Auguste Comte und die Gesetze der menschlichen Entwicklung

Theorie und Drei-Stadien-Gesetz


Trabajo Escrito, 2003

22 Páginas, Calificación: 2,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Geschichtlicher Rahmen

3. Biographie

4. Das Dreistadiengesetz
4.1 Das theologische Stadium
4.1.1 Das Stadium des Fetischismus
4.1.2 Das polytheistische Stadium
4.1.2.1 Beitrag des Polytheismus zur geistigen Entwicklung der Wissenschaft
4.1.2.2 Beitrag des Polytheismus zur geistigen Entwicklung der Kunst
4.1.2.3 Beitrag des Polytheismus zur geistigen Entwicklung der Industrie
4.1.2.4 Beitrag des Polytheismus zur geistigen Entwicklung der Politik
4.1.2.4.1 Theokratischer und militärischer Polytheismus
4.1.3 Das Stadium des Monotheismus
4.2 Das metaphysische Stadium
4.3 Das positive Stadium
4.3.1 Der Grundcharakter
4.3.2 Die relative Natur des positiven Geistes
4.3.3 Das Ziel des Positivismus

5. Das enzyklopädisches Gesetz
5.1 Die Klassifikation der Wissenschaften
5.2 Bedeutung für die Soziologie

6. Abschlußbetrachtung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Auguste Comte gilt als Begründer der Soziologie und hat mit seiner positiven Methode einige Disziplinen, darunter auch die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, entscheidend beeinflußt. Schon in seinem Werk „Opuscules de philosophie social“, welches 1820 veröffentlicht wurde, erarbeitete Comte seine zwei grundlegende Gesetze: das Dreistadiengesetz und das enzyklopädische Gesetz. Beide wurden später in seinem Hauptwerk „Cours de philosophie positive" ausgebaut (vgl. Aron 1971, S.71ff.). Das Dreistadiengesetz und die Systematik der Wissenschaften sind eng miteinander verknüpft und haben nur gemeinsam eine exakte Bedeutung.

Comte beschäftigt sich mit der Entwicklung der Gesellschaft und des menschlichen Geistes. Diese vollzieht sich in drei Phasen, beginnend mit dem theologischen über das metaphysische Stadium zum endgültig positiven Zustand. Dieser Übergang zum Positivismus vollzieht sich auch in den Wissenschaften. Im enzyklopädischen Gesetz stellt Comte dementsprechend eine Hierarchie der Wissenschaften auf.

Das Dreistadiengesetz ist eine Theorie des sozialen Wandels, ähnlich wie die Klassentheorie von Max. Nach Comtes Vorstellung geht die menschliche Gesellschaft auf einen positiven Endzustand zu. Das einheitliche Endziel ist die Verwirklichung einer wahren sozialen Gemeinschaft (vgl. Sebrecht (Hg.) 1915, S.VI).

Comte verlangt von der Soziologie, dass sie die Einzelteile nur im Vergleich zum Gesamtsystem untersuchen kann. Wichtig ist für ihn auch das die Soziologie den historischen Verlauf der Menschheit in ihre Untersuchungen einbezieht. Dementsprechend ist es notwendig die verschiedenen gesellschaftlichen Systeme in denen Comte gelebt hat und seine Biographie zu betrachten.

In Abschnitt 4., wird das Dreistadiengesetz und seine drei verschieden Stadien, sowie die drei theologischen Unterstadien ausführlich erläutert. Dazu wird unter den Punkten 4.1.2.1 bis 4.1.2.4 der Einfluß des Polytheismus auf die Entwicklung der Wissenschaft, der Kunst, der Industrie und der Politik beschrieben. Der Einfluß des Fetischismus und des Monotheismus auf diese Bereiche wird im Vergleich dazu ebenfalls betrachtet. Für Comte ist die Politik der Hauptfaktor für gesellschaftlichen Wandel. Anhand von Griechenland und dem Heiligen Römischen Reich zeigt er unterschiedliche Regierungsformen auf und unterscheidet den theokratischen und den militärischen Polytheismus. Welche Ursachen dabei den Übergang vom ersten zum zweiten bedingen führt er ebenfalls auf. In Abschnitt 4.1.2.4.1 werden diese Überlegungen Comtes kurz vorgestellt. Nachfolgend werden die Besonderheiten des metaphysischen und des positiven Stadiums betrachtet. Unter Punkt 5 wird, um Comtes Arbeit zu vervollständigen, das enzyklopädische Gesetz und seine Bedeutung für die Soziologie geschildert. Eine kurze Zusammenfassung, sowie einige abschließende Gedanken bilden den Abschluß dieser Arbeit.

2. Geschichtlicher Rahmen

Zu Comtes Lebenszeiten herrschen unterschiedliche politische Systeme: Monarchie, Absolutismus, Kaiserreich und Republik.

Im September 1792 wird Frankreich zur Republik erklärt. Doch auch mit der Hinrichtung des Königs im Januar 1793 ist dieser Wandel noch nicht endgültig vollzogen.

Die Zeit nach der Revolution wurde von zahlreichen Aufständen und weiteren Revolutionen geprägt, die bis in die Mitte des nachfolgenden Jahrhunderts andauerten. Die damalige Wissenschaft war gefordert, eine Versöhnung von Ordnung und Herrschaft herbeizuführen und die Revolution zu beenden, ohne ihre Errungenschaften aufgeben zu müssen (vgl. Comte 1994, S. 28).

1794 geht Robespierres Herrschaft zu ende, er wird am 28. Juli geköpft. Danach regiert das Direktorium, welches 1799 durch einen Staatsstreich durch Napoleon Bonaparte gestürzt wird. Napoleon wird mit der Konsulatsverfassung zum Ersten Konsul. 1804 krönt er sich zum Kaiser der Franzosen. Im März 1814 wird Napoleon nach der verlorenen Völkerschlacht abgesetzt. Louis XVIII wird zum König ernannt und damit beginnt das Zeitalter der Restauration. Die Herrschaft Louis XVIII hält Comte nur für eine Übergangszeit (vgl. Repplinger 1999, S.41). Napoleon kehrt 1815 von der Insel Elba zurück und übernimmt erneut die Herrschaft, welche nicht lange andauert. Louis XVIII flieht nach Gent ins Exil und wird am 8.Juli erneut auf den Thron gesetzt und herrscht bis 1824. Anschließend folgt Karl X., welcher im Rahmen der Juli-Revolution von 1830 wieder abdankt. Comte hält die Revolutionen, auch die von 1848/49 für verschwendete Kraft. Nach der zweiten Republik von 1848-1852, läßt sich Napoleon III 1852 nach einem Staatsstreich zum Kaiser krönen. Das zweite Kaiserreich dauert bis 1870 an. Dieser innerer Gegensatz dieser Zeit ist Ausgangspunkt für Comtes Arbeiten.

Ein weiterer Tatbestand den man an dieser Stelle ebenfalls berücksichtigen muß, ist die voranschreitende Entwicklung der Industrie im 19. Jahrhundert.

3. Biographie

Isidore Marie Auguste Francois Xavier Comte, Begründer des Begriffs "Soziologie", wurde am 19.Februar 1798 in Montpellier als Sohn streng katholischer und kleinbürgerlicher Eltern geboren. Er besuchte zunächst das Lyzeum in Montpellier und kommt aufgrund seiner Begabung im Jahre 1814 vorzeitig an die Ecole Polytechnique in Paris. Aufgrund von Anpassungsschwierigkeiten wird er allerdings 1816 von dieser Schule verwiesen. Die naturwissenschaftliche Prägung dieser Schule blieb. Nach dieser Erfahrung geht er zurück nach Montpellier und besucht dort einige Kurse der Medizinischen Fakultät.

1817 geht er nach Paris, wo er auf den Grafen Claude-Henri de Saint-Simon trifft. Er wird dessen Schüler und Sekretär (vgl. Repplinger 1999, S.37ff). Comte lernt durch ihn die Welt der Politik und der Intellektuellen, vor allem die der Bankiers und Industriellen kennen. Er schreibt mehrere wissenschaftliche Abhandlungen. Zwischen 1820 und 1826 wurden u.a. veröffentlicht : 1820 die „Opscules de philosophie social" und 1822 „Plan de traveaux scientifiques necessaires pour reorganiser la societe" (vgl. Aron 1971, S. 71ff.). Seine Beziehung zu Saint-Simon zerbricht 1824 aufgrund persönlicher und wissenschaftlicher Entfremdung.

Wichtige Teile seines Hauptwerkes „Cours de la philosophie positive" entstehen im Zeitraum zwischen 1820 bis 1826. Veröffentlicht wird dieses 6-bändige Werk zwischen 1830 und 1842 nach und nach. In den Jahren vorher hielt er darüber bereits Vorlesungen in seiner Privatwohnung. Nach der dritten Vorlesung des "Cours", 1826, führte ein psychischer Zusammenbruch zur Einlieferung in die Psychatrie. Er wurde als "nicht geheilt" wieder entlassen (vgl. Bock 1999, S.41). Comtes Versuche, eine Professur an der „Ecole Polytechnique" zu erhalten waren sein Leben lang vergebens. So finanzierte er sich durch Mathematikstunden und war „auf Zuwendungen von Freunden und Gönnern angewiesen (Bock 1999, S.41)". Seine Forschungen wurden durch private Unterstützungsbeiträge finanziert, vermittelt u. a. von J. S. Mill[1]. In den Jahren 1851 bis 1856 entstehen weitere Werke. Zum einen das vierbändige "Systeme de politique positive", welches ergänzt wird durch den "Catechisme positiviste" und eine nicht mehr vollendetet "Synthese sybjective" (erster Band). Comte stirbt im Jahre 1857 in Paris.

4. Das Dreistadiengesetz

In seinem Hauptwerk „Cours de philosophie positive" formulierte Comte seine wohl bekannteste Theorie: das Dreistadiengesetz[2] weiter aus. Erste Arbeiten dazu finden sich wie erwähnt auch schon in seinem Werk „Opscules de philosophie social".

Nach Comtes Vorstellung durchlaufen der menschliche Geist, die Geschichte der Menschheit und die Entwicklung der Gesellschaft nacheinander drei Phasen: das theologische, das metaphysische und abschließend das positive Stadium. Diese lösen einander nicht abrupt ab, sondern gehen allmählich ineinander über. Das Dreistadiengesetz entspricht einem Evolutionsgesetz, daher ist die Reihenfolge der Phasen unveränderlich (vgl. Bock 1999, S.43f.).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die drei verschiedenen theoretischen Stadien folgen notwendig nacheinander. Das erste Stadium muß stets als provisorisch und vorbereitend auf gefaßt werden. „... das zweite, das tatsächlich nur eine auflösende Abart des ersten darstellt,...“ führt schrittweise zum dritten Stadium (vgl. Comte 1994, S.5). In diesem Endstadium zeigt sich in jeder Beziehung die endgültige Herrschaft der menschlichen Vernunft.

Jedem Stadium läßt sich, so Comte, eine politische Organisationsform und philosophische Richtung zuordnen. Das Dreistadiengesetz wirkt sich also nicht nur isoliert auf die intellektuelle Entwicklung aus, sondern auch auf die jeweils vorherrschenden menschlichen Fähigkeiten und die gesellschaftlichen Institutionen. Das theologische Stadium zeichnet sich durch Eroberungswillen und Egoismus der Menschen aus. Sie sind in ihrem Denken eher national, vaterlandsliebend ausgerichtet und die politische Organisation entspricht einer militärischen Ordnung. Im folgendem Stadium, dem metaphysischen, verändert sich das Verhalten und die Organisationsform. Es geht nicht mehr darum neues Land zu erobern, sondern vorhandenes zu verteidigen. Die militärische Organisation wandelt sich in ein Feudalsystem, welches die Verteidigungsfunktion des nationalen Gebietes besser gewährleistet. Das positive Stadium schließlich ist durch eine industrielle Organisationsform gekennzeichnet, das Verhalten der Menschen geht von egoistischem zu altruistischem Handeln über (vgl. Bock 1999, S.48).

Im Folgenden werden die drei Stadien, das theologische Stadium, sowie seine Unterstadien, das metaphysische und das positive Stadium der menschlichen Entwicklung im Einzelnen beschrieben.

4.1 Das theologische Stadium

Im theologischen[3] Stadium werden die Erscheinungen der Natur aus dem Eingreifen von Göttern erklärt. Der menschliche Geist richtet seine Untersuchungen im wesentlichen auf die innere Natur der Dinge und die ersten Ursachen und letzten Ziele alles Geschehens, mit einem Wort: auf eine absolute Erkenntnis. Er sieht in allen Vorgängen das unmittelbare, ununterbrochene Wirken von mehr oder minder zahlreichen übernatürlichen Wesen, deren vermeintliches Eingreifen alle Unregelmäßigkeit im Weltall klären soll.

Autoritätsgläubigkeit, königliche Macht und Militarismus prägen die Gesellschaft.

Das theologische Stadium ist „provisorisch und vorbereitend" (vgl. Comte 1994, S.5). Der menschliche Geist sucht in dieser Phase fast ausschließlich nach den wesentlichsten Ursachen, sowie nach der ihnen zugrunde liegenden Erzeugungsweise, also nach den absoluten Erkenntnissen (vgl. Comte 1994, S.6). Auf der individuellen Ebene ist das theologische Stadium vergleichbar mit der Kindheit, auf der gesellschaftlichen mit militärischer Herrschaft und Autoritätsgläubigkeit. Ohne diese anfänglich einfache Denkweise ist eine spätere logische und komplexere nicht möglich. Neugier treibt die Menschen ständig zur Suche nach Erkenntnis.

Comte nennt als Zeitpunkt für die erste Phase der menschlichen Entwicklung das Altertum. Eine genauere Zeitangabe ist allerdings auch schwer möglich, da sich die Entwicklung zum nächsten Stadium in verschiedenen Bereichen unterschiedlich vollzieht.

Die gesellschaftliche Organisation ist im Polytheismus eine militärische. Die dominierende Schicht wird von Priester und Krieger eingenommen.

Comte unterteilt das theologische Stadium in drei Unterstadien, den Fetischismus, den Polytheismus und den Monotheismus. Wichtig ist, dass man Comtes Modell als Evolutionsmodell sieht, somit ist das Fetisch-Stadium die Vorbereitung zur Phase des Polytheismus, welches in das monotheistische Stadium übergeht.

4.1.1 Das Stadium des Fetischismus

Im Fetischismus schreibt man den äußeren, leblosen Körpern ein menschenähnliches Leben zu. „Allen äußeren Körpern wird, ein dem unseren wesentlich analoges Leben zugeschrieben (Comte 1994, S.6)“. Nach Comte ist die Verehrung der Himmelskörper kennzeichnend für die höchste Stufe dieser ersten theologischen Phase. Deutlich wird in dieser Phase das Übergewicht des Gefühlslebens. Auf dieser Stufe der menschlichen Entwicklung unterscheidet sich der Geisteszustand des Menschen kaum von dem der höheren Tiere (vgl. Comte 1933, S.200). Es ist der primitivste Zustand innerhalb der drei Formen des theologischen Stadiums.

4.1.2 Das polytheistische Stadium

Der Polytheismus stellt für Comte einen bedeutenden Schritt in Richtung auf Berechenbarkeit dar, weil nun die Dinge zwar dem Wollen zahlreicher Götter, aber wenigstens nicht mehr eigener, dem Objekt innewohnender, undurchschaubarer Lebendigkeit unterliegen.

[...]


[1] John Stuart Mill (1806-1873), ein später Vertreter des Empirismus, Nationalökonom und Begründer des Utilitarismus

[2] Jakob Friedrich Fries (1773-1834) hatte ähnliche Vorstellung über die drei Stadien. Dem theologischen Zeitalter entspricht bei Fries, die erste Überlieferung religiöser Lehren. Die metaphysische Phase bei Comte ist bei Fries die mythologische oder "mystische", und das letzte wissenschaftliche Stadium ist auch bei Fries das logisch saubere wissenschaftliche Denken, das in einer "streng wissenschaftlichen Philosophie" gipfelt.

[3] Das theologische Stadium wird auch als fiktives Stadium bezeichnet.

Final del extracto de 22 páginas

Detalles

Título
Auguste Comte und die Gesetze der menschlichen Entwicklung
Subtítulo
Theorie und Drei-Stadien-Gesetz
Universidad
Dresden Technical University  (Institut für Soziologie)
Curso
Seminar
Calificación
2,0
Autor
Año
2003
Páginas
22
No. de catálogo
V132052
ISBN (Ebook)
9783640379774
ISBN (Libro)
9783640379491
Tamaño de fichero
623 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Auguste, Comte, Gesetze, Entwicklung, Theorie, Drei-Stadien-Gesetz
Citar trabajo
Claudia Müller (Autor), 2003, Auguste Comte und die Gesetze der menschlichen Entwicklung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132052

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Título: Auguste Comte und die Gesetze der menschlichen Entwicklung



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