Wäre die gegenwärtige deutsche Literatur Gegenstand einer wissenschaftlichen Arbeit, würde es sich dabei mit großer Wahrscheinlichkeit wohl um eine literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung auf dem Gebiet der Germanistik handeln. Gleiches könnte man mit Sicherheit auch für die Erforschung der BRD-Literatur der letzten vier bis fünf Jahrzehnte behaupten. Was jedoch die DDR-Literatur angeht, so findet man einen Großteil der wissenschaftlichen Arbeiten, die sich mit dieser auseinandersetzen, in den Bücherregalen historischer Abteilungen, sieht man einmal von jenen Werken ab, die sich tatsächlich ausschließlich mit linguistischen Phänomenen oder literarischen Gattungen beschäftigen. Während die Literatur der BRD nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges keinen spürbaren politischen Einfluss innerhalb des eigenen Staates ausübte, kann die Literatur in der DDR nicht unabhängig von Politik und Macht der SED betrachtet werden, was diese unstreitbar zu einem historischen Forschungsgebiet werden lässt.
Literatur in der DDR war nicht nur einfach das Produkt eines Schriftstellers, das auf direktem Wege von den Bürgern rezipiert wurde. Literatur in der DDR verstand sich zum einen als sozialistische Auftragsliteratur der SED, die das Talent der Schriftsteller für propagandistische Zwecke zu nutzen versuchte, zum anderen versuchte sie jedoch eine eigenständige Literatur zu sein, die sich von den inhaltlichen Forderungen der Partei distanzierte. Auf eben jener um Autonomie bemühten Literatur soll der Fokus der vorliegenden Arbeit liegen.
Von den SED-Machthabern wurde sie als ernst zu nehmender Gegner, als starke Opposition verstanden, die der Imagepflege der DDR im Wege stand. Schwerpunkt der Betrachtung sind dabei die siebziger Jahre, da diese als Höhepunkt der literarischen Oppositionsbewegung betrachtet werden können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Literatur im Geiste des Staates
- Der real existierende Sozialismus
- Die,,Propheten einer verheißungsvollen Zukunft“
- DDR Literatur unter Ulbricht
- ,,Bitterfelder Weg“.
- Kontrollinstanzen unter Ulbricht
- Staatssicherheit in den fünfziger und sechziger Jahren ..
- Zensur in den fünfziger und sechziger Jahren
- Das 11. ZK- Plenum 1965.
- Zur Vorgeschichte
- „Kahlschlag" durch Honecker
- Christa Wolf vs. die literarische Produktivkraft
- Der Dolchstoß gegen Ulbricht
- 1971 – 1973 Kulturpolitische Entspannungsphase unter Honecker
- Honecker: Förderer von Literatur?
- Der VII. Schriftstellerkongress 1973
- Das Ende der kulturpolitischen Öffnung
- Der Fall Kunze
- Die Ausbürgerung Wolf Biermanns
- ,,Nachwehen um die Biermann – Ausbürgerung“
- Kontrollinstanzen unter Honecker
- Staatssicherheit in den siebziger Jahren
- Deckname << Lyrik >>
- Zensur in den siebziger Jahren
- Staatssicherheit in den siebziger Jahren
- Der VIII. Schriftstellerkongress 1978
- Das Tribunal von 1979
- Die achtziger Jahre unter Honecker
- Fazit
- Anhang
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der literarischen Intelligenz in der DDR der 1970er Jahre und deren Rolle als Oppositionskraft gegenüber der SED-Herrschaft. Die Arbeit analysiert die kulturpolitischen Entwicklungen dieser Zeit und untersucht, wie Schriftsteller und Intellektuelle mit den staatlichen Kontrollmechanismen umgingen und ihre künstlerische Freiheit verteidigten.
- Die Rolle der Literatur als Gegenkraft in einem autoritären Staat
- Die Entwicklung der Kulturpolitik in der DDR unter Ulbricht und Honecker
- Die Strategien der literarischen Opposition zur Durchsetzung ihrer künstlerischen Freiheit
- Die Auswirkungen der staatlichen Kontrolle auf die Literatur und die Schriftsteller
- Die Bedeutung des VII. und VIII. Schriftstellerkongresses für die literarische Opposition
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Hausarbeit ein und erläutert die Bedeutung der DDR-Literatur als Forschungsgegenstand. Sie stellt die These auf, dass die Literatur in der DDR nicht unabhängig von Politik und Macht der SED betrachtet werden kann und dass die siebziger Jahre als Höhepunkt der literarischen Oppositionsbewegung betrachtet werden können.
Kapitel 2 beleuchtet die Rolle der Literatur im real existierenden Sozialismus und untersucht die Versuche der SED, die Literatur für propagandistische Zwecke zu nutzen. Es werden die „Propheten einer verheißungsvollen Zukunft“ vorgestellt, die die Ideale des Sozialismus in ihren Werken propagierten.
Kapitel 3 analysiert die Kulturpolitik der DDR unter Ulbricht und die damit verbundenen Kontrollmechanismen. Es werden die „Bitterfelder Weg“-Bewegung, die Staatssicherheit und die Zensur in den fünfziger und sechziger Jahren untersucht. Des Weiteren wird das 11. ZK- Plenum 1965 und die damit verbundenen Repressionen gegen die literarische Opposition beleuchtet.
Kapitel 4 befasst sich mit der kulturpolitischen Entspannungsphase unter Honecker in den Jahren 1971 bis 1973. Es wird untersucht, ob Honecker tatsächlich ein Förderer der Literatur war und wie der VII. Schriftstellerkongress 1973 die literarische Landschaft beeinflusste.
Kapitel 5 beschreibt das Ende der kulturpolitischen Öffnung unter Honecker. Es werden der Fall Kunze, die Ausbürgerung Wolf Biermanns und die damit verbundenen „Nachwehen“ analysiert.
Kapitel 6 untersucht die Kontrollmechanismen unter Honecker, insbesondere die Staatssicherheit und die Zensur in den siebziger Jahren. Es wird die Operation „Lyrik“ der Staatssicherheit beleuchtet, die sich gegen die literarische Opposition richtete.
Kapitel 7 und 8 befassen sich mit dem VIII. Schriftstellerkongress 1978 und dem Tribunal von 1979, die als Höhepunkte des Kampfes zwischen der literarischen Opposition und der SED-Herrschaft gelten.
Kapitel 9 gibt einen Überblick über die Entwicklung der Literatur in den achtziger Jahren unter Honecker.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die DDR-Literatur, die literarische Intelligenz, die Kulturpolitik, die Opposition, die SED-Herrschaft, die Staatssicherheit, die Zensur, der „Bitterfelder Weg“, der VII. und VIII. Schriftstellerkongress, der Fall Kunze, die Ausbürgerung Wolf Biermanns, die siebziger Jahre und die Rolle der Literatur als Gegenkraft in einem autoritären Staat.
- Quote paper
- Mandy Heite (Author), 2008, Kulturpolitik mit der Brechstange - Die literarische Intelligenz als Oppositionskraft in den 1970er Jahren der DDR, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132989