Das Kloster Riesa

Bedeutung des Klosters für die Entwicklung der Stadt


Dossier / Travail, 2007

15 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Gründung des Klosters

3. Das Kloster Riesa bis 1244

4. Das Kloster Riesa bis zur Reformation

5. Die Geschichte des Klosters nach der Reformation

6. Die Besitzungen des Klosters

7. Schlussbetrachtung

8. Literatur- und Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Die Stadt Riesa, nördlich von Meißen an der Elbe gelegen, feiert in diesem Jahr ihr 888jähriges Stadtjubiläum. Bekannt ist die heutige Kreisstadt hauptsächlich als Sportstadt. In der Deutschen Demokratischen Republik kannte man die Stadt Riesa als Stahlwerkerstadt. Noch heute prägen diese beiden Faktoren zum Großteil das Bild der Stadt Riesa.

Fast in Vergessenheit geraten dagegen ist die Bedeutung des Klosters für die Entwicklung der Stadt. Selbst die urkundliche Ersterwähnung steht in direktem Zusammenhang mit dem Kloster. Heute ist von diesem allerdings nur ein kleiner Teil erhalten. Eine Bedeutung hat das Kloster für die Stadt hauptsächlich als Ausstellungsort und durch den im Klostergarten befindlichen Tierpark.

Welche Bedeutung aber hatte das Kloster für die Stadt? Was ist bekannt über die Geschichte dieses Klosters? Auf diese Fragen versucht die vorliegende Arbeit eine Antwort zu geben. Dazu soll versucht werden, die Geschichte des Klosters zu rekonstruieren. Der Versuch wird durch eine seltene urkundliche Erwähnung des Klosters erschwert. Daran anknüpfend ist auch der Forschungsstand nicht aktuell. So befasste sich Walter Schlesinger zuletzt im Jahr 1962 im Rahmen seines zweibändigen Überblickswerkes „Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter“[1] auf wenigen Seiten mit der Geschichte des Klosters. Um eine ausführlichere Arbeit zum Thema zu finden, muss man schon etwas weiter zurückblicken. Zum einen findet man hier eine Arbeit von Felix Mühlmann[2] aus dem Jahre 1881. Zum anderen einen Aufsatz des Pfarrers Dr. Benz in der Reihe „Beiträge zur sächsischen Kirchengeschichte“ aus dem Jahr 1913[3]. Allerdings beschränkt sich dieser Aufsatz, wie der Titel sagt, auf die Anfänge des Klosters. Die beiden Autoren befassen sich relativ intensiv mit der Geschichte des Klosters. Bei beiden spielen vor allem die Besitzungen des Klosters eine zentrale Rolle. Diesen soll auch in dieser Arbeit ein Kapitel gewidmet werden.

Dies sind alle Autoren, die sich in einem Aufsatz oder einer Monographie mit der Geschichte des Klosters Riesa beschäftigt haben. Die hier vorliegende Arbeit möchte nun an diese Arbeiten anknüpfen und die Geschichte des Klosters Riesa von der Stiftung bis zum Ende aufarbeiten. Hierzu soll zunächst die Gründung des Klosters näher betrachtet werden. Anschließend folgen vier Abschnitte über die Geschichte des Klosters und wie bereits erwähnt, ein Abschnitt über die Besitzungen.

2. Die Gründung des Klosters

„ Porro in duobus monasteriis, Bosov videlicet & Reszoa, quo ad honorem Dei & beate Marie semper virginis & scti. Johannis baptiste tuis expendiis construxisti, monachi habeantur...”[4] Dies schrieb Papst Kalixtus II.[5] im Jahre 1119 an den Bischof Dietrich I. von Naumburg. Zu Deutsch: „ In den beiden Mönchsklöstern zu Bosov und Reszoa, welche du zur Ehre Gottes und der heiligen Jungfrau Maria und des heiligen Johannes des Täufers aus deinen Mitteln erbaut hast, sollen Mönche gehalten werden.“[6] Die Urkunde ist datiert auf die 3. Kalenden des November im Jahr 1119. Laut der Datierung der Urkunde entspricht dies der dreizehnten Indiktion, wobei dies laut Indiktionstabelle nicht stimmt, da das Jahr 1119 der zwölften Indiktion entspricht.[7] Wir erkennen also drei Fakten zum Kloster Riesa aus dieser Urkunde. Zunächst erfahren wir, dass Bischof Dietrich I. von Naumburg das Kloster gestiftet hat. Dieser stammt höchstwahrscheinlich von den Wettinern ab.[8] Zweitens erfahren wir einen näheren Zeitraum für die Gründung. Da Dietrich von 1111 bis 1123 Bischof von Naumburg war[9], kann die Gründung nur zwischen seinem Amtsantritt und 1119 erfolgt sein.[10] Es ist allerdings sehr unwahrscheinlich, dass die Gründung erst im Jahre 1119 erfolgt, da die Reaktion des Papstes eine gewisse Zeit dauert und einen weiten Weg zu bewältigen hatte. Drittens erfahren wir noch ein enorm wichtiges Detail des Klosters Riesa, genauer über die Bewohner desselben. Papst Kalixtus II. schreibt vor, dass Mönche in den Klöstern Riesa und Bosau (Bosov) leben sollen. In diesem Abschnitt einer päpstlichen Schrift findet sich also die Ersterwähnung Riesas. Die Entstehung des Ortes Riesa dürfte wohl in die Zeit der slawischen Ansiedlung einzuordnen sein. Ebenso ist der Name slawischen Ursprungs und bedeutet so viel wie Flussort.[11]

Es stellt sich nun aber folgende Frage: Wieso gründet ausgerechnet der Bischof von Naumburg ein Kloster in einer so entlegenen Gegend, die zudem weit entfernt liegt? Zunächst bleibt festzuhalten, dass dem Kloster wohl von vornherein auch kolonisatorische Aufgaben im Rahmen der Siedlung zukamen, es bildete sozusagen einen christlichen Stützpunkt an der Grenze zu den wilden Völkern. Weiterhin sollte es sicher auch das wirtschaftliche Zentrum seiner Umgebung werden.[12] Aber ein Kloster konnte letztlich nur dort gedeihen, wo es vom Bischof ausreichend dotiert werden konnte, also inmitten des Bistums. Genau dies trifft aber augenscheinlich auf das Kloster in Riesa nicht zu, das doch so weit ab des Naumburger Bistumslandes liegt. Hier kam Bischof Dietrich das gute Verhältnis des Bistums Naumburg zu König Heinrich IV zu Gute. Dieser schenkte dem Naumburger Stift auf Grund der treuen Dienste Bischof Eberhards (1045 bis 1078)[13] die in der Mark Meißen gelegenen Burgwarde[14] Strehla, Gröba und Boritz. So übereignete er 1064 den Burgward Gröba[15]. Diese Urkunde ist auf den 11. Juli 1064 datiert und in Allstädt ausgestellt. Zum Zeitpunkt der Ausstellung befand sich Heinrich IV. im achten Jahr seiner Herrschaft und im neunten Jahr seiner Ordination, was beides auch richtig auf der Urkunde vermerkt ist.[16]

Im Jahre 1065 wurden die Burgwarde Strehla und Boritz übereignet.[17] Die Urkunde ist auf den 31. März 1065 datiert und benennt Heinrich III. als Aussteller. Dieser befindet sich laut der Urkunde im zwölften Jahr seiner Ordination und im neunten Jahr seiner Herrschaft. Heinrich III. war aber von 1039 bis 1056 König, was bedeutet, dass er zum Zeitpunkt der Ausstellung der Urkunde bereits tot war. Das neunte Herrschaftsjahr deutet darauf hin, dass die Urkunde von Heinrich IV. ausgestellt wurde, wobei hier das Jahr der Ordination nicht stimmt.[18] Eine weitere Möglichkeit wäre auch, dass bereits Heinrich III. diese Burgwarde übereignen wollte, die Urkunde aber vor seinem Tod keine Rechtskräftigkeit, dass heißt kein Siegel, erhielt.

Das Bistum Naumburg gelangte so zu einem beträchtlichen Besitz, in dessen Bereich dann das Kloster Riesa gegründet wurde. Die Grenzen dieser Burgwarde lassen sich zwar heute nicht mehr genau bestimmen, aber Riesa müsste damals im Burgward Gröba gelegen haben.[19]

[...]


[1] Schlesinger, Walter: Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter. 2 Bde. Köln, Graz 1962.

[2] Mühlmann, Felix: Beiträge zur Geschichte des Klosters und der Stadt Riesa. Riesa 1881.

[3] Benz: Die Anfänge des Klosters und der Propstei Riesa, in: Beiträge zur sächsischen Kirchengeschichte (BSKG) 26. Leipzig 1913.

[4] Lepsius, Carl Peter: Geschichte der Bischöfe des Hochstifts Naumburg vor der Reformation. Band 1. Urkunde Nr. 35. Naumburg 1846. Hier S. 241.

[5] Kalixtus II. war von 1119 bis 1124 Papst und hat sich große Verdienste um den Schutz der Juden erworben, vor allem durch die „Constitutio pro Judaeis“. Vgl. Kühner, Hans: Lexikon der Päpste: Kirchengeschichte, Weltgeschichte, Zeitgeschichte; von Petrus bis heute. Wiesbaden 1991. Hier S. 156f.

[6] Mühlmann: Beiträge zur Geschichte des Klosters und der Stadt Riesa. S. 4.

[7] Vgl. Grotefend, Hermann: Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit. Hannover 1991. Hier S. 140.

[8] Vgl. Kirsch, Wolfgang (Übers.): Chronik vom Petersberg (Chronica montis sereni) nebst der Genealogie der Wettiner (Genealogia Wettinensis). Halle 1996. Hier S.271f.

[9] Vgl. Grote, Hermann: Stammtafeln. Leipzig 1877. Hier S. 517.

[10] Vgl. Mühlmann: Beiträge zur Geschichte des Klosters und der Stadt Riesa. S. 5.

[11] Vgl. Ebda. S. 1f.

[12] Vgl. Schlesinger, Walter: Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter. Band 2: Das Zeitalter der deutschen Ostsiedlung (1100-1300). Köln 1962. Hier S. 200.

[13] Vgl. Grote: Stammtafeln. S. 517.

[14] Ein Burgward stellte die kleinste administrative Einheit dar und diente der Sicherung der Reichsgrenzen, der Beherrschung des eroberten Slawenlandes und dem Schutz der Bevölkerung. Ein Burgward bestand in der Regel aus einer Befestigung am Hauptort und etwa 10 bis 20 weitern Dörfern. Vgl. Lex Ma II. S. 1102.

[15] Vgl. Posse, Otto/ Ermisch, Hubert (Hrsg.): Codex diplomaticus Saxoniae regiae. 1. Haupttheil. Band 1. 125. Leipzig 1882.

[16] Vgl. Grotefend, Hermann: Taschenbuch der Zeitrechnung. S. 113.

[17] Vgl. Posse/ Ermisch (Hrsg.): Cod. dipl. Sax. reg. 1. Haupttheil. Band 1. 127.

[18] Vgl. Grotefend, Hermann: Taschenbuch der Zeitrechung. S. 113.

[19] Vgl. Mühlmann: Beiträge zur Geschichte des Klosters und der Stadt Riesa. S. 4.

Fin de l'extrait de 15 pages

Résumé des informations

Titre
Das Kloster Riesa
Sous-titre
Bedeutung des Klosters für die Entwicklung der Stadt
Université
Dresden Technical University  (Institut für Geschichte)
Cours
Fürstengeschlechter im deutschen Hochmittelalter
Note
1,7
Auteur
Année
2007
Pages
15
N° de catalogue
V132253
ISBN (ebook)
9783640383368
ISBN (Livre)
9783640382958
Taille d'un fichier
420 KB
Langue
allemand
Mots clés
Kloster, Riesa, Bedeutung, Klosters, Entwicklung, Stadt
Citation du texte
Nico Mehlhorn (Auteur), 2007, Das Kloster Riesa, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132253

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