Die Politik Ottos des Großen gegenüber den Slawen


Dossier / Travail, 2009

20 Pages, Note: 1,3


Extrait


Gliederung

1. Einleitung

2. Ottos Herrschaftskonsolidierung
2.1 Das ‚Reichskirchensystem‘

3. Markgrafschaften

4. Der Widerstand gegen Ottos Ostpolitik

5. Die Slawenpolitik

6. Die Missionierung der Slawen

7. Schlussfolgerung

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Mit der Ernennung Ottos I. zu seinem Nachfolger, legte Heinrich I. sein Erbe in die Hände eines Mannes, der die mittelalterliche Geschichte Deutschlands wie kein zweiter prägte.[1] Sich sowohl am sächsischen, wie auch am karolingischen Erbe orientierend,[2] weitete Otto der Große sein Reich aus. Neben Lothringen und Burgund im Westen eroberte bzw. hielt[3] Otto mit Ober- und Mittelitalien Gebiete, die durch die Bevölkerung Roms, den Papst und ihre geographische Lage, jenseits der Alpen, schwer zu beherrschen waren. Dadurch richteten sich in der Folgezeit die Augen der deutschen Kaiser und Könige vermehrt gen Süden.[4] Aber auch im Osten des Ostfränkischen Reiches eroberte Otto I. ein weitreichendes Gebiet, das nicht minderschwierig zu regieren war.[5] Dieses Gebiet war von zahlreichen heidnischen Slawenstämmen bevölkert, die ihre christlichen Nachbarn durch häufige Überfälle in Angst und Schrecken versetzten.[6]

Doch wie schaffte Otto der Große es, einen so kampfeslustigen Gegner auf einem Gebiet, was von der Elbe-Saale-Linie bis zur Oder reichte, nicht nur militärisch zu besiegen, sondern ihn auch ideologisch in das Ostfränkische Reich einzugliedern? Anhand von Beispielen aus der Geschichte des Kampfes gegen die Slawen beabsichtigt dieses Essay, die Politik Ottos des Großen gegenüber den Slawen zu analysieren. Hierfür soll zunächst die Herrschaftsetablierung Ottos I. von Interesse sein, an die sich eine Betrachtung der militärischen und baulichen Maßnahmen Ottos, sowie seiner groß angelegte Mission der slawischen Stämme anschließt.

2. Ottos Herrschaftskonsolidierung

Otto der Große wurde am 07. August 936 in Aachen zum König gekrönt, gesalbt und erhielt den Treueschwur von den, ihm untergegebenen, Herzögen.[7] Die Ausgangssituation für den neuen König war aber trotzdem denkbar schlecht. 936 lebten die Ungarnzüge in das Ostfränkische Reich wieder auf, einzelne Slawenstämme (unter anderem die Redarier) probten den Aufstand und Böhmen, das Heinrich I. unter seine Oberherrschaft zwang, sagte sich vom Ostfränkischen Reich los.[8] Als ob diese Probleme allein nicht schon groß genug wären, brüskierte Otto gleich zu Beginn seiner Herrschaft zusätzlich mächtige Adlige in Sachsen, Franken, Lothringen und Bayern mit seiner Politik.[9] Zum einen waren die Brüder Ottos unzufrieden, da sie mit der Nachfolgeregelung Heinrichs I. nicht einverstanden gewesen waren. Zum anderen zwang Otto die Herzöge zum Aufstand, da sie sich nun dem König unterordnen mussten[10] und nicht mehr gleichberechtigt waren, wie unter der Herrschaft seines königlichen Vorgängers. Erst 941 endete dieser große Aufstand, aus dem Otto I. als Sieger hervorging.

Otto ließ sich dennoch nicht von seiner autoritären Politik abbringen. Er missachtete bewusst die Ansprüche des Adels, der ein dynastisches Erbrecht bei der Ämtervergabe berücksichtigt sehen wollte[11] und nahm sogar Angehörigen der oberen Adelsschicht Lehen und vollstreckte Todesurteile gegen sie. Folglich wurde der Adel, aus Angst, ihm könnte Gleiches widerfahren, in die Rebellion gedrängt. Dabei war gerade das Gelingen einer umfassenden Bekehrung der heidnischen Völker im Osten des Reiches nicht zuletzt von der Durchsetzung und Stabilisierung seiner Königsherrschaft abhängig.[12] Durch den Sieg über die Aufständischen mittels geschickter Heiratspolitik und guter Personalentscheidungen in der Vergabe der Herzogsämter an Verwandte, kehrte allmählich wieder Ruhe im Ostfränkischen Reich ein. Dieses System der Friedensschaffung war aber leider nicht so erfolgreich, wie es zu Beginn den Anschein hatte, denn auch manche seiner Verwandten sagten sich später von ihm los.

2.1 Das ‚Reichskirchensystem‘

Weitaus größeren Erfolg mit der Befriedung hatte Otto der Große mit dem sogenannten ‚Reichskirchensystem‘.[13] Er baute die Reichskirche planmäßig als wesentliche königliche Machtbasis aus und unterwarf sie seiner Kontrolle. Somit wurde sie regional zu einem wirksamen Gegengewicht zum Stammesherzog. Die Reichskirche hatte nun eine Fülle von ‚staatlichen‘ Aufgaben wahrzunehmen,[14] wodurch eine noch engere Verzahnung von geistlichen und weltlichen Aufgaben bei den Bischöfen und Kaplänen entstand, als noch in karolingischer Zeit.[15] Zur Ausübung ihrer Funktionen erhielten die Reichskirche und ihre Leiter reichhaltige Schenkungen vom König, wie Grundbesitz, Zoll-, Münz- und Marktrecht oder sogar ganze Grafschaften.[16] Die Schenkungen blieben aber immer Obereigentum des Ostfränkischen Reiches, deshalb wurden die Beschenkten gleichzeitig zu erhöhtem Dienst für König und Reich verpflichtet. Die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Bistümer und Reichsklöster stiegen beträchtlich an, zusätzlich hatte Otto mehr Kontrolle über die Ämtervergabe erhalten. Da er seine Lehen an Geistliche verteilte, musste er nun nicht mehr befürchten, dass die Nachkommen seines Vasallen irgendwann Anspruch auf das Lehen erheben bzw. nach Verlust des Lehens rebellieren. Das Lehen fiel nach dem Tod eines Geistlichen wieder an Otto zurück und er konnte es dann wieder nach Belieben dem nächsten Geistlichen überantworten. Die Bischöfe, die Otto einkleidete und mit Lehen versah, stammten überwiegend aus der Hofkapelle des Königs. Dort standen die Kapläne in einem Gefolgschaftsverhältnis zum König und konnten in königsnaher Ausbildung zu besonderer Treue verpflichtet werden. Zusätzlich unterband der König damit, dass die Bischöfe eine engere Verbindung mit dem Adel der Region eingingen und sich gegen Otto den Großen verschworen. Otto I. baute die Hofkapelle so aus, dass sie quasi zur ‚Vorstufe des Episkopats‘ wurde[17], aus der er nur die Königtreusten auswählte und sie als Bischöfe einsetzte, welche dann ständig in Verbindung mit dem Hof des Königs blieben. Das ‚Reichskirchensystem‘ hat Ottos Herrschaft die Festigkeit gegeben, die Grundlage und Voraussetzung seines weiteren Aufstiegs wurde.

3. Markgrafschaften

Gleich zu Beginn seiner Herrschaft widmete sich Otto auch der Bekämpfung der Slawen. Nicht umsonst galten die ersten Maßnahmen des gebürtigen Sachsens der Politik im Osten, dessen Marken bereits seit Generationen im Konflikt mit den Slawen lagen. Otto I. trat mit der Slawenbekämpfung das Erbe seines Vaters an, der im Gebiet östlich der Elbe-Saale-Linie Burgwarde errichten ließ[18] und um so diese Gebiete zu sichern. Der neue König setzte, kaum gekrönt, die Bestrebungen Heinrichs I. fort und errichtete im Osten des Reiches Markgrafschaften, die er immer weiter nach Osten ausbauen ließ. Die Markgrafschaften dienten zur Befriedung des Landes im Innern und nach außen. Die Markgrafen sicherten das Land, das sie von Otto dem Großen als Lehen erhalten hatten, militärisch, trieben die Abgaben der Bevölkerung ein und führten von hier aus die Unterwerfung der Slawen weiter. Die Bischöfe der einzelnen Marken hatten die weitere Unterwerfung der Slawen auf christlichem Wege zu vollenden, indem sie sie missionierten. Ausgestattet mit außergewöhnlichen Rechten, konnten die Markgrafen Gerichte abhalten, den Bau von Befestigungen anordnen und durften bei Gefahr ein Heer ausheben. So konnten Markgrafen mancherorts gewaltige Heere aufbieten. Mit der Zeit wurden Markgrafschaften erblich und der Titel des Markgrafen blieb nicht mehr länger ‚nur‘ ein Amt.

Bereits unmittelbar nach dem Tod Heinrichs I. erhoben sich die Redarier gegen die Vorherrschaft des Ostfränkischen Reiches. Dies veranlasste Otto I. dazu, das Gebiet der Aufständischen zur Markgrafschaft zu erklären, die nicht nur das Stammesgebiet der Redarier, sondern auch das der Abodriten und Wagrier einschloss (in etwa das Gebiet des heutigen Mecklenburg-Vorpommerns). Diese sogenannte Billunger-Mark gab er dem Bruder Wichmanns I., Hermann Billung, zum Lehen und beauftragte ihn mit der Niederschlagung des Aufstandes. Damit setzte sich Otto der Große über die Ansprüche Wichmanns hinweg, was diesen sehr verärgerte[19] und später an dem Aufstand gegen den König teilnehmen ließ. Nichtsdestotrotz besiegte Hermann Billung die Redarier und machte sie dem Ostfränkischen Reich gegenüber tributpflichtig. Diese Tributpflicht bestand jedoch mit der Zeit nur noch formell und musste immer wieder neu erfochten werden. Durch seine hart geführten und erfolgreichen Kämpfe gegen die Slawen, erhielt Hermann Billung beim König und seinen Untergebenen großen Respekt und Vertrauen, was Otto I. dazu veranlasste, den Markgrafen zeitweilig als seinen Stellvertreter im Herzogtum Sachsen einzusetzen.

[...]


[1] Vgl. Karl Schmid: Das Problem der <Unteilbarkeit des Reiches>, in: Schmid, Karl (Hrsg.): Reich und Kirche vor dem Investiturstreit, Sigmaringen 1985, S. 14f.

[2] Vgl. Fleckenstein, Josef: Otto der Große in seinem Jahrhundert, in: FMSt 9 (1975), S. 256.

[3] Vgl. Schmid 1985, S. 5-7.

[4] Vgl. die Artikel der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches im Lexikon des Mittelalters.

[5] Vgl. Althoff, Gerd: Heinrich I. und Otto der Große. Neubeginn auf karolingischem Erbe, Göttingen u. a. 32006, S. 161.

[6] Vgl. Leciejewicz, L.: Art. „Westslaven“, in: Norbert Angermann u. a. (Hrsg.): Lexikon des Mittelalters, München 1998, S. 38-40.

[7] Vgl. Widukind von Corvey. Res gestae Saxoniae, in: Ekkehart Rotter und Bernhard Scheidmüller (Hrsg.): Res gestae Saxoniae. Die Sachsengeschichte. Lateinisch/Deutsch, übersetzt v. Ekkehart Rotter und Bernhard Scheidmüller, Stuttgart 2006, S. 105.

[8] Vgl. Zernack, Klaus: Otto der Große und die slawischen Reiche, in: Matthias Puhle (Hrsg.): Otto der Große. Magdeburg und Europa. Bd. 1, Mainz 2001, S. 518.

[9] Vgl. Widukind, S. 113-125.

[10] Vgl. Fleckenstein, Josef: Otto der Große in seinem Jahrhundert, in: FMSt 9 (1975), S. 256.

[11] Vgl. Fried, Johannes: Der Weg in die Geschichte . Die Ursprünge Deutschlands bis 1024, Berlin 1994, S. 492.

[12] Vgl. ebd.

[13] Der Begriff ‚Reichskirchensystem‘ ist in der Forschung sehr umstritten, da es sehr unwahrscheinlich ist, dass es sich hier um ein wirkliches System handelte. Es ist nicht möglich einen genauen Zeitpunkt für das Einsetzen dieses ‚Systems‘ zu finden, sodass man davon überzeugt ist, dass das ‚Reichskirchensystem‘ sich erst langsam und schrittweise herausbildete bis es die Struktur hatte, die man unter Otto I. kannte.

[14] Vgl. Althoff 2006, S. 216.

[15] Vgl. Fleckenstein, Josef: Problematik und Gestalt der Reichskirche, in: Karl Schmidt (Hrsg.): Reich und Kirche vor dem Investiturstreit, Sigmaringen 1985, S. 96.

[16] Vgl. Althoff 2006, S. 216.

[17] Vgl. Günter, Heinrich: Kaiser Otto der Große, 2. Auflage, Stuttgart u. a. 1943, S. 161.

[18] Vgl. Fleckenstein: Otto der Große in seinem Jahrhundert, S. 256.

[19] Vgl. Widukind, S. 113.

Fin de l'extrait de 20 pages

Résumé des informations

Titre
Die Politik Ottos des Großen gegenüber den Slawen
Université
http://www.uni-jena.de/  (Historisches Institut)
Cours
Die Politik der ottonischen Herrscher gegenüber ihren slawischen Nachbarn im Spiegel der erzählenden Quelle
Note
1,3
Auteur
Année
2009
Pages
20
N° de catalogue
V132977
ISBN (ebook)
9783640397396
ISBN (Livre)
9783640397839
Taille d'un fichier
441 KB
Langue
allemand
Mots clés
Otto, der, Große, Otto I, Slawen, Magdeburg, Merseburg, Erzbistum, Widukind, Außenpolitik, Deutsches Reich, Heiliges Römisches Reich, Schlacht, Lechfeld, Thietmar von Merseburg, Reichskirchensystem
Citation du texte
Falk Hesse (Auteur), 2009, Die Politik Ottos des Großen gegenüber den Slawen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132977

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