Betroffene von Schuldropouts werden als BildungsverliererInnen deklariert und als VersagerInnen stigmatisiert. Diese Stigmatisierung bringt biografische Folgen mit sich, wie die Behinderung der beruflichen Integration, die Einschränkung von Lebenschancen und finanziellen Ressourcen, höhere soziale Risiken und verminderte soziale Teilhabe. Schuldropouts resultieren aus langwierigen Prozessen der Abkopplung von der Schule. Es handelt sich um ein sehr vielschichtiges Phänomen und weist häufig komplexe Problemkonstellationen auf. Die Masterarbeit untersucht das Bedingungsgefüge des Schuldropouts aus institutioneller Perspektive und nimmt insbesondere Bezug auf Missstände des deutschen Bildungssystems, welche Schuldropouts beeinflussen können.
In modernen Bildungsgesellschaften gilt ein hoher Bildungsstand als Schlüsselqualifikation und geht einher mit Status, Ansehen und Privilegien. Durch Bildung werden die Handlungs- und Orientierungsfähigkeit der Individuen gefördert und deren Position in der Gesellschaft gesichert. Das deutsche Bildungssystem hat die Aufgabe, Rahmenbedingungen zu schaffen, um jedem Individuum ein passendes Bildungsangebot zur Verfügung stellen zu können. Viele Lernende haben Probleme damit, den Leistungsanforderungen des deutschen Bildungssystems gerecht zu werden. Schlechte Leistungen, Klassenwiederholungen, Rückstufungen, Schulabbrüche und -abgänge ohne Qualifikation sind die Konsequenzen.
Die Vorgaben der deutschen Bildungspolitik lassen vermuten, dass alle Jugendlichen ihre Bildungslaufbahn mit einem Abschluss beenden, welcher sie zum Einstieg in das Berufsleben legitimiert. Sechs Prozent der SchülerInnen sind jedoch nicht in der Lage, die hohen Leistungsanforderungen zu erfüllen und fallen durch das Raster: Sie verlassen die Schule ohne Schulabschluss oder brechen ihre Schullaufbahn ab. Aktuell sind in Deutschland rund 448.000 junge Erwachsene im Alter von 19 bis 25 Jahren weder erwerbstätig noch in einer Bildungseinrichtung (sieben Prozent). Es bilden sich stark divergierende Bildungsläufe heraus, die enorme Differenzen bezüglich der individuellen Lebenschancen implizieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bildung als Symbol für Lebenschancen
- Aufgaben und Funktionen des Bildungssystems
- Inklusion als neue Zielsetzung
- Das Phänomen des Schuldropouts
- Der Weg bis zum Dropout
- Dropout-Typologie
- Bedingungs- und Risikofaktoren
- Strukturelle Auswirkungen
- Die vermeintlichen VerliererInnen des Bildungssystems – Eine kritische Betrachtung
- Exklusive Solidarität
- Normalität und Stigmatisierung
- Perspektivwechsel
- Dropout als Antwort auf die Missstände des deutschen Bildungssystems
- Reproduktion sozialer Ungleichheit
- Schule als Selektionsinstanz
- Die Herausforderung der Heterogenität
- Beziehungsebene und soziale Anerkennung
- Mögliche Lösungsansätze
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit befasst sich mit dem Phänomen des Schuldropouts im deutschen Bildungssystem und analysiert dessen Ursachen und Folgen. Die Arbeit untersucht, inwiefern Bildung als Schlüsselqualifikation für Lebenschancen fungiert und welche Aufgaben und Funktionen das deutsche Bildungssystem zu erfüllen hat. Darüber hinaus werden die Bedingungen und Risikofaktoren, die zum Schuldropout führen, betrachtet und die Folgen für Betroffene, die oft als "VerliererInnen" des Bildungssystems stigmatisiert werden, analysiert. Die Arbeit hinterfragt kritisch die Rolle des Bildungssystems als Selektionsinstanz und beleuchtet die Herausforderungen der Heterogenität und die Bedeutung von Beziehungsebenen und sozialer Anerkennung in der schulischen Praxis. Die Arbeit schließt mit einer Diskussion möglicher Lösungsansätze, um Schuldropouts vorzubeugen und Betroffenen Unterstützung zu bieten.
- Bildung als Schlüsselqualifikation und Lebenschancen
- Das Phänomen des Schuldropouts: Ursachen und Folgen
- Stigmatisierung von Schuldropouts als "VerliererInnen"
- Missstände im deutschen Bildungssystem und ihre Rolle bei Schuldropouts
- Mögliche Lösungsansätze zur Prävention und Unterstützung
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung - Dieses Kapitel stellt die Relevanz des Themas Schuldropout im Kontext moderner Bildungsgesellschaften dar. Es wird die Rolle von Bildung als Schlüsselqualifikation für Lebenschancen und die Funktionsweise des deutschen Bildungssystems erläutert.
- Kapitel 2: Bildung als Symbol für Lebenschancen - In diesem Kapitel werden die Aufgaben und Funktionen des deutschen Bildungssystems im Hinblick auf die Förderung von Lebenschancen beleuchtet. Zudem wird die Bedeutung von Inklusion als neue Zielsetzung für das Bildungssystem diskutiert.
- Kapitel 3: Das Phänomen des Schuldropouts - Dieses Kapitel analysiert das Phänomen des Schuldropouts, die verschiedenen Formen des Dropouts und die dazu führenden Bedingungen und Risikofaktoren.
- Kapitel 4: Die vermeintlichen VerliererInnen des Bildungssystems – Eine kritische Betrachtung - Dieses Kapitel untersucht die Folgen von Schuldropouts für die Betroffenen und beleuchtet die Stigmatisierung als "VerliererInnen" des Bildungssystems.
- Kapitel 5: Dropout als Antwort auf die Missstände des deutschen Bildungssystems - In diesem Kapitel werden die Missstände im deutschen Bildungssystem im Kontext von Schuldropouts analysiert. Die Rolle des Bildungssystems als Selektionsinstanz, die Herausforderungen der Heterogenität und die Bedeutung von Beziehungsebenen und sozialer Anerkennung werden beleuchtet.
- Kapitel 6: Mögliche Lösungsansätze - Dieses Kapitel präsentiert verschiedene Lösungsansätze, die dazu beitragen können, Schuldropouts zu verhindern und Betroffenen Unterstützung zu bieten.
Schlüsselwörter
Schlüsselbegriffe, die in der Arbeit behandelt werden, sind unter anderem Schuldropout, Bildungssystem, Lebenschancen, Inklusion, Stigmatisierung, Selektion, Heterogenität, Beziehungsebene, soziale Anerkennung und Lösungsansätze.
- Citation du texte
- Stefanie Schary (Auteur), 2022, Das Phänomen Schuldropout. Missstände und "Verlierer" des deutschen Bildungssystems?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1322160