Die Rolle des IWF in Wirtschafts- und Währungskrisen


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2009

25 Pages, Note: 1,7


Extrait


INHALT

1. Einleitung

2. Die Institution IWF
2.1 Geschichtlicher Hintergrund des IWF
2.2 Struktur des IWF
2.2.1 Finanzierungsquellen
2.2.2 Kreditarten
2.3 Aufgaben und Wandel des IWF

3. Die Kreditvergabepolitik des IWF

4. Abgrenzung von Wirtschaftskrisen
4.1 Verschuldungskrisen
4.2 Währungskrisen

5. Beispiele bedeutender Wirtschafts- und Währungskrisen
5.1 Asienkrise 1997 / 1998
5.2 Argentinienkrise 1998-2002

6. Anreizwirkungen durch den IWF (moral hazard)
6.1 Anreizwirkung auf Kreditnehmer
6.2 Anreizwirkung auf (private) Kreditgeber

7. Reformvorschläge und Ausblick (vom Krisenmanager zum Krisenverhinderer?)

8. Abschließende Bemerkungen

Literaturverzeichnis

ABSTRACT

Der Zusammenbruch des weltweiten Systems fester Wechselkurse, des Bretton-Woods-Systems, raubte dem IWF seine Kernaufgabe. Obwohl immer noch einige Länder ihre Wechselkurse an andere Währungen gebunden haben, war das umfassende System fixierter Wechselkurse hinfällig. Es schien, als sei dem IWF seine Existenzgrundlage entzogen. Schnell übernahm er zusätzlich zahlreiche weitere Aufgaben. Internationaler Krisenmanager, Entwicklungshelfer, Währungsüberwacher, Umweltschützer und Datenanalyst und -verteiler sowieso, soll er sein. Ursprünglich dazu gedacht, kurzfristige Ausgleichskredite zu vergeben, gewährt der Fonds zunehmend längerfristige Unterstützung mit zunehmend schärferen Bedingungen und Eingriffen in souveränen Staaten.

Dabei sieht er sich seit jeher wachsender Kritik ausgesetzt. Spätestens jedoch mit den Krisendebakeln der 80er und 90er Jahre (Lateinamerikakrise, Mexikokrise, Asienkrise, Argentinienkrise) hat der Handlungsdruck auf den IWF stark zugenommen. Es scheint häufig so, als läge die Ursache für den mäßigen Erfolg, im Verlust einer präzisen und eindeutigen Definition und Abgrenzung der Aufgaben und Ziele genauso wie einer exakten Bestimmung der Mittel und deren Verwendung einerseits und dem Fehlen flexiblen und auf Kreditnehmer individuell angepassten Handelns andererseits. Diesem Zielkonflikt ausgesetzt, befindet sich der Fonds seit längerem in einer Identitätskrise, deren Ausweg noch immer nicht ganz klar ist. Einige Reformvorschläge sehen einen stärkeren Schwerpunkt in der Rolle des Kreditgebers der letzten Instanz, der statt mit langfristiger Strukturhilfe durch kurzfristiges Krisenmanagement Unterstützung leistet.

Ausgelöst durch die momentane Finanzkrise, sieht Europa (angeführt von Deutschland und Frankreich) die Zukunft des Fonds eher in einer „Überwachungs- und Kontrollinstanz“ internationaler Finanzmärkte. Um die Auswirkungen auf Krisenentwicklungen und die möglichen neuen Perspektiven besser beurteilen zu können, lohnt eine Betrachtung des IWF und seiner Aufgaben und Tätigkeiten in der Vergangenheit.

1. EINLEITUNG

In der Vergangenheit kam es in vielen Ländern zu erheblichen wirtschaftlichen Krisen. Die Rolle des IWF war nicht immer eindeutig definiert. Die Hauptaufgabe des IWF bestand und besteht darin, Währungskrisen einzelner Länder rechtzeitig einzudämmen, um der Gefahr einer Ausdehnung der Krise auf das Weltwirtschaftssystem vorzubeugen (Sandner & Sommer, 1987, S. 59). Im Zeitablauf hat der IWF zusätzliche Aufgaben übernommen. Unter Auflagen und Bedingungen hat er vielen Mitgliedsländern in verschiedenen Wirtschaftskrisen Unterstützung geleistet. Nicht selten führte dies zu vielfältigen Problemen. Die Kritik an der Krisenintervention des IWF verstärkte sich und der Fonds übernahm sich bei dem ehrgeizigen Versuch als Krisenmanager für die Welt aufzutreten.

Die vorliegende Arbeit betrachtet zunächst den geschichtlichen Hintergrund und die ursprüngliche Situation die zur Einrichtung eines internationalen Überwachungsgremiums geführt hat. Erläuterungen zu Finanzierungsquellen, Kreditarten sowie Arbeitsweise und der Wandel der Aufgaben als Reaktion auf die veränderten Umweltbedingungen sollen die Struktur des Fonds verdeutlichen.

Die Kreditvergabe stellt das wichtigste Instrument des Fonds bei der Krisenbewältigung dar. Dies soll im Kapitel 3 beschrieben werden.

Anschließend werden die beiden wichtigsten Arten wirtschaftlicher Krisen, Verschuldungs-und Währungskrisen gegeneinander abgegrenzt. Häufig treten Mischformen beider Krisen auf. Das konkrete Handeln des Fonds soll zum einen am Beispiel der Asienkrise und zum anderen am Beispiel der Argentinienkrise gezeigt werden.

Seit Anfang der 80er Jahre wird verstärkt die Anreizwirkung des IWF untersucht. Aktionen des Fonds stehen im Verdacht Fehlanreize auszulösen. Einen Überblick verschafft Kapitel 6. Für die Zukunft des IWF existieren verschiedene Reformansätze und Szenarien. Eine Darstellung der wichtigsten Vorschläge bildet den Schluss der Arbeit.

2. DIE INSTITUTION IWF

2.1 Geschichtlicher Hintergrund des IWF

Schon in seinem geschichtlichen Ursprung geht der Internationale Währungsfonds (IWF) auf eine Krise, nämlich die große Depression der Weltwirtschaft in den 1930er Jahren zurück. Bis zu diesem Zeitpunkt orientierte sich der Wert vieler Währungen an den zu Grunde liegenden Goldreserven des ausgebenden Staates. Das Papiergeld beurkundete einen Anspruch auf eine festgelegte Goldmenge.

Mit der Weltwirtschaftskrise und der mit ihr einhergehenden Inflation verloren die Wirtschaftssubjekte zunehmend das Vertrauen in die Banknoten. In der Folge stieg die Nachfrage nach Gold so stark, dass der Geldbestand die Goldreserven überstieg und einige Staaten das Goldwährungssystem aufgeben mussten, weil sie den Tauschforderungen nicht mehr nachkommen konnten. Nach Abkehr vom klassischen Goldstandard waren auch die festen Wechselkursparitäten, die sich über den Goldpreis zwischen den Währungen ergaben hinfällig. Durch mangelnde Möglichkeiten zur Bewertung ausländischer Währungen war deren Wert unklar und schränkte den internationalen Handel erheblich ein. Zusätzlich erschwerten staatlich herbeigeführte, wettbewerbsverzerrende Währungsabwertungen die Investitionstätigkeit in vielen Ländern. Eine Abwertung der heimischen Währung führt im Inland zu ansteigenden Exporten, da heimische Güter relativ günstiger werden. Im Ausland dagegen zu rückläufigen Exporten. Der Vorteil für das abwertende Land existiert im Allgemeinen jedoch nur kurzfristig, nämlich genau so lange bis andere Länder ebenfalls mit Währungsabwertungen reagieren und es zu einem Abwertungswettlauf kommt. Der durch die Abwertungen entstandene Vertrauensverlust in die Währungen verstärkte die Krise zusätzlich. Im Ergebnis kam es vermehrt zu protektionistischen Maßnahmen, um sich vor ausländischer Konkurrenz zu schützen.

Vor diesem Hintergrund verständigten sich 44 Nationen im Juni 1944 bei der Konferenz von Bretton Woods auf geeignete Maßnahmen um den internationalen Handel zu stärken und allgemeinen Wohlstand anzustreben. Zentraler Bestandteil war ein festes Wechselkurssystem, insbesondere um den Währungsaustausch zu vereinfachen, das Vertrauen in die Währungen zu stärken und berechnende Währungsabwertungen zu verhindern sowie die Einrichtung einer überwachenden Organisation, des IWF.

Entsprechend der wirtschaftlichen Prosperität und politischen Stärke der USA wurde der US-Dollar zur Anker- und Leitwährung des Bretton-Woods-Systems. Die USA waren dabei von Schwankungen ihrer Währung unbeeinflusst, mussten jedoch ausreichende Goldreserven vorhalten, da der Dollar weiterhin einen Goldanspruch darstellte. Im Gegensatz zu den USA mussten alle anderen Teilnehmerstaaten zum Erhalt des Wechselkurses zwischen den angebundenen Währungen gegenüber dem US-Dollar, Devisenan- oder -verkäufe tätigen, die z.T. schuldenfinanziert erfolgen mussten. Die dafür notwendigen Kredite wurden vom IWF bereitgestellt.

Ab 1960 kam es in den USA zu steigenden Zahlungsbilanzdefiziten, verursacht durch Korea-und Vietnamkrieg, deren Finanzierung maßgeblich durch das Drucken von Banknoten erfolgte. Da die USA nicht verpflichtet waren, die Geldwertstabilität gegenüber den ihnen angeschlossenen Währungen zu erhalten und überdies viele Rüstungsgüter im Ausland bezogen, konnten sie die entstandene Inflation exportieren. Der Vertrauensverlust in den Dollar und die indirekte Mitfinanzierung des Vietnamkrieges veranlasste Frankreich 1965 als ersten europäischen Staat, seine Dollarreserven in Gold zu tauschen und löste damit einen Ansturm auf die US-amerikanischen Goldreserven aus, die bei weitem nicht ausreichten um die Nachfrage zu decken. 1971 scheiterte zwar das System von Bretton-Woods, die daraus hervorgegangenen Institutionen blieben jedoch bestehen.

2.2 Struktur des IWF

Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit des IWF ist die Vergabe von Krediten. Dennoch will sich der Fonds ausdrücklich nicht als Kreditinstitut verstanden wissen, sondern vielmehr als Überwachungsinstitution, die Bemühungen um eine bessere Zusammenarbeit bei der Formulierung wirtschaftspolitischer Ziele koordiniert (Driscoll, 1998, S. 18). Neben der Vergabe von Krediten und der wirtschaftspolitischen Überwachung (economic surveillance) bietet der Fonds auch die Möglichkeit der technischen Hilfe (technical assistance) insbesondere für „low and middle income countries“, die ihre wirtschaftliche Lage mit konkreten Maßnahmen stabilisieren möchten.

Die Höhe von Einlagen (Quoten) und Krediten (Ziehungen) des IWF werden seit 1969 in Sonderziehungsrechten (SZR), einer technischen Rechnungseinheit, ähnlich einer künstlichen Währung, ausgedrückt. Der Wert eines SZR wird täglich berechnet und setzt sich aus den Kursen von US-Dollar, Euro, Pfund und Yen zusammen.

2.2.1 Finanzierungsquellen

Zur Finanzierung der IWF Kredite zahlen alle Mitglieder eine Einlagenquote, die in ihrer Höhe der Leistungsfähigkeit des jeweiligen Mitgliedslandes entspricht, in den Fonds ein. An dieser Quote orientieren sich der Umfang der Kreditvergabe und die Zuteilung der Sonderziehungsrechte. Darüber hinaus entscheidet die Höhe der Quote über das Stimmrecht der Länder. Eine Anpassung der Quote an die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit findet alle fünf Jahre statt. Die Funktionsweise des IWF wird daher häufig entsprechend einer versicherungsähnlichen Solidargemeinschaft betrachtet.

Neben den Einzahlungen der Mitgliedsländer bestehen Kreditvereinbarungen mit einigen Regierungen und Zentralbanken, über die dem IWF selbst Kreditlinien eingeräumt werden, deren Umfang ebenfalls alle fünf Jahre neu verhandelt wird. (Driscoll, 1998, S. 18)

Die dritte Einnahmequelle sind Zinsen und Bearbeitungsgebühren. Diese werden sowohl zur Selbstverwaltung und zur Tilgung der eigenen Schuldzinsen verwendet. Die danach verbleibende Differenz geht als Gewinn in das Fondsvermögen ein. Überschüsse sind jedoch als Folge der Aktivitäten und nicht als deren Voraussetzung oder Ziel zu betrachten.

Weitere Fondsmittel ergaben sich überwiegend in der Vergangenheit aus offenen und stillen Reserven, Goldverkäufen und Ölfazilitäten.

2.2.2 Kreditarten

Mitgliedsländer mit Zahlungsbilanzschwierigkeiten können unverzüglich Ziehungen in Höhe ihrer „Reserveposition“ in Anspruch nehmen. Die Reserveposition setzt sich zusammen aus der „Reservetranche“, die 25 Prozent der hinterlegten Quote entspricht und dem Umfang der Kreditgewährung an den IWF. Eine Vergabe von weiteren Krediten (Kredittranchen) ist an Bedingungen des IWF geknüpft. Es sind vier weitere Kredittranchen meist in Form von Bereitschaftkreditabkommen (Stand-By Arrangements) zu erhalten, die jedoch mit höheren Bearbeitungs- und Bereitstellungsgebühren, Zinsen und Bedingungen zu denen die Strukturanpassungsprogramme (Structural Adjustment Programme, SAP) gehören, verbunden sind. Die konkreten Auflagen, die an die Vergabe von Krediten geknüpft sind, können von unverbindlichen Empfehlungen bis hin zu harten Auflagen, deren Nichtbefolgung einen Kreditstop nach sich zieht, reichen (Sandner & Sommer, 1987, S. 42). Um die Freigabe der Kredite von einer Umsetzung der Kreditbedingungen abhängig machen zu können, zahlt sie der Fonds seit 1956 in Raten aus (Phasing) (Dreher, 2003, S. 11). Durch

[...]

Fin de l'extrait de 25 pages

Résumé des informations

Titre
Die Rolle des IWF in Wirtschafts- und Währungskrisen
Université
University of Heidelberg
Note
1,7
Auteur
Année
2009
Pages
25
N° de catalogue
V132982
ISBN (ebook)
9783640397440
ISBN (Livre)
9783640397884
Taille d'un fichier
493 KB
Langue
allemand
Mots clés
IMF, IWF, Wirtschaftskrise, Reform, Währungskrise, Argentinienkrise, Asienkrise, Strukturanpassungsprogramm
Citation du texte
Burkhard Heling (Auteur), 2009, Die Rolle des IWF in Wirtschafts- und Währungskrisen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132982

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