Der Zusammenbruch des weltweiten Systems fester Wechselkurse, des Bretton-Woods-Systems, raubte dem IWF seine Kernaufgabe. Obwohl immer noch einige Länder ihre Wechselkurse an andere Währungen gebunden haben, war das umfassende System fixierter Wechselkurse hinfällig. Es schien, als sei dem IWF seine Existenzgrundlage entzogen. Schnell übernahm er zusätzlich zahlreiche weitere Aufgaben. Internationaler Krisenmanager, Entwicklungshelfer, Währungsüberwacher, Umweltschützer und Datenanalyst und -verteiler sowieso, soll er sein. Ursprünglich dazu gedacht, kurzfristige Ausgleichskredite zu vergeben, gewährt der Fonds zunehmend längerfristige Unterstützung mit zunehmend schärferen Bedingungen und Eingriffen in souveränen Staaten. Dabei sieht er sich seit jeher wachsender Kritik ausgesetzt. Spätestens jedoch mit den Krisendebakeln der 80er und 90er Jahre (Lateinamerikakrise, Mexikokrise, Asienkrise, Argentinienkrise) hat der Handlungsdruck auf den IWF stark zugenommen. Es scheint häufig so, als läge die Ursache für den mäßigen Erfolg, im Verlust einer präzisen und eindeutigen Definition und Abgrenzung der Aufgaben und Ziele genauso wie einer exakten Bestimmung der Mittel und deren Verwendung einerseits und dem Fehlen flexiblen und auf Kreditnehmer individuell angepassten Handelns andererseits. Diesem Zielkonflikt ausgesetzt, befindet sich der Fonds seit längerem in einer Identitätskrise, deren Ausweg noch immer nicht ganz klar ist. Einige Reformvorschläge sehen einen stärkeren Schwerpunkt in der Rolle des Kreditgebers der letzten Instanz, der statt mit langfristiger Strukturhilfe durch kurzfristiges Krisenmanagement Unterstützung leistet. Ausgelöst durch die momentane Finanzkrise, sieht Europa (angeführt von Deutschland und Frankreich) die Zukunft des Fonds eher in einer „Überwachungs- und Kontrollinstanz“ internationaler Finanzmärkte. Um die Auswirkungen auf Krisenentwicklungen und die möglichen neuen Perspektiven besser beurteilen zu können, lohnt eine Betrachtung des IWF und seiner Aufgaben und Tätigkeiten in der Vergangenheit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Institution IWF
- Geschichtlicher Hintergrund des IWF
- Struktur des IWF
- Finanzierungsquellen
- Kreditarten
- Aufgaben und Wandel des IWF
- Die Kreditvergabepolitik des IWF
- Abgrenzung von Wirtschaftskrisen
- Verschuldungskrisen
- Währungskrisen
- Beispiele bedeutender Wirtschafts- und Währungskrisen
- Asienkrise 1997/1998
- Argentinienkrise 1998-2002
- Anreizwirkungen durch den IWF (moral hazard)
- Anreizwirkung auf Kreditnehmer
- Anreizwirkung auf (private) Kreditgeber
- Reformvorschläge und Ausblick (vom Krisenmanager zum Krisenverhinderer?)
- Abschließende Bemerkungen
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Rolle des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Wirtschafts- und Währungskrisen. Sie analysiert den historischen Hintergrund des IWF, seine Struktur und seine Aufgaben im Wandel. Die Arbeit untersucht die Kreditvergabepolitik des IWF und die Anreizwirkungen, die durch seine Interventionen entstehen können. Darüber hinaus werden Reformvorschläge und Zukunftsperspektiven für den IWF diskutiert.
- Die historische Entwicklung des IWF und seine Rolle im Bretton-Woods-System
- Die Struktur und Aufgaben des IWF im Wandel
- Die Kreditvergabepolitik des IWF und ihre Auswirkungen auf Krisenländer
- Die Anreizwirkungen des IWF (moral hazard) auf Kreditnehmer und Kreditgeber
- Reformvorschläge und Zukunftsperspektiven für den IWF
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Relevanz des Themas und die Zielsetzung der Arbeit darlegt. Anschließend wird die Institution IWF vorgestellt, wobei der geschichtliche Hintergrund, die Struktur und die Aufgaben des IWF im Wandel beleuchtet werden. Die Kreditvergabepolitik des IWF wird im dritten Kapitel näher betrachtet. Im vierten Kapitel werden Verschuldungs- und Währungskrisen abgegrenzt und die Anreizwirkungen des IWF (moral hazard) im fünften Kapitel analysiert. Die Arbeit schließt mit einer Diskussion von Reformvorschlägen und Zukunftsperspektiven für den IWF.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Internationalen Währungsfonds (IWF), Wirtschaftskrisen, Währungskrisen, Kreditvergabepolitik, moral hazard, Reformvorschläge und Zukunftsperspektiven. Die Arbeit beleuchtet die Rolle des IWF in der Bewältigung von Wirtschafts- und Währungskrisen und analysiert die Herausforderungen und Chancen, die sich für den IWF in Zukunft ergeben.
- Arbeit zitieren
- Burkhard Heling (Autor:in), 2009, Die Rolle des IWF in Wirtschafts- und Währungskrisen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132982