Heinrich Bölls Roman Fürsorgliche Belagerung erschien 1979 und bezieht sich auf die Ereignisse des deutschen Herbst 1977. Das Werk umfasst 21 Kapitel, in welchen die Ereignisse dreier Tage im Leben des Zeitungsunternehmers Fritz Tolm und seinem Umfeld berichtet werden. Gleich im ersten Kapitel wird Tolm zum neuen Arbeitgeberpräsidenten gewählt, was ihn gleichzeitig auf die höchste Sicherheitsstufe des Staatsschutzes befördert. Dies bedeutet, dass er und sein Umfeld Tag und Nacht bewacht werden, da eine Entführung oder sogar ein Mordversuch durch Terroristen befürchtet wird, zu denen pikanterweise auch seine ehemalige Schwiegertochter Veronica und ihr neuer Lebensgefährte Heinrich Bewerloh gehören.
In dieser Arbeit sollen die Folgen der staatlichen Überwachung für die Protagonisten erläutert werden und es soll dabei erörtert werden, ob man von klaren Tätern und Opfern des Überwachungsstaat sprechen kann. Im Vorfeld möchte ich den historischen Hintergrund des Werkes beleuchten: Es sollen dabei die Parallelen zwischen den zeitgeschichtlichen Ereignissen und der Romanhandlung herausgestellt werden. Zudem soll Bölls persönliche Intention, über den Terror der RAF zu schreiben, deutlich werden. Im Mittelpunkt des zweiten Teils dieser Arbeit steht die Beschäftigung mit der Theorie Giorgio Agambens. In seinem Werk Ausnahmezustand stellt dieser unter anderem die provokante These auf, dass sich die moderne westliche Gesellschaft aus Sicht einer modernen Rechtsphilosophie in einem permanenten Ausnahmezustand befindet. Es soll erläutert werden, wie Agamben zu dieser Sichtsweise kommt, und abschließend seine Thesen mit dem Geschehen in Fürsorgliche Belagerung zu vergleichen.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG.
- BÖLL UND DIE RAF – PARALLELEN ZWISCHEN DER ZEITGESCHICHTE UND DEM ROMANGESCHEHEN
- ERFAHRUNGEN EINES KRITISCHEN SCHRIFTSTELLERS IN DEN SIEBZIGER JAHREN
- PARALLELEN ZWISCHEN DER ZEITGESCHICHTE UND DEM ROMANGESCHEHEN.
- ,,FÜRSORGLICHE BELAGERUNG“ – TÄTER UND OPFER IM ÜBERWACHUNGSSTAAT.
- AUSNAHMEZUSTAND: BEZÜGE EINER MODERNEN RECHTSPHILOSOPHISCHEN THEORIE ZU BÖLLS ROMAN
- AUSNAHMEZUSTAND: DIE WICHTIGSTEN THESEN AGAMBENS.
- DER AUSNAHMEZUSTAND IN FÜRSORGLICHE BELAGERUNG.
- ZUSAMMENFASSUNG……………………………
- BIBLIOGRAPHIE.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Heinrich Bölls Roman „Fürsorgliche Belagerung“ im Kontext des Deutschen Herbstes 1977 und untersucht die Folgen der staatlichen Überwachung für die Protagonisten. Sie beleuchtet die Parallelen zwischen den zeitgeschichtlichen Ereignissen und der Romanhandlung sowie Bölls persönliche Intention, über den Terror der RAF zu schreiben. Darüber hinaus wird die Theorie Giorgio Agambens zum Ausnahmezustand herangezogen, um die Situation im Roman aus rechtsphilosophischer Perspektive zu betrachten.
- Die Auswirkungen der staatlichen Überwachung auf die Protagonisten
- Die Parallelen zwischen der Zeitgeschichte und der Romanhandlung
- Bölls Intention, über den Terror der RAF zu schreiben
- Die Anwendung der Theorie Giorgio Agambens zum Ausnahmezustand auf den Roman
- Die Frage nach Tätern und Opfern im Überwachungsstaat
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den historischen Kontext des Romans „Fürsorgliche Belagerung“ vor und erläutert die zentralen Themen der Arbeit. Sie beschreibt die Ereignisse des Deutschen Herbstes 1977 und die Reaktion des Staates auf die Terroraktionen der RAF.
Das zweite Kapitel beleuchtet Bölls persönliche Erfahrungen mit der staatlichen Überwachung und der öffentlichen Kritik in den 1970er Jahren. Es wird deutlich, dass Böll als kritischer Schriftsteller in dieser Zeit selbst Opfer der staatlichen Überwachung wurde und mit Vorwürfen des Sympathisierens mit dem Terrorismus konfrontiert war.
Das dritte Kapitel analysiert die Darstellung von Tätern und Opfern im Überwachungsstaat in „Fürsorgliche Belagerung“. Es wird untersucht, wie die Protagonisten unter der ständigen Beobachtung leiden und wie die Grenzen zwischen Täter und Opfer verschwimmen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Terrorismus der RAF, den Deutschen Herbst 1977, die staatliche Überwachung, die Folgen der Überwachung für die Protagonisten, die Frage nach Tätern und Opfern, die Theorie Giorgio Agambens zum Ausnahmezustand, die literarische Geschichtsbewältigung und die Rolle des Schriftstellers in der Gesellschaft.
- Citation du texte
- Nina Armbruster (Auteur), 2008, Täter und Opfer im Überwachungsstaat am Beispiel von Heinrich Bölls "Fürsorgliche Belagerung", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132169