Im Folgenden soll ein Phänomen des Epochenwandels exemplarisch am Beispiel der Familie Fugger innerhalb der städtischen Gesellschaft Augsburgs untersucht werden: das Phänomen der Verschiebung von der „Macht der Tradition“ hin zur Trennung von „Macht und Tradition“.
In diesem übergeordneten Kontext stellte Olaf Mörke seine These zur Debatte, dass die Familie Fugger im städtischen System Augsburgs eine Sonderstruktur darstellten. Auf Grundlage der prosopographischen Untersuchung von Wolfgang Reinhard und des Vergleichs führungsqualifizierender Beziehungsnetze in Augsburg (1508-1620) von Katarina Sieh-Burens betonte Mörke den mangelnden Integrations- und Identifikationswillen der wohlhabenden Fugger in ein traditionell städtisches Bürgertum. Dies entspräche einem Bruch von Tradition und Macht. Betrachtet man die Fugger dagegen im Kontext einer Bourdieuschen Definition und Differenzierung des Kapitalbegriffs, so erscheint die „Macht der Tradition“ als ihr intentionaler Schwerpunkt.
Extrahieren sich die Fugger aus ihrem sozialen Milieu zu einer damals einmaligen Sonderstruktur? Meines Erachtens stehen die Fugger zwischen dem Ausgang des 15. Jahrhunderts bis zum Ende des 16. Jahrhunderts stellvertretend für den Habitus der Augsburger Oberschicht.
Dahingehend werden im Folgenden erstens die Gesellschaftsstrukturen Augsburgs zur Zeit der Zunftverfassung und zweitens die ökonomischen Tendenzen hin zu einer frühmodernen Geldwirtschaft skizziert. Anhand dieses sozioökonomischen Kontextes soll die Argumentation Mörkes in ausgewählten Punkten revidiert werden. Im Hinblick auf den begrenzten Umfang dieser Arbeit muss auf den konfessionellen Schwerpunkt verzichtet werden.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Die zeitgenössischen Rahmenbedingungen
- 1. Grundstruktur der Augsburger Bürgerschaft von 1368-1548
- 2. Grundzüge des Frühkapitalismus
- III. Zwischen Macht und Tradition - die Fugger als Sonderstruktur?
- IV. Fazit
- V. Quellen und Forschungsliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, ob die Familie Fugger im Augsburg des 16. Jahrhunderts eine Sonderstruktur darstellte. Sie untersucht die Verschiebung von der „Macht der Tradition" hin zur Trennung von „Macht und Tradition" im Kontext des Epochenwandels vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit. Die Arbeit analysiert die Gesellschaftsstrukturen Augsburgs zur Zeit der Zunftverfassung und die ökonomischen Tendenzen hin zu einer frühmodernen Geldwirtschaft, um die Argumentation von Olaf Mörke zu revidieren, der die Fugger als Sonderstruktur innerhalb der Augsburger Gesellschaft betrachtet.
- Die Entwicklung der Augsburger Bürgerschaft von 1368-1548
- Die Grundzüge des Frühkapitalismus
- Die Rolle der Fugger im städtischen System Augsburgs
- Die Frage der Sonderstruktur der Fugger
- Die Verschiebung von der „Macht der Tradition" hin zur Trennung von „Macht und Tradition"
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und skizziert den historischen Kontext des Epochenwandels vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit. Sie beleuchtet die These von Olaf Mörke, der die Fugger als Sonderstruktur innerhalb der Augsburger Gesellschaft betrachtet, und stellt die Argumentationslinie der Arbeit dar.
Das zweite Kapitel analysiert die zeitgenössischen Rahmenbedingungen, indem es die Grundstruktur der Augsburger Bürgerschaft von 1368-1548 und die Grundzüge des Frühkapitalismus beleuchtet. Es werden die ständischen Kriterien der Augsburger Gesellschaft, die Rolle der Zünfte und die Entwicklung der Oberschicht dargestellt.
Das dritte Kapitel untersucht die Frage, ob die Fugger als Sonderstruktur innerhalb der Augsburger Gesellschaft betrachtet werden können. Es analysiert die Rolle der Fugger im städtischen System Augsburgs und die Verschiebung von der „Macht der Tradition" hin zur Trennung von „Macht und Tradition".
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Fugger, Augsburg, Sonderstruktur, Macht, Tradition, Frühkapitalismus, Zunftverfassung, städtische Gesellschaft, Epochenwandel, Mittelalter, Frühe Neuzeit, Sozialstruktur, Wirtschaftsethik, Handelspraxis, Habitus, Bourdieu, Mörke.
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- Sina Hofmann (Author), 2009, Zwischen Macht und Tradition, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132260