Lässt sich Gottes Existenz aus reiner Vernunft, unabhängig von der Erfahrung und unabhängig
vom religiösen Glauben beweisen? Der Glaube an Gott hat im menschlichen Denken eine lange
Tradition und zeigt sich, soweit Zeugnisse Aufschluss geben. Viel jünger hingegen sind die
Versuche, diesen Glauben an Göttliches zu rationalisieren und die Existenz Gottes zu beweisen1.
Das ontologische Argument ist eines der berühmtesten philosophischen Argumente. Erstmals um
1100 von Anselm von Canterbury formuliert, wurde dieser Beweis in der mittelalterlichen
Philosophie neben anderen Beweisen zur Geltung gebracht, bald darauf abgelehnt, bis er mit
dem spätmittelalterlichen Nominalismus hinfällig geworden zu sein schien. In der
rationalistischen Metaphysik des 17. und 18. Jahrhundert lebte er jedoch wieder auf und wurde
als der wichtigste und zentrale Gottesbeweis betrachtet. Er galt entweder als der einzige Weg zur
vernünftigen Erkenntnis Gottes oder zumindest als jener Beweis, in den alle anderen Versuche,
die Existenz Gottes zu beweisen, mündeten2.
Im Folgenden werde ich zunächst einleitend Anselms Versuch, die Existenz Gottes zu beweisen,
kurz darstellen und daraufhin die Argumentation Descartes in der 3. und 5. Meditation
rekonstruieren und erläutern. In der Diskussion um die Gültigkeit des Beweises werde ich
abschließend auf die wesentlichen Einwände der Kritiker eingehen.
1 Vgl.: Röd, Wolfgang. Der Gott der reinen Vernunft. München 1992, S. 11 Z. 1-7
2 Vgl.: Röd, Wolfgang. Der Gott der reinen Vernunft. München 1992, S. 13 Z. 1-15
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Einleitung
- 1.2. Begriffsklärung
- II. Der ontologische Gottesbeweis bei Anselm
- III. Der ontologische Gottesbeweis bei Descartes
- 1. Zu Descartes
- 2. Die III. Meditation
- 3. Die V. Meditation
- 4. Erläuterungen zur Wechselwirkung der Beweise
- IV. Kritik an Descartes
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem ontologischen Gottesbeweis und untersucht dessen Entwicklung von Anselm von Canterbury bis zu René Descartes. Ziel ist es, die Argumentationsstruktur des ontologischen Gottesbeweises aufzuzeigen und dessen Gültigkeit zu analysieren.
- Der ontologische Gottesbeweis als ein Beweis für die Existenz Gottes aus reiner Vernunft
- Die historische Entwicklung des ontologischen Gottesbeweises von Anselm bis Descartes
- Die zentrale Rolle des Gottesbegriffs und seine Bedeutung für die Argumentation
- Die Kritik am ontologischen Gottesbeweis und die Argumente der Gegner
- Die Relevanz des ontologischen Gottesbeweises für die philosophische Diskussion über Gott und Existenz
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Dieses Kapitel führt in das Thema des ontologischen Gottesbeweises ein und erläutert den historischen Kontext seiner Entstehung und Bedeutung. Es werden die zentralen Begriffsdefinitionen und der Forschungsstand zum Thema vorgestellt.
II. Der ontologische Gottesbeweis bei Anselm von Canterbury
Dieses Kapitel behandelt Anselms Argumentation, die Existenz Gottes aus dem Gottesbegriff abzuleiten. Es wird seine Philosophie und seine Verwendung des Begriffs „etwas, über das hinaus Größeres nicht gedacht werden kann“ erläutert.
III. Der ontologische Gottesbeweis bei Descartes
Dieses Kapitel fokussiert auf Descartes' Argumentation, die den ontologischen Gottesbeweis in der 3. und 5. Meditation der „Meditationen über die Erste Philosophie“ darstellt. Die Argumentation wird rekonstruiert und erläutert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Kernbegriffe des ontologischen Gottesbeweises: Gottesbeweis, Existenz, Vernunft, Ontologie, Begriff, Anselm, Descartes, Meditation, Kritik, Metaphysik.
- Arbeit zitieren
- Silke Wittig (Autor:in), 2003, Der ontologische Gottesbegriff bei Rene Descartes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13278