[...] Kant beantwortet diese Frage folgendermaßen: „Es muß in
allem, was ein lebhaftes erschütterndes Lachen erregen soll, etwas Widersinniges sein (woran
also der Verstand an sich kein Wohlgefallen finden kann).“1 Widersinn, Umkehrung und
Verzerrung findet sich in den Fastnachtspielen des 15. Jahrhunderts zuhauf. Dennoch
erscheint die Erklärung, die Kant für das Komische findet nur der grobe Wegweiser zu sein,
der eine umfassende Analyse der Bedingungen, Mittel und Funktionen einleiten und anstoßen
kann.
Ziel meiner Arbeit ist es, die komischen Wirkung der Fastnachtspiele genauer zu bestimmen.
Dazu scheint es zunächst angebracht, der Frage der gesellschaftlichen bzw. sittlichen
Beurteilung von Komik im Mittelalter nachzugehen. Dabei sind zwei unterschiedliche
Traditionslinien zu berücksichtigen: Die skeptische und ablehnende Haltung christlicher
Moral gegenüber Lachen und Komik steht der antiken Bejahung des Komischen gegenüber.
Nachdem ich die einzelnen Traditionen kurz umrissen habe, werde ich darstellen, wie antikes
Gedankengut in die christliche Lehre integriert werden konnte. Im dritten Kapitel gehe ich in
Anlehnung an Joachim Suchomski kurz auf die wesentlichen Funktionen mittelalterlicher
Literatur (delectatio und utilitas) ein, um später danach zu fragen, inwieweit diese auch in den
Fastnachtspielen von Bedeutung sind. Schließlich komme ich zu meinem Hauptteil: der
Untersuchung der Mittel der Komik in den Fastnachtspielen. Hierzu möchte ich zunächst die
Komik des inhaltlichen Gehaltes untersuchen, um dann in einem zweiten Schritt die Komik in
der sprachlichen und stilistischen Gestaltung herauszuarbeiten. Im Rahmen dieser Arbeit kann
keine umfassende Analyse der komischen Mittel erfolgen. Daher beschränke ich mich auf
einige Beispiele, die ich anhand ausgewählter mittelhochdeutscher Textbeispiele anführe. Im
fünften Kapitel dieser Arbeit soll nach den Funktionen der Komik im Fastnachtspiel gefragt
werden, um die Komik als tragendes Element der Handlung begreifen zu können. Den
Abschluss der Arbeit bildet eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse, wobei
grundsätzliche Bedingungen der Möglichkeit einer Kategorisierung von Komik reflektiert
werden sollen.
1 Kant, Immanuel: Kritik der Uteilskraft, 1790, S. 54; zitiert nach Leander Petzoldt: Komik der Lebenswelt und
„volkstümliche“ Komik vom ausgehenden Mittelalter bis zur Reformation. In: Der Deutschunterricht 36 (1)
(1984). S. 25
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Beurteilung von Komik im Mittelalter
- Das christliche Misstrauen gegenüber dem Lachen
- Die antike Bejahung von Lachen und Komik
- Integration antiker Argumente zur Bejahung des Komischen in christliches Denken
- Delectatio und utilitas als wesentliche Funktionen der Komik in mittelalterlicher Literatur
- Mittel der Komik im Fastnachtspiel
- Mittel der Komik auf inhaltlicher Ebene
- Mittel der Komik auf sprachlicher und stilistischer Ebene
- Funktionen der Komik im Fastnachtspiel
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der komischen Wirkung von Fastnachtspielen im 15. Jahrhundert. Sie zielt darauf ab, die Mittel und Funktionen der Komik in diesen Spielen zu analysieren und den Stellenwert des Lachens in der mittelalterlichen Gesellschaft zu beleuchten. Dabei werden die unterschiedlichen Perspektiven des christlichen und antiken Denkens gegenüber Lachen und Komik beleuchtet und die Integration antiker Argumente in die christliche Lehre dargestellt.
- Komische Wirkung von Fastnachtspielen im 15. Jahrhundert
- Mittel der Komik in Fastnachtspielen
- Funktionen der Komik in Fastnachtspielen
- Bewertung von Komik im Mittelalter
- Delectatio und utilitas als Funktionen mittelalterlicher Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die Fragestellung sowie die Zielsetzung dar. Im zweiten Kapitel werden die unterschiedlichen Perspektiven auf Lachen und Komik im Mittelalter beleuchtet: Die skeptische Haltung der christlichen Moral sowie die antike Bejahung des Komischen. Das dritte Kapitel beleuchtet die Funktionen von delectatio und utilitas in mittelalterlicher Literatur. Das vierte Kapitel untersucht die Mittel der Komik im Fastnachtspiel, sowohl auf inhaltlicher als auch auf sprachlicher und stilistischer Ebene. Das fünfte Kapitel widmet sich den Funktionen der Komik im Fastnachtspiel.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Komik, Fastnachtspiel, Mittelalter, christliche Moral, antike Philosophie, delectatio, utilitas, Mittel der Komik, Funktionen der Komik.
- Citar trabajo
- Johanna Rott (Autor), 2002, Formen und Funktionen der Komik in den Nürnberger Fastnachtspielen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13273