Da „die Wirkung des Sokrates noch in der Nachwelt [...] groß“ ist und er in „vielen Zeitaltern [...] als das Idealbild des Weisen“ galt, ist die Rolle der philosophischen Skepsis – erst nach Sokrates durch Arkesilaos in die Platonische Akademie gebracht – in Sokrates’ Leben offen. Von der Figur des Sokrates leiten sich die unterschiedlichsten philosophischen Schulen ab. Hier soll untersucht werden, inwiefern Sokrates ein Vorbild für den Skeptizismus gewesen sein konnte. War Sokrates ein Skeptiker?
Als Grundlage zur Beantwortung der Frage wird die „systematische Darstellung der antiken Skepsis“ von Sextus Empiricus, ‚Grundriß der pyrrhonischen Skepsis‘, verwendet. Beispielhaft wird an dem Text ‚Apologie‘ des Platons erörtert, inwiefern der von ihm dargestellte Sokrates bestimmte Aspekte der pyrrhonischen Skepsis erfüllt. Zu diesen zählen die Prinzipien der Skepsis, die Tropen der Zurückhaltung und die skeptischen Schlagworte. Um die skeptischen Haltungen Sokrates’ zu erarbeiten, ist eine genaue Betrachtung des Textes vonnöten.
Hier sei noch kurz der Begriff der Skepsis erläutert: Skepsis ist laut dem großen Brockhaus „die befragende, prüfende Betrachtung, die Grundhaltung des Zweifelns und der Urteilsenthaltung“ . Der ‚dtv-Atlas Philosophie’ bezeichnet die Skepsis als eine Strömung, „die die philosoph[ischen] Lehrgebäude radikalem Zweifel unterzieht, wobei hierbei vor allem Pyrrhon von Elis zu nennen ist“. Nach dem Philosophie-Lexikon von Hügli und Lübcke stammt der Begriff „Skeptizismus“ vom griechischen ‚skopeo’, was soviel bedeutet, wie „spähen umherschauen, betrachten, untersuchen, nachdenken“. So soll der Skeptizismus „die Möglichkeit sicherer oder objektiver Erkenntnis bestreite[n]“. Hier wird der Bezug des Skeptizismus auf Sokrates dadurch angedeutet, dass die Schule des Skeptizismus „Anschluß an den Platonismus“ fand.
Die Rolle, die eine mögliche Vorform der Skepsis in Sokrates’ Leben spielt, wird nun schrittweise untersucht, wobei zuerst untersucht wird, inwieweit Sokrates’ Selbstverständnis und seine Methode skeptischen Charakter aufweisen.
In einem weiteren Schritt wird anhand der Auffassung des Tods durch Sokrates, wie sie von Platon in seiner Apologie dargestellt wird, und anhand der von Sokrates dargestellten möglichen Auswirkungen seines Todes untersucht, wie skeptisch er konkreten Dingen gegenüber stand.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Skepsis im Leben des Sokrates…....
- Sokrates' Selbstverständnis
- Sokratische Methode.
- Tod
- Sokrates' Todesauffassung...
- Auswirkungen von Sokrates' Tod...........
- Schluss....
- Literaturverzeichnis.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, ob Sokrates als ein Skeptiker betrachtet werden kann. Sie analysiert Sokrates' Leben und Wirken im Kontext der antiken Skepsis, insbesondere der pyrrhonischen Skepsis, und untersucht, inwiefern seine Selbstverständnis, seine Methode und seine Haltung zum Tod skeptische Elemente aufweisen.
- Sokrates' Selbstverständnis und seine skeptische Haltung zur Erkenntnis
- Die sokratische Methode und ihre Verbindung zur skeptischen Zurückhaltung
- Sokrates' Todesauffassung und die Rolle der Seelenruhe in der Skepsis
- Die Auswirkungen von Sokrates' Tod und seine skeptische Haltung gegenüber konkreten Dingen
- Die Rolle des Orakels von Delphi und Sokrates' Suche nach der Wahrheit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Frage nach der Rolle der Skepsis im Leben des Sokrates und erläutert die methodische Vorgehensweise der Arbeit. Sie bezieht sich dabei auf die „systematische Darstellung der antiken Skepsis" von Sextus Empiricus und verwendet die „Apologie des Platons" als Beispieltext.
Das Kapitel „Skepsis im Leben des Sokrates" untersucht zunächst Sokrates' Selbstverständnis, das durch seine skeptische Haltung zur Erkenntnis geprägt ist. Er stellt die Möglichkeit der Kenntnis in Frage und betont die Bedeutung der Unkenntnis in seinem Leben. Die sokratische Methode, die durch Befragung und Dialoge gekennzeichnet ist, wird ebenfalls im Kontext der skeptischen Zurückhaltung betrachtet. Sokrates' Ziel ist es, durch die Befragung von Experten und die Suche nach „unverträglichen Argumenten" die Wahrheit zu ergründen.
Das Kapitel „Tod" befasst sich mit Sokrates' Todesauffassung und den möglichen Auswirkungen seines Todes. Hier wird untersucht, inwiefern Sokrates' Haltung zum Tod skeptische Elemente aufweist. Er akzeptiert den Tod als eine natürliche Gegebenheit und betont die Bedeutung der Seelenruhe, die durch die skeptische Zurückhaltung erreicht werden kann.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Sokrates, Skepsis, Pyrrhonismus, Apologie des Sokrates, Selbstverständnis, sokratische Methode, Todesauffassung, Seelenruhe, Erkenntnis, Wahrheit, Zweifel, Zurückhaltung, Unkenntnis, Orakels von Delphi.
- Citation du texte
- Christoph Höbel (Auteur), 2004, Sokrates - ein Skeptiker?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132066