Anglizismen im Radio - Eine medienlinguistische Analyse


Epreuve d'examen, 2009

200 Pages, Note: 1,0


Extrait


INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

TABELLENVERZEICHNIS

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

1. EINLEITUNG - THEORETISCHE GRUNDLAGEN –

2. DER ANGLIZISMUS: EINE SPRACHWISSENSCHAFTLICHE BETRACHTUNG 5
2.1 Der Anglizismus im Kontext von Entlehnungen
2.1.1 Sprachkontakt als Grundlage für Entlehnungsprozesse
2.1.2 Interferenz, Code-switching und Entlehnung
2.1.3 Arten und Formen von Entlehnungen
2.2 Definition des Anglizismus-Begriffs und der verwendeten Entlehnungsarten für die vorliegende Arbeit
2.3 Die Wortbedeutung im Kontext von Anglizismen
2.4 Funktionen von Sprache nach Halliday
2.5 Zusammenfassung

3. DER ANGLIZISMUS: EINE MEDIENWISSENSCHAFTLICHE BETRACHTUNG
3.1 Massenmedien und Mediensprache
3.1.1 Die Mediensprache als Multiplikator sprachlicher Neuerungen
3.1.2 Stilistische Funktionen von Anglizismen in den Medien
3.2 Das Radio – Entwicklung und Tendenzen
3.2.1 Merkmale und Abgrenzung gegenüber anderen Medien
3.2.2 Das Magazin in Begleitprogrammen
3.2.3 Moderation und Moderationsstil
3.3 Zusammenfassung und Gründe für die Auswahl der Radiosprache als Untersuchungsgegenstand

- EMPIRISCHE UNTERSUCHUNG –

4. DAS GESAMTKORPUS – SPUTNIK DEIN MORGEN
4.1 Der Sender MDR SPUTNIK: Programmprofil und –format
4.2 Die Morning-Show: SPUTNIK Dein Morgen
4.3 Methodisches Vorgehen
4.3.1 Beschreibung des Korpus
4.3.2 Analysekriterien und Hypothesen
4.3.2.1 Entlehnungsart
4.3.2.2 Wortbildung
4.3.2.3 Bedeutung
4.3.2.4 Integration von Anglizismen
4.3.2.5 Metafunktionen von Sprache
4.3.2.6 Stilistische Funktionen von Anglizismen
4.3.3 Statistische Grundlagen

5. QUALITATIVE ANALYSE
5.1 ENTLEHNUNGSART
5.1.1 Direkte Entlehnung
5.1.1.1 Fremdwort
5.1.1.2 Lehnwort
5.1.1.3 Exotismus
5.1.2 Mischkomposita
5.1.3 Indirekte Entlehnung
5.1.3.1 Scheinentlehnung/Pseudoanglizismus
5.1.3.1.1 lexikalische Scheinentlehnung
5.1.3.1.2 semantische Scheinentlehnung
5.1.3.2 Internationalismus
5.1.4 Neologismus
5.2 WORTBILDUNG
5.3 BEDEUTUNG
5.3.1 Anglizismen mit deutscher Entsprechung
5.3.2 Anglizismen ohne deutsche Entsprechung
5.3.3 Bedeutungsveränderung
5.3.3.1 Bedeutungserweiterung
5.3.3.2 Bedeutungsverengung
5.3.3.3 Bedeutungsverschiebung
5.3.3.4 Bedeutungsübertragung
5.4 INTEGRATION
5.4.1 Genus der substantivischen Anglizismen
5.4.1.1 nächst liegende deutsche lexikalische Entsprechung
5.4.1.2 morphologische Struktur
5.4.1.3 Analogiebildung
5.4.1.4 Sonstige Kriterien
5.4.2 Flexion substantivischer Anglizismen nach der Pluralform
5.4.3 Deklination substantivischer Anglizismen
5.4.4 Konjugation der verbalen Anglizismen
5.4.5 Flexion der adjektivischen Anglizismen
5.5 METAFUNKTIONEN
5.5.1 Ideational function
5.5.2 Interpersonal function
5.5.3 Textual function
5.6 STILISTISCHE FUNKTIONEN
5.6.1 Kolorit
5.6.1.1 Lokalkolorit
5.6.1.3 Sozialkolorit
5.6.2 Sprachliche Ausdruckskraft
5.6.2.1 Auffälligkeit
5.6.2.2 Bildhaftigkeit
5.6.2.3 Wortspiel
5.6.2.4 Ausdrucksverstärkung
5.6.2.4.1 Paraphrase
5.6.2.4.2 Emphase
5.6.2.5 Ausdrucksvariation
5.6.3 Sprachökonomie
5.6.3.1 Kürze
5.6.3.2 Präzision
5.6.4 Expressivität
5.6.4.1 Ton
5.6.4.2 Affekt
5.6.4.2.1 Aufwertung
5.6.4.2.2 Abwertung
5.6.4.2.3 Euphemismus
5.7 INFOTAINMENT
5.7.1 Information
5.7.2 Unterhaltung
5.8 BESONDERHEITEN
5.8.1 Code-switching
5.8.1.1 Intra-sentential Code-switching
5.8.1.2 Inter-sentential Code-switching
5.8.2 Aussprache
5.9 BEISPIELANALYE

6. QUANTITATIVE ANALYSE 104
6.1 ENTLEHNUNGSART
6.2 WORTBILDUNG
6.3 BEDEUTUNG
6.4 INTEGRATION VON ANGLIZISMEN
6.5 METAFUNKTIONEN VON SPRACHE
6.6 STILISTISCHE FUNKTIONEN VON ANGLIZISMEN
6.7 INFOTAINMENT
6.8 ABSOLUTE HÄUFIGKEITEN UND ANGLIZISMEN PRO SEKUNDE

7. ERGEBNISSE UND ZUSAMMENFASSUNG DER QUALITATIVEN UND QUANTITATIVEN ANALYSE

8. REZEPTION VON ANGLIZISMEN: EIN FRAGEBOGEN
8.1 Vorausgehende Fragestellung
8.2 Form des Fragebogens
8.2.1 Formulierung der Fragen und Antwortalternativen
8.2.2 Begleitschreiben
8.3 Inhalt des Fragebogens
8.3.1 Auswahl der Anglizismen für den Fragebogen
8.3.2 Thematische Bereiche
8.3.2.1 Fragen zur Denotation
8.3.2.2 Fragen zur Konnotation
8.3.2.3 Fragen zur Einstellung
8.4 Durchführung: Anzahl der Befragten und Rücklauf
8.5 Auswertung der Fragebögen
8.5.1 Auswertungskriterien
8.5.2 Soziodemographische Daten
8.5.2.1 Verteilung nach Altersgruppen
8.5.2.2 Verteilung nach Geschlecht
8.5.2.3 Verteilung nach dem Schulabschluss und der Berufswahl
8.5.2.4 Verteilung nach Englischkenntnissen
8.5.2.5 Verteilung der Hörergewohnheiten
8.5.3 Einstellung zu Anglizismen
8.5.4 Fragen zur Denotation
8.5.5 Fragen zur Konnotation
8.6 Fazit der Befragung

9. SCHLUSSFOLGERUNGEN UND AUSBLICK BIBLIOGRAFIE

Wörterbücher und Nachschlagewerke

Monografien und Aufsätze

Internetquellen

ANHANG

Anhang 1

Anhang 2

Anhang 3

Anhang 4

Vorwort

Diese wissenschaftliche Hausarbeit stellte für mich eine Herausforderung dar, da es die erste Arbeit war, die ich in solch einem großen Umfang verfasst habe. Aufgrund dessen war es mir wichtig ein für mich anspruchsvolles, interessantes und greifbares Thema zu wählen.

Der stetige Einfluss der englischen Sprache auf die deutsche hat viele Wissenschaftler zu Auseinandersetzungen mit dem Thema auf unterschiedlichen Gebieten bewegt und scheint darin immer noch nicht erschöpft zu sein. Daher habe auch ich mich diesem Thema angenommen. Des Weiteren konnte mir dadurch eine Verknüpfung meiner beiden Fächer Deutsch und Englisch vor dem Hintergrund meines Lehramtsstudiums gelingen. Mein Ziel war es allerdings mich weniger an der Schriftsprache zu orientieren, als vielmehr die gesprochene Sprache zu fokussieren. Am liebsten wäre mir die Untersuchung von Alltagsgesprächen gewesen, welche sich allerdings nur schwer aufzeichnen lassen, ohne darüber hinaus die Repräsentativität solch einer Studie einzuschränken. Aus diesem Grund habe ich mich für die Radiosprache entschieden, weil sie für mich eine an der Alltagssprache orientierte Sprachform darstellt und sich diese durch Audioaufnahmen abrufbar machen lässt.

Frau Prof. Dr. Bergien und Frau Dr. Ebeling möchte ich dafür danken, dass sie mir während meiner Arbeit mit Rat und Tat zur Seite standen. Des Weiteren danke ich allen an meinem Fragebogen teilgenommenen Personen, die die Vollendung dieses Projekts ermöglicht haben.

Magdeburg, im Januar 2009 Sabrina Zabel

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Entlehnungsterminologie nach Werner Betz

Abbildung 2 Entlehnungsterminologie nach Wenliang Yang

Abbildung 3 Entlehnungsterminologie für die empirische Untersuchung

Abbildung 4 Stilistische Funktionen von Anglizismen nach Jürgen Pfitzner

Abbildung 5 Verteilung der Entlehnungsarten

Abbildung 6 Verteilung der Simplizia und Komposita

Abbildung 7 Verteilung der Komposita aus englischen Bestandteilen und der

Mischkomposita 105
Abbildung 8 Verteilung der Komposita mit deutscher und Komposita mit englischer

Komponente als Grundwort 105
Abbildung 9 Gegenüberstellung von Anglizismen mit und ohne deutsche

Entsprechung

Abbildung 10 Verteilung der Bedeutungsveränderungen

Abbildung 11 Verteilung der Wortarten

Abbildung 12 Verteilung des Genus substantivischer Anglizismen

Abbildung 13 Verteilung der Metafunktionen

Abbildung 14 Verteilung der stilistischen Funktionen

Abbildung 15 Verteilung des Infotainmentkonzepts

Abbildung 16 Verteilung der Anglizismen in den einzelnen Sendungen

Abbildung 17 Verteilung nach Altersgruppen

Abbildung 18 Verteilung nach Geschlecht

Abbildung 19 Verteilung nach Schulbildung

Abbildung 20 Verteilung nach Berufswahl

Abbildung 21 Verteilung nach gehörten Radiosendern

Abbildung 22 Verteilung nach Tageszeit

Abbildung 23 Verteilung nach Hörerinteresse

Abbildung 24 Häufigkeit der Anglizismenverwendung

Abbildung 25 Verteilung nach Gründen für die Anglizismenverwendung

Abbildung 26 Antwortverteilung zu „Hot Button“

Abbildung 27 Antwortverteilung zu „Overall“

Abbildung 28 Antwortverteilung zu „Headliner“

Abbildung 29 Antwortverteilung zu „Kickboard“

Abbildung 30 Antwortverteilung zum Unterschied zwischen „Outfit“ und „Kleidung“

Abbildung 31 Antwortverteilung zu „shmoove“

Abbildung 32 Antwortverteilung zu „ausgeflippt“

Abbildung 33 Antwortverteilung zu „aufhotten“

Abbildung 34 Antwortverteilung zu „Rowdy“

Abbildung 35 Antwortverteilung zur Gegenüberstellung von „Highlight“ und „Höhepunkt“

Abbildung 36 Antwortverteilung zur Gegenüberstellung von „Höhepunkt“ und „Glanzpunkt“

Abbildung 37 Antwortverteilung zur Gegenüberstellung von „Single“ und „Eintitelschallplatte“

Abbildung 38 Antwortverteilung zu „trashig“

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Aufnahmezeitraum und Moderatoren

Tabelle 2 Gegenüberstellung der deutschen und englischen Aussprache von „Klub“

Tabelle 3 Internationalismus: Vision

Tabelle 4 Internationalismus: Desaster

Tabelle 5 Neologismen und deren Aussprache

Tabelle 6 Gegenüberstellung von Simplizia und Komposita

Tabelle 7 Gegenüberstellung von englischen Komposita und Mischkomposita

Tabelle 8 Gegenüberstellung von Komposita mit deutscher und mit englischerKomponente als Grundwort

Tabelle 9 Anglizismen mit ihren nächst liegenden deutschen lexikalischen Entsprechungen

Tabelle 10 Morphologische Struktur von Anglizismen

Tabelle 11 Deklination substantivischer Anglizismen

Tabelle 12 Konjugation verbaler Anglizismen

Tabelle 13 Flexion adjektivischer Anglizismen

Tabelle 14 Anglizismen und ihre deutschen Entsprechungen oder Paraphrasen

Tabelle 15 Verteilung nach Types und Tokens

Tabelle 16 absolute Häufigkeiten und Anglizismen pro Sekunde

Tabelle 17 Themenübersicht der Freitags- und Samstagssendung

Tabelle 18 Verwendungshäufigkeit der am meisten verwendeten Anglizismen

Tabelle 19 Englischkenntnisse nach Altersgruppen

Tabelle 20 Verteilung der Probandenantworten zum Anglizismus „Stisard“

Tabelle 21 Verteilung der Genuszuordnung durch die Probanden

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

„The homepage to be is sputnik.de”. (V)

Unser Tag beginnt, in dem wir eine Runde joggen1, zu unserem Frühstück den Computer einschalten und mit unseren Freunden chatten, nebenbei Radio hören und uns von den neuesten News berieseln lassen. Oder wir stellen den Fernseher an und zappen uns durch das Programm bis wir bei unserer Lieblings- Talkshow angekommen sind. In den seltensten Fällen wälzen wir noch die Fachlexika, wo wir doch schneller und mindestens genauso gut im Internet surfen und unser Nichtwissen mit Hilfe von Google auffrischen können. Mit unseren Freunden gehen wir shoppen und kaufen nicht mehr nur Klamotten; oder wir nutzen den einfachen Weg einer Online -Bestellung. Sollten wir etwas in unserem Geschmack gefunden haben, bezeichnen wir es nicht als toll, sondern als cool.

Der Großteil dieser Anglizismen ist den meisten Deutschen bekannt und selbst im Alltag gebräuchlich. Dennoch verzeichnet der deutsche Wortschatz immer mehr Anglizismen, die, weil sie zum Teil sehr neue englische Ausdrücke darstellen, bei vielen Sprachteilhabern unverständlich bleiben.

Mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts steigt die Übernahme englischer Begriffe in die deutsche Sprache. Die anfängliche Demokratisierung und die industrielle Revolution mit ihren wissenschaftlichen und technischen Neuerungen führt zur Übernahme neuer mit der Entwicklung verbundener Termini, die als Lehnwörter in den deutschen Sprachgebrauch integriert werden. Mit der von England abgelösten neuen Weltmacht Amerika findet die Rezeption englischer Wörter besonders nach dem Zweiten Weltkrieg ihren Fortgang. Einen grundlegenden Einfluss der englischen Sprache auf die Deutsche, der sich vor allem im 21. Jahrhundert beobachten lässt, haben die Werbeindustrie und speziell die Massenmedien, die Englisch heute als Sprache der Globalisierung vor dem Hintergrund der internationalen Kommunikation erscheinen lassen.

Im Bereich der Schriftsprache, vor allem der Pressesprache, wurde in den letzten Jahren eine Vielzahl von Untersuchungen im Hinblick auf den Gebrauch, die Rezeption und Bewertung von Anglizismen durchgeführt. Tatsächlich wird dem Pressedeutsch besondere Aufmerksamkeit geschenkt, und DER SPIEGEL schon von Broder Carstensen

(1975) als „das Haupt-Einfallstor für Amerikanismen in die deutsche Sprache“ betitelt (S. 14).

„[Denn] ihr Einfluß [sic] ist ungleich größer, nicht nur weil sie quantitativ mehr Sprachstoff an ihr ‚Publikum’ heranträgt als jene neuere Einrichtungen, sondern auch, weil das gedruckte Wort beständiger ist als das flüchtig gesprochene, und weil sich uns Heutigen im Zeitalter einer immer noch überwiegend schriftlich-optisch übermittelten Kultur zumeist visuelle Eindrücke leichter einprägen als akustische.“ (Moser, 1959, S. 446f.)

An Fremdwörtern, „die aus dem echten Bedürfnis übernommen werden, eine Lücke im Wortschatz auszufüllen, kann man einen allmählichen Eindeutschungsprozeß [sic] beobachten“ (Duckworth, 1979, S. 225), wohingegen Fremdwörter, die gerade wegen ihrer Fremdartigkeit übernommen werden, Modewörter sind.

Neben den Arbeiten, die sich vorrangig auf das Schriftsprachliche beziehen, lassen sich dennoch Schriften zu Anglizismen in anderen Kommunikations- und Lebensbereichen verzeichnen: im Fernsehen2, in der Werbung3 und in anderen Wortschatzgebieten. Arbeiten also, die sich neben der Schriftsprache auch zunehmend an der gesprochenen Sprache orientieren.

Bei meiner Recherche bin ich jedoch auf keine Beiträge zum Gebrauch und Verständnis von Anglizismen speziell in der Radiosprache, folglich der Sprachverwendung durch Moderatoren in ihren Sendungen, aufmerksam geworden. Dennoch halte ich wissenschaftliche Untersuchungen zur Verwendung und Rezeption von Anglizismen in der deutschen Gegenwartssprache im Rundfunk für bedeutsam, da sie zur Erforschung einer dem Alltag angelehnten Sprache beitragen.

In den bisherigen Arbeiten zur Verwendung von Anglizismen wurden die Daten größtenteils einseitig erhoben, da die Analyse auf die Senderseite beschränkt geblieben ist, obwohl der Rezipient Teil der Kommunikation ist. Sicherlich ist die Datenerhebung bei einem schriftlichen Medium einfacher als bei einem mündlichen, weil das dazugehörige Schriftbild vorhanden ist: Schriftsprachliches Material lässt sich eher abrufen und auch nach Jahren mit Hilfe von Internetzeitschriften oder Archiven nutzbar machen. Dagegen ist die gesprochene Sprache nur durch eigene Mitschnitte oder Aufnahmen greifbar. Die Frage wäre also, inwieweit der Hörer in Bezug auf das Medium Radio in der Lage ist, das gesprochene Wort nicht nur zu hören, sondern auch zu verstehen um es gegebenenfalls selbst in Unterhaltungen nutzen und eine erfolgreiche Kommunikation gewährleisten zu können. Aus diesem Grund ist es das Ziel dieser wissenschaftlichen Hausarbeit, den Gebrauch und das Verständnis von Anglizismen bezüglich der gesprochenen Sprache im Rundfunk zu untersuchen.

Statistiken der GEMA verzeichnen, dass im Durchschnitt über die Hälfte aller in deutschen Rundfunkanstalten gesendeten Musiktitel in der englischen Sprache komponiert sind. Es liegt dementsprechend nahe, dass sich diese vorherrschende Englischsprachigkeit auch in den entsprechenden Rundfunksprecherbeiträgen widerspiegelt – eine Aufnahme und Verwendung von Anglizismen begünstigt (vgl. Schmitz, 2001, S. 58).

Demzufolge ist es untersuchenswert, welcher Arten und Formen von Anglizismen sich die Radiosprache bedient, welchen Zweck sie erfüllen und, ob die Hörer das flüchtige und weniger einprägsame Wort verstehen: D.h. mit einer allen Sprachteilhabern gemeinsamen Grundbedeutung versehen, um im Falle einer Kommunikation Missverständnisse zu vermeiden.

Das der wissenschaftlichen Hausarbeit zugrunde liegende Korpus besteht aus 30 SPUTNIK Dein Morgen Sendungen, wobei eine Woche willkürlich für die detailgetreue Untersuchung herausgegriffen wurde. Die Auswahl des Senders gründet auf meinem eigenen Interesse und der Möglichkeit einer Kooperation mit dem Sender SPUTNIK. Die Wahl der Morning-Show ist auf die Annahme, dass die meisten Sprachteilnehmer morgens Radio hören, zurückzuführen.

Dem ersten Teil der empirischen Untersuchung gehen die sprachwissenschaftlichen Untersuchungen im zweiten Kapitel voraus. In diesem werden unter anderem unterschiedliche Arten und Formen von Anglizismen skizziert und die für die Analyse notwendigen Kriterien theoretisch aufgearbeitet. Da sich die vorliegende Arbeit als eine medienlinguistische Arbeit definiert, wird anschließend im dritten Kapitel das für das Korpus erforderliche Medium Radio vorgestellt und Merkmale der Radiosprache, sowie des Magazins als Sendungstyp beleuchtet. Anschließend wird im vierten Kapitel das Korpus näher erläutert und die aus den medienlinguistischen Grundlagen erstellten Untersuchungskriterien für die Analyse der Anglizismen bekundet.

Die aufgezeichneten Sequenzen sollen im fünften Kapitel qualitativ aufgearbeitet werden, die darin vorkommenden Anglizismen klassifiziert und im Hinblick auf deren Gebrauch und Verständnis in der entsprechenden Kommunikationssituation beschrieben werden. Der qualitativen Analyse der Radiosendungen soll im sechsten Kapitel die quantitative Analyse folgen: Hierbei soll ausgezählt werden, welchen prozentualen Anteil Anglizismen in einer Sendung und im gesamten Zeitraum der Untersuchung einnehmen, ob diese themenbedingt vorkommen und, ob sich Besonderheiten im Hinblick auf ihre Verwendung widerspiegeln. Alle in der qualitativen und quantitativen Analyse gewonnenen Ergebnisse werden im siebenten Kapitel zusammengefasst und im achten Kapitel beispielhaft in Form von im Korpus vorkommenden Anglizismen in einem Fragebogen zusammengestellt. Dabei steht die Wortbedeutung im Mittelpunkt des zweiten Teils der empirischen Untersuchung. Es soll herausgestellt werden, ob die Befragten die angegebenen Anglizismen mit einer den meisten Sprachteilhabern gleichen Grundbedeutung versehen; also, ob sich eine kollektive Grundbedeutung feststellen lässt, durch die eine erfolgreiche Kommunikation gewährleistet werden kann. Dabei sollen auch die Nebenvorstellungen bzw. Assoziationen der Befragten eine Rolle spielen, die die inhaltliche Bedeutung eines Wortes mitbestimmen. Zudem sollen die Anglizismen mit ihren deutschen lexikalischen Entsprechungen verglichen werden und ihre Bewertung durch die Probanden erhalten. Die Ergebnisse der Befragung können dann nicht nur mit den Ergebnissen der qualitativen und quantitativen Analyse in Beziehung gesetzt werden, sondern besonders Aufschluss darüber geben, ob die dem Fragebogen zugrunde liegenden Anglizismen als ihrer Form und Bedeutung nach in die deutsche Sprache integriert gelten können. Es finden zwar viele englischsprachige Ausdrücke Eingang in den deutschen Sprachgebrauch, allerdings ist es ebenso fragenswert, wie lange diese dort verweilen, ob diese tatsächlich eine Lücke im Wortschatz füllen oder als Modewörter, vielleicht zudem in auffälliger Schriftweise und Aussprache, nur für kurze Zeit in der deutschen Sprache verharren. Denn wie Alexander Onysko festhält, „while all borrowings qualify as anglicisms, not all anglicisms are in fact the result of a borrowing process“ (Onysko, 2007, S. 11).

- Theoretische Grundlagen –

2. Der Anglizismus: Eine sprachwissenschaftliche Betrachtung

2.1 Der Anglizismus im Kontext von Entlehnungen

Rudolf Muhr (2004) definiert Anglizismen als „Kontaktphänomene“, die aus dem Kontakt zweier oder mehrerer Sprachen und Kulturen resultieren (vgl. Muhr, S. 11; Hervorh. i. O.).

Seit längerer Zeit versuchen Linguisten die Herkunft englischer Lexeme und Lexemverbindungen zu bestimmen, stoßen jedoch auf Schwierigkeiten den eindeutigen britischen vom amerikanischen Ursprung zu unterscheiden. Festhalten lässt sich, dass bis zum Zweiten Weltkrieg vorwiegend Übernahmen aus dem Britischen Englisch Eingang in den deutschen Wortschatz finden. Obwohl sich der Einfluss des Englischen bereits zur Zeit der bürgerlichen Englischen Revolution von 1640-1649 im Handels- und Manufakturwesen, der Philosophie und Literatur ersichtlich ist, kann man erst im 18. Jahrhundert von einem engeren Kontakt sprechen, in dem die deutschen Städte Hamburg – als englische Handelskolonie – und Zürich, Leipzig und Göttingen als die wichtigsten Übersetzungsorte für die Schriften von beispielsweise Shaftesbury, Milton, Smith und Fielding eine Schlüsselstellung im Bereich der Literatur einnehmen (vgl. von Polenz, 1994, S. 101-103).4 Danach folgen durch die wirtschaftliche und politische Vormachtstellung Amerikas und die Orientierung der Deutschen am amerikanischen Lebensstil zunehmend Entlehnungen aus dem Amerikanischen Englisch.

Die nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland stationierten englischen und amerikanischen Besatzungstruppen tragen dazu bei, dass englisch-deutsche Sprachkontakte in der Folgezeit ständige Zunahmen finden (vgl. von Polenz, 1999, S. 401) und sich die Vorbildfunktion Amerikas bis heute in den Bereichen Kultur, Industrie, Technik und Wissenschaft in der deutschen Sprachgemeinschaft abzeichnet.5 Des Weiteren gibt es viele Wörter, die zwar zum englischen und amerikanischen Lehngut gehören, aber aus nicht englischen Sprachen – insbesondere Latein6 und Griechisch - stammen und in andere Sprachen übermittelt werden (vgl. Gester, 2001, S. 40).

Linguisten können daher nur durch die Erforschung der Entwicklung der deutschen Sprache auf diachroner Ebene eine englische oder anderssprachige Herkunft ausfindig machen; eine eindeutige Feststellung des britischen oder amerikanischen Ursprungs bleibt heute noch problematisch.

Aus diesem Grund verwendet Martin Lehnert (1990) beispielsweise den Begriff „Anglo-Amerikanismus“7 (S. 9) im Falle der nicht eindeutig feststellbaren amerikanischen oder britischen Herkunft des entlehnten Ausdrucks. Broder Carstensen (1987) fasst alle aus den englischen Sprachgebieten stammenden Lexeme und Lexemverbindungen – Britizismen, Amerikanismen, Kanadismen etc. - unter dem Oberbegriff „Anglizismus“ zusammen. Diesen unterscheidet er weiterhin in evidente und latente Anglizismen. Evidente Anglizismen definiert er als leicht in ihrer Form erkennbare englischsprachige Ausdrücke, wie es bei „Midlife Crisis“ der Fall wäre, und latente Anglizismen erklärt er als verborgene Anglizismen, die als solche nicht mehr erkennbar sind, aber inzwischen fest in die deutsche Sprache integriert sind. „Muttertag“ nennt er als Beispiel für einen latenten Anglizismus (vgl. S. 94; Hervorh. i. O.).

2.1.1 Sprachkontakt als Grundlage für Entlehnungsprozesse

Sprachkontakt und Sprachwandel konstituieren die Geschichte jeder Sprache. Sprachkontakt bildet die Grundlage für jede Art von Entlehnung, den „Vorgang und [das] Ergebnis der Übernahme eines sprachlichen Ausdrucks aus einer Fremdsprache in die Muttersprache“ (Bussmann, 1990, S. 213). Horst Haider Munske (1973) unterscheidet zwischen dem interlingualen und innersprachlichen - die Dialekte und Umgangssprache betreffenden - Sprachkontakt, die beide gleichermaßen „als eine wesentliche Regenerationsform von Sprache anzusehen“ (S. 490) sind. Hadumod Bussmann (1996) definiert den Begriff des Sprachkontakts als „situation in which two or more languages coexist within one state and where the speakers use these different languages alternately in specific situations. [...] Such linguistic contacts can have a political, historical, geographic, or cultural-historical basis“ (S. 260). Sprachkontakte auf der Basis von politischen Ereignissen, wie zum Beispiel Annektierungen oder Eroberungen, gehen immer mit der gewollten Durchsetzung der Sprache der dominierenden Sprachgemeinschaft einher, die die kontrollierende Autorität im Bereich der Politik, Verwaltung und Ökonomie des Landes darstellt.

In formellen Situationen und der öffentlichen Kommunikation setzt sich dabei die Sprache der Eroberer durch, wohingegen die einheimische Sprache bzw. Muttersprache der Minderheit auf den häuslichen Bereich beschränkt bleibt und so zum Bilingualismus oder Multilingualismus einer Sprachgemeinschaft führen kann. Die Diskrepanz zwischen der Autorität der dominierenden Sprechergemeinschaft und der benachteiligten Sprachminderheit ist gleichermaßen der Ausgangspunkt aufgrund von unterschiedlichen Werthaltungen, Einstellungen und Lebensstandards aufkommenden Sprachkonflikten, die nach Peter Hans Nelde (2002) nicht unbedingt immer als das System der Nationalsprache negativ beeinflussende Kriterien gelten können. Er sieht den Konflikt zweier Sprachen in der Hervorbringung von „new structures that are more advantageous than the foregoing ones“ (S. 330f.).

Margret Altleitner (2007) nennt diese Form des Sprachkontakts den Sprachkontakt kollektiver Art, weil er eine Sprachgemeinschaft betrifft, aber vom einzelnen Individuum ausgeht. Sie kennzeichnet zusätzlich einen Sprachkontakt beim isolierten Individuum, der sich speziell aus den persönlichen Lebensumständen eines einzelnen Sprechers ergibt, der zum Beispiel durch Auswanderung oder einen Auslandsaufenthalt mit der Sprache einer anderen Gemeinschaft in Berührung kommt (vgl. S. 22-23). Gleichermaßen kann sich der Sprachkontakt kollektiver Art in den Sprachgewohnheiten einer über die Sprachgrenze hinausgehenden ganzen Sprachgemeinschaft manifestieren und durch intensive kommunikative Interaktion beider Gemeinschaften einen Wandel der Sprache herbeiführen.

2.1.2 Interferenz, Code-switching und Entlehnung

Interferenz, Code-switching und Entlehnung resultieren im Allgemeinen aus der Kenntnis zweier Sprachen, die sich gegenseitig beeinflussen und zu einer Sprachmischung führen können.

In der Linguistik wird der Vorgang und das Ergebnis eines Sprachkontakts als Interferenz bezeichnet, die in zwei Richtungen verlaufen kann: die der Transferenz und der Integration. Transferenz kennzeichnet die Übertragung einer Erscheinung der Fremdsprache (interferierenden Sprache) in das System der Muttersprache (der interferierten Sprache), wohingegen Integration die Eingliederung einer Erscheinung der

Fremdsprache (interferierte Sprache) in das System der Muttersprache (interferierende Sprache) meint. Beide Interferenzerscheinungen können gemeinsam – die Integration folgt der Transferenz - oder unabhängig voneinander – die Integration erfolgt nachträglich - in Erscheinung treten. Horst Haider Munske (1973) bezeichnet dies als Regelfall: Transferenz ereignet sich dann durch wenige bilinguale Individuen, im Gegensatz zur Integration, die in einer monoglotten Sprachgemeinschaft zum Tragen kommt (vgl. S. 491f.). Dem ungeachtet ist unter Interferenz immer die Beeinflussung eines Sprachsystems durch ein anderes zu verstehen, welche gleichermaßen eine Normverletzung oder Abweichung, im Sinne der für die betreffende Empfängersprache sanktionierten grammatischen und lexikalischen Regeln, nach sich zieht und unterschiedliche Formen annehmen kann: phonemische, graphemische, grammatische, lexikalische und/oder semantische.

Die Einflussnahme einer Sprache auf eine andere kann sich neben dem Phänomen der Interferenz auch im Sprachwechsel (Code-switching) äußern, indem bilinguale Sprecher je nach Kommunikationssituation und Gesprächspartner alternierenden Gebrauch von zwei Sprachen – der Geber- und der Empfängersprache - machen. Dabei unterscheidet man zwischen dem Einschub einer kurzen fremdsprachlichen Äußerung („Tag-switches“)8:

„... zum Dank ließ der Interessent das Maklerteam vom deutschen Fernsehen ein:

Komm rein, ‚please’.“9,

einem Einschub in der Mitte des Satzes („Intra-sentential switches“):

Sie wünschte sich ‚the same procedure as every year’: Schatzsuche und Topfschlagen.“10,

oder einer Einfügung eines fremdsprachlichen Ausdrucks zwischen zwei Sätzen („Inter-sentential switches“):

Man begehrt die Begierde. ‚Desire is a fuzzy matrix.’ Soll heißen: Verlangen ist eine fusselige Substanz.“11

Im Idealfall gehen diese weder mit einer Normverletzung des Sprachsystems der Gebersprache, noch mit der der Empfängersprache einher (vgl. Appel/Muysken, 1987, S. 118). Code-switching erfordert eine bi- oder multilinguale Sprachkompetenz beim Individuum, wohingegen eine „multilingual competence is not a necessary precondition for the lexicalization of borrowings“ (Onysko, 2007, S. 80), denn Ersteres ist das Produkt zweier Grammatiken, im Gegensatz zur Entlehnung, die auf dem grammatischen System einer Sprache gründet (vgl. ebd. S. 36).

Unter Berücksichtigung der Begriffsbestimmung einer Entlehnung (vgl. Kap. 2.1.1) und den eben erläuterten Charakteristiken der Interferenz und des Code-switching, nimmt die Entlehnung eine Zwischenstellung ein. Code-switching betrifft entweder einzelne Lexeme oder Lexemverbindungen, sowie syntaktische Einheiten, wohingegen eine Entlehnung meist durch ein einzelnes Lexem, aber auch durch Lexemverbindungen realisiert wird. Code-switching meint das Umschalten von einer Sprache in die andere; gleichermaßen kann man die Entlehnung von einzelnen Lexemen als Umschalten begreifen, wenn diese in der korrekten Bedeutung der Gebersprache gebraucht werden und anschließend ein Zurückschalten in die Empfängersprache nach sich ziehen.

Es deutet sich an, dass die Abgrenzung zwischen Tag-switches und Entlehnungen Schwierigkeiten aufwerfen kann, da die Grenzen der beiden fließend sind. Das einzig unterscheidbare Merkmal ist die grammatische Struktur: Es handelt sich bei einem aus dem Englischen übernommenen Begriff, um eine Entlehnung, wenn dieser sich dem grammatischen System der Nehmersprache angeglichen hat. Bei Einzellexemen kann die grammatische Struktur zumeist als eindeutig englisch bestimmt werden, aber Wörterbücher geben beispielsweise Aufschluss darüber, dass sich das Wort seit längerer Zeit in den Sprachgebrauch der Nehmersprache manifestiert hat.

Findet eine Entlehnung unbeabsichtigt in einer übertragenen Bedeutung Eingang in den Wortschatz der Empfängersprache, so dass „eine Normabweichung vorliegt, nähert sich die Entlehnung der Interferenz“ (Altleitner, 2007, S. 95). Ebenso kann eine Interferenz zu einer Entlehnung werden, wenn sie in einer Sprachgemeinschaft ständig wiederholt wird und in das kollektive Sprachsystem integriert wird (vgl. ebd. S. 86-98).

2.1.3 Arten und Formen von Entlehnungen

Ausgehend von der Tatsache, dass die englische Sprache einen nachweisbaren Einfluss auf den deutschen Wortschatz hat, haben sich unterschiedliche Wissenschaftler der germanistischen und anglistischen Linguistik mit dem Untersuchungsgegenstand des Anglizismus im Speziellen beschäftigt. Sie haben sich mit der Terminologie fremden Lehngutes auseinandergesetzt und unterschiedliche Begriffe und Definitionen für deren Gliederung entworfen.

Werner Betz (1959) hat für den Lehnwortschatz zunächst die Unterteilung in Lehnwort und Lehnprägung getroffen. Dabei differenziert er das Lehnwort weiter in Fremdwort, welches die fremde Lautgestalt der Gebersprache beibehält („Palais“), und assimiliertes Lehnwort, das demzufolge der Empfängersprache lautlich angepasst wird („Bischof“). Wird ein fremdes Wort mit dem Material der eigenen Sprache nachgebildet, so spricht Werner Betz von einer Lehnprägung. Die Lehnprägung ist dann eine Lehnbedeutung, wenn die Bedeutung des Lehnwortes auf ein eigenes vorhandenes Wort übertragen wird („Gott nach christl.-lat. deus“). Im Gegensatz dazu spricht er von einer Lehnbildung, wenn das entlehnte Wort nachgebildet oder in eigener Lautgestalt neu gebildet wird („Gewissen nach lat. conscienta nach griech. syneid ē sis“). Werner Betz gliedert die Lehnbildung zusätzlich in Lehnformung und Lehnschöpfung. Handelt es sich um eine vom Vorbild formal unabhängige Neubildung, nennt er das Wort eine Lehnschöpfung („Sinnbild für Symbol“). Lehnt sich dagegen das neue Wort formal dem Vorbild an bezeichnet er es als Lehnformung („Jungfernrede nach engl. maiden speech“). Eine Lehnformung kann entweder als eine Glied-für-Glied-Übersetzung in den Wortschatz der Empfängersprache eingehen (Lehnübersetzung, beispielsweise „Jungfernrede nach maiden speech“) oder als freiere Teilübertragung (Lehnübertragung, zum Beispiel „Vaterland nach lat. patria“)12 (vgl. S. 127f.). Dem folgenden Schema kann die Veranschaulichung der theoretischen Grundlagen entnommen werden.13

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Abbildung 1 Entlehnungsterminologie nach Werner Betz

Broder Carstensens (1965) Schrift gilt als das Standardwerk der Anglizismenforschung, in welchem er durch die Untersuchung von westdeutschen Zeitungen und Zeitschriften vor allem einen lexikalischen Einfluss des Englischen ausfindig macht und die Entlehnungseinflüsse auf den Bereich der Syntax und Morphologie als Einzelerscheinungen herauskristallisiert. Ein besonderes Augenmerk legt er auf die Ausgaben der Zeitschrift DER SPIEGEL von 1961-1964 und erklärt die deutsche Presse zum Hauptvermittler bei der Übernahme und Verbreitung der Anglizismen (vgl. S. 22). Analog zu den Begriffen evidente und latente Anglizismen (vgl. Kap. 2.1) unterscheidet er in äußere und innere Einflüsse. Demnach zählt er zu den äußeren (evidenten) Einflüssen die Entlehnungsarten Fremdwort oder Lehnwort, Mischkompositum („Haarspray“)14, Scheinentlehnung („Nightlife“)15 und Lehnveränderung („aus englisch mixed pickles werden im Deutschen Mixpickles“), und zu den inneren Einflüssen die Lehnübertragung („Unterhaltungsgeschäft für Show-Business“), Lehnschöpfung („Waffenstrahl für laser“), Lehnübersetzung („Blutbank“ nach engl. „blood bank“), Lehnbedeutung („realisieren, ‚erkennen’ vorstellen nach to realize“), Lehnwendung („ein Erfolg sein nach to be a success“) und Lehnsyntax16 (vgl. Carstensen, 1979, S. 90-94; Hervorh. i. O.).

In seinem Anglizismen-Wörterbuch kommt Broder Carstensen (2001) zu der Schlussfolgerung, dass es nur drei Entlehnungsarten gibt: „aus engl. x“, „nach engl. x“ und „zu engl. x“. Als aus engl. x beschreibt er die ins Deutsche übernommenen englischen Sprachzeichen („Ketchup [...] „‚aus engl. ketchup’“), als nach engl. x die Wörter, die nach dem Vorbild des englischen Sprachzeichens, aber mit deutschem Sprachmaterial gebildet, ins Deutsche übernommen werden („Wolkenkratzer“ [...] ‚nach engl. skyscraper’“), und als zu engl. x die Wörter, die ein englisches Sprachzeichen als Ausgangspunkt haben, aber im Deutschen morphologisch verändert werden („Twen“ zu engl. „twenty“)(vgl. S. 58-62; Hervorh. i. O.).

Wie schon Broder Carstensen setzt sich Wenliang Yang (1990) in seiner Schrift mit der Pressesprache, insbesondere mit der des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL auseinander. Er untersucht 24 Ausgaben des SPIEGEL s - jeweils sechs aus den Jahren 1950, 1960, 1970 und 1980 - auf die Frequenz, Semantik, Wortbildung, Integration von Anglizismen und deren stilistische Funktionen. Insgesamt macht er eine ansteigende Verwendungshäufigkeit, vor allem in Bezug auf den Gebrauch von Mischkomposita, ausfindig und stellt fest, dass die Anglizismen häufig nur mit einem Teil ihrer Bedeutung übernommen werden, aber zunehmend in das deutsche Sprachsystem eingepasst werden. Wenliang Yang unterscheidet die lexikalische Entlehnungsart in das äußere und das innere Lehngut, wie die unten angegebene schematische Darstellung verdeutlicht.17 Dem äußeren Lehngut ordnet er direkte Entlehnungen, Mischkomposita und Scheinentlehnungen zu. Direkte Entlehnungen gliedert er in Fremdwort – ein aus der Fremdsprache übernommenes Wort, welches ohne lautliche, orthographische, morphologische und semantische Anpassung an die Empfängersprache gebraucht wird – und Lehnwort, welches sich der Empfängersprache lautlich und/oder morphologisch und/oder orthographisch angepasst hat. Im Gegensatz zu Werner Betz ordnet Wenliang Yang den direkten Entlehnungen zusätzlich den Begriff des fremden Wortes zu. Dazu zählt er Exotismen, fremde Wörter, „die Gegenstände, Einrichtungen, Erscheinungen, Personen oder Vorgänge bezeichnen, die innerhalb der deutschen Sprachgrenzen nicht vorkommen und deshalb die Bezeichnung behalten, die sie dort tragen, wo sie existieren“ (Heller, 1966, S. 47). Als

Scheinentlehnungen charakterisiert er „Lexeme und Lexemverbindungen, die in der deutschen Sprache mit den Sprachmitteln der Ursprungssprache gebildet und in der Herkunftssprache nicht bekannt sind [...]“ (Yang, 1990, S. 12). Diese Gruppe gliedert er weiter in Lehnveränderungen18 – Wörter, die morphologisch verändert in der deutschen Sprache vorkommen -, lexikalische Scheinentlehnungen – Wörter, die mit englischem Morphemmaterial gebildet sind, aber im englischen Sprachgebiet unbekannt sind - und semantische Scheinentlehnungen – Wörter, die originalgetreu übernommen werden, aber im Deutschen eine Bedeutungsveränderung erfahren haben. Als inneres Lehngut bezeichnet Wenliang Yang die Lexeme und Lexemverbindungen, die kein englisches Morphemmaterial besitzen und daher schwer erkennbar sind (vgl. ebd. S. 10-15).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2 Entlehnungsterminologie nach Wenliang Yang

2.2 Definition des Anglizismus-Begriffs und der verwendeten Entlehnungsarten für die vorliegende Arbeit

Für die vorliegende Untersuchung wird von einer Unterscheidung in Amerikanismus, Britizismus, Kanadismus und ähnlichem abgesehen und der Begriff Anglizismus zur Beschreibung aller Lexeme und Lexemverbindungen, die aus dem englischen Sprachmaterial gebildet und als solche erkennbar sind (äußeres Lehngut) (vgl. Kap. 2.1.3), verwendet. Dem inneren Lehngut wird aufgrund seiner aus deutschem Morphemmaterial gebildeten Entlehnungen und daher schwer ersichtlichen Entlehnungsart keine Beachtung geschenkt. In Anlehnung an Werner Betz (1959), Broder Carstensen (1975, 1993), Wenliang Yang (1990) und Margret Altleitner (2007) wird im Folgenden die für diese Untersuchung entworfene schematische Darstellung zur Entlehnungsterminologie erläutert.

Anglizismen des äußeren Lehnguts unterteile ich in direkte Entlehnungen, Mischkomposita und indirekte Entlehnungen. Direkte Entlehnungen sind Übernahmen aus der englischen Sprache, die aufgrund ihres englischen Morphemmaterials eindeutig als solche erkennbar sind. Direkte Entlehnungen können entweder Exotismen („High School“)19, Fremdwörter („fruit“)20 oder Lehnwörter darstellen (vgl. Kap. 2.1.3). Letztere können morphologisch, orthographisch und/oder phonologisch von Fremdwörtern unterschieden werden: Morphologisch, indem beispielsweise englische Verben die Infinitivendung –en oder die deutsche Personalendung erhalten („biken“) und an Adjektive die im Deutschen gängigen Flexionsendungen („clever“) angefügt werden. Substantivische Anglizismen erhalten in den meisten Fällen das Geschlecht der nächst liegenden lexikalischen Entsprechung: „In most cases, the noun is (usually quite unconsciously) given the gender of the German equivalent and/or a German word cognate with the English one“ (Clyne; zitiert nach Carstensen, 1980, S. 55). Broder Carstensen (1980) erwähnt das Prinzip der morphologischen Struktur als das zweite Kriterium für die Genuszuweisung eines Anglizismus. Dabei stellt er Anglizismen mit der Morphemendung – er, -ster und -or als vorrangige Maskulina heraus. Anglizismen, die auf –ment enden, sowie Anglizismen, die auf –ing enden und eine Handlung bezeichnen, die von einem Verb abgeleitet ist, sind Neutra. Feminina nennt er alle Anglizismen, die auf –ion, -ity (äquivalent der deutschen Morphemendung –ität) und –ness enden, wenn sie einen geistigen oder körperlichen Zustand beschreiben (vgl. S. 60-61). W. Schlick erwähnt zwei weitere – eine Analogie betreffende - Kriterien für die Genuszuweisung: Erstere ist die latente oder verborgene semantische Analogie, bei der sich das Genus eines Anglizismus nach seinem fehlenden letzten Glied richtet, zum Beispiel der Intercity(- zug). Zweiteres betitelt er als Gruppenanalogie: Dabei richtet sich das Geschlecht des Anglizismus nach seinem Oberbegriff im Wortfeld (Archilexem): Scotch, Whiskey und Cocktail würden demnach gemäß ihrem Archilexem „Alkohol“ männlich sein (vgl. Schlick; zitiert nach Yang, 1990, 154f.; Hervorh. i. O.). Die Integration von substantivischen Anglizismen lässt sich ebenfalls an deren Flexion messen: Sie werden nach dem deutschen Muster dekliniert und erhalten bezüglich ihrer Pluralbildung äquivalent zum Deutschen das Pluralmorphem –s oder deutsche Pluralallomorphe, wie beispielsweise in „Hostess“ – „Hostessen“ (Yang, 1990, S. 160; Hervorh. i. O.).

Orthographische Erkennungsmerkmale wären die Ersetzung des englischen „c“ und „ss“ durch die deutschen Buchstaben „k“ und „ß“. Da in der vorliegenden Arbeit allerdings die gesprochene Sprache Untersuchungsgegenstand ist, findet dieses Merkmal nur geringfügig Berücksichtigung; es wird lediglich der Vollständigkeit wegen erwähnt.21 Stimmt ein Anglizismus also im Wesentlichen mit den deutschen Ausspracheregeln überein, wird er als Lehnwort bezeichnet. Hieran wird deutlich, dass eine Abgrenzung zwischen Fremd-und Lehnwort schwer fallen kann, wenn die Merkmale nicht eindeutig erkennbar sind und, „[...] daß [sic] die Unterscheidung [...] dem Sprachgefühl überlassen bleibt [...]“ (Zindler; zitiert nach Yang, 1990, S. 12).

Anglizismen können als Mischkomposita/Hybridbildungen Eingang in den deutschen Wortschatz finden. Sie bestehen dann aus einem englischen und einem deutschen Morphem. Hierbei kann zwischen einem Kompositum, das nach englischem Vorbild gebildet wird und einem, das kein englisches Vorbild hat, unterschieden werden (vgl. Yang, 1990, S. 15). In der vorliegenden Arbeit werden generell nur die Komposita aufgenommen, die aus einem englischen und einem deutschen Morphem zusammengesetzt sind.22 Mischkomposita/Hybridbildungen sind keine Entlehnungen im eigentlichen Sinne, denn sie orientieren sich nur an einer Teilübersetzung. Alexander Onysko (2007) formuliert dazu: “The notion of hybridity [...] relates to derivational processes including affixation of borrowed bases and the formation of compounds of native and borrowed free morphemes“ (S. 55).

Kann ein Anglizismen eindeutig als keine direkte Entlehnung und kein Mischkompositum bestimmt werden, handelt es sich bei diesem um eine indirekte Entlehnung, zu der ich den Internationalismus und die Scheinentlehnung zähle. Internationalismen definiere ich als „Entlehnungen, die meist lateinischer oder griechischer Abstammung sind und in viele Sprachen der Welt in ähnlicher Form übernommen wurden [...]“(Altleitner, 2007, S. 31) („super“). Im Gegensatz dazu entstammen Scheinanglizismen bzw. Pseudoanglizismen der deutschen Sprache und können nicht als Entlehnung im Sinne einer lexikalischen Einheit definiert werden. Diese werden dennoch in die Entlehnungsterminologie aufgenommen, da sie sich englischer Sprachzeichen bedienen (vgl. Onysko, 2007, S. 55). Zudem unterscheide ich die Scheinentlehnungen/Pseudoanglizismen in lexikalische („Showmaster“ nach „quizmaster23 ) und semantische Scheinentlehnungen („Handy“) (vgl. Kap. 2.1.3).

In der deutschen Sprache vor kurzen aufgekommene Anglizismen können darüber hinaus als Neologismen bezeichnet werden. Diese sind Lexeme und Lexemverbindungen, die noch nicht in deren Ausdruck und Bedeutung in den deutschen Sprachgebrauch eingedrungen sind. Sie werden als neue sprachliche Ausdrücke bezeichnet, die sich aus bereits vorhandenen morphologischen Sprachmitteln zusammensetzen. Von einem kleinen Teil der Sprachgemeinschaft werden sie als bekannt empfunden, sind aber noch nicht im Duden, im Fremdwörterbuch oder Anglizismen-Wörterbuch verzeichnet (vgl. Bussmann, 1990, S. 520). Zum Beispiel war das Verb „simsen“, vom Substantiv „SMS“ abgeleitet, bis vor kurzem noch ein Neologismus, der sich nun, durch seinen Eintrag im Duden (DR 2006, S. 935), als in der Sprachgemeinschaft bekannt bezeichnen lassen kann. Generell können beispielsweise auch Scheinentlehnungen oder Fremdwörter als Neologismen bezeichnet werden, wenn sie in der Form noch nicht über längere Zeit im deutschen Sprachwortschatz bestehen. Im Folgenden definiere ich einen Neologismus als Wortneuschöpfung, der selbst anhand seines morphologischen Materials schwer als ein von der Ursprungssprache entstammendes Lexem erkannt werden kann und demzufolge keine eindeutige Einordnung in die Kategorien direkte Entlehnung, indirekte Entlehnung oder Mischkompositum zulässt. Die folgende Darstellung vereint die eben für die Analyse des Korpus erläuterten, wesentlichen Entlehnungsarten.

Äußeres Lehngut

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Abbildung 3 Entlehnungsterminologie für die empirische Untersuchung

2.3 Die Wortbedeutung im Kontext von Anglizismen

Die erste wissenschaftliche Arbeit zur Thematik der Anglizismen nach dem Zweiten Weltkrieg stellt die Dissertation von Horst Zindler (1959) dar, die sich einem Korpus aus Tages- und Wochenzeitschriften, sowie Illustrierten bedient. Er kommt zu dem Ergebnis, dass ein Drittel der Anglizismen nur mit einem Teil ihrer Bedeutung ins Deutsche übernommen werden (vgl. Zindler; zitiert nach Plümer, 2000, S. 11).

Karin und Wolfgang Viereck, sowie Ingrid Winter (1979) untersuchen jeweils zwei Ausgaben der Süddeutschen Zeitung, der Presse und der Kleinen Zeitung nach der Verwendung von Anglizismen und ermitteln die Auftretenshäufigkeit dieser in zuvor aufgestellten Rubriken (u.a. Weltpolitik, Wirtschaft und Finanzen). 32 der am häufigsten auftretenden Anglizismen werden 193 Testpersonen gereicht und auf deren Verständnis geprüft. Die Umfrage ergibt, dass viele der Probanden zwar die Wörter kennen bzw. vorher schon einmal gehört haben, sich aber in den meisten Fällen über deren Bedeutung nicht im Klaren sind. Nach Karin und Wolfgang Vierecks, und Ingrid Winters Analysen sei das vorrangig der Bildung des einzelnen Individuums geschuldet und Indiz für eine Belastung der Kommunikation, weniger für eine Bereicherung der Information (vgl. Viereck/Viereck/Winter, S. 314-319).

Hermann Fink (1995) hat sich in diesem Hinblick in mehreren Arbeiten zur Rezeption von Anglizismen geäußert. In den Freiberger Arbeitspapieren beschreibt er in einem Aufsatz, wie er 20 Teilnehmer eines Seminars in Form eines Fragebogens nach der denotativen und konnotativen Bedeutung der folgenden vier Anglizismen befragt: „Manager“, „Gangster“, „Hobby“, „Western“. Seine Umfrage stellt heraus, dass die lexikalische Bedeutung von Anglizismen keineswegs als statisch angesehen werden kann, sondern „daß [sic] vielmehr Assoziationen ein weites Feld vorbehalten ist.“ (Fink, S. 35).

Eine der neuesten Arbeiten, die sich mit dem Anglizismus in der deutschen Gegenwartssprache auseinandersetzt, ist die von Margret Altleitner (2007). Sie untersucht das Vorkommen und die Verwendungshäufigkeit von Anglizismen in der Presse, dem Fernsehen, dem Rundfunk,24 der Werbung, in Veranstaltungen und Ankündigungen, sowie in persönlichen Gesprächen und E-Mails. Einige der in der Untersuchung gewonnenen Anglizismen stellt sie in einem Fragebogen nach den Kriterien der Bedeutungsteile Denotation, Konnotation und Assoziation zusammen, um Unterschiede in der Wahrnehmung, dem Verständnis und der Verarbeitung fremdsprachlichen und deutschsprachigen Materials näher bestimmen zu können.

Um sich im Detail mit der Bedeutung der in der deutschen Sprache vorkommenden Anglizismen auseinandersetzen zu können, bedarf es der Beschäftigung mit der Wortbedeutung im Allgemeinen – der Semantik – der Erforschung der Bedeutung sprachlicher Zeichen. Zwei Sprachwissenschaftler, die sich eingehend mit der Semantik beschäftigt haben, sind Karl Otto Erdmann (1966) und Geoffrey Leech (1990). Karl Otto Erdmann geht von einer Dreiteilung der Wortbedeutung aus. Er nennt zunächst den begrifflichen Inhalt eines Wortes, welcher bei Geoffrey Leech die Bezeichnung „conceptual (denotative or cognitive) meaning“ trägt – also den Kern der Bedeutung eines Wortes, mit dem alle Teilnehmer einer Sprachgemeinschaft vertraut sind, weil er eine gewisse Allgemeingültigkeit widerspiegelt.

Als zweites Bedeutungselement nennt Karl Otto Erdmann den Nebensinn, alle Begleit- und Nebenvorstellungen, die ein Wort in einer Person auslöst. Als dritte Konstituente der Bedeutung eines Wortes führt er den Gefühlswert oder Stimmungsgehalt an – „alle reaktiven Gefühle und Stimmungen“ (Erdmann, 1966, S. 107), die ein Wort bei einer Person erzeugen kann. Geoffrey Leech differenziert im Gegensatz zur Dreiteilung Karl Otto Erdmanns neben seiner conceptual meaning weiter in “connotative meaning”: „the communicative value an expression has by virtue of what it refers to, over and above its conceptual content [...], but is relatively unstable [because it varies] according to culture, historical period, and the experience of the individual “ (Leech, 1990, S. 13f.; Hervorh. i. O.). Bezogen auf die Situation, in der ein Wort geäußert wird, unterscheidet er die „social“ und „affective meaning“: Die social meaning gibt Hinweise über die soziale Umgebung, in welcher das Wort gebraucht wird; beispielsweise gibt es Aufschluss über den Dialekt oder den Sprachstil des Sprechers. Die affective meaning reflektiert die persönlichen Gefühle eines Sprechers gegenüber seinem Gesprächpartner und der Sache, über die gesprochen wird (vgl. ebd. S. 14f.). Weiterhin macht Geoffrey Leech die Unterscheidung zwischen der „reflected“ und der „collocative meaning“: „Reflected meaning is the meaning which arises in cases of multiple conceptual meaning, when one sense of a word forms part of our response to another sense“ (ebd. S. 16), wohingegen er als collocative meaning alle Assoziationen, die ein Wort in Verbindung mit der Bedeutung anderer Wörter in dessen Wortumfeld eingeht, definiert. Collocative, reflected, affective und social meaning fasst er abschließend unter dem Begriff der „associative meaning“ zusammen, da diese mehr mit der connotative meaning als mit der conceptual meaning gemeinsam haben, weil sie je nach Erfahrungshorizont des Individuums variieren können (vgl. ebd. S. 18f.).

Als letztes Bedeutungselement erwähnt er die „thematic meaning“ – die Bedeutung eines Wortes anhand der Art und Weise wie die Aussage eines Sprechers strukturiert und betont ist (vgl. ebd. S. 19).

Ersichtlich wird, dass sich die Bedeutung eines Wortes aus verschiedenen Wortbedeutungselementen, wie an den Theorien von Geoffrey Leech und Karl Otto Erdmann erläutert, zusammensetzt. Die Worte bzw. Aussagen werden von einem Sprecher in einem bestimmten Kontext getätigt, aber von den Kommunikationspartnern durch individuelle Nebenvorstellungen im Kontext unterschiedlich verstanden und gedeutet. Bilden Anglizismen einen Teil der Aussagen des Sprechenden und geht man davon aus, dass nicht alle Anglizismen gleichermaßen in den deutschen Wortschatz integriert sind und demzufolge nicht von allen Sprachteilhabern als bekannt vorausgesetzt werden können, müssten sich Unterschiede im Verständnis, also auch Unklarheiten über die Wortbedeutung, bei unterschiedlichen Kommunikationsteilnehmern verzeichnen lassen. Eine Befragung kann zur Analyse dieser Hypothese beitragen, wie sie auch in Form eines Fragebogens Teil dieser wissenschaftlichen Hausarbeit sein soll (vgl. Kap. 8.).

Gemäß den erläuterten Wortbedeutungselementen soll das Hauptaugenmerk auf der Denotation und der Konnotation eines Anglizismus liegen. Als Denotation definiere ich den begrifflichen Inhalt – den Bedeutungskern – eines Wortes bzw. auch eine allen Sprachteilhabern bekannte Grundbedeutung. Richtlinie dafür sind die in der Bibliografie verzeichneten Wörterbücher. Da die Abgrenzung zwischen Konnotation und Assoziation nicht eindeutig ist bzw. die Grenzen der beiden fließend sind, weil unter einer Konnotation auch gleichermaßen das verstanden wird, was ein Sprachteilnehmer mit dem geäußerten Wort assoziiert, werden Konnotation und Assoziation nicht getrennt voneinander aufgeführt. Unter Konnotationen fasse ich alle Nebenvorstellungen zusammen, die ein Sprachteilhaber außerhalb der denotativen Bedeutung eines Wortes mit dem Gegenstand verbindet: darunter fallen beispielsweise Stilkennzeichnungen (zum Beispiel vulgär und salopp), Varietäten (beispielsweise fachsprachlich und gruppensprachlich) und Bewertungen (positiv, negativ und neutral) (vgl. Yang, 1990, S. 45).

Wenliang Yang erwähnt neben der Denotation und Konnotation eines Wortes den Begriff der deutschen Entsprechung.25 Er stellt heraus, dass zwischen den Anglizismen auf der einen Seite und ihren deutschen Entsprechungen konnotative Unterschiede bestehen: Sie können zwar im Kern (denotativ) dasselbe bezeichnen, aber von den Individuen mit verschiedenen Konnotationen verbunden werden (vgl. ebd. S. 49).26 Demzufolge kann die Denotation eines Anglizismus nicht mit dessen deutscher Entsprechung gleichgesetzt werden: Sie sind vielleicht bedeutungsähnlich, in den wenigsten Fällen sind beide allerdings bedeutungsgleich – verzeichnen also denselben denotativen Inhalt.27

Folglich soll im Kontext der Untersuchung zunächst herausgestellt werden, ob ein Anglizismus eine deutsche Entsprechung – eine Übersetzung - besitzt und inwieweit diese mit der herkömmlichen (denotativen) Bedeutung im englischen Sprachraum verglichen werden kann. Den Anglizismen mit einer deutschen Entsprechung sollen die Anglizismen ohne deutsche Entsprechung gegenüber gestellt werden.28

Neben den Anglizismen, die entweder eine deutsche Entsprechung oder keine deutsche Entsprechung besitzen, finden sich semantische Scheinentlehnungen: Anglizismen, die „in [ihrer] Originalform mit [ihrem] vollen Bedeutungsumfang (selten) oder mit einem Teil [ihrer] Bedeutungen (häufig) in Deutsche entlehnt [werden], hier aber eine Bedeutung (häufig) oder mehrere Bedeutungen (selten) hinzufüg[en], die das Wort in der donor language Englisch nicht hat“ (Carstensen, 1980, S. 78; Hervorh. i. O.). Anglizismen dieser Art haben eine Bedeutungsveränderung im Sinne einer Erweiterung, Verengung oder Verschiebung erfahren.29 Von einer Bedeutungserweiterung spricht man, wenn sich die Teilbedeutungen, „die die Anglizismen in ihrer Herkunftssprache nicht kennen“ (Yang, 1990, S. 94), vermehrt hat oder sich die Teilbedeutung im Sinne einer Erweiterung verändert hat. Die Bedeutungsverengung meint die Einschränkung des ursprünglichen Bedeutungsumfanges in der Herkunftssprache eines Anglizismus gegenüber dessen Gebrauch in der recipient language. Die Bedeutungsverschiebung bezieht sich auf die Anglizismen, die im Deutschen eine andere Bedeutung tragen als in ihrem Herkunftsland (vgl. ebd. S. 102, 108).

2.4 Funktionen von Sprache nach Halliday

M. A. K. Halliday (1976) bezeichnet Sprache als soziale Aktivität, weil „it has developed [...] both in the functions it serves, and in the structures which express these functions, in response to the demands made by society and as a reflection of these demands” (Kress, S. xx). Die funktionale Theorie einer Sprache kennzeichnet er als Theorie von der Bedeutung, und nicht nur als eine, die die Wörter oder andere, beispielsweise grammatische, Konstruktionen zum Inhalt hat (vgl. Halliday, 1973, S. 110). Er meint die Sprache als Ganzes, die im Leben des Individuums eine große Rolle spielt und die vom Rezipienten, sei es Schreiber oder Sprecher, abhängig von den jeweiligen Kontexten und Situationen gezielt eingesetzt werden kann, und unter anderem auch Sprachvarietäten erkennen lässt:

„At every point the speaker is selecting among a range of possibilities that differ in meaning; and if we attempt to separate meaning from choice we are turning a valuable distinction (between linguistic functions) into an arbitrary dichotomy (between ‚meaningful’ and ‚meaningless choices’)“ (1973, S. 111).

Die Funktion von Sprache sei ebenso eine soziale, indes sie sich aus einem Verhaltenspotential und einem Bedeutungspotential zusammensetzt: Bedeutung ist eine Form des Verhaltens, es ist die sprachliche Realisierung des Verhaltens des Sprachteilnehmers. M.A.K. Halliday (1973) versteht Sprache als eine Form von möglichen Verhaltensweisen, die sich auf der grammatischen, phonologischen und besonders der semantischen Ebene bewegen, „sets of alternative meanings which collectively account for the total meaning potential” (S. 55), und welche ein Sprecher entsprechend seiner Kommunikationssituation und seinem –partner einsetzt.

Die Sprache kann demzufolge verschiedene Funktionen erfüllen, da sie Bedeutungen unterschiedlicher Art durch den Gebrauch ihrer Grammatik realisiert, welche M.A.K. Halliday (2004) auch unter dem Begriff der Metafunktionen zusammenfasst: „ideational function“, die „interpersonal function“ und die „textual function“ „[which] run throughout the whole of language, and in a fundamental respect [...] determine the way that language has evolved“ (Halliday, S. 60).

Entsprechend seiner entworfenen Funktionen der Sprache auf funktionaler Ebene, ergeben sich die folgenden Definitionen:

Die ideational function beinhaltet, dass der Sprecher/Schreiber durch die Sprache, die sprachliche Realisierung seines Wortschatzes, Inhalte vermittelt, die in seiner Erfahrung der realen Welt bestehen. Der Kommunikator tritt mit seinem Erfahrungsschatz, außerhalb und innerhalb seines institutionellen Gefüges und der ihn umgebenden Wirklichkeit, persönlich an dem Rezipienten heran und vermittelt ihm heuristisch Inhalte.

Die interpersonal function bringt zum Ausdruck, dass durch die Interaktion des Sprechenden/Schreibenden soziale Beziehungen zu anderen an der Kommunikation Teilhabenden hergestellt werden können und soziale bzw. kommunikative Rollen übernommen werden. Der Sprecher/Schreiber kann beispielsweise in der Rolle des Informierenden, Fragenden oder Überzeugenden auftreten, indem er seine Meinung, Kommentare und Bewertungen mittels Sprechakten zum Ausdruck bringt (Proposition).

Die textual function sagt aus, dass Sprache dem Sprechenden/Schreibenden zur Herstellung von Texten30 dient: In Form eines bestimmten Kontextes mit einer inhaltlichen Botschaft, eines Themas, wendet sich der Kommunikator vor dem Hintergrund seiner sozialen Institution an den Rezipienten, der im Idealfall das Thema bzw. die Botschaft in ihrer Struktur, ihrem Textzusammenhang (Kohärenz), erkennt. Die sprachlichen Mittel deren sich der Kommunikator in diesem Sinne bedient, lassen dann einen Diskurs entstehen (vgl. Fowler, 2007, S. 69).

Die eben genannten Funktionen von Sprache lassen darauf schließen, dass eine Äußerung niemals nur eine Funktion in einer Interaktion betrifft, sondern alle Funktionen in unterschiedlicher Gewichtung auftreten. Je nach sprachlicher Äußerung ist also die interpersonal, textual oder ideational function mehr ausgeprägt als mindestens eine der anderen. Der Grund liegt darin, dass Sätze die Fähigkeit besitzen zwei oder mehrere Funktionen gleichzeitig zu erfüllen. Die Funktion der Sprache spiegelt sich demzufolge auch immer in ihrer semantischen und syntaktischen Struktur wider (vgl. Halliday, 1973, S. 110).

2.5 Zusammenfassung

Im Folgenden sollen die in den vorigen Abschnitten beschriebenen theoretischen Grundlagen zusammengefasst werden, um sich dann im Speziellen mit dem Medium und dessen Sprache beschäftigen zu können.

Anglizismus ist die Bezeichnung für ein aus englischsprachigem Material bestehendes Wort oder eine Wortverbindung. Der Anglizismus ist dann eine Entlehnung, wenn er von der Gebersprache in die Nehmersprache übernommen wird. Dieser Vorgang kommt durch den Kontakt zweier Sprachen – im vorliegenden Kontext der Kontakt zwischen der englischen und deutschen Sprache – zustande. Der Sprachkontakt kann sich darüber hinaus auch in Form des Code-switching und der Interferenz äußern (vgl. Kap. 2.1.2).

Dargelegt wurde, dass es unterschiedliche Arten und Formen von Entlehnungen gibt, die nicht nur direkte Übernahmen (Direktentlehnungen) darstellen, sondern in ihrer Form und ihrer Bedeutung abgewandelt sein können (vgl. Kap. 2.1.3). Die Formveränderung ist beispielsweise dadurch bedingt, dass das deutsche Flexions- und Deklinationssystem eine Assimilation des Anglizismus an die deutsche Sprache erfordert.

Die Bedeutungsveränderung von Anglizismen resultiert aus der seltenen Übernahme der Gesamtbedeutung, die dieser im Herkunftsland trägt und der Hinzunahme neuer Bedeutungen in der Nehmersprache. Daher wurde auch der Bedeutung eines Wortes, eines Anglizismus, Beachtung geschenkt, die sich aus unterschiedlichen Wortbedeutungselementen – der Denotation und der Konnotation – zusammensetzt, aber nicht immer mit der deutschen Entsprechung eines Anglizismus gleichgesetzt werden kann. Letztere meint eine Übersetzungsmöglichkeit des fremdsprachlichen Ausdrucks, die zwar bedeutungsähnlich, aber nicht unbedingt bedeutungsgleich ist.

Ausgehend von der Tatsache, dass die Sprache unterschiedliche Funktionen erfüllen kann und Wörter Teile sprachlicher Handlungen sind, können demzufolge auch Anglizismen in Form von Wörtern und Wortverbindungen unterschiedliche Funktionen übernehmen, die im Zusammenhang mit der von M.A.K. Halliday entworfenen funktionalen Theorie beschrieben werden können (vgl. Kap. 2.4).

„Angesichts der Tausenden von Entlehnungen aus dem Englischen gerade in der jüngsten Vergangenheit [bleibt] [dennoch] die Frage nach dem Grund für die Entwicklung, also nach der kulturhistorischen und sprecherpsychologischen Motivation, [bestehen]“ (Leisi/Mair, 1999, S. 218f.), die im nächsten Kapitel der Klärung bedarf. Wie bereits erwähnt, war Amerika nach 1945 in vielen Hinsichten ein Vorbild für die deutsche Bevölkerung; der amerikanische Bürger eine positive Figur mit einer neuen und ungezwungenen Lebensweise. Mit der zunehmenden Entwicklung der Technik, Wissenschaft und vor allem der Werbung strömten englische Begriffe zusammen mit den Dingen und Neuerungen in den deutschen Wortschatz und die Bevölkerung ein und trugen maßgeblich zur Identifikation der Deutschen mit den amerikanischen Produkten und dem dazugehörigen Lebensstil bei. Charles Francis Hockett (1958) nennt diesen Beweggrund für die Übernahme fremdsprachlicher Ausdrücke „The Prestige Motive“:

„People emulate those whom they admire, in speech-pattern as well as in other respects [...] Sometimes the motive is somewhat different: the imitator does not necessarily admire those whom he imitates, but wishes to be identified with them and thus be treated as they are.” (S. 404).

In Regionen, in denen Sprecher zweier unterschiedlicher Sprachen leben und eine die durch Eroberung oder Annektierung des Gebietes Dominierende darstellt, ist das Motiv besonders wirksam und viele Entlehnungen gelangen von der donor language in die recipient language.

Die Identifikation mit dem, was als amerikanisch und damit neu, exotisch und anders ist, kann sich soziologisch gesehen darin äußern, dass sich eine Gruppe durch den Gebrauch englischer Wörter von den anderen deutschen Sprachteilnehmern abgrenzt und gleichermaßen durch die gruppengebundene Verständigung einen starken Zusammenhalt innerhalb dieser entwickelt (Leisi/Mair, 1999, S. 220).31

Charles Francis Hockett (1958) bezeichnet das zweite Motiv als „The Need-Filling Motive“, also den Einsatz der Wörter, die aufgrund der fehlenden deutschen Entsprechung für den englischen Ausdruck, eine Lücke füllen. Leisi (1999) bezeichnet diese als unersetzbare, neue Denkkategorien, die praktische Erkenntnisinstrumente darstellen und „zur Erhellung der Welt beitragen“ (S. 191). Pfitzner (1978) fasst Anglizismen, die aufgrund dieses Motivs in der deutschen Sprache Verwendung finden als außersprachliche Gründe für lexikalische Entlehnungen auf. In diesem Zusammenhang ergibt sich die Frage, ob es innersprachliche Gründe für die Verwendung von Anglizismen gibt und welche Funktion ihnen besonders in der Mediensprache zukommt (vgl. S. 3). Dazu soll nun im folgenden Kapitel ein Überblick über die Rolle der Medien, speziell des Radios, und der Mediensprache gegeben werden, um dann gezielt auf die Analyse der Anglizismen und deren Funktionen innerhalb des Mediums eingehen zu können.

3. Der Anglizismus: Eine medienwissenschaftliche Betrachtung

3.1 Massenmedien und Mediensprache

„Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien“ (Luhmann, 1996, S. 9). Die Massenmedien Presse, Rundfunk und Fernsehen konstituieren das öffentliche und private Leben, indem sie je nach Medientyp visuell, auditiv oder auditiv-visuell bzw. mündlich oder schriftlich, vorrangig der Verbreitung von Informationen an eine große Menschenmasse dienen. Daneben erfüllen sie die Funktionen der Unterhaltung, Bildung und tragen zur Meinungsbildung der Individuen bei.

Luhmann (1996) fasst unter Massenmedien „alle Einrichtungen der Gesellschaft [zusammen], die sich zur Verbreitung von Kommunikation technischer Mittel der Vervielfältigung bedienen“ (S. 10). Durch die Zwischenschaltung von Technik, schließt die Kommunikation durch die Massenmedien eine Interaktion von Sender und Empfänger aus. Eine Kommunikation kann demnach nicht im Sinne einer Face-to-Face Kommunikation bzw. eines direkten Dialogs verstanden werden, sondern zeichnet sich dadurch aus, dass der Empfänger bzw. Rezipient entsprechend dem Medium sieht, liest oder hört und durch das Vermittelte in eine weitere Kommunikation treten kann. Diese Form der Kommunikation zeichnet sich durch einen hohen Freiheitsgrad des Rezipienten aus: je nach Sendebereitschaft, Einschalt- und Leseinteresse bestimmt er individuell was er hören, sehen oder lesen möchte (vgl. ebd. S. 11-14).

Der einzelne Rezipient ist Teil eines, wie Gerhard Maletzke es formuliert, „dispersen Publikums“ innerhalb einer Massenkommunikation der Medien, welches „sich nur von Fall zu Fall durch gemeinsame Zuwendung an einen gemeinsamen Gegenstand, nämlich die publizistische Aussage,32 bilde und daher kein überdauerndes soziales Gefüge“ (Kübler, 2003, S. 119) darstellt. Das disperse Publikum besteht aus einer großen Anzahl von anonymen Rezipienten, die sich mit jeweils unterschiedlichen und vielfältigen Lebensstandards und –stilen, Interessen, Erfahrungen und Meinungen einem Medium zuwenden. Die durch ein Medium verbreiteten öffentlichen Aussagen werden von einem in einem Produktionsteam einer Institution arbeitenden Kommunikator produziert.

[...]


1 Die von mir verwendeten Anglizismen werden hier fett hervorgehoben.

2 z.B. Glahn (2002)

3 z.B. sei hier auf die folgende Schrift hingewiesen: Wetzler, Dagmar: Mit Hyperspeed ins Internet. Zur Funktion und zum Verständnis von Anglizismen in der Werbung der Deutschen Telekom. Frankfurt am Main: Lang, 2006.

4 Im 19. Jahrhundert gilt die englische Sprache „als moderne Konversations- und Renommiersprache der o beren Zehntausend“ (von Polenz, 1978, 140-141; Hervorh. i. O.).

5 Des Weiteren erhalten viele junge deutsche Wissenschaftler Amerikastipendien und „[füllen] sachliche und terminologische Lücken mit amerikanischen Methoden und den dazugehörigen Termini“ (Leisi/Mair, 1999, S. 221).

6 Latein zählt seit dem Frühen Mittelalter zu den wichtigsten ‚Kontakt-Sprachen’, welches zur Übernahme vieler Wörter im Bereich der Bildung, Wissenschaft und Verwaltung verhilft (vgl. von Polenz, 1999, S. 392).

7 Alle von Wissenschaftlern geprägte Termini werden bei der Erstnennung in der vorliegenden Arbeit als Zitate behandelt, nicht aber bei ihrer wiederholten Verwendung.

8 Alexander Onysko (2007) bezeichnet diesen Typen auch als „single-word codeswitching“, die sich durch ihre Erscheinung als Diskursmarker – „hey“ oder „wow“ – oder durch direkte Übernahmen von englischsprachigen Personen – „hello“ oder „please“ – definieren (vgl., S. 274).

9 Beispiel entnommen aus Onysko, 2007, S. 275; Hervorh. i. O.

10 Ebd. S. 287.

11 Ebd. S. 304.

12 Beispiele entnommen aus Stammerjohann, 1975, S. 250; Hervorh. i. O.

13 Entnommen aus: Betz, 1959, S. 128; im Folgenden werden alle von mir stammenden Abbildungen und Tabellen mit keiner Quellenangabe versehen.

14 Als Mischkompositum wird die Zusammensetzung eines Wortes aus einem englischen und einem deutschen Bestandteil bezeichnet (vgl. Carstensen, 1979, S. 91; Hervorh. i. O.).

15 Eine Scheinentlehnung ist ein zwar aus englischsprachigem Material bestehendes Wort, hat aber kein englisches Vorbild (vgl. ebd., S. 90).

16 Die Lehnsyntax betrifft Erscheinungen, die intensivierend wirken („in Deutsch statt auf Deutsch“), Rückbildungen darstellen („wunschträumen“), Steigerungen mit mehr, Phrasen („ich möchte meinen“), Imperative („Gewinnen Sie ein Auto!“) und Genitive („Bonns Schmidt“) (vgl. ebd.,S. 93; Hervorh. i. O.).

17 Modifiziert übernommen aus: Yang, 1990, S. 16; Hervorh. i. O.

18 In der vorliegenden Arbeit wird dieses Kriterium nicht separat betrachtet, da mit einer morphologischen Veränderung meist auch eine semantische oder lexikalische einhergeht.

19 In der vorliegenden Arbeit verwende ich den Begriff Exotismus synonym mit dem des Zitatworts. Mathesius definiert Zitatwörter als eine lexikalische Einheit bildende Begriffe, die morphologisch, syntaktisch, phonologisch und grammatisch als fremd empfunden werden (vgl. Mathesius; zitiert nach Gester, 2001, S. 53).

20 Da die Untersuchung auf einem auditiven Medium basiert, kann an dieser Stelle nur die Aussprache in Betracht gezogen werden.

21 Die Schreibweise der in der empirischen Untersuchung verwendeten Anglizismen unterliegt der neuen deutschen Rechtschreibung und meinem subjektiven Sprachgefühl.

22 In der qualitativen und qualitativen Analyse wird dann zwischen Komposita mit einer deutschen Komponente als Grundwort und einer englischen als Bestimmungswort – und umgekehrt – unterschieden.

23 Beispiele entnommen aus Yang, 1990, S. 14; Hervorh. i. O.

24 In der Medien- und Kommunikationswissenschaft ist Rundfunk der Oberbegriff für Hörfunk und Fernsehen. In der DDR bezeichnet der Begriff Rundfunk Texte des Hörfunks im Gegensatz zum Fernsehfunk (vgl. Stöber, 2003, S. 73). Ich werde den Begriff des Rundfunks synonym mit dem des Hörfunks verwenden.

25 Unter der deutschen Entsprechung verstehe ich hier die Übersetzung eines englischsprachigen Wortes in die Nehmersprache.

26 Leo Weisgerber ist in diesem Zusammenhang der Auffassung, dass es „[keine] bedeutungsgleiche[n] Wörter gibt [...], weder innerhalb einer Sprache noch im Nebeneinander mehrerer Sprachen“ (zitiert nach Yang, 1990, S. 47).

27 Dadurch, dass beide Begriffe miteinander verwoben sein können, das Hauptaugenmerk allerdings der Denotation gebührt, wurde die Überschrift Bedeutung und nicht Wortbedeutung gewählt.

28 Diese Unterscheidung soll neben der Untersuchung der Denotation erfolgen, weil sich gerade viele fremdsprachige Wörter im deutschen Sprachraum befinden, die aufgrund der fehlenden Übersetzung – einer deutschen Entsprechung – eine Daseinsberechtigung haben.

29 Hierbei liegt die Konzentration vollends auf der Untersuchung der denotativen Bedeutung des Wortes in der Geber- und der Nehmersprache.

30 Halliday (1973) definiert einen Text als praktisches Element von Sprache, welches entweder in gesprochener oder in geschriebener Form vorliegen kann (vgl. S. 107).

31 Elise Riesel (1970) bezeichnet diese Form der gruppengebundenen Verständigung auch als Argot (Slang-oder Jargonsprache) (vgl. S. 129-130). Bernhard Sowinski (1991) erwähnt den Ausdruck der Chiffrensprache (vgl. S. 251).

32 Publizistisch wird hier im Sinne von öffentlich gebraucht.

Fin de l'extrait de 200 pages

Résumé des informations

Titre
Anglizismen im Radio - Eine medienlinguistische Analyse
Université
Otto-von-Guericke-University Magdeburg
Note
1,0
Auteur
Année
2009
Pages
200
N° de catalogue
V132634
ISBN (ebook)
9783640386512
ISBN (Livre)
9783640386918
Taille d'un fichier
2058 KB
Langue
allemand
Mots clés
Anglizismen, Radio, Eine, Analyse
Citation du texte
Sabrina Zabel (Auteur), 2009, Anglizismen im Radio - Eine medienlinguistische Analyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132634

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