Die Freskierung im Palazzo Patriarcale zu Udine, der Residenz Dionisio Dolfins, gilt als bedeutendes Frühwerk Giovanni Battista Tiepolos, mit dem er überregionalen Ruhm erlangte. Gemalt al fresco, in den frischen Kalkverputz, bestechen Tiepolos polychrome Fresken aus dem Settecento noch heute durch ihre leuchtende Farbkraft. Seitdem sich der einstige Kirchenstaat, das Patriarchat von Aquileia im Quattrocento unter venezianischer Autorität befand, nahm der Konflikt zwischen Wien und Venedig und das jahrhundertelange Ringen um die Macht am Udineser Patriarchat seinen Anfang. Es stellt sich hier die Frage, die den Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit bilden soll, inwiefern sich der politische Konflikt Habsburg-Venedig im Bildprogramm der Fresken widerspiegelt. Welche Wertung, welche Aussage verbirgt sich hinter den Fresken, die Dionisio Dolfin in Auftrag gab?
Die ikonographisch-ikonologische Analyse mit theologischem Schwerpunkt soll auch unter dem Aspekt der Beziehungen des Patriarchats zum Vatikan untersucht werden, da der Papst in der jahrhundertelangen Geschichte des Patriarchats keine unwichtige Rolle spielte. Demnach wird eingehend untersucht werden, inwieweit der Vatikan mit seiner reichen kunstvollen Ausstattung dem Freskenzyklus eventuell als Vorbild galt. Für ein besseres Verständnis sind die politisch-historischen Hintergründe des Patriarchats demnach einer ausführlichen Analyse voranzustellen. Die Udineser Ausmalungen sollen unter dem Aspekt ihrer tiefenillusionistischen Wirkung und der Berücksichtigung des Einflusses, den Veronese – ein Vertreter der venezianischen Malerei des Cinquecento – auf Tiepolo hatte, beleuchtet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Zum historischen Hintergrund
- Das Patriarchat im Brennpunkt eines politischen Konflikts
- Der Palazzo Patriarcale heute
- Die göttliche Legitimation des Nuova Aquileia
- Tiepolos Freskenzyklus illusionistischen Stils - Engelssturz im Scalone d' onore (Treppenhaus der Ehre)
- Die Galleria Patriarcale
- L'apparazione degli Angeli ad Abramo - Die Erscheinung der Engel vor Abraham
- L'angelo che appare a Sara - Die Erscheinung des Engels vor Sarah
- Sogno di Giacobbe - Jakobs Traum
- Agar nel deserto - Hagar in der Wüste
- Il Sacrificio di Isacco – Die Opferung des Isaak
- Rachele che nasconde gli idoli – Rahel verbirgt die Idole
- Giudizio di Salomone - Das Urteil Salomos im Sala Rossa (Tribunalraum)
- Giudizio di Salomone mit Analogien zum Vatikan
- Die Freskierung in venezianischer Tradition Paolo Caliaris (1528-1588)
- Schlussbemerkungen
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht den Freskenzyklus von Giovanni Battista Tiepolo im Palazzo Patriarcale zu Udine, der Residenz des Patriarchen Dionisio Dolfin. Die Arbeit analysiert die Fresken im Kontext des politischen Konflikts zwischen Habsburg und Venedig um die Macht des Patriarchats von Aquileia im 18. Jahrhundert. Die Arbeit beleuchtet die ikonographischen und ikonologischen Aspekte der Fresken und untersucht deren Beziehung zum Vatikan. Darüber hinaus wird die tiefe illusionistische Wirkung der Fresken und der Einfluss von Veronese auf Tiepolo analysiert.
- Der politische Konflikt zwischen Habsburg und Venedig um das Patriarchat von Aquileia
- Die ikonographische und ikonologische Analyse der Fresken
- Die Beziehung des Patriarchats zum Vatikan
- Die tiefe illusionistische Wirkung der Fresken
- Der Einfluss von Veronese auf Tiepolo
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Freskenzyklus im Palazzo Patriarcale als bedeutendes Frühwerk Tiepolos vor und erläutert die Fragestellung der Arbeit: Inwiefern spiegelt sich der politische Konflikt Habsburg-Venedig im Bildprogramm der Fresken wider? Die ikonographisch-ikonologische Analyse soll auch unter dem Aspekt der Beziehungen des Patriarchats zum Vatikan untersucht werden.
Das zweite Kapitel beleuchtet den historischen Hintergrund des Patriarchats von Aquileia. Es wird der Konflikt zwischen Venedig und Wien um die Macht des Patriarchats dargestellt, der im 18. Jahrhundert seinen Höhepunkt erreichte. Der Auftraggeber der Fresken, Dionisio Dolfin, Patriarch von Aquileia, sah in den Fresken eine Machtdemonstration gegenüber Wien. Das Kapitel beschreibt die Geschichte des Patriarchats und die Rolle des Vatikans in diesem Kontext.
Das dritte Kapitel analysiert den Freskenzyklus im Scalone d' onore (Treppenhaus der Ehre) und beleuchtet die tiefe illusionistische Wirkung der Fresken. Es wird der Einfluss von Veronese auf Tiepolo untersucht.
Das vierte Kapitel analysiert die Fresken in der Galleria Patriarcale, die verschiedene biblische Szenen darstellen. Es werden die einzelnen Fresken, wie z.B. "L'apparazione degli Angeli ad Abramo" und "Sogno di Giacobbe", im Detail beschrieben und ihre Bedeutung im Kontext des politischen Konflikts und der Beziehung zum Vatikan erläutert.
Das fünfte Kapitel analysiert das Fresko "Giudizio di Salomone" im Sala Rossa (Tribunalraum). Es wird die Bedeutung des Freskos im Kontext des politischen Konflikts und der Beziehung zum Vatikan untersucht. Darüber hinaus wird die Freskierung in venezianischer Tradition Paolo Caliaris (1528-1588) beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Patriarchat von Aquileia, Giovanni Battista Tiepolo, Freskenzyklus, Palazzo Patriarcale, Udine, Venedig, Habsburg, Vatikan, politischer Konflikt, ikonographische Analyse, ikonologische Analyse, illusionistische Wirkung, Veronese.
- Arbeit zitieren
- Michelle Eickmeier (Autor:in), 2009, Tiepolos Freskenzyklus im Palazzo Patriarcale, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132159