Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen
3.Nonverbale Kommunikation
3.1 Definition
3.2 Funktionen
3.3 Einfluss-und Störfaktoren
4 Maßnahmen zur erfolgreichen nonverbalen Unterrichtsgestaltung
4.1 Vorbereitung auf den Unterricht
4.1.1 Stimmungsbeeinflussung
4.1.2 Power-Posing
4.2 Ausdrucksformen der Lehrkraft
4.2.1 Mimik
4.2.2 Gestik
4.2.3 Haltung, Raumverhalten und Gangart
4.2.4 Innere Haltung und Unterbewusstsein
4.3 Applikation von Bedeutungszuschreibungen
4.3.1 Darstellung und Ausdruck über den Körper
4.3.2 Nutzung von Materialien
5 Fazit
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Paul Watzlawick (2016, S. 13) vertritt die These: „Man kann nicht nicht kommunizieren“. Damit ist gemeint, dass Menschen, auch wenn sie nicht miteinander sprechen, dennoch nonverbal miteinander kommunizieren, da Nichthandeln ebenso wie Handeln und Schweigen ebenso wie Worte einen Mitteilungscharakter haben. Diese nonverbalen Aspekte beeinflussen, laut Rosenbusch(2014, S.59-61), die Inhalts-sowie die Beziehungsebene auf der die Kommunikation stattfindet. Da die Beziehung zwischen Lehrkraft und Lernenden die Motivation und den Lehrerfolg der Klasse beeinflusst (Hattie(2012, S. 140-141), muss der Einfluss der nonverbalen Kommunikation darauf berücksichtigt werden. Im Unterricht dient die nonverbale Kommunikation darüber hinaus als Unterstützung bei der Wissensvermitt- lungund zurRegulierung von Interaktionen. Unterrichtsinhalte sind z. B. einprägsamer, wenn sie durch nonverbale Kommunikation veranschaulicht werden.
Nonverbale Signale haben einen ca. neunmal stärkeren Einfluss auf die Einschätzung des Gegenübers und dessen Gefühle,als verbale Mitteilungen (Jacob et al. (2013, S.795). Dies ist besonders bei inkongruenten Botschaften der Fall(Mehr- abian & Ferris, 1967, S.251).Die Einschätzung unseres Gegenübers, die wahrgenommenen Emotionen im Zusammenhang mit dieser Person und das Wissen um mögliche Problematiken innerhalb von nonverbalen Kommunikationsprozes- senistalsofür eine Störungsfreie Kommunikation, gerade im schulischen Kontext, von großer Bedeutung. Aus den genannten Gründen soll in dieser Arbeit aufgezeigt werden, inwiefern der Lernprozess der Klasse durch die nonverbale Kommunikation der Lehrkraft beeinflusst wird. Darüber hinaus ist neben der Darstellung der nonverbalen Kommunikation als Unterstützung im Unterricht auch das Herausarbeiten von Ansätzen zur Minimierung beziehungsweise zum Ausschluss von Störungen und Missverständnissen auf pädagogischer Ebene Ziel dieser Arbeit. Da sich die pädagogische Psychologie mit Erziehungs- und Bildungsprozessen befasst, lässt sich die Thematik der vorliegenden Arbeit in dieser Wissenschaft verorten (Hasselhorn, 2020, S.59). Zur differenzierten Bearbeitung der Thematik wird die vorliegende Arbeit wie folgt gegliedert. Zu Beginn wird auf die Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen eingegangen, um ein grundlegendes Verständnis zu schaffen. Nachfolgend wird in Kapitel drei die menschliche Kommunikation beleuchtet, indem die verschiedenen Formen und Bereiche der Kommunikation definiert und differenziert sowie Einfluss-und Störfaktoren aufgezeigt werden. Basierend auf den verschiedenen theoretischen Grundlagen werden in Kapitel vier anschließend konkrete Anregungen für die Unterrichtsgestaltung mittels nonverbaler Kommunikation abgeleitet. Abschließend folgt in Kapitel fünf das Fazit, welches die zentralen Aspekte zusammenfasst und um eine nützliche Anschlussfragestellung ergänzt. Anhand dessen soll die folgende Fragestellung beantwortet werden:
„Inwiefern können Lehrkräfte mittels nonverbaler Kommunikation Schüler*innen beim Lernen unterstützen?“.
2 Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen
Hattie (2012, S. 62) zufolge sind für den Lernerfolg die Lernkultur, Struktur und Systematikim Unterricht bedeutsam. Aucheinpositives,fürsorgliches, vertrauens- undrespektvollesKlima, welcheszueiner positivenFehlerkultur und stärkeren Unterrichtsbeeinflussung führt, gehört zu den Grundvoraussetzungen für erfolgreiches Lernen (Hattie, 2012, S. 69-71). Zur Förderung des selbstgesteuerten Lernens und Verringerung der Wahrscheinlichkeit einer Lernvermeidung, tragen Motivation und ein positives Selbstkonzept bei (Gold et al., 2018, S. 35). Durch Emotionen wird, gemäß Gold (2018, S. 44-45), maßgeblich die Aufmerksamkeitssteuerung beeinflusst. Infolgedessen kommt der Selbstkontrolle beim Lernen eine besondere Bedeutung zu. Besonders das Gefühl von Sicherheit ist eine fundamentale Entwicklungs- und Lernvoraussetzung (Zimmermann, 2017, S. 130). Zu den Grundlagen für erfolgreiches Lernen gehören außerdem die Funktion des Arbeitsgedächtnisses, dasVorwissen, dieKontrolleüberdieWillenskraft undHandlungen sowie der Einsatz von Lernstrategien (Gold et al., 2018, S. 34). Das Schaffen von Lernvoraussetzungen kann, laut Günther (2021, S. 33), durch eine positive nonverbale Kommunikation der Lehrkraft begünstigt werden, da diese sich produktiv auf das Verhalten der Schüler*innen auswirkt, was die Lern- und Arbeitsatmosphäre bereichert sowie positiv zur Beziehungsqualität beiträgt und gleichzeitig Motivationsanreize schafft. DieKenntnisse über Erscheinungsformen, Modalitäten und Wirkungen der nonverbalen Kommunikation sind eine Voraussetzung für einen reflektierten Umgang mit den individuellen Unterschieden in deren Nutzung (Rosenbusch, 2014, S. 54). Demnach soll diese Grundlage im Nachfolgenden geschaffen werden.
3. Nonverbale Kommunikation
3.1 Definition
Zum Begriff Kommunikation liegt keine allgemein anerkannte Definition vor, da je nach Perspektive Kommunikation unterschiedlich definiert und differenziert werden kann. Bierhoff (2020, S. 959-961) definiert Kommunikation als Übertragung von Informationen über Emotionen, Gedanken und Absichten von einer Person oder Gruppe zu einer anderen. Sie kann in verbale, paraverbale und nonverbale Kommunikation unterteilt werden. Zur Gesamtheit der nicht-sprachlichen Ausdrucksformen, welche als nonverbale Kommunikation bezeichnet werden, zählen z. B. Gestik, Mimik, Körpersprache, Schweigen und Art sowie Dauer eines Blickkontaktes. Burgoon et al.(2022, S.15)definiert nonverbale Kommunikation als Austausch von nicht verbalen Zeichen, die auf andere Personen gerichtet sind und mit einer gewissen Intention als Teil einer Botschaft verwendet werden.
Der sichtbare Ausdruck aller Gesichtsmuskeln wird als Mimik bezeichnet. Ein Gesicht kann mehr als 10.000 Ausdrücke annehmen, die Hinweise auf die Gefühle der Person geben (Ekman, 2014, S.19; Timpner & Eckert, 2016, S. 22-23). Während die Gesichtsausdrücke der sieben Grundemotionen Freude, Trauer, Wut, Scham, Überraschung und Ekel kulturübergreifend verständlich sind (Ekman, 1997, S.156), finden sich im Ausdruck durch den Körper oder die Gestik keine solchen Universalien (Gora & Hinderer, 2021, S.30). Der Blickkontakt ist Teil der Mimik und kann je nach Situation sowie kulturellem Hintergrund unterschiedliche Wirkungen haben (Timpner & Eckert, 2016, S. 24-25). Timpner und Eckert(2016, S.27-28)zufolge wirken Mimik und Gestik meist zusammen und sind stark mit dem Sprechen verbunden. Die Gestik umfasst jede Bewegung der Hände, Arme und des Kopfes und kann dem gesprochenen Wort vorausgehen oder zeitgleich ausgeführt werden. Gesten können individuell, universell, vereinbart oder kulturell erworben sein und dienen sowohl als Unterstützung beim Denken und Formulieren von Inhalten als auch als Mittel zur Verbesserung des Verständnisses, hingegen geben die Körperhaltung und Gangart, laut Timpner und Eckert(2016, S. 35-37), eine Auskunft über die Gefühlslage, innere Haltung und den Status der Person. Nonverbale Kommunikation umfasst außerdem das Nähe-und Distanzverhalten einer Person. Der Abstand zuanderen Personen, mit dem sich ein Mensch wohl fühlt, ist individuell, grundsätzlich ist er jedoch umso kleiner und auch Berührungen werden eher akzeptiert und als Freundschaftsbeweis gewertet, je besser sich die Personen kennen (Timpner & Eckert, 2016, S.37).Auf die Körperinszenierung, als Teil der nonverbalen Kommunikation, wird nicht weiter eingegangen, da dies den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde (Timpner & Eckert, 2016, S. 21-22).
3.2 Funktionen
Gemäß Burgoon et al.(2010, S. 21-23)dient nonverbale Kommunikation der Erstellung und Verarbeitung von Botschaften, der Sozialen Wahrnehmung und Eindrucksbildung sowie dem Ausdruck der realen und gewünschten Identität. Darüber hinaus wird diese verwendet, um Emotionen auszudrücken, Beziehungsbotschaften mitzuteilen, eine Verbindung mit dem Gesprächspartner herzustellen oder auch um diesen zu täuschen. Scherer(1977, o. S.)zufolge können durch nonverbale Kommunikation außerdem verbale Inhalte ersetzt, erweitert oder verändert und der Sprachfluss kann segmentiert sowie synchronisiert werden. Die verbalen und nonverbalen Botschaften können auch widersprüchlich sein, z. B. bei Ironie. Ein einzelnes nonverbales Zeichen kann, laut Burgoon et al. (2010, S. 20-21), mehrere Funktionen erfüllen und eine einzelne Funktion kann ebenfalls durch mehrere nonverbale Zeichen erfüllt werden. Häufig ist zur Erfüllung einzelner Funktionen jedoch die Kombination von verbalen und nonverbalen Ausdrucksformen erforderlich. Nachfolgend werden Einfluss- und Störfaktoren der nonverbalen Kommunikation thematisiert, um diese berücksichtigen zu können.
3.3 Einfluss- und Störfaktoren
Kommunikationsstörungen treten häufig dann auf, wenn Beziehungskonflikte auf der Inhaltsebene ausgetragen werden oder eine Uneinigkeit über die Art der Beziehung besteht (Röhner & Schütz, 2016, S. 31). Die Fähigkeit nonverbal ausgedrückte Emotionen zu erkennen kann durch das Alter und die allgemeinen kognitiven Fähigkeiten (Goncalves et al., 2018, S. 5-7; Lawrence et al., 2015, S. 9) sowie das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung, z. B. zum Schutz vor COVID-19, negativ beeinflusst werden(Grahlow et al., 2022, S. 10; Grundmann et al., 2021, S.7; Marini et al., 2021, S. 4; McCrackin et al., 2022, S. 5-7; Nestor et al., 2020, S. 5-7). Masken verändern zusätzlich die Wahrnehmung von Nähe (Grundmann et al., 2021, S. 7) und Vertrauenswürdigkeit (Marini et al., 2021, S.4), was sich negativ auf die Lehrer*innen-Schüler*innen-Beziehung und somit das Lernen auswirken könnte (vgl. Kap. 2). Darüber hinaus stellen auch die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Produktion und Dekodierung nonverbaler Äußerungen einen Einflussfaktor dar (Del Giudice, 2015, S.754-755; Katsumi et al., 2017, S.358-361; McDuff et al., 2017, S. 5-7), wobei die Geschlechtsidentität (LaFrance & Vial, 2016, S.155)und die geschlechtsspezifische Sozialisierung(Hall & Gunnery, 2013, S.661)entscheidender als das biologische Geschlechtsind. Laut Günther (2021, S. 56) können sich im Unterricht auch kulturelle Unterschiede in der nonverbalen Kommunikation zeigen. In Konfliktgesprächen kann je nach Kultur z. B. der Augenkontakt oder ein auf den Boden gerichteter Blick ein Zeichen von Respekt sein.Laut Kramer(2019, S. 9-10) erschweren besondersverbaleStörun- gen erfolgreiches Unterrichten. Der Autor kritisiert zudem die Verwendung des Meldesignals, mittels Hebens eines Armes, als einziges bewusstes nonverbales Signal. Deshalb werden nachfolgend zusätzliche Methoden zur Förderung des Lernens durch nonverbale Kommunikation im Klassenzimmer herausgearbeitet, welche die zuvor erläuterten Lernvoraussetzungen (vgl. Kap. 2) implementieren sollen.
4 Maßnahmen zur erfolgreichen nonverbalen Unterrichtsgestaltung
4.1 Vorbereitung auf den Unterricht
4.1.1 Stimmungsbeeinflussung
Die Vorbereitung auf den Unterricht fängt bereits mit der Wahl der Gesellschaft an, in der sich die Lehrkraft befindet. Da sich Stimmungen übertragen und so die Körpersprache der Lehrkraft beeinflussen können, ist es wichtig, in einer positiv gestimmten Gesellschaft zu sein (Günther, 2021, S. 38). Die Stimmung und Authentizität der Körpersprache kann auch durch den Einsatz von effektivem Gefühlsmanagement beeinflusst werden, was zu einer Steigerung der Selbstwirksamkeit und Glaubwürdigkeit führt. Da sich die Beziehung der Lehrer*innen zu den Klassenmitgliedern in der Körpersprache wiederspiegelt, ist auch eine Rollenklärung unerlässlich (Günther, 2021, S. 41). Cook et al. (2018, S. 154-157) raten außerdem dazu, die Schüler*innen vor dem Unterricht einzeln an der Tür zu begrüßen, um ein positives Klassenklima zu schaffen. Dies kann das Engagement der Lernenden erhöhen und störendes Verhalten reduzieren. Es ist wichtig, bei der Begrüßung der Schüler auf nonverbale Kommunikation zu achten und sich vorher auf eine Begrüßung zu einigen, um Unannehmlichkeiten zu vermeiden. Da die nonverbale Kommunikation Hinweise auf das Befinden der Person geben kann (vgl. Kapitel 3.2), ist es wichtig bei der Begrüßung bewusst darauf zu achten, um die Stimmung der einzelnen Klassenmitglieder einschätzen und im späteren Verlauf des Unterrichts berücksichtigen zu können.
4.1.2 Power-Posing
Günther (2021, S. 52) empfiehlt zur Vorbereitung auf den Unterricht Körperübungen, um für eine positive Stimmung und entsprechende Körperspannung zu sorgen. Dazu kann der sogenannte Power-Pose-Effekt genutzt werden, welcher besagt, dass ausladende Körperhaltungen mit eher ausgestreckten Extremitäten, sogenannte High-Power-Posen, positive Auswirkungen haben. Sie sollen zu einem Anstieg von Testosteron, einer erhöhten Risikotoleranz, einem gesenkten Cortisolspiegel, einem positiven Effekt auf das subjektive Machtgefühl (Carney et al., 2010, S. 1366), mehr Selbstvertrauen, Autorität, Entspannung, weniger Stress, einem gesteigerten Leistungsniveau sowie einem gestärkten Bewusstsein für die eigene Körperhaltung führen (Struyf & Smits, 2015, S. 453—454), was z. B. bei der Konfrontation mit schwierigen Situationen in der Klasse bedeutsam ist, um bewusst eine kraftvolle und offene Haltung einnehmen zu können. Aktuelle MetaAnalysen konnten weitere positive Effekte belegen (Gronau et al., 2017, S. 135; Körner et al., 2022, S. 74-76). Ob diese Form der Körperübung in die Unterrichtsvorbereitung einbezogen werden sollte, ist dennoch kritisch zu hinterfragen und sollte individuell entschieden werden, da die Wirkung der Power-Posen auf Testosteron, Cortisol oder die Risikobereitschaft (Bailey et al., 2017, S. 10-12; Bombari et al., 2017, S. 50-52; Körner et al., 2022, S. 74-76; Ronay et al., 2017, S. 35-36) und teilweise auch der grundlegende Effekt auf das subjektive Machtempfinden in verschiedenen Studien nicht repliziert werden konnte (Garrison et al., 2016, S. 6-7; Jackson et al., 2017, S.86; Keller et al., 2017, S. 118-119; Klaschin- ski et al., 2017, S. 62-64; Latu et al., 2017, S. 75-76). Laut Schipper(2018, S. 11- 12)fördert Power Posing bei Schüler*innen das Selbstvertrauen und erhöhtdie Teilnahmebereitschaft. Um diesen wünschenswerten Effekt tatsächlich erzielen zu können, ist es sinnvoll die Klasse vor der Anwendung aufzuklären, da nur eine moderate Evidenz für den Power-Pose-Effekt vorliegt, wenn die Teilnehmenden nicht um den Effekt und dessen Wirkung wissen (Gronau et al., 2017, S.135).
4.2 Ausdrucksformen der Lehrkraft
4.2.1 Mimik
Grundlegend ist vermehrtes Lächeln und Nicken im Unterricht empfehlenswert, da Lehrkräfte, die diestun als den Lernenden nahe stehend und tolerant eingestuft werden (Struyf & Smits, 2015, S.451 -453).Sollte es aufgrund der Maskenpflicht nach § 28a IfSG, Abs. 1, Nr. 2 zu einem eingeschränkte mimetischenAusdruck kommen, empfiehltDéfago(2021, S. 20-21), diesen durch anderen Kommunikationsebenen zu ergänzen oder ersetzen, z.B. indem vermehrt Gestik verwendet wird, um das auszudrücken was aufgrund der Maske nicht zu sehen ist. Gora und Hinderer (2021 , S. 30) regen darüber hinaus dazu an, zu Beginn des Unterrichts die Aufmerksamkeit der Klasse mit Hilfe des Blickes zu sammeln, bevor die Lehrkraft zu Sprechen beginnt und nach dem letzten Wort den Blickkontakt noch einen Moment zu halten, um sich vergewissern zu können, dassdie Botschaft angekommen ist. Timpner und Eckert(2016, S. 25-27) weisen jedoch darauf hin, dass es auf Schüler*innen verunsichernd oder provozierend wirken kann, wenn diese von der Lehrkraft mit dem Blick fixiert werden. Blicke von oben nach unten können ebenso wie Augenverdrehen abschätzend wirken. Die Klassenmitglieder können sich durch letzteres jedoch auch verunsichert, provoziert oder abgelehnt fühlen. Ein starrer Blick, mit zusammengezogenen Augenbrauen, dient dem Ausdruck von Wut oder Misstrauen, wird jedoch häufig mit einem konzentrieren Blick verwechselt, da auch bei diesem die Augenbrauen zusammengezogen werden. Blicke aus dem Augenwinkel erwecken einen eher skeptischen oder gar misstrauischen Eindruck, können jedoch auch verstohlen oder unsicher wirken, während unruhiges Hin- und Herblicken zwischen verschiedenen Personen Unsicherheit und Nervosität ausdrückt. Ein Blick, der mit nach oben gezogenen Stirnfalten geradeaus gerichtet ist, kann erstaunt sowie erwartungsvoll wirken oder einen auffordernden Charakter aufweisen, um z.B. das Gegenüber dazu zu bewegen das gesagte zu erläutern. Dementsprechend ist es wichtig die eigene Interpretation von Blicken der Klassenmitglieder sowie den eigenen Einsatz von Blickkontakt zu hinterfragen und ggf. anzupassen. Günther (2021, S. 42-47) empfiehlt, darauf zu achten, dass der Blickkontakt auf Augenhöhe stattfindet, weil dies bedeutsam für den Beziehungsaufbau ist, da es den Klassenmitgliedern das Gefühl gibt ernst genommen zu werden und Offenheit signalisiert. Um die Augenhöhe herzustellen kann die Lehrkraft z.B. neben den Schülern in die Knie gehen oder mit der Gruppe in einem Stuhlkreis auf Augenhöhe kommen. Der Aufbau einer tragfähigen Beziehungsebene kann darüber hinaus, laut Günther (2021, S. 45-47), positiv beeinflusst werden, indem Blickkontakt zu jedem Klassenmitglied aufgenommen wird. Dies vermittelt den einzelnen Mitgliedern das Gefühl gesehen zu werden sowie wichtig zu sein und bildet die Grundlage für eine gelingende Zusammenarbeit. Dabei sollte jedoch, auch bei unaufmerksamen Klassenmitgliedern, auf längeren Blickkontakt oder Disziplinierung mittels Blickkontakts verzichtet werden, da dies die Stimmung und somit auch den Unterrichtsverlauf negativ beeinflussen kann. Damit der Blick, aufgrund von aktiver Steuerung, nicht mechanisch und dadurch unglaubwürdig wirkt, sollte, laut Gora und Hinderer (2021, S. 30), darauf geachtet werden, dass ein echter innerer Kontakt zu den Kassenmitgliedern geschaffen wird, welcher sich im Blickkontakt äußert. Der gekonnte Einsatz von Mimik kommt also der Beziehung zwischen der Lehrkraft und den Klassenmitgliedern zugute und ist somit von Bedeutung für erfolgreiches Lernen (vgl. Kap. 2).
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