In einer Unterhausrede im Jahre 1901 sprach der Politiker Lord Balfour von einer
großen Epoche. Er meinte damit die 64 jährige Herrschaft von Königin Viktoria in
der Zeit von 1837 bis 1901. Dieser Zeitraum wird gerne als Epoche betrachtet. Oft
wird er mit Begrifflichkeiten wie Bürgertum, Selbstgefälligkeit, Profitstreben,
Materialismus und Prüderie in Zusammenhang gebracht. Allerdings gab es in
dieser Zeit weitaus mehr Spannungen, Gegensätze und Konflikte als deutliche
Gemeinsamkeiten, die dem Viktorianismus einen epochalen Charakter geben
würden. In politischer und wirtschaftlicher Hinsicht war eine Vorherrschaft des
hohen Bürgertums erkennbar. Diese Vorherrschaft wurde allerdings durch immer
stärker werdende Forderungen wie z.B. die nach allgemeinen, freien und
geheimen Wahlen, aber auch durch mächtig werdende
Gewerkschaftsbewegungen bedroht. In religiöser Hinsicht war die Viktorianische
Zeit durch eine wachsende Erstarrung der anglikanischen Kirche und dem Ziel
einer religiösen Erneuerung geprägt. Diese ganze Zeit wurde eher durch Konflikt
als durch Konsens bestimmt. Es vollzogen sich große soziokulturelle
Veränderungen. Außenpolitisch gesehen erlebte England großen Machtzuwachs,
insbesondere durch koloniale Expansion und die Ausrufung Königin Viktorias zur
Kaiserin von Indien im Jahre 1876. In die Zeit des Viktorianismus gehört auch die
Industrialisierung mit einer Phase von zahlreichen Erfindungen, wie die
Dampfmaschine, die Eisenbahn, der Elektromotor, der Telegraph und das Telefon.
Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war allerdings durch starke soziale
Missstände und Verelendung der Industriearbeiter gekennzeichnet. Erst in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zu sozialen Reformen wie der
„Zehnstundentag“ oder die Abschaffung der Kinderarbeit, sowie die Einführung der
allgemeinen Schulpflicht im Jahre 1876.
Trotz aller Konflikte und Wandlungen ist festzustellen, dass es keine Revolutionen
oder radikale politische Veränderungen dieser Zeit waren, die das Denken und
Handeln in England umgestalteten.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Die Viktorianische Zeit
- Prof. Hans G. Kippenberg - eine Kurzbiografie
- Wege zurück zu den Anfängen von Religion
- Degenerationsthese und Fetischismus
- Edward Burnett Tylor - survivals und Animismus
- William Robertson Smith - archaische Riten in semitischen Stämmen
- Wilhelm Mannhardt - der Vegetationskult des Korndämons
- James George Frazer - „The Golden Bough“
- Abbildung 1 (Zeitstrahl)
- Erläuterungen zu einem religionswissenschaftlichen Zeitstrahl (1832-1918)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Referat untersucht die Erforschung der Anfänge der Religion durch das Prisma der viktorianischen Epoche. Es beleuchtet die damaligen wissenschaftlichen Ansätze und deren Kontext, indem es die relevanten Denker und ihre Theorien vorstellt. Das Ziel ist es, ein Verständnis für die Methoden und Perspektiven der Religionswissenschaft im viktorianischen England zu entwickeln.
- Die viktorianische Gesellschaft und ihre Einflüsse auf die Religionswissenschaft
- Die Entwicklung der Religionsgeschichtsforschung im 19. Jahrhundert
- Verschiedene Theorien zur Entstehung von Religion (Animismus, Degenerationsthese)
- Schlüsselfiguren der viktorianischen Religionswissenschaft (Tylor, Smith, Frazer, Mannhardt)
- Der Einfluss der kolonialen Expansion auf das Verständnis von Religion
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung: Die Einführung präsentiert zunächst die viktorianische Zeit als eine Epoche mit komplexen sozialen, politischen und religiösen Dynamiken, gekennzeichnet durch Konflikte und Veränderungen, trotz des scheinbaren Bildes von Bürgertum und Selbstgefälligkeit. Sie skizziert die Herausforderungen der Epoche und den Kontext, in dem die religionswissenschaftlichen Forschungen des 19. Jahrhunderts stattfanden. Im zweiten Teil der Einführung wird eine kurze Biografie von Professor Hans G. Kippenberg, dem Autor des Quellentextes, gegeben, welche seine Expertise im Bereich der Religionsgeschichte und seine relevanten Forschungsschwerpunkte hervorhebt.
Wege zurück zu den Anfängen von Religion: Dieses Kapitel analysiert verschiedene viktorianische Ansätze zur Erforschung der Ursprünge von Religion. Es beleuchtet die Degenerationsthese, die religiöse Rituale und Glaubensvorstellungen als einen Verfall aus einer ursprünglich höheren Form betrachtet. Die Theorien von Edward Burnett Tylor (Animismus, Survivals), William Robertson Smith (archaische Riten in semitischen Stämmen), Wilhelm Mannhardt (Vegetationskult) und James George Frazer ("The Golden Bough") werden im Detail vorgestellt und ihre jeweiligen Beiträge zur religionswissenschaftlichen Debatte diskutiert. Die Kapitel zeigen die Vielfalt der Erklärungsansätze und die komplexen methodologischen Fragen, die im viktorianischen Kontext auftraten.
Schlüsselwörter
Viktorianische Epoche, Religionsgeschichte, Religionswissenschaft, Animismus, Degenerationsthese, Edward Burnett Tylor, William Robertson Smith, Wilhelm Mannhardt, James George Frazer, "The Golden Bough", Kolonialismus, 19. Jahrhundert.
Häufig gestellte Fragen zum Referat: Die Anfänge der Religionswissenschaft in der Viktorianischen Epoche
Was ist der Inhalt des Referats?
Das Referat untersucht die Erforschung der Anfänge von Religion im viktorianischen England (19. Jahrhundert). Es beleuchtet die wissenschaftlichen Ansätze dieser Zeit, stellt wichtige Denker und ihre Theorien vor und analysiert den Kontext, in dem diese Forschungen stattfanden. Der Fokus liegt auf den Methoden und Perspektiven der Religionswissenschaft im viktorianischen England, unter Berücksichtigung gesellschaftlicher und kolonialer Einflüsse.
Welche Themen werden im Referat behandelt?
Das Referat behandelt die viktorianische Gesellschaft und ihren Einfluss auf die Religionswissenschaft, die Entwicklung der Religionsgeschichtsforschung im 19. Jahrhundert, verschiedene Theorien zur Entstehung von Religion (insbesondere Animismus und die Degenerationsthese), Schlüsselfiguren wie Tylor, Smith, Frazer und Mannhardt, sowie den Einfluss der kolonialen Expansion auf das Verständnis von Religion.
Welche Schlüsselfiguren der viktorianischen Religionswissenschaft werden behandelt?
Das Referat konzentriert sich auf Edward Burnett Tylor (mit seinen Konzepten von Animismus und Survivals), William Robertson Smith (und seinen Arbeiten zu archaischen Riten in semitischen Stämmen), Wilhelm Mannhardt (und seinem Studium des Vegetationskults) und James George Frazer (und seinem einflussreichen Werk "The Golden Bough").
Welche Theorien zur Entstehung von Religion werden diskutiert?
Das Referat diskutiert die Degenerationsthese, die religiöse Praktiken als einen Verfall aus einer ursprünglich höheren Form betrachtet, sowie den Animismus, der die Annahme von Geistern und beseelten Wesen als Grundlage religiösen Denkens postuliert.
Wie ist das Referat strukturiert?
Das Referat umfasst eine Einführung mit einer Darstellung der viktorianischen Epoche und einer Kurzbiografie von Prof. Hans G. Kippenberg. Der Hauptteil analysiert verschiedene Ansätze zur Erforschung der Ursprünge von Religion im 19. Jahrhundert. Es enthält außerdem einen Zeitstrahl und eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel.
Welche Schlüsselwörter beschreiben das Referat?
Schlüsselwörter sind: Viktorianische Epoche, Religionsgeschichte, Religionswissenschaft, Animismus, Degenerationsthese, Edward Burnett Tylor, William Robertson Smith, Wilhelm Mannhardt, James George Frazer, "The Golden Bough", Kolonialismus, 19. Jahrhundert.
Wer ist Prof. Hans G. Kippenberg?
Prof. Hans G. Kippenberg wird im Referat kurz vorgestellt. Die Biografie hebt seine Expertise im Bereich der Religionsgeschichte und seine relevanten Forschungsschwerpunkte hervor. Er ist der Autor des Quellentextes, auf dem das Referat basiert.
Wie ist der Einfluss des Kolonialismus auf das Verständnis von Religion dargestellt?
Das Referat untersucht, wie die koloniale Expansion die Perspektiven und Methoden der Religionswissenschaft im viktorianischen England beeinflusst hat. Dieser Aspekt wird im Kontext der untersuchten Theorien und Denker analysiert.
- Citation du texte
- Sebastian Hesse (Auteur), 2003, Anfänge der Religion - durch die viktorianische Brille gesehen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13297