Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Klassische Ansätze
2.1 Anomietheorien
2.2 Lerntheorien
2.3 Die Rolle der Sozialen Arbeit
III. Neue Ansätze
3.2 Selbstkontrolltheorie
3.3 Die Rolle der Sozialen Arbeit
IV. Fazit
V. Literaturverzeichnis
VI. Verzeichnis der Tabellen
I. Einleitung
Problemstellung: Der Mensch lernt schon in einem frühen Alter, welches Verhalten als konform gilt und welches nicht. Wie kommt es daher dazu, dass Menschen gegen das Normverhalten handeln und kriminell werden? Häufig ist Kriminalität auf verschiedene Faktoren zurückzuführen und kann ebenfalls verschiedene Formen annehmen. Um das Thema ideal einzugrenzen, stelle ich kriminologischen Theorien eine soziologische Sichtweise gegenüber, in Form von klassischen und neuen Ansätzen. Sozialarbeiterinnen begleiten ihre Klientinnen insbesondere in solchen schwierigen Lebensphasen. Es ist deshalb auch wichtig zu zeigen, inwiefern sich Kriminalität auf Sozialarbeiterinnen auswirkt und wo möglicherweise die Grenzen der Sozialen Arbeit sind.
Fragestellung:"Welche Ursachen von Kriminalität lassen sich nach neuen und klassischen Theorien unterscheiden und was sind jeweils die Konsequenzen für die Soziale Arbeit?"
Ziel der Arbeit: Das Ziel der Hausarbeit ist, die Ursachen von Kriminalität durch Theorieklassiker nachzuvollziehen und im Anschluss auf die Rolle der Sozialen Arbeit einzugehen. Der Fokus der Hausarbeit liegt demnach einerseits auf Anomie- und Lerntheorien und anderseits auf der Selbstkontrolltheorie. Die Anomie-, und Lerntheorie gehören zu dem Mainstream der Kriminalsoziologie und haben gemeinsam, dass sie die Ursachen von Kriminalität in den sozialen Positionen und sozialen Beziehungen der Täter sehen, die quasi als Produkt ihrer Umwelt gesehen werden (vgl. Oberwittler 2012, S. 815 f.). Alle Ansätze gehen jedoch von unterschiedlichen Menschenbildern aus (vgl. Oberwittler 2012, S. 816). Leitend für die Hausarbeit soll das Zusammenwirken von Ursachen der Kriminalität und Handlungsanweisungen für die Soziale Arbeit sein. Bei den klassischen Theorieansätzen wird Kriminalität in erster Linie als Folge von Benachteiligungen und Sozialisationsdefiziten gesehen (vgl. Oberwittler, 2012, S. 820). Gemeinsamkeit der klassischen Methoden ist das „übersozialisierte Konzept“ des Menschen (vgl. Oberwittler 2012, S. 820). Neue Theorieansätze stellen die individuellen Handlungsentscheidungen in den Mittelpunkt, zu der grundlegenden Annahme der Willensfreiheit bezogen darauf, dass sich Menschen trotz bestimmter äußerer Einflüsse für oder gegen einen Normbruch entscheiden können (vgl. Oberwittler, 2012, S. 820).
Zuerst soll thematisch grob eingeführt werden (Kap. I) Ich beginne mit den klassischen Ansätzen (Kap. II) bzw. der Anomie- und Lerntheorie (Kap. 2.1, 2.2). Im Anschluss wird aufgezeigt, welche Bedeutung der Sozialen Arbeit dabei zukommt (Kap. 2.3). Der zweite Teil der Arbeit geht auf die neuen Ansätze (Kap. III), bzw. die Selbstkontrolltheorie ein (Kap. 3.1) und am Ende wird ebenfalls die Rolle der Sozialen Arbeit erwähnt (Kap. 3.2). Zum Schluss der Hausarbeit wird ein kritisches Fazit gezogen (Kap. IV).
II. Klassische Ansätze
2.1 Anomietheorien
Anomietheorien beschreiben abweichendes Verhalten auf der Makroebene. Ich berufe mich im Folgenden auf einen der Hauptvertreter Robert King Merton, welcher die Annahmen von Durkheim erweiterte. Die Anomietheorie geht von einem grundlegendem Zusammenhang von sozialer Ungleichheit und Kriminalität aus, in Form von erstrebenswert akzeptierten Zielen eines hohen materiellen Lebensstandards und der strukturell verankerten sozialen Ungleichheit (vgl. Oberwittler 2012, S. 816). Die Theorie basiert darauf, dass sich ein Zustand der Anomie entwickelt, wenn Menschen der Zugang zu kulturell anerkannten und vorgegebenen Zielen („materieller Erfolg“) mit legitim anerkannten Mitteln verwehrt bleibt, dessen Folge abweichendes Verhalten ist (vgl. Wickert 2020). Bezogen auf das Menschenbild wird davon ausgegangen, dass Menschen an sich gute und konforme Absichten haben, welche erst durch Frustationserfahrungen zum Normbruch gebracht werden (vgl. Oberwittler, 2012, S. 816).
Der Begriff Anomie bezieht sich auf das individuelle, wie kollektive Erleben der „Regellosigkeit“ der Gesellschaft (vgl. Böhnisch 2017, S. 45). Bei dem Auseinanderklaffen des Ziel-Mittel Systems entsteht ein Zustand gestörter Integration, im Sinne einer von den Menschen so wahrgenommen sozialen Regellosigkeit (Anomie) (vgl. Böhnisch 2017, S. 45). Denn die Chancen, bestimmte Ziel zu erreichen sind ungleich verteilt, so entsteht eine große Kluft (vgl. Böhnisch 2017, S. 45). Merton fragt also insbesondere danach, wie in krisenanfälligen Gesellschaften abweichendes Verhalten erzeugt wird (vgl. Böhnisch 2017, S. 45). Das Auseinanderfallen von kultureller Struktur (Ziele und Normen) und sozialer Struktur (legitime Mittel) produziert einen anomischen Zustand relativer Formlosig- keit/Desorientierung und wird als Auslöser abweichenden Verhaltens begriffen (vgl. Lam- nek 2013, S. 125). Wenn also beispielsweise finanzieller Erfolg als gesellschaftlich akzeptiertes Ziel, durch definierte legitime Mittel, wie zum Beispiel ein Einkommen, durch legale Arbeit nicht möglich ist, zum Beispiel mangels Bildungsqualifikation, entstehen anomische Bedingungen (vgl. Lösel, Schmucker 2008, S. 20). Anders ausgedrückt, ist Devianz eine Anpassungsreaktion unter anomischem Druck (vgl. Lösel, Schmucker 2008, S. 20). Dieses Missverhältnis löst eine soziale Spannung aus und führt somit zu Kriminalität (vgl. Dollinger, Raithel 2006, S. 107). Charakteristisch für Anomietheorien ist eine stresstheoretische Annahme des Individuums (vgl. Dollinger, Raithel 2006, S. 106, zit. n: Albrecht/ Howe 1992, S. 724). Im Unterschied zu Durkheim unterscheidet Merton zwischen Anomie (als Bedingung der sozialen Umgebung) und Anomia (als Zustand von Individuen) und zusätzlich bezieht er sozialstrukturelle Elemente ein (vgl. Lamnek 2013, S. 125).
„...Wenn die kulturelle und die soziale Struktur schlecht integriert sind, wenn die erstere Verhalten und Einstellungen verlangt, die die zweite verhindert, dann folgt daraus eine Tendenz zum Zusammenbrechen der Normen, zur Formlosigkeit“ (Lamnek 2013, S. 119, zit. n.: Merton 1968, S. 292)
Das Individuum kann auf diese Diskrepanz in Form von verschiedenen Verhaltensmustern reagieren (vgl. Wickert 2020) Es entsteht eine Pluralität der Bewältigungsformen (vgl. Böhnisch 2017, S. 45).
Typen der Anpassung nach Merton (Merton 1951, S. 133 ff.):
1. Konformität
- Akzeptanz kultureller Ziele und Mittel, häufigste Anpassungstypus (vgl. Dollinger, Raithel 2006, S. 107)
2. Innovation (Kriminellen, z.B. Diebstahl)
- Akzeptanz kultureller Ziele, legale Mittel zur Erreichung der Ziele werden abgelehnt (ebd., S.107)
3. Ritualismus
- Ablehnung der Ziele, Mittel werden beibehalten (vgl. Dollinger, Raithel 2006, S. 108)
4. Rückzug
- Ablehnung kultureller Ziele und legaler Mittel (ebd., S. 108), Flucht als Konfliktlösung (vgl. Lamnek 2013, S. 123)
5. Rebellion
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Lamnek 2013, S. 120 nach Merton 1951, S. 133 ff.
Kritisch gesehen, wird hier vorwiegend die Unterschicht betrachtet, da dieser meistens die Mittel zur Erreichung kultureller Ziele fehlen (vgl. Wickert 2020), wodurch eine gewisse schichtunabhängigkeit der Theorie nicht vorhanden ist (vgl. Oberwittler 2012, S. 816). Es bleibt auch offen, warum sich der Großteil der Gesellschaft konform verhält und welche Anpassungsmodi wann gewählt werden (vgl. Lösel, Schmucker 2008, S. 20).
Wie ist das Leben in anomischen Konstellationen? Es findet eine Harmonisierung der Gesellschaft und eine Entschärfung von Amnomieproblemen durch Konsum und seiner medialen Vergesellschaftung mittels Werbung statt (vgl. Böhnisch 2017, S. 48). Insbesondere in der Entwicklungsphase der Jugend kann die Abhängigkeit vom Konsum problematisch werden, da er grenzenlos ist (ebd., S. 48). Insgesamt verwischt der Konsum die Grenzen zwischen Normalität und Abweichung, indem er die Bewältigung von anomischen Lebenskonstellationen einerseits ermöglicht, sowie erschwert (ebd., S. 46).
2.2 Lerntheorien
Lerntheorien sehen die Intentionen des menschlichen Handelns als unbestimmt und beeinflussbar (vgl. Oberwittler, 2012, S. 816). Die Basis für die Lerntheorien ist, dass deviantes oder auch konformes Verhalten prozesshaft, aus der Interaktion mit anderen Personen erlernt wird, indem das Individuum sich bestimmte Verhaltensweisen aneignet (vgl. Dollinger, Raithel 2006, S. 44, 45). Die kriminelle Handlung wird begangen, wenn eine günstige Situation vorliegt (vgl. ebd.).
Hauptvertreter der Theorie der differenziellen Kontakte ist Edwin H. Sutherland. Menschen treten sowohl mit sich konform verhaltenden, als auch devianten Menschen in Kontakt (vgl. Dollinger, Raithel 2006, S. 44, 45). Nach der Theorie der differenziellen Assoziation wird delinquentes Verhalten durch entsprechende Kontakte modellhaft erlernt (vgl. ebd.). Kriminelles Verhalten wird also sehr wahrscheinlich, wenn viel Kontakt zu delinquenten Personen beziehungsweise delinquenten Sozialgruppen besteht (vgl. ebd.). Wenn das Individuum also Kontakt zu kriminellen Personen hat und es eine erfolgreiche Vermittlung krimineller Definitionen, Einstellungen und Techniken gegeben hat, kommt es zu einer Assoziation krimineller Handlungen (vgl. Lösel, Schmucker 2008, S. 17.) Die Einstellungen, welche Gesetzesübertretungen begünstigen machen Kriminalität wahrscheinlich (vgl. ebd.). Sutherland stellt neun Thesen zu seiner Theorie auf (Sutherland 1968, S.396ff.)
1. „Kriminelles Verhalten ist erlerntes Verhalten.“
- Kriminelles Verhalten ist nicht anlagebedingt, sondern wird erlernt. (vgl. Dollinger, Raithel 2006, S.45)
2. „Kriminelles Verhalten wird in Interaktion mit anderen Personen in einem Kommunikationsprozess gelernt.“
- Kommunikation ist auch auf nonverbale und symbolische Interaktion bezogen (ebd., S. 46)
3. „Kriminelles Verhalten wird hauptsächlich in intimen persönlichen Gruppen gelernt.“
- Laut Sutherland ist besonders die Peer-Group wichtig (ebd., S. 46)
4. „Das Erlernen krimineller Verhaltensweisen schließt das Lernen a) der Techniken zur Ausführung des Verbrechens, die manchmal sehr kompliziert, manchmal sehr einfach sind, b) die spezifische Richtung von Motiven, Trieben, Rationalisierungen und Attitüden ein.“
- Hier wird die Verhaltens- und Einstellungsdimension verbunden (ebd., S. 46)
5. „ Die spezifische Richtung von Motiven und Trieben wird gelernt, indem Gesetze positiv oder negativ definiert werden.“
- Gesetze können in unterschiedlichen Gesellschaften verschieden interpretiert und bewertet werden (ebd., S. 46)
6. „ Eine Person wird delinquent infolge des Überwiegens der die Verletzung begünstigenden Einstellungen über jene, die Gesetzesverletzungen negativ beurteilen.“
- Hier geht es um die Theorie der differenziellen Kontakte. Diese Kontakte spielen eine große Rolle im Hinblick darauf, ob eine Person kriminell wird oder nicht (ebd., S. 46, 47). Es geht um Milieubedingungen (Lamnek 2013, S. 194)
7. „Differentielle Kontakte variieren nach Häufigkeit, Dauer, Priorität und Intensität.“
- Die Priorität ist besonders wichtig, bezogen auf die frühkindliche Sozialisation (Lamnek 2013, S. 195)
8. „ Der Prozess, in dem kriminelles Verhalten durch Kontakte mit kriminellen und antikriminellen Verhaltensmustern gelernt wird, umfasst alle Mechanismen, die bei jedem anderen Lernprozess auch beteiligt sind.“
- Kriminalität entsteht durch allgemeine Lernprinzipien (vgl. Dollinger, Raithel 2006., S.47)
9. „ Obwohl kriminelles Verhalten ein Ausdruck genereller Bedürfnisse und Werte ist, wird es nicht durch diese generellen Bedürfnisse und Werte erklärt, da nicht-kriminelles Verhalten Ausdruck eben derselben Bedürfnisse und Werte ist.“
- Sowohl ein krimineller Mensch, als auch ein nicht-krimineller Mensch haben zum Beispiel das Bedürfnis Geld zu bekommen. Daher ist dies nicht der entscheidende Faktor für Kriminalität (ebd., S.47)
Kritisch gesehen, ist es bei dieser Theorie schwierig zu erklären, warum eine Person Kontakt zu bestimmten Personen hat und nicht zu anderen Personen (vgl. Dollinger, Raithel 2006, S. 48). Die Theorie klärt insgesamt eher darüber auf, wie man kriminell wird, aber weniger warum (ebd., S.53.). Indem die Theorie der differenziellen Assoziation auf mikrosoziologischer Ebene die unterschiedliche Verteilung von Kriminalitätsraten und den Lern- und Prozesscharakter in Vordergrund setzt, grenzt sie sich von der eher statischen Anomietheorie ab (vgl. Lamnek 2013, S. 192). Hier werden sozialstrukturelle Faktoren nur beiläufig erwähnt (vgl. Lamnek 2013, S. 192, zit. n.: Sutherland 1968, S. 397).
2.3 Die Rolle der Sozialen Arbeit
Anomietheorien:
Eine Reduktion stressverursachender Ungleichheiten kann in Betracht bezogen werden, da Menschen in anomischen Situationen stresshaften Umständen unterliegen (vgl. Dollinger, Raithel 2006., S. 147). Ökologische und pädagogisch-psychologische Interventionen kommen in Form von einem Erlernen von einem kompetenten Umgang mit Frustration, einer Erhöhung der personalen Frustrationstoleranz, beziehungsweise individuelle Bewältigungskompetenzen in Betracht, bei denen die Menschen ebenfalls mit umfangreichen Handlungsmöglichkeiten ausgestattet werden (ebd., S. 141, 147). Anomietheorien fordern außerdem eine Bearbeitung ökonomisch bedeutsamer Belastungen, da Anomie auch als kulturelles Problem erscheint, welches mit sozialstrukturellem Wandel und sozialer Ungleichheit assoziiert ist. (ebd., S. 141, 147). Soziale Arbeit ist in der modernen Gesellschaft für die Realisierung sozialer Gerechtigkeit zuständig bezüglich Ressourcen zur Lebensgestaltung zuständig (vgl. Hosemann, Trippmacher 2003, S. 85 ff.). Die Leistung Sozialer Arbeit sollte besonders kritisch hinterfragt werden, um ihrem Anspruch des Sozialstaates als Repräsentant sozialer Gerechtigkeit zu entsprechen (vgl. Hosemann, Trippmacher 2003, S. 90). Die Soziale Arbeit sollte sich insbesondere fragen, inwieweit sie nicht in vielem die Ungerechtigkeiten der Gesellschaft in sich selbst noch einmal abbildet“ (Hosemann, Trippmacher 2003, S. 90) Innerster Kern sozialer Gerechtigkeit soll der Anspruch auf unbedingte Anerkennung des Anderen in seinem So-Sein sein (ebd., S. 92). Soziale Arbeit muss insgesamt also selbstkritisch arbeiten, um den Anspruch auf soziale Gerechtigkeit zu realisieren (ebd., S. 93). Die Anomietheorie nach Merton betont den Zusammenhang zwischen Sozialpolitik und Kriminalpolitik (vgl. Wickert 2020). Daraus ergibt sich als kriminalpolitische Konsequenz die Aufgabe der Kriminalpolitik, sozialstrukturelle Ungleichheiten auszugleichen, wodurch der Zustand der Anomie gar nicht erst entsteht (vgl. ebd.).
Lerntheorien:
Da es sich hier vorrangig um interpersonelle Kontakte handelt, welche durch soziales Lernen eine große Rolle spielen, kann es hilfreich sein ökologische Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass das Erlern von konformen Verhaltensweisen begünstigt wird (vgl. Dollinger, Raithel 2006, S. 143). Es wird eine vermehrte Lebenswelt- und Gemeinwesenorientierung empfohlen (vgl. Dollinger, Raithel 2006, S. 143, zit. n.: Janssen 1997, S. 81). Pädagogisch-psychologische Strategien können dies begleiten, vor allem im Hinblick auf Gruppenprozesse (vgl. Dollinger, Raithel 2006, S. 143). Wichtig es ist, Zugang zu Gruppen zu ermöglichen, welche kriminelles Verhalten ablehnen im Rahmen sozialer Gruppenarbeit. Die Theorie steht für ein resozialisierendes Strafrecht, da ein Verlernen der Einstellungen prinzipiell möglich ist (vgl. Wickert 2020). Hier kann die Verhaltenstherapie als Psychotherapie eine große Rolle spielen, bei der es darum geht, sein Verhalten und Einstellungen abzuändern. Die Soziale Arbeit kann auch durch Angebote wie zum Beispiel 8
Täter-Opfer Ausgleichsgespräche Empathie für das Opfer entwickeln und es kann sich gleichzeitig auch auf das Verhalten der Täter so auswirken, sodass gesellschaftskonforme Verhaltensweisen erlernt werden. Insgesamt lässt sich als Ziel für Justiz und Gesellschaft ableiten, Kriminelle mit Nicht-Kriminellen zu umgeben bzw. soziale Räume aufzulösen, in denen überwiegend Menschen mit abweichenden Motiven und Handlungsmustern leben (vgl. ebd.).
III. Neue Ansätze
3.2 Selbstkontrolltheorie
Kriminalität kommt nach der Selbstkontrolltheorie durch das Zusammenwirken der Selbstkontrolle, beziehungsweise der Neigung zu Kriminalität (vgl. Wickert 2019) und zusätzlich, dem Konzept der Gelegenheit zustande (vgl. Dollinger, Raithel 2006, S. 60). Es findet eine Fokussierung auf Defizite in der Verhaltenssteuerung statt (vgl. Oberwittler, 2012, S. 823). Die Selbstkontrolle ist hier eine stabile, in den ersten Lebensjahren durch Erziehung vermittelte Verhaltensdisposition, welche Menschen dazu befähigt, die langfristig negativen Folgen von Handlungen zu überblicken und ihre Impulse zu zügeln (vgl. ebd.). Die General Theory of Crime (GTOC) von Gottfredson und Hirschi, 1990 thematisiert die Kriminalität in ihrer Ganzheit (vgl. Dollinger, Raithel 2006, S. 60). Es werden vor allem verschiedene Formen von abweichendem Verhalten erklärt (ebd., S. 60). Kontrolltheorien trauen grundsätzlich jedem Menschen deviante Neigungen zu und fragen danach, welche Faktoren die Menschen daran hindern ihren Impulsen nachzugehen (vgl. Oberwittler, 2012, S. 816 ff) Somit wird die Ausgangsfrage gewendet und eher konformes Verhalten erklärt (vgl. ebd.).
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