser Arbeit auseinandersetzen zu können, muss die Frage gestellt werden, was ein Pädagoge ist.

Ein Pädagoge ist ein Mensch, der im Bereich der Pädagogik arbeitet und erzieherische Aufgaben erfüllt. Erziehung ist die „bewusste und beabsichtigte Einflussnahme auf das Handeln eines einzelnen Menschen oder einer Gruppe von Menschen (meistens von Heranwachsenden) …, wobei diese Einflussnahme mit Blick auf ein bestimmtes Ziel hin erfolgt.“(Meyers, 2005, S. 803). Meyers führt weiter aus, dass das verfolgte Ziel auf verschiedene Bereiche abzielen kann. Es kann sich um Verhalten und Normen handeln oder auch um das Lernen von sachlichen Dingen, wie z.B. die Buchstaben des Alphabets. (Meyers, 2005) Dieser Berufsinhalt, in hohem Maße mit anderen Menschen umzugehen und verändernd in deren Leben und Verhalten eingreifen zu wollen, enthält zahlreiche Quellen für Misserfolge und Frustration. Einen weiteren Faktor, der Burnout in pädagogischen Berufen besonders schwerwiegend macht, führt Knauder (2005) an. Im Gegensatz zu anderen Berufsgruppen haben die Menschen, die mit dem Betroffenen in seinem Beruf konfrontiert sind, nicht die Möglichkeit, diesen Kontakt zu vermeiden. Ein Schüler kann sich zum Beispiel seinen Lehrer nicht aussuchen, sondern wird diesem zugeteilt. Folgen eines Burnouts haben somit direkte Auswirkungen auf die Klienten des Betroffenen. (Knauder, 2005)

Nach Sichtung der vorhandenen Literatur, stellte ich fest, dass es eine sehr hohe Anzahl an Büchern gibt, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Gibt man in der Suche eines großen Online-Buchhandels das Suchwort Burnout ein, so erhält man allein bei den besten Suchergebnissen 48 Treffer, andere Schreibweisen nicht eingerechnet. Viele der Titel gaben schon bei der ersten Betrachtung Anlass zur Skepsis, da sie einen allzu schnellen und sicheren Erfolg im Kampf gegen Burnout versprachen und somit keinen seriösen Eindruck auf mich machten, wie zum Beispiel das Buch „Burnout besiegen. Das 30-Tage-Programm“ von Karsten (2005).

In der von mir als seriös eingeschätzten Literatur gibt es eine Reihe von Autoren, die immer wieder gegenseitig zitiert wurden und interessante Forschungsarbeit geleistet und aufschlussreiche Ergebnisse geliefert haben. Diese Ergebnisse habe ich in der folgenden Arbeit zusammengestellt, um mir und dem Leser einen Überblick über den Burnout-Prozess, dessen Entstehung, dessen Ursachen und dessen Verhinderung zu ermöglichen.

Auffällig ist, dass in der Literatur der Begriff „Pädagoge“ gemieden wird. Mit Ausnahme von wenigen konkreten Berufsbezeichnungen wird ausschließlich von helfenden oder sozialen Berufen und von Helfern gesprochen. Unter den Begriff Helfer fallen auch Berufe wie Krankenschwester und Pfleger, welche zwar zu den am stärksten von Burnout betroffenen Berufen zählen, die in der vorliegenden Arbeit jedoch nicht im Focus der Betrachtung liegen sollen. Der Beruf des Lehrers ist die einzige pädagogische Berufsgruppe, für die ich konkret auf sie bezogene Literatur finden konnte. Resultierend aus dieser Problematik verwende ich im weiteren Verlauf ebenfalls häufig den Terminus „Helfer“, ohne jedoch den Blick auf den Titel der Arbeit „Burnout bei Pädagogen: Ursachen und Prävention“ zu verlieren. Den selektiven Bezug auf Pädagogen lässt die Literatur weitestgehend nicht zu.

Zunächst möchte ich dem Leser mit einigen einleitenden Worten den Begriff des Burnouts näher bringen. Was ist Burnout? Wo kommt der Begriff her und wer ist davon betroffen?

Anschließend beleuchte ich die Symptomatologie von Burnout und stelle ein Instrument für dessen Messung vor, um schließlich zu den beiden Hauptthemen dieser Arbeit, den Ursachen und der Prävention von Burnout zu kommen.

2. Der Begriff Burnout

Erstmals verwendete der Psychoanalytiker Herbert J. Freudenberger den Begriff Burnout als er amerikanische, ehemals engagierte Sozialarbeiter, Psychologen und Ärzte von freien Kliniken beschrieb, die oft nach kurzer Zeit Symptome von Erschöpfung und Müdigkeit zeigten. Ursprünglich bezog sich der Begriff ausschließlich auf die Gruppe der helfenden Berufe. Im Laufe der Zeit weitete sich die Verwendung jedoch auch auf andere Berufsgruppen sowie auf den privaten Bereich aus. (Röhrig & Reiners-Kröncke, 2003, S. 10)

Der Begriff Burnout entstammt der englischen Sprache und leitet sich aus dem Wort „to burn out“ ab. Ins Deutsche übersetzt heißt dies „ausbrennen; durchbrennen; ausräuchern“. Auf Personen bezogen bedeutet „to burn oneself out“ sich kaputtmachen oder sich völlig verausgaben (Langenscheidts Handwörterbuch Englisch, 2001).

2.1 Wer leidet unter Burnout?

Freudenberger und Richelson (1980) schreiben, dass diejenigen, die dem Burnout zum Opfer fallen, generell hartnäckig zielstrebige, in höchstem Maße engagierte Individuen sind, die ihnen aufgetragene Dinge besser als verlangt und ohne Kompromisse erledigen. Oft besitzen sie Führungsfunktionen und sind äußerst idealistisch veranlagt. „Die Gründe des Ausbrennens haben ihre Wurzeln meist genau in dem Gebiet, von dem ein Mensch sich am meisten versprach.“ (Freudenberger & Richelson, 1980, S. 33).

Die beiden Autoren gehen davon aus, dass vor allem junge, sehr idealistisch eingestellte Menschen sich dazu entschließen, einen helfenden, sozial bestimmten Beruf zu ergreifen, beispielsweise Sozialarbeiter, Lehrer oder Polizist. Das angestrebte Ziel dabei ist, anderen zu helfen, sie günstig zu beeinflussen, Dinge und Situationen zu verbessern. Bemühungen und Motivationen solcher Art bringen jedoch zwangsläufig Enttäuschungen mit sich. Nehmen die Enttäuschungen überhand, führt das dazu, dass die ehemals engagierten Idealisten ihre eigenen Mauern errichten, ihre Reserven erschöpfen und langsam ihre Fähigkeit in ihrem Beruf und Leben zu funktionieren einbüßen. (Freudenberger & Richelson, 1980)

Auch Richter & Hacker (1998) gehen davon aus, dass Burnout auf helfende Berufe begrenzt sei. Laut ihrer Definition von Burnout handelt es sich dabei um einen „Zustand physischer und psychischer, kognitiver und emotionaler Erschöpfung in Tätigkeiten der Humandienstleistungen … . Dabei handelt es sich vorzugsweise um Tätigkeiten, die ein langzeitiges Engagieren für andere Menschen in emotional belastenden Situationen erfordert.“ (Richter & Hacker, 1998, S. 144).

Bei Burisch (2006) ist eine Auflistung der 60 bisher beschriebenen Bereiche zu finden, bei denen Burnout bisher beschrieben wurde. Er nimmt Abstand von der Annahme, dass Burnout nur bei helfenden Berufen auftrete und unterstreicht dies mit der Anekdote, dass ein Hamburger Schäfer beschrieb, er könne seine Schafe nicht mehr sehen und würde sie am liebsten alle totschlagen (Burisch, 2006).

Die Auflistung ist in folgende 15 Kategorien aufgeteilt: Beratung, Dienstleistungsberufe, Hoheitsdienste, Medienberufe, Medizinische Versorgung, Nichtmedizinische Therapie, Pflege, Privatleben, Rettungspersonal, Seelsorge, Sozialarbeit im weiteren Sinne, Unterricht und Lehre, Verwaltung, Wirtschaft, Sonstiges.

Auffällig dabei ist, dass die Bereiche sich zwar nicht auf die sozialen, helfenden Berufe beschränken, aber grundsätzlich den intensiven Umgang mit anderen Menschen oder wie im exotischen Falle des Schäfers mit Tieren beinhalten.

Burisch (2006) schreibt, dass von den angehörigen dieser Berufsgruppen vor allem emotionale Zuwendung erwartet wird, die auch dann nicht ausbleiben darf, wenn sie vom Gegenüber nicht erwidert wird. Dieser Aspekt ist für die Erhaltung der Professionalität unbedingt erforderlich. (Burisch, 2006)

3. Symptomatologie und Verlauf des Burnout

Die bei Burnout auftretenden Symptome sind sehr mannigfaltig in ihren Erscheinungsformen und beeinträchtigen den Betroffenen sowohl auf physischer als auch auf psychischer Ebene.

Die Symptome genau festzulegen und zu beschreiben, wie es bei Diagnosen von Krankheiten oft möglich ist, fällt im Falle des Burnout schwer. „Das Burnout ist kein Syndrom, obwohl es in der Fachliteratur manchmal so bezeichnet wird … Es ist also keine Krankheits-Einheit, die mit einigermaßen einheitlichen Symptomen belegt werden kann … Vielmehr sind sehr unterschiedliche und auch entgegengesetzte Anzeichen signifikant“ (Fengler, 1998, S. 95).

Eine ausführliche, in Kategorien geordnete Übersicht von häufigen Symptomen ist bei Burisch (2006) zu finden. Die Zusammenstellung enthält sieben Oberkategorien, die teilweise in weitere Unterkategorien unterteilt sind. Im Folgenden werde ich die einzelnen Kategorien zusammenfassend erläutern, um eine Übersicht über die Symptomatik des Burnouts zu ermöglichen. Dabei werde ich die Kategoriebezeichnungen jeweils wörtlich von Burisch (2006) übernehmen (vgl. Burisch, 2006, S. 25-34). Zu beachten ist, dass keinesfalls alle Symptome auftreten müssen und die Anordnung der Übersicht nicht zwingend chronologisch verstanden werden muss. Die Reihenfolge des Auftretens der Symptome hängt von zahlreichen Faktoren individueller Unterschiede oder der Umwelt ab.

Kategorie 1: Warnsymptome der Anfangsphase

Übermäßiges Engagement und Idealismus stehen häufig am Anfang einer Burnout Karriere.

Ein ernstzunehmendes Warnsignal für die mögliche Entwicklung eines Burnouts ist ein überhöhter Energieeinsatz für die Arbeit. Zum Beispiel freiwillige unbezahlte Mehrarbeit, das Verleugnen eigener Bedürfnisse, die Beschränkung von sozialen Kontakten auf Klienten.

Ein Verhalten dieser Art führt zu Symptomen vermehrter Erschöpfung, welche Burisch in einer weiteren Unterkategorie aufführt.

Darin enthalten sind das „Nicht-mehr-abschalten-können“ nach der Arbeit, Unausgeschlafenheit und daraus resultierender Energiemangel. Der Betroffene ist nicht in der Lage, seine Freizeit effizient zur Erholung und Psychohygiene zu nutzen, da er permanent mit seiner Arbeit beschäftigt ist.

Um Prozesse solcher Art aufkommen zu lassen, „reicht es, wenn Zweifel am >>Sinn<< des eigenen Tuns aufkommen, sei es durch groben Undank, durch ungerechte Kritik eines Vorgesetzten, oder durch ausbleibende Solidarität von Kollegen.“ (Burisch, 2006, S. 28).

Auch eine einschneidende Veränderung im Leben des Betroffenen, wie beispielsweise die erste Übernahme einer Führungsrolle, der Studienbeginn oder die Anpassung an einen neuen Vorgesetzten, kann der Auslöser für einen beginnenden Burnout-Prozess sein. (Burisch, 2006)

Kategorie 2: Reduziertes Engagement

„Wo früher eher im Übermaß gegeben wurde, und zwar freiwillig gegeben, da möchte man nun vor allem nehmen (>>Erhöhte Ansprüche<<), und wo das nicht geht, da nimmt man sich selbst zurück.“ (Burisch, 2006, S.29).

Der Betroffene, der in der Vergangenheit zu erhöhtem Idealismus und Überengagement geneigt hat, zieht sich nun emotional, kognitiv und behavioral zurück. Zunächst sinkt das Engagement für den Klienten, dann oft das für Arbeitskollegen, Freunde und Bekannte und schließlich für die Arbeit im Ganzen. Ein typisches in dieser Phase auftretendes Symptom, welches vor allem in helfenden, sozialen Berufen auftritt, ist die Technik der Selbstdistanzierung. So machen Pädagogen wie Sozialarbeiter oder Berater in verstärktem Maße ihre Klienten für deren Probleme verantwortlich und weisen ihnen die Schuld an ihrem Leid zu. Die Beziehung zum Klienten wird so entpersonalisiert.

Weitere auf den Klienten bezogene Symptome sind zum Beispiel Desillusionierung, der Verlust von positiven Gefühlen dem Klienten gegenüber, Aufmerksamkeitsstörungen im Kontakt mit dem Klienten, Verschiebung des Schwerpunktes von Hilfe auf Beaufsichtigung oder die vermehrte Verwendung von Fachjargon.

[...]

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Burnout bei Pädagogen. Ursachen und Prävention
Hochschule
Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
28
Katalognummer
V131978
ISBN (eBook)
9783640376575
ISBN (Buch)
9783640376711
Dateigröße
527 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Burnout, burn out, Burnoutsyndrom, Burnout-Syndrom, Prävention, Pädagogen, Pädagogik, Idealismus, helfende Berufe, Helfer
Arbeit zitieren
Stephan Polowinski (Autor:in), 2007, Burnout bei Pädagogen. Ursachen und Prävention, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131978

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