Einsatzmöglichkeiten inflationsindexierter Anleihen bei der privaten Altersvorsorge


Hausarbeit (Hauptseminar), 2009

35 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Darstellungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Inflation

3 Charakterisierung inflationsindexierter Anleihen
3.1 Der Markt für inflationsindexierte Anleihen
3.2 Die Funktionsweise inflationsindexierter Anleihen

4 Analyse der Einsatzmöglichkeiten inflationsindexierter Anleihen
4.1 Analyse der Vorteilhaftigkeit inflationsindexierten Anleihen gegenüber konventionellen Nominalzinsanleihen
4.2 Analyse der Vorteilhaftigkeit inflationsindexierten Anleihen im Portfoliokontext
4.3 Risiken und Probleme einer Anlage in inflationsindexierte Anleihen
4.4 Investitionsmöglichkeiten in inflationsindexierte Anleihen

5 Fazit

Anhang

Literaturverzeichnis

Darstellungsverzeichnis

Dar.

1 Reale Wertentwicklung von 100€ bei unterschiedlichen Inflationsszenarien

2 Ausstehendes Volumen der größten Emittenten von Inflationsanleihen in Mrd. US-$

3 Struktur einer indexierten Anleihe

4 Effiziente Portfolios

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Die gesetzliche Rente steckt seit vielen Jahren in der Krise. Dies liegt vor allem in der demografischen Entwicklung Deutschlands begründet, in der eine zunehmende Alterung der Gesellschaft sichtbar wird (s. Anhang 1). Sinkende Geburtenrate und immer längere Lebenserwartungen führen zu einer deutlichen Verschiebung der Altersstruktur in der Bundesrepublik (s. Anhang 2/3). Immer weniger Beitragszahler treffen somit zukünftig in Folge des heutigen Gebur-tendefizits auf eine immer größer werdende Gruppe von Rentenbeziehern, was die gesetzliche Rentenversicherung aufgrund des Umlageverfahrens vor ein finanzielles Problem stellt (s. Anhang 4). Deshalb entwickelte der Staat mit dem Rentenversicherungs-Nachhaltigkeitsgesetz Maßnahmen, um die langfris-tige Finanzierung der gesetzlichen Rente zu sichern. Als Folge dieses Gesetzes ist jedoch abzusehen, dass das Rentenniveau weiter sinken wird und die gesetz-liche Rente zur alleinigen Alterssicherung nicht mehr ausreicht. Um die daraus resultierende Versorgungslücke zu schließen hat der Staat mit dem Altersver-mögensgesetz die Wichtigkeit der privaten und betrieblichen Altersvorsorge herausgestellt und z.B. im Rahmen der Riester-Rente für förderungswürdig erklärt. Die gesetzliche Rente ist nach wie vor die wichtigste Säule bei der Alterssicherung, jedoch gewinnt die private Vorsorge zunehmend an Bedeu-tung. In diesem Kontext bleibt allerdings viel zu häufig das Problem der Inflation unberücksichtigt. Vor allem beim langfristigen Vermögensaufbau im Rahmen der privaten Altersvorsorge ist auf den Kapitalerhalt besonderen Wert zu legen. Am Kapitalmarkt besteht daher ein großes Angebot von Anlagealter-nativen, die im unterschiedlichen Maße gegen Inflation schützen, wobei jedoch nicht jede gleichermaßen zur Altersvorsorge geeignet ist.

Daher ist das Ziel dieser Arbeit die Assetklasse der sogenannten inflationsin-dexierten Anleihen (auch Realzinsanleihen , Inflationsanleihen , Linker, TIPS oder OATi genannt), als eine Anlagemöglichkeit gegen Inflation, näher zu untersuchen. Es soll analysiert werden, ob der Einsatz inflationsindexierter Anleihen bei der privaten Altersvorsorge von deutschen Privatanlegern Sinn macht und wenn ja welche Investitionsmöglichkeiten bestehen. Des Weiteren muss beurteilt werden, ob sie für jeden Privatanleger gleichermaßen geeignet sind oder nur für bestimmte Personengruppen. Zur Klärung dieser Fragen wird zunächst das Inflationsrisiko bei der Kapitalanlage ausführlich erörtert und anschließend die Funktionsweise inflationsindexierter Anleihen dargestellt, um im letzten Schritt darauf aufbauend die Vorteilhaftigkeit dieser neuen Assetklasse im Rahmen der privaten Altersvorsorge zu beurteilen und Investi-tionsmöglichkeiten aufzuzeigen.

2 Inflation

Wenn in Simbabwe am Morgen die Sonne aufgeht müssen die Menschen in diesem Land schon wieder doppelt soviel für ihre Lebensmittel bezahlen wie noch am Vortag.1 Auch in Deutschland ist dieses Phänomen der Preissteige-rungen vorhanden, jedoch nicht annähernd in solch einem drastischen Ausmaß (s. Anhang 5). Man spricht laut Rothengatter von Inflation, wenn die Preise wichtiger Gütergruppen und somit das allgemeine Preisniveau über einen längeren Zeitraum ansteigen. Dies führt dazu, dass die Bürger im Zeitablauf immer mehr Geldeinheiten zum Erwerb einer Gütereinheit aufwenden müssen.2 Zur Messung der Inflation wird ein gewichteter Preisindex herange-zogen, wie z.B. in Deutschland der harmonisierte Verbraucherpreisindex ex Tabak, der die Entwicklung des Preisniveaus anhand eines definierten Waren-korbes darstellt. Aus dem Vergleich des Indexstandes im Basisjahr mit dem im Berichtsjahr lässt sich dann die Inflationsrate ermitteln.

Die Ursachen für einen anhaltenden Preisniveauanstieg sind vielfältig, wobei zwischen ihnen zusätzlich Wechselwirkungen bestehen können. Nach der Angebotsdrucktheorie kommt es durch ein Anheben der Preise seitens der Unternehmen zu Inflation, wobei die Anbieter gestiegene Kosten, Abgaben oder Gewinnforderungen für die Preiserhöhungen anführen. 3 Auch eine Erhöhung der Güternachfrage kann zu einem Anstieg der Preise führen. Gemäß der Nachfragesogtheorie kommt es in Folge einer Geldmengenerhöhung, die annahmengemäß eine Zinssenkung bewirkt, zu einer steigenden Güternachfra-ge.4 Allerdings können laut Görgens auch nichtmonetäre Ursachen, wie staatli-che Wahlgeschenke, geänderte Konsumneigungen oder die Nettoauslandsnach-frage, für den Anstieg der Güternachfrage verantwortlich sein. Als weitere Inflationsursache sind die Erwartungen der Marktteilnehmer bzgl. der Preisni-veauentwicklung zu nennen, die dazu führen, dass die Bürger ihre Güternach-frage steigern, um ihr Bargeld der zu erwartenden Geldentwertung zu entzie-hen. Auf der anderen Seite ist aber auch denkbar, dass die Anbieter in Erwartung steigender Kosten für Vorprodukte ihre Preise erhöhen und somit bereits ihre Inflationserwartungen zur Inflation führen. 5

Die Auswirkungen der Inflation sind in vielen Bereichen der Wirtschaft zu spüren, wobei an dieser Stelle ausschließlich die Wirkung einer Preisniveauer-höhung auf die Ersparnisse näher untersucht werden soll. Besonders bei der langfristigen Kapitalanlage wird häufig das Inflationsrisiko von Anleger nicht berücksichtigt, obwohl es gravierende Auswirkungen auf das reale Vermögen haben kann. So sinkt bereits bei einer Inflationsrate von 2,5% der reale Wert einer unverzinsten Anlage innerhalb von 30 Jahren um mehr als 50% (s. Dar.1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dar.1: Reale Wertentwicklung von 100€ bei unterschiedlichen Inflationsszenarien Quelle: Warncke/Letzgus, Realzinsanleihen, 2006, S. 46.

Aber auch bei festverzinslichen Anlagen hat die Inflation zur Folge, dass die realen Zinseinnahmen sinken oder nicht einmal zum Inflationsausgleich ausrei-chen. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass dies hauptsächlich Ursache einer überraschenden Preisniveauerhöhung ist, da die von den Marktakteuren erwar-tete Inflation zumindest teilweise z.B. in Form einer Inflationsrisikoprämie in der Nominalverzinsung berücksichtigt wird.6 Rational handelnde Investoren sollten daher besonders das Risiko einer unerwarteten Inflation bei ihren Anla-geentscheidungen berücksichtigen und versuchen ihr Vermögen gegen die Auswirkungen dieser Preissteigerungen zu schützen. An dieser Stelle könnte die neue Assetklasse der inflationsindexierten Anleihen, die im Folgenden ausführlich vorgestellt wird, Abhilfe schaffen.

3 Charakterisierung inflationsindexierter Anleihen

3.1 Der Markt für inflationsindexierte Anleihen

Die Wurzeln der heutigen inflationsindexierten Anleihen reichen bis in das 18. Jahrhundert zurück, als an die US-Soldaten des amerikanischen Unabhängig-keitskrieges zur Vergütung ihrer Dienste Schuldscheine ausgegeben wurden, deren Rückzahlungswert an einem Korb bestehend aus vier Waren gekoppelt war.7 Es dauerte allerdings weitere 200 Jahre bis diese Produkte den breiten Finanzmarkt erobern konnten und Hyperinflationsgeplagte Entwicklungsländer wie Brasilien und Argentinien Mitte des 20. Jahrhunderts die ersten inflations-indexierten Staatsanleihen emittierten.8 Die eigentliche Entwicklung des Infla-tionsanleihenmarktes begann allerdings erst nach dem Eintritt Großbritanniens im Jahre 1981 und beschleunigte sich zunehmend ab 1997, nachdem die USA und in den Folgejahren weitere Nationen ihre ersten inflationsindexierten Staatsanleihen ausgaben.9 Ausgehend von 1997 kam es bis zum Jahr 2008 zu einer Verdreizehnfachung der Kapitalisierung des internationalen Inflationsan-leihemarktes (s. Anhang 6 und Dar.2). Besonders in den letzten Jahren hat das Wachstum dieses Marktes noch einmal rasant zugenommen und allein seit 2004 zu einer Verdopplung der Marktkapitalisierung geführt, die Anfang 2008 etwa 1,3 Billionen US-$ betrug (s. Dar.2).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dar.2: Ausstehendes Volumen der größten Emittenten von Inflationsanleihen in Mrd. US-$ Quelle: Treml u.a., Kapitalmärkte,2008, S.16.

Dabei nehmen die USA mit 40% Marktanteil die weltweite Spitzenposition ein, gefolgt von der Eurozone mit 30% und Großbritannien mit 15% (s. Anhang 7). Im Vergleich zum Markt für konventionelle Staatsanleihen ist der Markt für inflationsindexierte Staatsanleihen sehr gering. So betrug im Jahre 2003 der Anteil von Inflationsanleihen am gesamten Staatsanleihemarkt der USA nur etwa 5%.10

In Deutschland ist der Realzinsanleihemarkt noch sehr jung, da die Bundesre­publik erst seit 1998 mit der Abschaffung von §3 des Währungsgesetzes von 1948, das ein Indexierungsverbot von Staatschulden vorsah, inflationsindexier-te Anleihen auflegen darf.11 So wurde erst im Jahr 2006 die erste Inflationsan-leihe vom deutschen Staat emittiert. Allerdings sind Staaten nicht die einzigen Emittenten von Realzinsanleihen, sondern auch halbstaatliche oder supranatio-nale Institutionen, Banken und Privatunternehmen vorwiegend aus dem Versorgerbereich treten als solche auf, da sie sich mit Inflationsanleihen geringere Refinanzierungskosten versprechen. Als Nachfrager von inflations-indexierten Anleihen sind vor allem institutionelle Investoren wie Versiche-rungen, Pensionsfonds oder Banken und nur zu einem sehr geringen Anteil Privatanleger zu nennen.

3.2 Die Funktionsweise inflationsindexierter Anleihen

Die Assetklasse der inflationsindexierten Anleihen umfasst mehrere Typen, die sich allerdings nur durch ihre Zahlungsstruktur voneinander unterscheiden. Inflationsausgleichszahlungen finden daher je nach Typ ausschließlich während der Laufzeit, nur am Laufzeitende oder sowohl während als auch am Ende der Laufzeit statt. Demnach lassen sich die vier Grundtypen Capital Indexed Bond, Indexed Annuity Bond, Indexed Zero-Coupon Bond und Interest Indexed Bond unterscheiden, wobei im Folgenden die Funktionsweise inflationsindexierter Anleihen nur anhand der häufigsten Variante, des Capital Indexed Bond oder zu deutsch kapitalindexierte Anleihe, erklärt werden soll.12 Hierbei wird weiterhin zur Vereinfachung der Begriff inflationsindexierte Anleihen verwendet.

Bei konventionellen Nominalzinsanleihen erhält der Besitzer neben regelmäßi-gen fixen nominalen Zinszahlungen zusätzlich am Laufzeitende den Nennbetrag seiner Anleihe zurückgezahlt, wodurch ex ante zwar die nominale Rendite feststeht, jedoch die reale erst am Fälligkeitstag.13 Dies ist damit zu begründen, dass zwar bei Emission der Nominalzins eine Risikoprämie für die zu diesem Zeitpunkt am Markt herrschende Inflationserwartung enthält, jedoch besonders bei langen Anlagezeiträumen Prognosen bzgl. der Inflation sehr unsicher sind. Somit schützt eine konventionelle Nominalzinsanleihe zwar gegen die erwartete Inflation, möchte der Anleger jedoch über dieses Niveau hinaus auch vor unerwarteten Preisniveauerhöhungen geschützt sein, muss er auf inflationsindexierte Anleihen zurückgreifen. Dieser Assetklasse liegt laut Warncke der Grundgedanke zugrunde, den realen Wert des investierten Vermögens zu erhalten. Deshalb sind die regelmäßige nominale Zinszahlung sowie die Tilgungszahlung bei Fälligkeit an die Entwicklung eines Preisinde-xes gekoppelt. Hierbei verwenden die meisten Emittenten bei ihren inflations-indexierten Anleihen einen Verbraucherpreisindex, so z.B. Deutschland den Harmonisierten Verbraucherpreisindex ex Tabak der Eurozone (s. Anhang 8). Bei Emission sind Inflationsanleihen mit einem realen Zinssatz ausgestattet, der über die Laufzeit hinweg konstant bleibt. Demgegenüber kann sich der Nominalzins während der Laufzeit der Anleihe verändern, da er sich nicht nur aus dem fixen Realzins sondern auch aus einem Ausgleich zusammensetzt, der an die Entwicklung des Preisindexes gekoppelt ist (s. Dar.3).14

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dar.3: Struktur einer indexierten Anleihe

Quelle: Bundesverband deutscher Banken, Argumente zum Finanzmarkt, 2003, S. 4.

[...]


1 Vgl. Handelsblatt, Simbabwes Inflation, 2009, o.S.

2 Vgl. Rothengatter/Schaffer/Sprink, Makroökonomik, 2009, S. 191.

3 Vgl. Görgens/Ruckriegel, Makroökonomik, 2007, S. 246.

4 Vgl. Dieckheuer, Makroökonomik, 2003, S. 166.

5 Vgl. Görgens/Ruckriegel, Makroökonomik, 2007, S. 249-252.

6 Vgl. Warncke/Letzgus, Realzinsanleihen, 2006, S. 36 f.

7 Vgl. Warncke/Letzgus, Realzinsanleihen, 2006, S. 53.

8 Vgl. Wilkens/Wimschulte, Inflationsindexierte Anleihen, 2006, S. 573.

9 Vgl. Krämer, Inflationsindexierte Staatsanleihen, 2007, S. 133.

10 Vgl. Feuerabend, Inflationsgeschütze Anleihen, 2006, S. 65.

11 Vgl. Bundesverband deutscher Banken, Argumente zum Finanzmarkt, 2003, S. 3.

12 Vgl. Feilke/Gürtler/Hibbeln, Einsatz inflationsindexierter Anleihen, 2006, S. 8 f.

13 Vgl. Warncke/Letzgus, Realzinsanleihen, 2006, S. 45.

14 Vgl. Warncke/Letzgus, Realzinsanleihen, 2006, S. 48.

Ende der Leseprobe aus 35 Seiten

Details

Titel
Einsatzmöglichkeiten inflationsindexierter Anleihen bei der privaten Altersvorsorge
Hochschule
Universität Münster  (Lehrstuhl für Finanzierung)
Veranstaltung
Betriebliche Finanzwirtschaft
Note
1,7
Autor
Jahr
2009
Seiten
35
Katalognummer
V132606
ISBN (eBook)
9783640388639
ISBN (Buch)
9783640388714
Dateigröße
2331 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Einsatzmöglichkeiten, Anleihen, Altersvorsorge
Arbeit zitieren
Christoph Ellers (Autor:in), 2009, Einsatzmöglichkeiten inflationsindexierter Anleihen bei der privaten Altersvorsorge, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132606

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